Uli
Mod Emeritus
Gibson Les Paul Studio Worn Brown
(technische Daten am Ende dieses Posts)
Da dieses Review nicht das erste über eine Les Paul Gitarre ist, richtet es sich auch eher weniger an den Gibson Profi, der seit 30 Jahren ebensoviele Paulas zu Hause stehen hat, sondern mehr an den Anfänger, der den günstigsten Einstieg in die Gibson-LP-Welt wagen will und Informationen darüber sucht, die vielleicht nicht in jeder Verkaufsanzeige stehen. Zwar gibt es schon einen Post über eine ähnliche Gitarre, den ich im Gegensatz zum Verfasser aber nicht wirklich review nennen kann, weshalb es hier eine etwas ausführlichere Version gibt.
Da es für mich selbst die erste Les Paul ist und ich insofern keinerlei Vergleichsmöglichkeit innerhalb der großen Welt der Paula-Kopien habe, habe ich DelayLLama gebeten, mir bei diesem Review mit seinen Erfahrungen zur Seite zu stehen, denn für ihn ist es mindestens die vierte (fünfte ??). Wir haben die Gitarre etwa zur gleichen Zeit gekauft, als sie Ende 2008 einen preislichen Tiefstand hatte und geben hier unsere Eindrücke weiter. Ich selbst werde mich zunächst mehr auf die technische Beschreibung beschränken, für die muß man ja nicht unbedingt vergleichen.
Die Gitarre, um die es hier geht, ist die Gibson Les Paul Studio Limited WB, wobei das WB für das Finish 'worn brown' steht. Sie wurde erstmals Ende 2006 in größerem Stil beworben und kam damals als Sensation erstmals für weniger als 1000€ in die Läden (genau genommen 999,-), was zu angeregten Diskussionen führte. Die einen fanden, für das Geld müsse das ja Schrott sein (und fanden dann auch Argumente dafür), andere begrüßten die Abkehr von Gibsons Hochpreis-Politik und freuten sich, sich endlich auch mal eine Traum-Gitarre leisten zu können.
Das mit dem worn (benutzt, gebraucht) ist inzwischen im Zusammenhang mit diesen Typenbezeichnungen nicht mehr ganz soo ernst zu nehmen. Es handelt sich nicht um eine 'Voralterung' des Lackes, wie man es zb als 'Vorgewaschen' von Jeans kennt, die dann auch tatsächlich aussehen, als wären sie schon 10 Jahre alt. Vielmehr ist es eine optische Abgrenzung zu Mehrschicht-lackierten Hochglanz-Modellen, was auch einer der Gründe ist, weshalb diese Gitarre so günstig angeboten werden kann. Wir haben unsere beide Ende 2008 im gleichen Laden für 675 Euro gekauft, für eine echte Gibson ein Kampfpreis. Ob sie trotzdem (vor allem bei Verarbeitung und Sound) das Geld wert ist, wollen wir hier herausfinden.
Les Paul Studio
Bei den Studio-Modellen hat Gibson ja bewußt auf etliche produktionstechnisch und damit finanziell aufwändigen Features verzichtet, da es ja 'im Studio' in der Kabine mit dem Kopfhörer auf den Ohren nicht wirklich darauf ankommt, wie schön die Gitarre ist, sondern was klanglich aus ihr rauskommt. Wer einmal die Gibson-Factory Tour angesehen hat, bekommt eine Ahnung davon, welch ein Aufwand zB alleine in den Bindings steckt, auch auf diese hat man bei der Studio verzichtet. Weiterhin hat sie nur eine Lackschicht und hier und da weniger teure Materialien. Meiner Meinung nach ist es der Firma aber trotzden gelungen, kein Billig-Image zu transportieren, denn ob Inlays aus Kunststoff oder Perlmutt sind läßt sich ebensowenig auf den ersten Blick erkennen, wie die Qualität elektrischer Bauteile.
Hals
Der sehr schön gemaserte Hals der Studio ist natürlich eingeleimt und der Standard von 1958/59 nachempfunden, er ist etwas dicker und runder als die moderneren Typen. Nach jüngeren Expertenaussagen, die das in entsprechenden Meßreihen auch nachweisen können, wirkt sich das Material des Gitarrenhalses erstaunlicherweise mehr auf den Klang aus, als das des Korpus. Insofern ist es sicher von Bedeutung, daß Gibson den Hals der Les Paul mit wenigen Ausnahmen konsequent aus Mahagoni herstellt, denn viele der günstigeren Kopien verwenden da preiswertere Hölzer und entfernen sich dadurch nicht nur optisch sondern auch klanglich vom Original.
Während die Halsrohlinge bei Gibson, wie bei fast allen modernen Gitarrenherstellern, maschinell vorgefertigt werden, ist alles weitere am Hals ab dem Aufkleben des Griffbrettes Handarbeit, bis hin zum letzten Schliff. Das heißt in der Konsequenz, daß kein Hals exakt ausfällt wie der andere, auch wenn es sich nur um Nuancen handelt. Das dickere Griffbrett muß man allerdings mögen. Für mich als langjährigen Spieler von eher Fender-ähnlichen Hälsen war es eine der größten Umstellungen. Abgesehen von der Dicke, fühlt sich das Holz sehr gut an. Ich kannte einen reinen Mahagonihals bereits von einem meiner Bässe und bin vom reinen 'Anfaß-Gefühl' her ziemlich begeistert davon. Es fehlt dieses leichte Kleben, daß man oft bei stark lackierten Hälsen hat, obwohl ich auch schon von Leuten gehört habe, die dabei Angst haben, es könne sich mal ein Holzsplitter lösen (was ich für sehr unwahrscheinlich halte, den wirklich unbehandelt ist das Holz ja nicht). Die Trapezinlays sind aus Kunststoff (Perloid) auch wenn sie nach Abalone aussehen, auch ein Punkt, der die Kosten reduziert, mich aber nicht wirklich stört. Ein Punkt, der mir sehr aufgefallen ist, sind die erstklassig polierten Bundstäbchen. Selten habe ich auf Anhieb bei einer Gitarre so mühelos Bendings spielen können, ein Umstand, der den dafür eher weniger vorteilhaften 10-46er Saitensatz locker kompensiert, mit dem die Gitarre werksseitig ausgerüstet wurde.
Korpus
Während die einen die 5,9 kg ihrer 74er Custom lieben (13lbs => 5,9kg) und auch auf einem leichteren Instrument vielleicht gar nicht spielen wollen, war eben dieses im Vergleich zu vielen anderen E-Gitarren relativ hohe Gewicht für viele potentielle Käufer lange ein Ablehnungsgrund. Um der Nachfrage nach leichteren Les Paul-Modellen gerecht zu werden, wurden in den 90er Jahren 'chambered' Modelle produziert, die nahezu völlig hohl waren. Stark 'gechambered'ten (welch Wort) Modellen wie der 'Supreme' oder der 'Elegant' wird nachgesagt, im Ton mehr in Richtung der ES335 zu gehen, die Aushöhlung wirkt sich also erwartungsgemäß auf den Klang aus bzw. entfernt sich dabei vom klassischen Les Paul Klang, was aber nur eine Feststellung und keine Wertung sein soll.
Dieses Verfahren ist für die Studio zu teuer, weshalb man sich mit einer anderen Methode geholfen hat. Der body wird im Prinzip aus zwei Platten zusammengeleimt, einer dünneren (einteiligen) Mahagonidecke sowie der dickeren Haupt-Korpusplatte ebenfalls aus Mahagoni, die oft aus mehreren (bei meiner drei...siehe nachstehendes Bild) aneinandergleimten Teilen besteht. In diese dicke Platte werden iaR 9 große Löcher gebohrt (sog. 'weight relief holes'), die als Hauptaufgabe die Gewichtsreduktion haben. Neu ist die Methode nicht, Gibson macht das bei fast allen Modellen seit 1982, offensichtlich mit meßbarem Erfolg, mein Exemplar wiegt etwas mehr als die Hälfte einer alten Custom, ca. 3300 Gramm.
Experten streiten seit der Einführung dieser Löcher darüber, ob sie den Klang (negativ) beeinflussen und es gibt dazu keine eindeutige Meinung. Ich würde den Unterschied zu einer Pre-1982 LP wahrscheinlich eh nicht hören und es gibt auch Gerüchte, daß Gibson nur durch diese Maßnahme in der Lage ist, bei den günstiger angebotenen Modellen schwereres Mahagoni zu verwenden. Ich hätte jetzt zwar als Laie vermutet, daß schwereres Mahagoni eher besser ist (Sustain) aber offenbar ist es zumindest billiger, wenn sich mir auch die Ursache dafür nicht ganz erschließt.
Pickups
Als Tonabnehmer sind wohl Burstbucker eingebaut, obwohl fast alle deutschen Seiten von 490R (am Hals) und 498T (an der Bridge) sprechen. Da ich sie noch nicht herausmontiert habe, gehe ich jetzt mal davon aus, daß es tatsächlich Bustbucker sind, ich könnte aber auch mit der 490/498-Variante leben. (Nachtrag: Mail an Gibson)
Die in Nashville in Handarbeit gewickelten Pickups mit hocheffektiven Alnico-Magneten sollen den unverwechselbaren Gibson-Sound erzeugen. Sie sind auf der Grundlage der original PAF Pickups entwickelt mit zwei maßgeblichen Änderungen: Sie sind vierdrähtig herausgeführt, was sie splitbar macht (eine der beliebtesten 'Tunings', da ohne substanzielle Veränderung durch ein einfaches Push/Pull Poti machbar) und mit einer speziellen Wachsmischung ausgegossen, die jegliche mechanische Schwingung innerhalb der Spule unterbindet und so der Feedback-Neigung entgegenwirken soll.
In der Grafik sind die verbreitetsten bei Gibson verbauten Tonabnehmern zu sehen. Der 490R ist dem BurstBucker sehr ähnlich, der 498T hat hingegen einen noch höheren Output.
Elektrik
Obwohl man sich in weiten Teilen der Produktion an der Gibson-Tradition orientiert und vieles im althergebrachten Stil fertigt, ist seit Juli 2008 bei der traditionell einfachen Elektrik doch etwas Innovation bei der Studio eingezogen. So muß bei der Fertigung jetzt nicht mehr am Instrument gelötet werden, sondern Lautstärke- und Klangregelung befinden sich auf einer Platine, in die alle Potis, Kondensatoren und Pfostenstecker eingelötet sind und ähnlich den Fertigungsverfahren in der Kfz-Industrie nur noch die ebenfalls vorkonfektionierten Kabelbäume eingesteckt werden müssen. Nicht nur mit diesen rationelleren Steckverbindern lassen sich ein paar Dollar sparen, meine Studio hat zB auch nur Standard-Potis (mit 'Gibson'-Schriftzug), teurere Modelle wie die Standard haben hier staubdichte Präzisionspotis von Bourns eingebaut.
Während im Auto beim Einschalten eines Verbrauchers allerdings meist ordentlich Strom fließt, sind es bei Gitarren nur minimalste Ströme , die von der Pickupspannung durch die Schaltung geschickt werden, weshalb ich in Hinblick auf Übergangswiderstände dort eher kein Freund von zu vielen Steckverbindern bin. Die Zeit wird zeigen, ob ich da zu kritisch bin, bis jetzt funktioniert jedenfalls alles prima.
Die Bridge
Die verwendete Tune-o-matic bridge ist ein altbewährtes Teil, das auf eine Idee des ehemaligen Gibson Präsidenten Ted McCarthy in 1954 zurückgeht. Die Amerikaner sind ja bekannt, daß sie gut funktionierende Dinge gerne Jahrzehnte unverändert lassen, was man heute noch an ihren Waschmaschinen oder Fahrzeug-Klimaanlagen sieht, um nur zwei zu nennen. Zwar wurde die Form der Tune-o-matic etwas 'modernisiert', die Grundkonstruktion aber ist die gleiche, wie vor über 50 Jahren. Das 'stopbar' Tailpiece hingegen hat im Laufe der Jahre die frühere Konstruktion abgelöst, bei der die Saiten herumgewickelt werden mußten. Die effektive Saitenlänge war bei meiner Tune-o-matic bereits (wie mittlerweile alle Gibson-Gitarren) mittels Plek-Technologie oktavrein eingestellt, lediglich die Höhe....aber dazu später.
Ein angenehmes Gefühl vermittelt die Tatsache, daß man bei Gibson (zumindest für eine gewisse Zeit) die Hardware nachkaufen kann, was bei vielen weniger bekannten Herstellern oft ein Problem darstellt.
Der Lack
Wo es auf jeden Fall noch traditionell zugeht, ist bei der Philosophie des Lacks. Hier geht man trotz der Tatsache, daß es ein immens arbeitsaufwändiges Verfahren ist, das aufgrund heutiger Arbeitsschutzbestimmungen auch recht teuer ist, nicht davon ab, daß eine Gibson Gitarre grundsätzlich mit Nitrolack veredelt werden muß. Hauptargument von Gibson ist (neben der Tradition, immerhin lackiert man dort seit 1894) die Tatsache, daß Nitrozellulose zu wesentlich dünneren Schichten abtrocknet, als dies bei den heute üblichen Polyurethan-Finishes der Fall ist. Das soll sich durch geringere Interferenzen mit der natürlichen Vibration des Holzes in einem reineren Klang auswirken. Wenn in dieser Firmentheorie auch für mich eine Spur Voodoo steckt, so kann ich mich zumindest der Tatsache nicht verschließen, daß Nitrolacke im Vergleich zu den Markt beherrschenden Poly-Kunststoffverbindungen sehr durchlässig sind, das Holz also über die Jahre atmen (und natürlich altern) lassen, anstatt es hermetisch zu versiegeln. Kleiner Seiteneffekt ist die größere Reparaturfreundlichkeit von Nitrozelluloselacken, da sie mit Nitroverdünnung immer wieder angelöst werden können, was dem fachkundigen Gitarrenbauer nahezu perfekte Reparaturmöglichkeiten bei Kratzern oder Dongs gibt. Unsere Studio hat nur eine dünne Lackschicht über der braunen Beize, was einen großen Teil des Preisvorteils ausmacht, da die Trocknungszeiten bei Nitrolacken sehr hoch sind. Die Farbgleichheit der beiden Hauptteile (Decke und Korpus) ist gut gelungen und bei Tageslicht sind kaum Unterschiede zu sehen. Bei anderen Beleuchtungsverhältnissen oder Fotoblitz wirkt die Farbe jedoch gelegentlich etwas rötlich.
Hier ist der Unterschied des natürlichen Mahagoni-Tones zum braunen Finish gut zu sehen (hinten der Bohrkanal für die Ausgangsbuchse):
Ein kleiner Nachteil soll jedoch nicht verschwiegen werden: Gerade letztgenannter Vorteil, den Lack jederzeit wieder anlösen zu können, kann hier und da auch mal zum Nachteil geraten. Einige der modernen verketteten Kunststoffe (Poly...irgendwas) enthalten Lösemittel, die es ebenfalls schaffen, den Nitrolack wieder anzulösen, wenn auch nur ganz minimal. Das reicht allerdings, um nach Kontakt mit solchen Kunstsstoffen (besonders bei hohem Druck) häßliche stumpfe Stellen oder gar verfärbte Flecken zu hinterlassen, weshalb die Verträglichkeit von Kunststoffen in Transportkoffern oder an Gitarrenständern vorher genau geprüft werden sollte. An dieser Stelle sei bemerkt, daß es sich hierbei nicht um ein Gerücht handelt, sondern ein Risiko, auf welches Gibson selbst hinweist! Da meine Studio mit original Gibson-Case kommt, sehe ich aus dieser Richtung zunächst einmal keine Gefahr. Den Gitarrenständer nutze ich jetzt seit Dezember, bisher klebt noch nichts, allerdings wird die Beauty auch fast jeden Tag herausgenommen...
Verarbeitung/Mängel
Zur Qualität der Verarbeitung kann ich nichts wirklich schlechtes sagen. Dinge, auf die es fundamental ankommt, wie z.B. die Passung der Halstasche oder die Bundierung sind bei meinem Exemplar einwandfrei. Bei weniger wichtigen Details wurde hingegen an einigen Stellen etwas geschlampt, so ist beispielsweise der halsseitige Gurtpin schief eingebohrt oder an einem der Tuner fehlte eine Gehäuseschraube (Bild). Für die Mechanik bekam ich auf eine email hin vom Händler umgehend ein Tütchen mit 5 Originalschrauben zugeschickt, die ich wegen der Optik hatte haben wollen. Für die Funktion des Tuners ist die Schraube zwar ohne Bedeutung, ein bißchen amerikanisch mutet das Ganze aber schon an. Ich sage das ohne Gehässigkeit, die Amis sind da halt cooler, wenn es um so 'Nebensächlichkeiten' geht, was man gelegentlich auch als angenehm empfindet. Ich denke, mit über 10 USA-Besuchen kann man sich so eine Einschätzung schonmal erlauben.
Anzumerken wäre noch, daß zum Lieferumfang ein Hardcase mit Gibson-Aufdruck gehört, das gelegentlich bei ebay schon für über 100 EUR gehandelt wird. Es hat eine ordentliche Qualität, auch wenn die Zuhaltungen jetzt kein technisches Meisterstück sind und das Schloß fehlt - was aber bei fast allen Gitarrenkoffern ohnehin niemanden wirklich aufhalten kann. Da das case aber wirklich ein Hingucker ist, wird ein potenzieller Dieb die Gitarre eh gleich mit Koffer klauen und sich erst zu Hause Gedanken darüber machen, wie er es aufbekommt...
Ein größeres Problem hatte ich mit dem Setup. Die Gitarre wird werksseitig maschinell justiert, was an Genauigkeit nicht vom Menschen zu übertreffen sein soll. Anscheinend wußte mein Exemplar das nicht, denn nach drei Tagen begannen die Baß-Saiten in den unteren Bünden zu schnarren. Nachdem ich zunächst eine falsche Halskrümmung ausschloß, schraubte ich die Brücke etwas höher, was aber erst in einer Höhe Abhilfe brachte, die spieltechnisch nicht mehr komfortabel war. Nach einer Woche, die ich dem Hals zur Akklimatisierung lassen wollte, mußte ich dann doch dem kerzengeraden Hals eine leichte Krümmung geben, die sich aber auch wieder nach einer Woche streckte. Das Ganze zog sich mehrmals mit anschließender Justage der Bridge hin und her, bis ich jetzt einen gangbaren Kompromiß gefunden habe. Woran es lag, weiß ich nicht, allerdings scheinen solche Probleme bei Gibson nicht wirklich unbekannt zu sein, denn in ihren Tuning Tips wird es als eine der beliebtesten Fehlermeldungen beschrieben.
Handling
Wie ich schon eingangs erwähnte, war das Halsprofil für mich anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ich habe es zunächst gar nicht selbst gemerkt, es fiel mir halt nur nach der Probe auf, daß mir die Greifhand weh tat, wenn wir viele Stücke geprobt hatten, in denen ich Barré greifen muß. Das Griffbrett hingegen paßt mir ganz gut. Ich bin zwar nach heutigen Maßstäben kein begnadeter Sologitarrist, dafür eignet sich schon unsere Musikrichtung nicht, aber das, was ich so auf Einzelsaiten mache, geht aufgrund der sehr glatt polierten Bundstäbe ganz hervorragend.
Womit ich größere Schwierigkeiten habe, ist die Position des oberen (schief hinein geschraubten) Gurtpis, der für mich deutlich näher am Hals sitzen müßte. Das liegt sicher an mir und der Tatsache, daß ich bisher über so viele Jahre andere Gitarrenformen gespielt habe, allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, daß ich den Pin noch versetze, als daß ich auf meine alten Tage die Haltung meiner Gitarre beim spielen noch ändere.
Klang
Der Klang ist so, wie ich mir eine Gibson Les Paul vorgestellt habe. Die Tonabnehmer haben ungewöhnlich viel Output. So viel, daß ich die Volume-Potis zurückdrehen muß, wenn ich den gleichen Sender an mehreren Gitarren verwenden will. Insofern neigt insbesondere der Brigd-Pickup auch ohne Verzerrer zum Übersteuern, was gerade bei einem Röhrenamp gut kommt, wenn es passt. Um klangliche Unterschiede wirklich beurteilen zu können, werde ich die samples mit meinem kleinen Handheld Recorder machen, der z.Zt. im Proberaum liegt, da ich beim Boss BR-600 keinen wirklich cleanen Klang hinbekommen habe. Irgendein Chorus oder Hall war da immer, ich wollte es aber ganz trocken! Werden also nachgeliefert!
Fazit
Während es einerseits ein tolles Gefühl ist, nach so vielen Jahren, in denen man nur davon geträumt hat, endlich so ein Prachtstück selbst zu besitzen, ist es andererseits auch ein bißchen ernüchternd festzustellen, daß da auch nur mit Wasser gekocht wird. Unter dem Strich überwiegt aber die Ansicht, eine klanglich sehr gute Gitarre zu haben, die optisch vielleicht nicht jeden Les Paul Freund befriedigen wird, mir aber wegen der erwähnten Vorzüge wie Preis, Gewicht und Autentizität das Geld auf jeden Fall wert ist. Ich würde sie dafür jederzeit wieder kaufen.
Zum Abschluß noch die versprochenen
Technischen Daten:
Hergestellt in: Nashville, USA.
Korpus:
Decke: Mahagoni
Boden und Korpusmitte: Mahagoni
.
Hals:
Material: Mahagoni
Profil: '59 Les Paul Rounded
Neigung der Kopfplatte: 17°
Halsstärke am 1. Bund: 21mm
Halsstärke am 12. Bund: 24,3mm
Halsschuh: 16mm
Griffbrett:
Material: Palisander
Mensur: 629mm
Gesamtlänge: 459mm
Anzahl Bünde: 22
Sattelbreite: 43mm
Breite am 12. Bund: 52mm
Inlays: Trapez, Pearloid
Hardware:
Material: Chrom
Tailpiece: Stopbar
Bridge: Tune-o-matic
Knöpfe: Black Speed
Tuner: Green Key
Saiten: Brite Wires .010-.046
Elektronik:
Tonabnehmer: Gibson Burstbucker
Regler: 3-Weg-Schalter, 2 Lautstärke- u. 2 Tonregler
Farbe: Nitrozelluloselack, Worn Brown
Lieferung incl. orig. Gibson hardshell case
(technische Daten am Ende dieses Posts)
Da dieses Review nicht das erste über eine Les Paul Gitarre ist, richtet es sich auch eher weniger an den Gibson Profi, der seit 30 Jahren ebensoviele Paulas zu Hause stehen hat, sondern mehr an den Anfänger, der den günstigsten Einstieg in die Gibson-LP-Welt wagen will und Informationen darüber sucht, die vielleicht nicht in jeder Verkaufsanzeige stehen. Zwar gibt es schon einen Post über eine ähnliche Gitarre, den ich im Gegensatz zum Verfasser aber nicht wirklich review nennen kann, weshalb es hier eine etwas ausführlichere Version gibt.
Da es für mich selbst die erste Les Paul ist und ich insofern keinerlei Vergleichsmöglichkeit innerhalb der großen Welt der Paula-Kopien habe, habe ich DelayLLama gebeten, mir bei diesem Review mit seinen Erfahrungen zur Seite zu stehen, denn für ihn ist es mindestens die vierte (fünfte ??). Wir haben die Gitarre etwa zur gleichen Zeit gekauft, als sie Ende 2008 einen preislichen Tiefstand hatte und geben hier unsere Eindrücke weiter. Ich selbst werde mich zunächst mehr auf die technische Beschreibung beschränken, für die muß man ja nicht unbedingt vergleichen.
Die Gitarre, um die es hier geht, ist die Gibson Les Paul Studio Limited WB, wobei das WB für das Finish 'worn brown' steht. Sie wurde erstmals Ende 2006 in größerem Stil beworben und kam damals als Sensation erstmals für weniger als 1000€ in die Läden (genau genommen 999,-), was zu angeregten Diskussionen führte. Die einen fanden, für das Geld müsse das ja Schrott sein (und fanden dann auch Argumente dafür), andere begrüßten die Abkehr von Gibsons Hochpreis-Politik und freuten sich, sich endlich auch mal eine Traum-Gitarre leisten zu können.
Das mit dem worn (benutzt, gebraucht) ist inzwischen im Zusammenhang mit diesen Typenbezeichnungen nicht mehr ganz soo ernst zu nehmen. Es handelt sich nicht um eine 'Voralterung' des Lackes, wie man es zb als 'Vorgewaschen' von Jeans kennt, die dann auch tatsächlich aussehen, als wären sie schon 10 Jahre alt. Vielmehr ist es eine optische Abgrenzung zu Mehrschicht-lackierten Hochglanz-Modellen, was auch einer der Gründe ist, weshalb diese Gitarre so günstig angeboten werden kann. Wir haben unsere beide Ende 2008 im gleichen Laden für 675 Euro gekauft, für eine echte Gibson ein Kampfpreis. Ob sie trotzdem (vor allem bei Verarbeitung und Sound) das Geld wert ist, wollen wir hier herausfinden.
Les Paul Studio
Bei den Studio-Modellen hat Gibson ja bewußt auf etliche produktionstechnisch und damit finanziell aufwändigen Features verzichtet, da es ja 'im Studio' in der Kabine mit dem Kopfhörer auf den Ohren nicht wirklich darauf ankommt, wie schön die Gitarre ist, sondern was klanglich aus ihr rauskommt. Wer einmal die Gibson-Factory Tour angesehen hat, bekommt eine Ahnung davon, welch ein Aufwand zB alleine in den Bindings steckt, auch auf diese hat man bei der Studio verzichtet. Weiterhin hat sie nur eine Lackschicht und hier und da weniger teure Materialien. Meiner Meinung nach ist es der Firma aber trotzden gelungen, kein Billig-Image zu transportieren, denn ob Inlays aus Kunststoff oder Perlmutt sind läßt sich ebensowenig auf den ersten Blick erkennen, wie die Qualität elektrischer Bauteile.
Hals
Der sehr schön gemaserte Hals der Studio ist natürlich eingeleimt und der Standard von 1958/59 nachempfunden, er ist etwas dicker und runder als die moderneren Typen. Nach jüngeren Expertenaussagen, die das in entsprechenden Meßreihen auch nachweisen können, wirkt sich das Material des Gitarrenhalses erstaunlicherweise mehr auf den Klang aus, als das des Korpus. Insofern ist es sicher von Bedeutung, daß Gibson den Hals der Les Paul mit wenigen Ausnahmen konsequent aus Mahagoni herstellt, denn viele der günstigeren Kopien verwenden da preiswertere Hölzer und entfernen sich dadurch nicht nur optisch sondern auch klanglich vom Original.
Während die Halsrohlinge bei Gibson, wie bei fast allen modernen Gitarrenherstellern, maschinell vorgefertigt werden, ist alles weitere am Hals ab dem Aufkleben des Griffbrettes Handarbeit, bis hin zum letzten Schliff. Das heißt in der Konsequenz, daß kein Hals exakt ausfällt wie der andere, auch wenn es sich nur um Nuancen handelt. Das dickere Griffbrett muß man allerdings mögen. Für mich als langjährigen Spieler von eher Fender-ähnlichen Hälsen war es eine der größten Umstellungen. Abgesehen von der Dicke, fühlt sich das Holz sehr gut an. Ich kannte einen reinen Mahagonihals bereits von einem meiner Bässe und bin vom reinen 'Anfaß-Gefühl' her ziemlich begeistert davon. Es fehlt dieses leichte Kleben, daß man oft bei stark lackierten Hälsen hat, obwohl ich auch schon von Leuten gehört habe, die dabei Angst haben, es könne sich mal ein Holzsplitter lösen (was ich für sehr unwahrscheinlich halte, den wirklich unbehandelt ist das Holz ja nicht). Die Trapezinlays sind aus Kunststoff (Perloid) auch wenn sie nach Abalone aussehen, auch ein Punkt, der die Kosten reduziert, mich aber nicht wirklich stört. Ein Punkt, der mir sehr aufgefallen ist, sind die erstklassig polierten Bundstäbchen. Selten habe ich auf Anhieb bei einer Gitarre so mühelos Bendings spielen können, ein Umstand, der den dafür eher weniger vorteilhaften 10-46er Saitensatz locker kompensiert, mit dem die Gitarre werksseitig ausgerüstet wurde.
Korpus
Während die einen die 5,9 kg ihrer 74er Custom lieben (13lbs => 5,9kg) und auch auf einem leichteren Instrument vielleicht gar nicht spielen wollen, war eben dieses im Vergleich zu vielen anderen E-Gitarren relativ hohe Gewicht für viele potentielle Käufer lange ein Ablehnungsgrund. Um der Nachfrage nach leichteren Les Paul-Modellen gerecht zu werden, wurden in den 90er Jahren 'chambered' Modelle produziert, die nahezu völlig hohl waren. Stark 'gechambered'ten (welch Wort) Modellen wie der 'Supreme' oder der 'Elegant' wird nachgesagt, im Ton mehr in Richtung der ES335 zu gehen, die Aushöhlung wirkt sich also erwartungsgemäß auf den Klang aus bzw. entfernt sich dabei vom klassischen Les Paul Klang, was aber nur eine Feststellung und keine Wertung sein soll.
Dieses Verfahren ist für die Studio zu teuer, weshalb man sich mit einer anderen Methode geholfen hat. Der body wird im Prinzip aus zwei Platten zusammengeleimt, einer dünneren (einteiligen) Mahagonidecke sowie der dickeren Haupt-Korpusplatte ebenfalls aus Mahagoni, die oft aus mehreren (bei meiner drei...siehe nachstehendes Bild) aneinandergleimten Teilen besteht. In diese dicke Platte werden iaR 9 große Löcher gebohrt (sog. 'weight relief holes'), die als Hauptaufgabe die Gewichtsreduktion haben. Neu ist die Methode nicht, Gibson macht das bei fast allen Modellen seit 1982, offensichtlich mit meßbarem Erfolg, mein Exemplar wiegt etwas mehr als die Hälfte einer alten Custom, ca. 3300 Gramm.
Experten streiten seit der Einführung dieser Löcher darüber, ob sie den Klang (negativ) beeinflussen und es gibt dazu keine eindeutige Meinung. Ich würde den Unterschied zu einer Pre-1982 LP wahrscheinlich eh nicht hören und es gibt auch Gerüchte, daß Gibson nur durch diese Maßnahme in der Lage ist, bei den günstiger angebotenen Modellen schwereres Mahagoni zu verwenden. Ich hätte jetzt zwar als Laie vermutet, daß schwereres Mahagoni eher besser ist (Sustain) aber offenbar ist es zumindest billiger, wenn sich mir auch die Ursache dafür nicht ganz erschließt.
Pickups
Als Tonabnehmer sind wohl Burstbucker eingebaut, obwohl fast alle deutschen Seiten von 490R (am Hals) und 498T (an der Bridge) sprechen. Da ich sie noch nicht herausmontiert habe, gehe ich jetzt mal davon aus, daß es tatsächlich Bustbucker sind, ich könnte aber auch mit der 490/498-Variante leben. (Nachtrag: Mail an Gibson)
Die in Nashville in Handarbeit gewickelten Pickups mit hocheffektiven Alnico-Magneten sollen den unverwechselbaren Gibson-Sound erzeugen. Sie sind auf der Grundlage der original PAF Pickups entwickelt mit zwei maßgeblichen Änderungen: Sie sind vierdrähtig herausgeführt, was sie splitbar macht (eine der beliebtesten 'Tunings', da ohne substanzielle Veränderung durch ein einfaches Push/Pull Poti machbar) und mit einer speziellen Wachsmischung ausgegossen, die jegliche mechanische Schwingung innerhalb der Spule unterbindet und so der Feedback-Neigung entgegenwirken soll.
In der Grafik sind die verbreitetsten bei Gibson verbauten Tonabnehmern zu sehen. Der 490R ist dem BurstBucker sehr ähnlich, der 498T hat hingegen einen noch höheren Output.
Elektrik
Obwohl man sich in weiten Teilen der Produktion an der Gibson-Tradition orientiert und vieles im althergebrachten Stil fertigt, ist seit Juli 2008 bei der traditionell einfachen Elektrik doch etwas Innovation bei der Studio eingezogen. So muß bei der Fertigung jetzt nicht mehr am Instrument gelötet werden, sondern Lautstärke- und Klangregelung befinden sich auf einer Platine, in die alle Potis, Kondensatoren und Pfostenstecker eingelötet sind und ähnlich den Fertigungsverfahren in der Kfz-Industrie nur noch die ebenfalls vorkonfektionierten Kabelbäume eingesteckt werden müssen. Nicht nur mit diesen rationelleren Steckverbindern lassen sich ein paar Dollar sparen, meine Studio hat zB auch nur Standard-Potis (mit 'Gibson'-Schriftzug), teurere Modelle wie die Standard haben hier staubdichte Präzisionspotis von Bourns eingebaut.
Während im Auto beim Einschalten eines Verbrauchers allerdings meist ordentlich Strom fließt, sind es bei Gitarren nur minimalste Ströme , die von der Pickupspannung durch die Schaltung geschickt werden, weshalb ich in Hinblick auf Übergangswiderstände dort eher kein Freund von zu vielen Steckverbindern bin. Die Zeit wird zeigen, ob ich da zu kritisch bin, bis jetzt funktioniert jedenfalls alles prima.
Die Bridge
Die verwendete Tune-o-matic bridge ist ein altbewährtes Teil, das auf eine Idee des ehemaligen Gibson Präsidenten Ted McCarthy in 1954 zurückgeht. Die Amerikaner sind ja bekannt, daß sie gut funktionierende Dinge gerne Jahrzehnte unverändert lassen, was man heute noch an ihren Waschmaschinen oder Fahrzeug-Klimaanlagen sieht, um nur zwei zu nennen. Zwar wurde die Form der Tune-o-matic etwas 'modernisiert', die Grundkonstruktion aber ist die gleiche, wie vor über 50 Jahren. Das 'stopbar' Tailpiece hingegen hat im Laufe der Jahre die frühere Konstruktion abgelöst, bei der die Saiten herumgewickelt werden mußten. Die effektive Saitenlänge war bei meiner Tune-o-matic bereits (wie mittlerweile alle Gibson-Gitarren) mittels Plek-Technologie oktavrein eingestellt, lediglich die Höhe....aber dazu später.
Ein angenehmes Gefühl vermittelt die Tatsache, daß man bei Gibson (zumindest für eine gewisse Zeit) die Hardware nachkaufen kann, was bei vielen weniger bekannten Herstellern oft ein Problem darstellt.
Der Lack
Wo es auf jeden Fall noch traditionell zugeht, ist bei der Philosophie des Lacks. Hier geht man trotz der Tatsache, daß es ein immens arbeitsaufwändiges Verfahren ist, das aufgrund heutiger Arbeitsschutzbestimmungen auch recht teuer ist, nicht davon ab, daß eine Gibson Gitarre grundsätzlich mit Nitrolack veredelt werden muß. Hauptargument von Gibson ist (neben der Tradition, immerhin lackiert man dort seit 1894) die Tatsache, daß Nitrozellulose zu wesentlich dünneren Schichten abtrocknet, als dies bei den heute üblichen Polyurethan-Finishes der Fall ist. Das soll sich durch geringere Interferenzen mit der natürlichen Vibration des Holzes in einem reineren Klang auswirken. Wenn in dieser Firmentheorie auch für mich eine Spur Voodoo steckt, so kann ich mich zumindest der Tatsache nicht verschließen, daß Nitrolacke im Vergleich zu den Markt beherrschenden Poly-Kunststoffverbindungen sehr durchlässig sind, das Holz also über die Jahre atmen (und natürlich altern) lassen, anstatt es hermetisch zu versiegeln. Kleiner Seiteneffekt ist die größere Reparaturfreundlichkeit von Nitrozelluloselacken, da sie mit Nitroverdünnung immer wieder angelöst werden können, was dem fachkundigen Gitarrenbauer nahezu perfekte Reparaturmöglichkeiten bei Kratzern oder Dongs gibt. Unsere Studio hat nur eine dünne Lackschicht über der braunen Beize, was einen großen Teil des Preisvorteils ausmacht, da die Trocknungszeiten bei Nitrolacken sehr hoch sind. Die Farbgleichheit der beiden Hauptteile (Decke und Korpus) ist gut gelungen und bei Tageslicht sind kaum Unterschiede zu sehen. Bei anderen Beleuchtungsverhältnissen oder Fotoblitz wirkt die Farbe jedoch gelegentlich etwas rötlich.
Hier ist der Unterschied des natürlichen Mahagoni-Tones zum braunen Finish gut zu sehen (hinten der Bohrkanal für die Ausgangsbuchse):
Ein kleiner Nachteil soll jedoch nicht verschwiegen werden: Gerade letztgenannter Vorteil, den Lack jederzeit wieder anlösen zu können, kann hier und da auch mal zum Nachteil geraten. Einige der modernen verketteten Kunststoffe (Poly...irgendwas) enthalten Lösemittel, die es ebenfalls schaffen, den Nitrolack wieder anzulösen, wenn auch nur ganz minimal. Das reicht allerdings, um nach Kontakt mit solchen Kunstsstoffen (besonders bei hohem Druck) häßliche stumpfe Stellen oder gar verfärbte Flecken zu hinterlassen, weshalb die Verträglichkeit von Kunststoffen in Transportkoffern oder an Gitarrenständern vorher genau geprüft werden sollte. An dieser Stelle sei bemerkt, daß es sich hierbei nicht um ein Gerücht handelt, sondern ein Risiko, auf welches Gibson selbst hinweist! Da meine Studio mit original Gibson-Case kommt, sehe ich aus dieser Richtung zunächst einmal keine Gefahr. Den Gitarrenständer nutze ich jetzt seit Dezember, bisher klebt noch nichts, allerdings wird die Beauty auch fast jeden Tag herausgenommen...
Verarbeitung/Mängel
Zur Qualität der Verarbeitung kann ich nichts wirklich schlechtes sagen. Dinge, auf die es fundamental ankommt, wie z.B. die Passung der Halstasche oder die Bundierung sind bei meinem Exemplar einwandfrei. Bei weniger wichtigen Details wurde hingegen an einigen Stellen etwas geschlampt, so ist beispielsweise der halsseitige Gurtpin schief eingebohrt oder an einem der Tuner fehlte eine Gehäuseschraube (Bild). Für die Mechanik bekam ich auf eine email hin vom Händler umgehend ein Tütchen mit 5 Originalschrauben zugeschickt, die ich wegen der Optik hatte haben wollen. Für die Funktion des Tuners ist die Schraube zwar ohne Bedeutung, ein bißchen amerikanisch mutet das Ganze aber schon an. Ich sage das ohne Gehässigkeit, die Amis sind da halt cooler, wenn es um so 'Nebensächlichkeiten' geht, was man gelegentlich auch als angenehm empfindet. Ich denke, mit über 10 USA-Besuchen kann man sich so eine Einschätzung schonmal erlauben.
Anzumerken wäre noch, daß zum Lieferumfang ein Hardcase mit Gibson-Aufdruck gehört, das gelegentlich bei ebay schon für über 100 EUR gehandelt wird. Es hat eine ordentliche Qualität, auch wenn die Zuhaltungen jetzt kein technisches Meisterstück sind und das Schloß fehlt - was aber bei fast allen Gitarrenkoffern ohnehin niemanden wirklich aufhalten kann. Da das case aber wirklich ein Hingucker ist, wird ein potenzieller Dieb die Gitarre eh gleich mit Koffer klauen und sich erst zu Hause Gedanken darüber machen, wie er es aufbekommt...
Ein größeres Problem hatte ich mit dem Setup. Die Gitarre wird werksseitig maschinell justiert, was an Genauigkeit nicht vom Menschen zu übertreffen sein soll. Anscheinend wußte mein Exemplar das nicht, denn nach drei Tagen begannen die Baß-Saiten in den unteren Bünden zu schnarren. Nachdem ich zunächst eine falsche Halskrümmung ausschloß, schraubte ich die Brücke etwas höher, was aber erst in einer Höhe Abhilfe brachte, die spieltechnisch nicht mehr komfortabel war. Nach einer Woche, die ich dem Hals zur Akklimatisierung lassen wollte, mußte ich dann doch dem kerzengeraden Hals eine leichte Krümmung geben, die sich aber auch wieder nach einer Woche streckte. Das Ganze zog sich mehrmals mit anschließender Justage der Bridge hin und her, bis ich jetzt einen gangbaren Kompromiß gefunden habe. Woran es lag, weiß ich nicht, allerdings scheinen solche Probleme bei Gibson nicht wirklich unbekannt zu sein, denn in ihren Tuning Tips wird es als eine der beliebtesten Fehlermeldungen beschrieben.
Handling
Wie ich schon eingangs erwähnte, war das Halsprofil für mich anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ich habe es zunächst gar nicht selbst gemerkt, es fiel mir halt nur nach der Probe auf, daß mir die Greifhand weh tat, wenn wir viele Stücke geprobt hatten, in denen ich Barré greifen muß. Das Griffbrett hingegen paßt mir ganz gut. Ich bin zwar nach heutigen Maßstäben kein begnadeter Sologitarrist, dafür eignet sich schon unsere Musikrichtung nicht, aber das, was ich so auf Einzelsaiten mache, geht aufgrund der sehr glatt polierten Bundstäbe ganz hervorragend.
Womit ich größere Schwierigkeiten habe, ist die Position des oberen (schief hinein geschraubten) Gurtpis, der für mich deutlich näher am Hals sitzen müßte. Das liegt sicher an mir und der Tatsache, daß ich bisher über so viele Jahre andere Gitarrenformen gespielt habe, allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, daß ich den Pin noch versetze, als daß ich auf meine alten Tage die Haltung meiner Gitarre beim spielen noch ändere.
Klang
Der Klang ist so, wie ich mir eine Gibson Les Paul vorgestellt habe. Die Tonabnehmer haben ungewöhnlich viel Output. So viel, daß ich die Volume-Potis zurückdrehen muß, wenn ich den gleichen Sender an mehreren Gitarren verwenden will. Insofern neigt insbesondere der Brigd-Pickup auch ohne Verzerrer zum Übersteuern, was gerade bei einem Röhrenamp gut kommt, wenn es passt. Um klangliche Unterschiede wirklich beurteilen zu können, werde ich die samples mit meinem kleinen Handheld Recorder machen, der z.Zt. im Proberaum liegt, da ich beim Boss BR-600 keinen wirklich cleanen Klang hinbekommen habe. Irgendein Chorus oder Hall war da immer, ich wollte es aber ganz trocken! Werden also nachgeliefert!
Fazit
Während es einerseits ein tolles Gefühl ist, nach so vielen Jahren, in denen man nur davon geträumt hat, endlich so ein Prachtstück selbst zu besitzen, ist es andererseits auch ein bißchen ernüchternd festzustellen, daß da auch nur mit Wasser gekocht wird. Unter dem Strich überwiegt aber die Ansicht, eine klanglich sehr gute Gitarre zu haben, die optisch vielleicht nicht jeden Les Paul Freund befriedigen wird, mir aber wegen der erwähnten Vorzüge wie Preis, Gewicht und Autentizität das Geld auf jeden Fall wert ist. Ich würde sie dafür jederzeit wieder kaufen.
Zum Abschluß noch die versprochenen
Technischen Daten:
Hergestellt in: Nashville, USA.
Korpus:
Decke: Mahagoni
Boden und Korpusmitte: Mahagoni
.
Hals:
Material: Mahagoni
Profil: '59 Les Paul Rounded
Neigung der Kopfplatte: 17°
Halsstärke am 1. Bund: 21mm
Halsstärke am 12. Bund: 24,3mm
Halsschuh: 16mm
Griffbrett:
Material: Palisander
Mensur: 629mm
Gesamtlänge: 459mm
Anzahl Bünde: 22
Sattelbreite: 43mm
Breite am 12. Bund: 52mm
Inlays: Trapez, Pearloid
Hardware:
Material: Chrom
Tailpiece: Stopbar
Bridge: Tune-o-matic
Knöpfe: Black Speed
Tuner: Green Key
Saiten: Brite Wires .010-.046
Elektronik:
Tonabnehmer: Gibson Burstbucker
Regler: 3-Weg-Schalter, 2 Lautstärke- u. 2 Tonregler
Farbe: Nitrozelluloselack, Worn Brown
Lieferung incl. orig. Gibson hardshell case
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