RomanS
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Gleich mal vorweg: Es gibt hier im Forum schon ein sehr gutes Review zu diesem Amp: https://www.musiker-board.de/vb/reviews/275099-review-kustom-defender.html - aber was ist besser als ein Review? 2 Reviews, natürlich! Die technischen Eckdaten liste ich aber hier nicht nochmals auf, die könnt ihr im og. Artikel nachlesen!
Mal vorweg: Ich spiele ausschließlich verschiedene Telecasters, teilweise als Thinline, und mit verschiedenen Pickup-Typen; außerdem spiele ich fast auschließlich mit cleanem oder leicht angezerrten Sound (spiele Rockabilly, Country, Roots Rock, da ist nicht mehr Verzerrung notwendig); mein Hauptamp ist ein selbstgebauter Marshall JTM45-Klon (mit KT66 bestückt), dem ich aber entgegen den üblichem Gebrauch als Crunch-Monster nur clean spiele (wo er dann einen sehr fetten, vollen, warmen, un-fendrigen Clean-Sound erzeugt), habe aber auch reichlich Erfahrung mit Fender Twin, Vox AC30, Peavey Classic 30, und noch ein paar anderen Amps. Das alles soll nur als Hintergrundinfo dienen, von welchem Standpunkt aus ich den Defender betrachte.
Gekauft hab ich ihn übrigens hauptsächlich als Backup für live, oder wenn ich mal den Marshall-Klon samt Box (1x10" & 1x12" in einem offenen Gehäuse) nicht schleppen will (und weil ihn ein lokales Musikgeschäft grad zum Inventur-Abverkaufspreis von heissen 300 Euro angeboten hat...)
Damit zurück zum Kustom Defender:
Der Amp sieht auf eine 1970er-Jahre Muscle-Car-Design-mäßige Art sehr cool aus, auch wenn man bei sehr genauer Betrachtung v.a. an den Rundungen des Gehäuses etwas unsaubere Verarbeitung des Tolex sehen kann (2 Schritte weg, und es ist nicht mehr zu bemerken).
Das Gehäuse ist für einen 1x12"-Combo relativ groß (was sich positiv auf den Sound auswirken dürfte), aber erstaunlich leicht (17,3 kg - dürfte auf die Fender-mäßige Konstruktion aus Kiefernholz zurückzuführen sein). Furchtbar sind die Knöpfe - zwar ein cooles, aber leider nur sehr schwer ablesbares Design...
Ausgestattet ist er mit einem Bright-Switch, einem Schalter um das Master Volume aus dem Signalweg zu nehmen, einem üblichem 3-Band EQ, Presence Regler, sowie einem Hall-Regler, und einer fußschaltbaren und regelbaren (bis +10 dB) Boost-Funktion (die ist sehr praktisch, bringt genau die richtige Lautstärkeanhebung für Solos, ohne den Sound oder die Verzerrung groß zu beeinflussen; leider hebt sie auch den Rauschpegel des ansonsten recht nebengeräuschfreien Defenders leicht an; allerdings wird die Aktivierung des Boosts nicht durch eine LED oder so angezeigt, da muß man sich auf die Ohren verlassen; v.a. live wär da schon irgendeine Anzeige wünschenswert, evtl. sollte man nicht den LED-losen Original-Fußschalter dazukaufen, sondern einen mit Indikator-LED, z.B. von Nobels); dann gibt's natürlich noch Standby- und Power-Schalter und eine blaue Lampe.
Hinten gibt's zwei Lautsprecherbuchsen (eine davon mit dem internen 16-Ohm Eminence-Speaker belegt), und einen Schalter zur Impedanzwahl (4/8/16 Ohm), und dem Anschluß für den Boost-Fußschalter (wie gesagt: nicht im Lieferumfang, muß extra gekauft werden).
Hinten ist auch der Käfig für die Röhren zu sehen: der Kustom ist ab Werk mit 2x EL34 bestückt, die aber gegen 2x 6L6 getauscht werden könnten (dann muß man einen Schalter im Käfig umstellen); der Amp ist auch mit einer Auto-Bias-Funktion ausgestattet, die den Röhrenwechsel vereinfacht. Dann sind da noch 3x 12AX7 Röhren zu sehen. Unten im Amp sitzt eine ziemlich lange Hallspirale, die ist allerdings nicht von Accutronics, sondern von "Ruby".
Zum Sound:
Der Amp ist ziemlich brilliant ausgelegt (mit meiner Tele kommt das natürlich noch mehr zum Vorschein...), in bester BF/SF Fender-Tradition von Deluxe Reverb bis Twin Reverb. Hatte zunächst vermutet, das läge vielleicht am brandneuen, also noch nicht eingespielten Lautsprecher; habe den Kustom daher auch mit anderen Lautsprechern kombiniert, aber der brilliante Grundcharakter bleibt erhalten (sehr gut gefiel er mir mit meinem Eminence Cannabis Rex - das ist ja generell ein Speaker, der brilliante Amps etwas runder klingen läßt).
Den Bright-Switch wird man mit einer Strat oder Tele wohl eher selten benötigen (mit einem Tele-Bridgepickup bekommt man so ganz leicht den berüchtigten "Eierschneider-Sound"), das wär wohl mehr was für Les Paul-Spieler (hab hier leider keine Humbucker-Gitarre zum Antesten), selbst der mumpfigste Neck-Humbucker sollte sich damit auffrischen lassen....
Die EQ-Sektion greift etwas deutlicher ins Klanggeschehen ein, als man das von Vintage Amps gewohnt ist, da kann man sich den Sound schon ziemlich nach dem eigenen Geschmack hinbiegen, so läßt sich z.B. auch ein schöner warm-jazziger Ton aus dem Defender locken; auffällig ist, daß der Mitten-Regler bei relativ hohen Frequenzen ins Geschehen eingreift, und daher weniger bauchig-warme Mitten rein- oder rausregelt, sondern eher durchsetzungsstarke, tw. leicht aggressive Hochmitten. Noch am dezentesten im Vergleich zu den anderen agiert der Bass-Regler, aber es reicht, um den Sound wahlweise etwas auszudünnen oder etwas mehr Wumms reinzudrehen.
Mir gefällt der Kustom mit abgeschaltetem Master Volume am besten - er klingt dann etwas offener, frischer, freier, dreidimensionaler; er hat auch ziemlich viel Clean-Headroom, will man ihn ohne Master Volume zum Zerren bringen, wird es laut - SEHR LAUT! Das ergibt dann einen klassischen Crunch-Sound, man denke an die 70er-Jahre Rolling Stones.
Mit eingeschaltetem Master Volume kann man den Amp aber auch schon bei Wohnzimmerlautstärke zum Zerren bringen; mir gefällt der Kustom, wie gesagt, mit eingeschaltetem Master Volume aber nicht ganz so gut wie ohne: der Klang verliert irgendwie an Frische, wirkt gepresster, belegter, flacher; der verzerrte Sound mit Master Volume ist gar nicht mein Ding: wirkt irgendwie dumpf-komprimiert, aber mit so brizzeligen, bröseligen, fast fuzz-artigen Höhen oben drüber - vielleicht was für '60s-Garagenrock, aber ansonsten nicht sehr überzeugend.
Glücklicherweise harmoniert der Kustom (clean eingestellt, und mit ausgeschaltetem Master Volume) bestens mit diversen Pedalen: hab ihm mit meinem Barber LTD, Bad Monkey, Marshall BluesBreaker II, Award Session JD10, und nem Fulldrive 2-Klon probiert, klingen alle sehr gut durch den Defender, und erweitern so den guten Clean-Sound, von Blues bis Classic Rock sollte da alles drin sein. Einzig mit Fuzz-Pedalen scheint er nicht so gut zu können (hab einen Tonebender-Klon und ein Rocket Fuzz probiert - aber ich find ja, Fuzz passt generell zu leicht angezerrten Marshall-mäßigen Amps besser als zu clean eingestellten Fender-artigen).
Auch Delay und Tremolo klingen mit dem Kustom super.
Der eingebaute Hall ist zwar brauchbar, aber nicht Fender-Federhall-typisch: er klingt ziemlich lang aus, und ist etwas dunkler als z.B. der Hall in einem Twin Reverb; er eignet sich weniger für extreme, "splashy" Surf-Sounds (das kann mein EHx Holy Grail besser), sondern macht mehr einen natürlichen "Ambiance"-Raumklang - dabei sollte man aber vorsichtig mit der Eisntellung umgehen, wenn man den Regler so über 11 Uhr aufdreht, klingt's bald nach Kathedrale. Übrigens handelt es sich nicht um einen Röhrenhall, sondern wohl um einen Transistor-getriebenen (zumindest ist laut Bedienungsanleitung keine der 3 12AX7 für den Hall zuständig).
Hab den Amp auch noch parallel mit ein paar andern Amps ausprobiert:
Mein JTM45-Klon (leicht modifizierter Weber-Bausatz mit KT66-Röhren): schwer zu vergleichen, völlig andere Baustelle... Der Marshall-Klon klingt clean voll, warm, rund, füllig, fett, der Kustom dagegen brilliant und transparent; der JTM45-Klon beginnt deutlich früher zu zerren.
Fender HotRod Deluxe: Clean geben sich die beiden Amps nicht viel - selbst mit den serienmäßigen EL34 klingt der Kustom schon sehr Fender-artig, die Clean-Sounds von beiden sind auf gleichem Niveau; mich persönlich überzeugt auch beim HRD der verzerrte Sound nicht besonders, insofern auch hier kein Unterschied; der HRD hat vielleicht einen etwas besseren (oder eher: andersartigen, klassisch-Fender-mäßigeren) Hall, kostet aber auch fast das doppelte.
Peavey Classic 30: Der Kustom hat wesentlich mehr Clean-Headroom, und mir gefällt der Kustom Clean-Sound auch besser als der vom Peavey; dafür klingt der Peavey C30 verzerrt VIEL besser, da kann der Defender mit seinem eigenartigem OD-Sound nicht mit.
FAZIT: Wenn man vorwiegend clean spielt, und auf BF/SF-Fender-artige brilliante, transparente Sounds steht, und einen Amp braucht, der in einer Rockband auch komplett clean lautstärkemäßig mit dem Drummer mithalten kann, ist der Kustom (nicht nur wegen des unschlagbar niedrigen Preises) eine absolut ernstzunehmende, gutklingende, flexible Alternative. Detto wenn man sich seine Verzerrung ohnehin von Pedalen holt (insbesonders Tubescreamer-artige Pedale harmonieren bestens mit dem Defender - auch hier wieder ähnlich wie bei Fender; ein Kustom Defender und ein Digitech Bad Monkey wären das ultimative "low-cost Classic Rock Setup").
Übrigens, nicht nur für klassische cleane Country-, Rockabilly-, Roots-Sounds ist der Amp eine gute günstige Wahl - mit seinem brillianten Grundcharakter sollte er auch hervorragend für diese "edgy"-kantig-spitzigen cleanen Sounds der aktuellen Britpop-Welle (Arctic Monkeys, Dead 60s, und wie sie aller heißen) geeignet sein!
Braucht man dagegen vom Amp ohne Zusatzhilfsmittel lebendige, bluesig angezerrt-singende Sounds, oder gar High Gain-mäßiges (an Metal denkt bei so einem Amp hoffentlich eh niemand, oder?), gibt es sicher besseres; so Stones - AC/DC-Crunch bringt er vielleicht noch, aber auch da gibt's Alternativen, die besser klingen.
Ich werd mich bei meinem Kustom noch ein bißl mit verschiedenen Röhren spielen (6L6, div. Vorstufenröhren - 7025, 5751, 12AX7 von verschiedenen Herstellern), und evtl. den Emi Cannabis Rex statt dem Originalspeaker reinschrauben - aber wirklich notwendig ist das nicht, das ist eher meinem Forschertrieb geschuldet (und ich hab die Dinger eh heir rumliegen), auch mti Werksbestückung klingt der Kustoms schon sehr brauchbar!
Mal vorweg: Ich spiele ausschließlich verschiedene Telecasters, teilweise als Thinline, und mit verschiedenen Pickup-Typen; außerdem spiele ich fast auschließlich mit cleanem oder leicht angezerrten Sound (spiele Rockabilly, Country, Roots Rock, da ist nicht mehr Verzerrung notwendig); mein Hauptamp ist ein selbstgebauter Marshall JTM45-Klon (mit KT66 bestückt), dem ich aber entgegen den üblichem Gebrauch als Crunch-Monster nur clean spiele (wo er dann einen sehr fetten, vollen, warmen, un-fendrigen Clean-Sound erzeugt), habe aber auch reichlich Erfahrung mit Fender Twin, Vox AC30, Peavey Classic 30, und noch ein paar anderen Amps. Das alles soll nur als Hintergrundinfo dienen, von welchem Standpunkt aus ich den Defender betrachte.
Gekauft hab ich ihn übrigens hauptsächlich als Backup für live, oder wenn ich mal den Marshall-Klon samt Box (1x10" & 1x12" in einem offenen Gehäuse) nicht schleppen will (und weil ihn ein lokales Musikgeschäft grad zum Inventur-Abverkaufspreis von heissen 300 Euro angeboten hat...)
Damit zurück zum Kustom Defender:
Der Amp sieht auf eine 1970er-Jahre Muscle-Car-Design-mäßige Art sehr cool aus, auch wenn man bei sehr genauer Betrachtung v.a. an den Rundungen des Gehäuses etwas unsaubere Verarbeitung des Tolex sehen kann (2 Schritte weg, und es ist nicht mehr zu bemerken).
Das Gehäuse ist für einen 1x12"-Combo relativ groß (was sich positiv auf den Sound auswirken dürfte), aber erstaunlich leicht (17,3 kg - dürfte auf die Fender-mäßige Konstruktion aus Kiefernholz zurückzuführen sein). Furchtbar sind die Knöpfe - zwar ein cooles, aber leider nur sehr schwer ablesbares Design...
Ausgestattet ist er mit einem Bright-Switch, einem Schalter um das Master Volume aus dem Signalweg zu nehmen, einem üblichem 3-Band EQ, Presence Regler, sowie einem Hall-Regler, und einer fußschaltbaren und regelbaren (bis +10 dB) Boost-Funktion (die ist sehr praktisch, bringt genau die richtige Lautstärkeanhebung für Solos, ohne den Sound oder die Verzerrung groß zu beeinflussen; leider hebt sie auch den Rauschpegel des ansonsten recht nebengeräuschfreien Defenders leicht an; allerdings wird die Aktivierung des Boosts nicht durch eine LED oder so angezeigt, da muß man sich auf die Ohren verlassen; v.a. live wär da schon irgendeine Anzeige wünschenswert, evtl. sollte man nicht den LED-losen Original-Fußschalter dazukaufen, sondern einen mit Indikator-LED, z.B. von Nobels); dann gibt's natürlich noch Standby- und Power-Schalter und eine blaue Lampe.
Hinten gibt's zwei Lautsprecherbuchsen (eine davon mit dem internen 16-Ohm Eminence-Speaker belegt), und einen Schalter zur Impedanzwahl (4/8/16 Ohm), und dem Anschluß für den Boost-Fußschalter (wie gesagt: nicht im Lieferumfang, muß extra gekauft werden).
Hinten ist auch der Käfig für die Röhren zu sehen: der Kustom ist ab Werk mit 2x EL34 bestückt, die aber gegen 2x 6L6 getauscht werden könnten (dann muß man einen Schalter im Käfig umstellen); der Amp ist auch mit einer Auto-Bias-Funktion ausgestattet, die den Röhrenwechsel vereinfacht. Dann sind da noch 3x 12AX7 Röhren zu sehen. Unten im Amp sitzt eine ziemlich lange Hallspirale, die ist allerdings nicht von Accutronics, sondern von "Ruby".
Zum Sound:
Der Amp ist ziemlich brilliant ausgelegt (mit meiner Tele kommt das natürlich noch mehr zum Vorschein...), in bester BF/SF Fender-Tradition von Deluxe Reverb bis Twin Reverb. Hatte zunächst vermutet, das läge vielleicht am brandneuen, also noch nicht eingespielten Lautsprecher; habe den Kustom daher auch mit anderen Lautsprechern kombiniert, aber der brilliante Grundcharakter bleibt erhalten (sehr gut gefiel er mir mit meinem Eminence Cannabis Rex - das ist ja generell ein Speaker, der brilliante Amps etwas runder klingen läßt).
Den Bright-Switch wird man mit einer Strat oder Tele wohl eher selten benötigen (mit einem Tele-Bridgepickup bekommt man so ganz leicht den berüchtigten "Eierschneider-Sound"), das wär wohl mehr was für Les Paul-Spieler (hab hier leider keine Humbucker-Gitarre zum Antesten), selbst der mumpfigste Neck-Humbucker sollte sich damit auffrischen lassen....
Die EQ-Sektion greift etwas deutlicher ins Klanggeschehen ein, als man das von Vintage Amps gewohnt ist, da kann man sich den Sound schon ziemlich nach dem eigenen Geschmack hinbiegen, so läßt sich z.B. auch ein schöner warm-jazziger Ton aus dem Defender locken; auffällig ist, daß der Mitten-Regler bei relativ hohen Frequenzen ins Geschehen eingreift, und daher weniger bauchig-warme Mitten rein- oder rausregelt, sondern eher durchsetzungsstarke, tw. leicht aggressive Hochmitten. Noch am dezentesten im Vergleich zu den anderen agiert der Bass-Regler, aber es reicht, um den Sound wahlweise etwas auszudünnen oder etwas mehr Wumms reinzudrehen.
Mir gefällt der Kustom mit abgeschaltetem Master Volume am besten - er klingt dann etwas offener, frischer, freier, dreidimensionaler; er hat auch ziemlich viel Clean-Headroom, will man ihn ohne Master Volume zum Zerren bringen, wird es laut - SEHR LAUT! Das ergibt dann einen klassischen Crunch-Sound, man denke an die 70er-Jahre Rolling Stones.
Mit eingeschaltetem Master Volume kann man den Amp aber auch schon bei Wohnzimmerlautstärke zum Zerren bringen; mir gefällt der Kustom, wie gesagt, mit eingeschaltetem Master Volume aber nicht ganz so gut wie ohne: der Klang verliert irgendwie an Frische, wirkt gepresster, belegter, flacher; der verzerrte Sound mit Master Volume ist gar nicht mein Ding: wirkt irgendwie dumpf-komprimiert, aber mit so brizzeligen, bröseligen, fast fuzz-artigen Höhen oben drüber - vielleicht was für '60s-Garagenrock, aber ansonsten nicht sehr überzeugend.
Glücklicherweise harmoniert der Kustom (clean eingestellt, und mit ausgeschaltetem Master Volume) bestens mit diversen Pedalen: hab ihm mit meinem Barber LTD, Bad Monkey, Marshall BluesBreaker II, Award Session JD10, und nem Fulldrive 2-Klon probiert, klingen alle sehr gut durch den Defender, und erweitern so den guten Clean-Sound, von Blues bis Classic Rock sollte da alles drin sein. Einzig mit Fuzz-Pedalen scheint er nicht so gut zu können (hab einen Tonebender-Klon und ein Rocket Fuzz probiert - aber ich find ja, Fuzz passt generell zu leicht angezerrten Marshall-mäßigen Amps besser als zu clean eingestellten Fender-artigen).
Auch Delay und Tremolo klingen mit dem Kustom super.
Der eingebaute Hall ist zwar brauchbar, aber nicht Fender-Federhall-typisch: er klingt ziemlich lang aus, und ist etwas dunkler als z.B. der Hall in einem Twin Reverb; er eignet sich weniger für extreme, "splashy" Surf-Sounds (das kann mein EHx Holy Grail besser), sondern macht mehr einen natürlichen "Ambiance"-Raumklang - dabei sollte man aber vorsichtig mit der Eisntellung umgehen, wenn man den Regler so über 11 Uhr aufdreht, klingt's bald nach Kathedrale. Übrigens handelt es sich nicht um einen Röhrenhall, sondern wohl um einen Transistor-getriebenen (zumindest ist laut Bedienungsanleitung keine der 3 12AX7 für den Hall zuständig).
Hab den Amp auch noch parallel mit ein paar andern Amps ausprobiert:
Mein JTM45-Klon (leicht modifizierter Weber-Bausatz mit KT66-Röhren): schwer zu vergleichen, völlig andere Baustelle... Der Marshall-Klon klingt clean voll, warm, rund, füllig, fett, der Kustom dagegen brilliant und transparent; der JTM45-Klon beginnt deutlich früher zu zerren.
Fender HotRod Deluxe: Clean geben sich die beiden Amps nicht viel - selbst mit den serienmäßigen EL34 klingt der Kustom schon sehr Fender-artig, die Clean-Sounds von beiden sind auf gleichem Niveau; mich persönlich überzeugt auch beim HRD der verzerrte Sound nicht besonders, insofern auch hier kein Unterschied; der HRD hat vielleicht einen etwas besseren (oder eher: andersartigen, klassisch-Fender-mäßigeren) Hall, kostet aber auch fast das doppelte.
Peavey Classic 30: Der Kustom hat wesentlich mehr Clean-Headroom, und mir gefällt der Kustom Clean-Sound auch besser als der vom Peavey; dafür klingt der Peavey C30 verzerrt VIEL besser, da kann der Defender mit seinem eigenartigem OD-Sound nicht mit.
FAZIT: Wenn man vorwiegend clean spielt, und auf BF/SF-Fender-artige brilliante, transparente Sounds steht, und einen Amp braucht, der in einer Rockband auch komplett clean lautstärkemäßig mit dem Drummer mithalten kann, ist der Kustom (nicht nur wegen des unschlagbar niedrigen Preises) eine absolut ernstzunehmende, gutklingende, flexible Alternative. Detto wenn man sich seine Verzerrung ohnehin von Pedalen holt (insbesonders Tubescreamer-artige Pedale harmonieren bestens mit dem Defender - auch hier wieder ähnlich wie bei Fender; ein Kustom Defender und ein Digitech Bad Monkey wären das ultimative "low-cost Classic Rock Setup").
Übrigens, nicht nur für klassische cleane Country-, Rockabilly-, Roots-Sounds ist der Amp eine gute günstige Wahl - mit seinem brillianten Grundcharakter sollte er auch hervorragend für diese "edgy"-kantig-spitzigen cleanen Sounds der aktuellen Britpop-Welle (Arctic Monkeys, Dead 60s, und wie sie aller heißen) geeignet sein!
Braucht man dagegen vom Amp ohne Zusatzhilfsmittel lebendige, bluesig angezerrt-singende Sounds, oder gar High Gain-mäßiges (an Metal denkt bei so einem Amp hoffentlich eh niemand, oder?), gibt es sicher besseres; so Stones - AC/DC-Crunch bringt er vielleicht noch, aber auch da gibt's Alternativen, die besser klingen.
Ich werd mich bei meinem Kustom noch ein bißl mit verschiedenen Röhren spielen (6L6, div. Vorstufenröhren - 7025, 5751, 12AX7 von verschiedenen Herstellern), und evtl. den Emi Cannabis Rex statt dem Originalspeaker reinschrauben - aber wirklich notwendig ist das nicht, das ist eher meinem Forschertrieb geschuldet (und ich hab die Dinger eh heir rumliegen), auch mti Werksbestückung klingt der Kustoms schon sehr brauchbar!
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