[Bass] NS Design Omni Bass NXT5

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NS Design Omni Bass NXT5
Ned Steinberger war immer schon für seine speziellen, fast schon radikalen Designs berühmt (oder eher berüchtigt?). Im heutigen Portfolio findet man neben den bekannten "kopflosen" E-Bässen einen kompletten Satz von E-Streich-Instrumenten - Violine, Viola, Cello und Kontrabass. Quasi zwischen den Mensuren Cello (27,36'') und Kontrabass (41,73'') findet sich der sogenannte Omni Bass. Mit einer Mensur von 34'' entspricht er damit exakt einem Standard-E-Bass und soll damit gerade E-Bassisten den Umstieg oder Wechsel besonders leicht machen - eine Umstellung der Griffweiten ist damit nicht nötig.
Den Omni Bass gibt es als 4-Saiter in Stimmung E-A-D-G und als 5-Saiter wahlweise in H-E-A-D-G oder E-A-D-G-C. Selbstverständlich können auch Quint-Stimmungen realisiert werden.


Das Objekt der Begierde
Im Review geht es um den Omni Bass NXT5 also, dem 5-Saiter in tiefer Stimmung (H-E-A-D-G) in schwarz. Ich besitze das gute Stück nun schon mehreren Monaten und habe es inzwischen bei vielen Gigs und Konzerten eingesetzt, meistens abwechselnd mit E-Bass, passend zu den jeweiligen Musikstücken. Was ich vorab sagen kann ist, dass ich immer noch sowohl vom Spielgefühl als auch von Klang begeistert bin. Aber der Reihe nach…

Von oben nach unten - Kopf
Wenn auch von Steinberger, hat der Omni Bass einen richtigen "Kopf" - keine Kopfplatte wie ein E-Bass, keine klassisch geformte Schnecke wie ein Kontrabass - aber eine, wie ich finde, schicke, dezente Lösung mit viel Praxisbezug. Die Rahmenartige Konstruktion erlaubt den Einsatz von "normalen" geschlossenen 12:1 Mechaniken.
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Diese sitzen sehr eng aufeinander, d.h. bei gleicher "Flügelstellung" ist maximal ein Abstand von 1mm festzustellen - dies und die Tatsache, dass die Mechaniken nach hinten ragen, führen zu einer etwas ungewohnten Haptik beim Stimmen.
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Die butterweich laufenden Mechaniken sind sehr stimmstabil und in Summe natürlich deutlich einfacher in der Handhabung als beim akustischen Pendant.


Hals
Hals und Kopf sind ebenso wie übrigens der gesamte Korpus aus Ahorn - durch das matte schwarze Finish ist allerdings keinerlei Maserung oder Struktur des Holzes zu sehen. Der matt-schwarze Lack ist allerdings hervorragend aufgebracht und fühlt sich durch die fast schon samtige Oberfläche sehr gut an. Gepaart mit dem schlanken Halsprofil ist das Spielgefühl in der linken Hand phantastisch.
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Sattel und Griffbrett sind aus Ebenholz, ebenfalls sehr hochwertig verarbeitet. Als Referenzen zur Intonation sind ziemlich viele gegeneinander versetzte Dot-Inlays eingelassen - das ist für meinen Geschmack zu viel des Guten - zum Glück sind die Dots ziemlich klein.
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Zur Einstellung des Hals-Längs-Reliefs wurde ein einfacher von oben verstellbarer Truss-Rod verbaut. Steinberger bezeichnet die Form des Griffbrettes übrigens als "TransRadius Profile". Im Bereich des Sattels beträgt der Radius 10'', d.h. es ist kaum eine Rundung spürbar, somit also sehr E-Bass-ähnlich. Je näher man sich in Richtung Sattel bewegt umso mehr wird die zunehmende Rundung spürbar - am Ende des Griffbretts sind es 2,5''. Das ist natürlich auch notwendig um einen vernünftigen Einsatz eines Bogens zu gewährleisten.
Um das mit ein paar Zahlen zu verdeutlichen am Sattel erhebt dich die Mitte des Griffbrettes nur um ca. 0,7mm in Bezug zu den Griffbrett-Rändern - am Ende des Griffbrettes sind es immerhin ca. 10,5mm.
Zusätzlich ist das Griffbrett auch noch asymmetrisch, d.h. das Quer-Relief ist bei den hohen Saiten anders als bei den Tiefen. Das wirkt sich auch auf das String-Spacing aus: am "1.Bund" ist der Abstand H-E-Saite 0,9mm, zwischen D-G-Saite 0,75mm, am "24.Bund" entsprechend 18mm/15mm und am Steg 19,5mm/18mm. All diese speziellen Designdetails sind beim Spielen dann aber doch Nebensache, denn im Grund bleibt hier nur das Fazit - Hals und Griffbrett sind hervorragend gelungen.


Korpus
Nun ja, kann man hier von einem "Korpus" reden? Eigentlich eher vom verdickten Ende einer Holzkeule…im Prinzip verbreitert sich der Hals auf ca. 15cm, die Dicke beträgt ca. 10cm. Zur Bogenfreundlichkeit ist das Ganze entsprechend dem Griffbrettradius abgerundet. Als E-Bassist und oder Kontrabassist fühlt man sich schon komisch - im ersten Moment fehlt etwas, kein Fleisch nur Knochen…Ich muss zugeben, dass ich die ersten Male beim Spielen des Omnis schon ein seltsames Gefühl hatte, da sieht man, wie sehr man sich an Flügel, Hörner, Wangen und echte Resonanzkörper gewöhnt hat. Auf der Rückseite des Korpus ist übrigens auch die einzig notwendige Verankerung für die verschiedenen Trage/Haltesysteme des Basses - eine einzelne in den Korpus eingelassene Gewindebuchse.

Steg und Brücke
Der Steg kann über zwei Schrauben auf der Rückseite des Basses in der Höhe verstellt werden - damit ist eine sehr einfache Einstellung der Saitenlage möglich (ohne Öffnen des Rückwanddeckels).
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Der Steg ist übrigens Teil des später beschriebenen Tonabnehmersystems und nicht ohne Grund aus einem speziellen für die Klangeigenschaften abgestimmten Kunststoff ausgeführt. Eine richtige Brücke gibt es somit nicht. Für die Saiten sind einzelne, sehr unscheinbare, aber sehr stabile, hülsenähnliche Metallhalter in den Korpus eingelassen.


Saiten
Der Omni Bass kann laut Steinberger viele handelsübliche Long-Scale Saiten "verarbeiten". Die Ball-Ends müssen allerdings schon sehr genau in die Metallhalter passen, so dass vermutlich hier die meisten Probleme auftreten werden.
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Geliefert wird der Bass mit speziellen von D'Addario für NS Design hergestellten Flatwound-Saiten NS170 - diese sind sowohl klanglich als auch haptisch sehr hochwertig.


Polar-Pickup-System
Das speziell von NS Design entwickelte Piezo-Tonabnehmersystem reagiert hervorragend sowohl auf Fingerstyle als auch auf Bogen - allerdings nicht gleichzeitig. Beide Spielarten generieren verschiedene Arten von Schwingungen, für den akustischen Kontrabass kein Problem - der hier verbaute PU muss allerdings der Spielsituation angepasst werden - ein im Korpus versenkter Schalter erlaubt die Wahl zwischen "Arco" und "Pizzicato". Es ist tatsächlich so, dass in Stellung "Pizzicato" kein vernünftiger Ton mit dem Bogen entsteht, ebenso klingt Fingerstyle bei "Arco" sehr dünn. Was der kleine Schalter nun aber am PU tatsächlich umschaltet kann ich nicht sagen - hab natürlich nachgeschaut - es sieht aber so aus, als ob direkt an den Piezos etwas umgeschaltet wird. Die erste Vermutung war, dass da eine passive Klangformung im Spiel ist - ist aber nicht so.
Wie auch immer - eingestellt auf die entsprechende Spielart klingt der Omni Bass sehr gut. Zum System gehören noch ein Lautstärkeregler und eine passive Höhenblende. Insgesamt ist das PU-System relativ hochohmig, d.h. die Eingangsimpedanz des benutzen Verstärkers/Combos sollte mindestens 500kOhm, besser 1MOhm betragen - bei weniger werden die tiefen Frequenzen bedämpft und gerade die H-Saite hört sich sehr dünn an. Das Ausgangssignal selbst ist allerdings recht hoch, d.h. bei vernünftiger Eingangsimpedanz kommt schon so viel an, dass der Gain-Regler des Amps zurück genommen werden muss. Um die volle Bandbreite des Signals zu liefern, also ohne Bedämpfung, kann der Lautstärkeregler bei maximaler Stellung quasi abgeschaltet werden - in diesem Fall fällt sogar noch die Dämpfung durch den Parallel-Widerstand des Lautstärkeregler selbst weg.
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Versteckt ist die "Elektronik" hinter einem großen Deckel auf der Rückseite des Basses, hier ist auch die Klinkenbuchse montiert.
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Das Fach ist beim NXT praktisch leer, da der Bass komplett passiv ist. Auf dem Foto des geöffneten Fachs kann man vor allem die mit zwei Schrauben verstellbare Holzhalterung des PU-Systems erkennen - wie erwähnt können diese Justierschrauben auch bei geschlossenem Deckel über zwei Bohrungen erreicht werden. Die auf der Rückseite montierte Klinke ist am besten mit einem abgewinkelten Klinkenstecker zugänglich. Das Fach ist übrigens so groß, weil es noch eine aktive Variante des Omni Basses gibt.


Haltesysteme
Im Gegensatz zum E-Bass gibt es beim Omni Bass tatsächlich verschiedene Halte-/Tragesysteme - hört sich hoch-technisch an. Möchte man den Omni Bass im Stile eines Kontrabasses spielen, gibt es einen Dreibein-Ständer auf welchem der Bass fest montiert wird - das heißt aber auch, man muss eben da bleiben wo das Ding steht - das ist sogar noch statischer als mit einem akustischen Kontrabass. Als zweite Lösung gibt es hierzu den sogenannten End-Pin Stand - eine Art Stachel für den Omni Bass. Trotz Körperstütze ist das Ganze allerdings sehr Gewöhnungsbedürftig, wenn auch nicht gänzlich unangenehm. Im Gegensatz zum akustischen Kontrabass fühlt man sich allerdings schon ziemlich nackt.
Eine E-Bass ähnliche Spielart bietet der sogenannte Boomerang-Strap.
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Im Prinzip handelt es sich hier um zwei um eine drehbare Basis schwenkbare Arme mit denen sich der Omni Bass in jede beliebige Position bringen lässt. Wie starr der Bass in der Position verbleibt, lässt sich mit drei Schrauben einstellen. Was zunächst sehr seltsam anmutet stellt sich nach kurzer Eingewöhnung als gut durchdachtes System heraus. Der Haltewinkel des Basses kann dabei von "E-Bass-Stellung" bis in eine aufrechte, fast Kontrabass-ähnliche Position gebracht werden (fühlt sich aber für mich eher bescheuert an…). Zusätzlich kann der gesamte Bass nach vorne oder hinten gekippt werden - das ist vor allem für die Zugänglichkeit der hohen Saiten in höheren Lagen wichtig - denn hier ist der Griffbrett-Radius schon ein Thema und man müsste ansonsten die Greifhand unergonomisch verdrehen. Zum Transport können die Arme des Straps so abgeklappt werden, dass sie sich quasi hinter dem Bass verstecken.
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Wie bereits erwähnt, ein wirklich durchdachtes System, wobei die Kunststoff-Einhängeklammern für den eigentlichen, irgendwie billig wirkenden Nylon-Gurt schon einen wenig vertrauenserweckenden Eindruck machen.


Lieferumfang
Neben dem Boomerang-Strap sind die notwendigen Schlüssel zum Einstellen des Basses enthalten, ebenso ein Gigbag. Von diesem gibt es leider nur eine Version, so dass der Omni Bass mit dem großen Doublebass Bag zurechtkommen muss. Dieser ist natürlich viel zu groß für den Omni, bei einem Preis von knapp 1300 Euro hätte man schon einen passenden Gigbag erwarten können. Es sieht einfach bescheuert aus den wirklich kleinen Bass in diese große "Tüte" zu stecken. Alle weiteren Zubehörteile müssen extra gekauft werden und sind unverschämt teuer. Der End-Pin-Stand kostet 130 Euro bei gefühltem Wert von 30 Euro. Ein Saitenwechsel mit den Originalsaiten NS170 ist übrigens auch nicht ohne - hier muss man beim 5-Saiter mit ca. 180€ rechnen. Zum Glück ist der Boomerang-Strap beim Bass dabei, denn diese wirklich überschaubare Konstellation von Teilen kostet extra 139€ - schlicht eine Unverschämtheit.

Spielgefühl
Kurz gesagt: nach etwas Eingewöhnung hervorragend. Das gilt vor allem im Zusammenhang mit dem Boomerang-Strap. Man hat innerhalb kurzer Zeit die notwendigen Einstellungen gefunden, vor allem wie leicht sich der Bass drehen und kippen lassen soll. Damit ist ein Wechsel zwischen E-Bass und Omni überhaupt kein Problem. Hals und Griffbrett sind, wie bereits erwähnt, ein Traum. Auch wenn sich das Ganze, vor allem durch den Griffbrett-Radius, nicht wie ein E-Bass anfühlt, bewegt sich die linke Hand wie von selbst an die richtige Stelle - im Zusammenwirken mit den Flat-Wounds und der tiefen Saitenlage fühlt man das sinnliche Entstehen jedes Tons in den Fingern.
Mit mal eben im Sitzen ohne umgelegten Gurt kurz spielen ist übrigens nicht - dazu ist einfach zu wenig "Fleisch", sprich Holz am Omni dran. Ohne Gurt findet man einfach keine Möglichkeit den Bass auszubalancieren. Übrigens mit dem End-Pin-Stand konnte ich mich bisher noch nicht so richtig anfreunden - die Balance erfolgt hier über eine nach hinten abklapp- und anpassbare Körperstütze, die auf Gürtelhöhe ansetzt.


Klang
Das Wichtigste eigentlich…Klar kann ein solches Instrument einen Kontrabass nicht ersetzen, aber es klingt einfach nur Klasse. Bei entsprechenden Einstellungen kommt es einem Kontrabass schon ziemlich nahe, kann aber auch die eher singende Fretless-Sparte gut abdecken. Die Einstellmöglichkeiten am Bass sind nur mit der Höhenblende möglich - diese ist aber sehr effektiv. Von eher dumpfen, warmen Mwahh bis zu perkussiveren holzigen Anschlägen sind die Möglichkeiten zwar nicht extrem vielfältig, dennoch ausreichend für den Omni. Natürlich spielt die nachfolgende Signalbearbeitung, genauso wie beim E-Bass, eine große Rolle. Auch wenn meine Amps nicht alle die erwähnten 1MOhm Eingangsimpedanz haben, konnte ich hier keine wirklichen Klangeinbußen im Vergleich mit einem hochohmigen Pre-Amp feststellen. Ob nun In-Ear, mit kleinem Combo (Ibanez Promethean), mittlerem Combo (Roland, Markbass) oder großem Besteck (Tecamp Black Jag mit 2x15er) der Omni Bass verliert seinen charakteristischen Klang nicht und kann sich sogar bei wirklich großen Lautstärken durchsetzen - wobei er in diesem Genre natürlich nicht Zuhause ist.
Ich spiele den Omni Bass eigentlich nur Fingerstyle, wobei (wenn ich es besser könnte) ich durchaus auch mal den Bogen für langsame Intros benutzen würde. Wie erwähnt muss man für das Spiel mit dem Bogen auf Acro-Modus umschalten. Weil Klänge eher schwer zu beschreiben sind folgende hier ein paar kleine Soundbeispiele. Das Licks wurden immer in drei Durchgängen eingespielt: Höhenblende zu, mittel, offen.










Fazit
Ich habe den Kauf nicht bereut und würde es jederzeit wieder tun. Der Omni Bass ist eine tolle Bereicherung für jedes Set und deckt für mich die Genres Jazz, Bigband und Fretless-Balladen hervorragend ab.
Plus
+hervorragende Verarbeitung
+Spielgefühl, Haptik
+Einstellung Saitenlage
+Klang
+Boomerang-Strap Ergonomie
Neutral
*Eingewöhnung in Bezug auf fehlenden Korpus und Griffbrett-Radius
*viele Dot-Inlays
Minus
-teures Zubehör
-Gigbag zu groß
 
Eigenschaft
 
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