[Bass] - Musicman Reflex The Gamechanger

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Einleitung

Seitdem ich mir vor ca. 1 1/2 Jahren einen Musicman Reflex 5HSS gekauft habe, wurde dieser schnell zu meinem "Lieblingsbass". Aufgrund der zahlreichen Pickup-Kombinationsmöglichkeiten kann man schnell zwischen verschiedenen Sounds wählen. Das macht diesen Bass zu einem "One-for-all"-Einsatzgerät.
Über den GameChanger habe ich bisher nur im Internet lesen können. Aber auch hier gab es nicht sooo viele Berichte über diesen Bass. Ein Bass in der 2700 Euro Preisregion findet erwartungsgemäß nicht viele Käufer. Daher freute ich mich sehr, dass das Musiker-Board mit der "Wanderbass"-Aktion mir es ermöglichte, den GameChanger über einen längeren Zeitraum ausführlich testen zu können.


Übersicht

Hersteller: MusicMan
Modell: Reflex The GameChanger
Baujahr: April 2012
Korpusholz: Erle mit Mahagoni ToneBlock, Ahorn Decke
Mensur: 34", 864mm, Longscale
Sattel: Compensated Nut (Kunststoff)
Bünde: 22, Medium Jumbo
Griffbrettradius: 11" (28 cm)
Halsbreite: 41,3 mm am Sattel, 65,1 mm am letzten Bund
Halsdicke: 1. Bund 22 mm, 12. Bund 22 mm
Saitenabstand: Sattel: 10 mm, Brücke: 19 mm
Hals: 5-fach verschraubt, Ahorn mit Palisander Griffbrett
Hardware: Chrom
Mechaniken: MusicMan Lightweight Stimmmechaniken, Standard MusicMan Bridge
Tonabnehmer: 2x MusicMan Humbucker (Keramikmagneten)
Elektronik: aktiv (3 Volt) / passiv, 4-Band EQ
Gewicht: 4,0 kg


gc_front02.jpg


gc_back02.jpg



Konzept

Wie alle MusicMan Bässe wird auch der GameChanger in einem passgenauen MusicMan Kunststoff-Koffer geliefert. Der erste Eindruck: Ein top-verarbeitetes Instrument, keine schief sitzenden PU-Schrauben, keine große Spaltmaße, nichts wackelt und die Lackierung ohne Makel.
Der GameChanger kommt etwas leichter als der Reflex 5 daher. Trotzdem täuscht der erste Eindruck: Die äußeren Abmaße des Basses vermitteln einen kompakten Eindruck, das Gewicht ist trotzdem nicht von schlechten Eltern.
Der Body weist ein angehmes Shaping auf und bietet eine angenehme Arm-Auflage, das Body-umlaufende Binding wirkt sehr edel.

gc_shaping.jpg


Die Kopfplatte ist im Vergleich zu der von den Fender Bässen eher zierlich und ebenfalls, passend zum Body, schwarz lackiert. Alle Saiten werden durch einen durchgehenden Saitenniederhalter geführt. Leider ist man so bei einem Saitenwechsel zu erhöhter Vorsicht gezwungen, wenn man die Lackierung nicht zerkratzen möchte...
Anders als bei den zuerst hergestellten 25th Anniversary verwendet MusicMan beim GameChanger selbstentwickelte "Lightweight" Mechaniken:

gc_head_front.jpg


gc_head_back.jpg


Anders als bei meinem 5-saitigen Reflex konnte ich beim GameChanger keine Kopflastigkeit feststellen. Der Bass hängt ausgewogen im Gurt ohne sich gen Head neigen zu wollen. Mittlerweile habe ich mich auch an das etwas andere Body-Shaping gewöhnt, welches irgendwie dazu führt, dass der Bass-Body mehr "vorm Bauch" hängt und die tiefen Lagen somit "weiter weg" erscheinen. "Neulinge" werden dies jedoch als "komisch" empfinden... ;)

Der Hals ist 5-fach verschraubt, die Halstaschen sind korpusseitig abgeflacht, so dass die hohen Lagen mühelos erreichbar sind.

gc_neck_detail.jpg


Die Halsrückseite ist typisch MusicMan nur geölt und gewachst. Dadurch wird ein sehr angenehmes Spielgefühl vermittelt. Die Halsbreite bewegt sich mit knappen 41 mm (1. Bund) in den für 4-Saiter üblichen Abmaßen. Das Halsprofil ist schmal gehalten.

gc_neck.jpg


Der 4-Band Equalizer wird mit zwei Stacked-Potis bedient. Die Frequenzbänder sind stimmig gewählt worden, wobei auch hier das Höhenband nur sehr wenig Wirkung auf den Klang hat. Sehr gut und hilfsreich sind die beiden Mittenbänder. Mit diesen beiden Bereichen kann man so ziemlich alle Wünsche der Soundgestaltung abdecken.

Zu guter Letzt kann man die Elektronik des Basses passiv schalten. Der 4-Band EQ ist deaktiviert, zur Klangformung steht lediglich ein ToneBlend zur Verfügung. Im PassivModus wird der hohe Output des Basses ein wenig gedrosselt. Der Sound verliert ein wenig die "Spitzen", bleibt aber dennoch sehr prägnant. Die Höhenblende arbeitet weit abgestimmt und lässt keine Wünsche offen.

Doch was macht den GameChanger jetzt so anders?
Der Bass wird mit einem USB-Kabel ausgeliefert. Das unterscheidet ihn schon mal vom Großteil der "üblichen" Bässe. Und es stehen 3 Ein-/Ausgänge zur Verfügung:

gc_out.jpg


Ein Blick unter die Abdeckung des Elektronikfaches offenbart:

gc_electronic.jpg


Aufgeräumt ja, aber auch im Vergleich zu den üblichen Elektroniken ist hier halt einfach ein wenig mehr "Elektronik" vorhanden. Und was auch ungewöhnlich erscheint: Der Bass wird nicht, wie sonst üblich, mit einem (oder zwei) 9 Volt Blöcken betrieben. Hier werden 3x AA Batterien verwendet, die eine 100 Stunden lange Spielzeit ermöglichen sollen.

Das Konzept des GameChangers basiert darauf, eine Vielzahl unterschiedlichster Pickup-Verschaltungen vornehmen zu können. Mit der Elektronik wird das Signal verstärkt und die Pickups verschaltet, das Signal bleibt in allen Fällen analog (und wird nicht gesampelt etc.).

Standardmäßig kann man 25 verschiedene Presets am Bass abrufen. Dazu sind ein 5-fach Bank-Wahlschalter (oberhalb des EQs) und ein Preset-Kippschalter (am oberen Korpushorn) vorhanden.

gc_body_detail1.jpg


gc_schaltung.jpg

Quelle: www.musicman.de

Wie können die 25 Presets aussehen?

Der GameChanger kann im aktiven oder im passiven Modus betrieben werden. Umgeschaltet wird durch ziehen/drücken des Tone-Potis. Mit dem 5-fach Wahlschalter kann man jeweils im aktiv bzw. passiv-Modus zwischen 5 verschiedenen PU-Verschaltungen wählen:

gc_bank.jpg

Quelle: www.musicman.de

Bank A ist der aktive Modus, Bank B ist der passive Modus.
Die Kürzel sind wie folgt zu deuten:

Die vier Spulen (Coils) der beiden Humbucker sind von 1...4 durchnummeriert. Spule 1 liegt am nahesten an der Brücke, demzufolge ist Spule 4 die am Brücken-äußersten.
1s2 bedeutet, dass die Spulen 1 und 2 seriell miteinander verbunden sind.
1p2 bedeutet, dass die Spulen 1 und 2 parallel miteinander verbunden sind

Logischerweise bedeutet dann (1s2)p(3s4), dass die jeweiligen Spulen der einzelnen Humbucker seriell verschaltet sind, die Humbucker untereinander sind parallel verschaltet.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei der Wahl der Brücken-näheren Spulen der Sound Mitten- und Höhenreicher ist und knackiger klingen, als der Sound der Spulen, die mehr in der Nähe des Halses liegen. Nun kommt noch hinzu, dass Spulen, die seriell untereinander verschaltet sind, einen deutlich basslastigeren Sound erzeugen, als parallel verschaltete Spulen. Nun kann man sich grob vorstellen, wie die einzelnen Presets klingen könnten.

Aber, das ist noch nicht alles. Mit einem Momentary-Switch können weitere 15 Presets abgerufen werden:

gc_presets.jpg

Quelle: www.musicman.de

Aber, das ist immer noch nicht alles! Nicht umsonst befindet sich im Lieferumfang des Basses ein USB-Kabel und ein USB-Stick (zur Installation eines notwendigen PlugIns auf dem Rechner. Das PlugIn kann aber auch direkt von der GameChanger Homepage aus installiert werden). Mittels der MusicMan Gamechanger-Homepage kann man weitere PU-Verschaltungen vornehmen und als Preset auf dem Bass speichern.

So gelangt man zur GameChanger Bass Auswahlseite:

gc_hp1.jpg


gc_hp2.jpg


gc_hp3.jpg


Die Auswahlseite ist wie folgt aufgeteilt:

gc_hp4.jpg


Links sind die Bänke und die Presets dargestellt, rechts die Spulenanordnung. Um ein neues Preset zu erstellen, klickt man zuerst links auf die Bank- bzw. Preset-Nummer, unter welcher das Preset abgelegt werden soll. Nun kann man im Coil-Feld seine Wunschanordnung zusammenbasteln. Zudem kann man jede einzelne Spule "out-of-phase" schalten, so dass zusätzliche Soundvariationen möglich sind.

z.B.
gc_hp5.jpg


oder
gc_hp6.jpg


Hat man erst mal die Anordnungsmöglichkeiten verstanden, sind viele verschiedene Sounds (ca. 250.000) erstellbar, speicherbar und wiederabrufbar. Ist der Bass mit dem Computer verbunden, kann man die Presets sofort testen, ohne dass sie auf dem Bass gespeichert wurden. Nicht gespeicherte Presets sind durch ein * gekennzeichnet. Natürlich kann man jederzeit die werkseitig gespeicherten Presets per "Reset" wiederherstellen.

Per MIDI können die Presets ebenfalls geschaltet werden. Diese Möglichkeit habe ich jedoch nicht getestet.


Fazit

MusicMan möchte mit dem GameChanger neue Wege erkunden. Das ist m.E. sehr gut gelungen. Die Fülle an verschiedenen Sounds ist schier unendlich. Natürlich kann man davon ausgehen, dass sich viiiiele Sounds nur minimal voneinander unterscheiden. Dennoch ist es auch möglich, den Bass von Preset zu Preset völlig anders klingen zu lassen. Genau dieses mag ich auch an meinem Reflex 5HSS, man kann sogar den Grundsound des Basses ändern! Es macht Spaß, immer wieder neue Presets zu erstellen und zu testen. Man glaubt gar nicht, was für Klang-Unterschiede die einzelnen Spulenanordnungen haben können. Man kann nur mit einer Spule spielen, mit zwei Spulen, mit drei oder halt mit vier Spulen, man kann ein "Mute"-Preset anlegen, man kann Spulen "out-of-Phase" schalten...

Aber:
Während man beim Reflex 5HSS anhand der Schalterstellungen noch nachvollziehen kann, in welchem Modus man sich befindet bzw. welche PUs man aktiviert hat, verliert man beim GameChanger schnell die Übersicht. Wer kann sich schon 25 Presets merken? Entweder man schreibt sich die Presets auf oder man betreibt den Bass stets verbunden mit einem Laptop bzw. Tablet (oder per Midi...?). Bei der Wahl mittels 5-fach Bankschalter kann man ja noch nachvollziehen, "wo man sich gerade befindet", bei der Preset-Auswahl über den Preset-Schalter ist man schnell hoffnungslos verloren. Es mag komisch klingen und vielleicht noch komischer aussehen, aber ich hätte mir eine Anzeige (am Bass?) gewünscht, welches Preset ich aktuell gewählt habe.

Der Bass wird m.E. eher etwas für Soundtüftler sein. Für jemanden, der einfach nur "loslegen" möchte, sind die Möglichkeiten des Basses einfach zu umfangreich.
 
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Interessantes Teil...erinnert mich irgendie etwas an die line6 Instrumente, denn es scheint mir irgendwie eher für Studioanwendungen konzipiert zu sein... Ich hätte bei so viel innerer Elektronik jedenfalls auf dem Gig bestimmt immer einen passiven Backup-Bass dabei...:redface: Wenn für dich bei dem Testobjekt schon eine Saite fehlt, passte ja wenigstens die Farbe. ;)

Im letzten Abschnitt ist in dem Satz hinter dem Aber: ein 'noch' zu viel. Ansonsten wieder ein sehr professionelles Review wie üblich, leider bist du bei mir noch in der Bewertungssperre, offenbar ist die Ausstoßrate deiner Reviews zu hoch.
 
Danke für dieses sehr ausführliche Review - top!

Die Idee, von 9V-Blöcken auf 2 AAs zu wechseln, sollten alle Hersteller übernehmen!
Ist zwar nichts für die Bühne, aber in allen anderen Belangen einfach nur sinnvoll.
 
Wenn ich in den Musikladen komme, werde ich mal einen in die Hand nehmen (Stufe 1), und wenn er gut klingt, werde ich ihn auch über einen Verstärker ausprobieren (Stufe 2), und wenn er im passiven Modus gut klingt, lohnt es sich bestimmt, auch den aktiven Modus zu probieren (Stufe 3), und dann werde ich auch mal die unterschiedlichen Schaltungsmöglichkeiten testen (Stufe 4). Insgesamt bin ich gespannt, zu welcher Stufe ich mich hintesten werde.
 
Stufe 1 wird sich schwer gestalten, da der Bass wirklich sehr, sehr selten in einem Laden anzutreffen sein wird. Ansonsten würden sich Stufe 2 und 3 gut gestalten, für Stufe 4 braucht´s einen willigen Verkäufer, der auch noch einen I-Net Zugang bereit hält...
 
Stufe 1 wird sich schwer gestalten, da der Bass wirklich sehr, sehr selten in einem Laden anzutreffen sein wird. Ansonsten würden sich Stufe 2 und 3 gut gestalten, für Stufe 4 braucht´s einen willigen Verkäufer, der auch noch einen I-Net Zugang bereit hält...
Zunächst mal danke für die gute Beschreibung des Basses. Meine Bemerkung "Stufe 1", wie er also unverstärkt klingt, war natürlich leicht ironisch gemeint. Da er aus dem Hause Musicman kommt, kann man davon ausgehen, dass Holz und Hardware eine solide Basis bieten. Die korrekte Frage wäre nicht gewesen, ob er gut klingt, sondern wie er sich in der Basis innerhalb der Musicman-Familie darstellt. Die Firma baut hier ja nicht nur Elektronik ein, bei der auch der üppigst geschmückte Christbaum vor Neid erblasst, sondern modifiziert auch Hals- und Kopfform. Und bei den Musicmans, die ich bis jetzt in der Hand hatte (Ich besitze selbst keinen.) zeigten sich doch auch gewisse deutliche Unterschiede in Spielgefühl und Klang. Du hast recht ausführlich beschrieben, wie variabel der Bass sein. Ich habe dabei etwas vemisst, auf welcher Basis er variiert. Ich habe 9 Bässe, von grottenschlecht bis sehr gut. Diese mit dieser aufwändigen Elektronik ausgestattet würden auch keine "besseren" Bässe ergeben.
 
Die Verarbeitung des Basses ist MusicMan-typisch sehr gut. Keine klaffenden Spalten, nichts wackelt, keine schief sitzenden Schrauben, keine Lacknasen. Bei einem Bass in dieser Preisklasse sollte dies selbstverständlich sein.
Ich habe selbst lange Zeit einen MM Stingray 5HH und einen MM SUB5 (keinen StbMM SUB!!!) gespielt und kann daher ein paar Vergleiche mit diesen "klassischen" MusicMan Bässen anstellen. Mittlerweile spiele ich jedoch einen Reflex 5HSS, dem der GC noch am ehesten (nicht nur optisch) ähnelt. Beide letztgenannten Bässe klingen nicht 100%ig im Bridge-Humbucker only Modus wie ein "original" Stingray. Beide grollen in gewohnter MusicMan-Manier, klingen jedoch einen Tick "aufgeräumter, was vielleicht an der leicht anderen PU-Position liegen mag.
Die "Familie", zu welcher diese Bässe gehören, ist jedoch unverkennbar zu hören, solange man den Bass mit den typischen MusicMan Humbucker-Sounds spielt.
Der GC kann durch die verschiedensten Schaltungsmöglichkeiten wie ein Stingray klingen, er kann ebenso wie ein Bongo klingen (ein wenig "runder" und nicht ganz so kantig wie ein Stingray), er kann Preci-like Sounds von sich geben, er kann sogar recht Jazz-bassig klingen.
Das Halsprofil des GC ist "normal" schmal, dafür aber ein wenig flacher als bei einem Stingray. Ich habe das Halsprofil als angenehm empfunden, von Langzeiterfahrungen kann ich jedoch nicht berichten, da ich (ausschließlicher) 5-Saiter-Spieler bin.
 
Danke, schön, das rundet deine Beschreibung gut ab.
 
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