omnimusicus
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[BASS] Höfner 500/5 President Bass
Vorwort
Bässe von Höfner sind zumeist bekannt in Form des Violinbasses, der von Paul McCartney gespielt wird, interne Nummer 500/1.
Weniger bekannt ist der 500/5, der President Bass, der eine Bass-Variante der bauähnlichen President-Gitarre ist.
Ähnlich wie der Violinbass hat auch der President-Bass eine gewisse wenn auch geringe Bekanntheit der Beatles wegen. Denn der erste Beatles-Bassist, Stu Sutcliffe, hatte genau solch einen Höfner President, bevor er dann in Hamburg hängenblieb und sich Paul McCartney genötigt sah, selbst einen Bass zu kaufen.
Ich selbst kam auch aufgrund von alten Beatles-Bildern dazu, mir den President anzuschauen. Er kam mir aufgrund der Bauform und der Tonabnehmerbestückung interessant vor.
Bauart
Der President ist ein vollresonanter Bass, mit einem großen Korpus. Die Spiel-Mensur ist 30 Zoll, also so kurz wie der Violinbass, aber aufgrund der Korpuskonstruktion und des großen Kopfes wegen ist der Bass insgesamt sogar zwei Zentimeter länger als ein Fender Precision Bass.
Aus diesem Grund muß man auch lange 34-Zoll-Saiten draufspannen.
Ausgeliefert wird er mit dünnen Roundwound-Saiten. Sinnvoll wird der Bass für mich aber nur mit geschliffenen Saiten, die habe ich auch gleich aufgezogen.
Gebaut wird er derzeit nur in China, innerhalb der contemporary Serie, hat aber als einziger Bass dieser Serie keinerlei Sustain-Block. Er ist innen komplett hohl. Nur wenige Spanten im Inneren hindern die Decke am wilden Schwingen, nach klassischer Gitarrenbauart.
Als einziger der mir bekannten Höfner-Bässe hat er Single-Coil-Tonabnehmer. Das war für mich auch mit ein Grund, ihn mir einmal genauer anzuschauen.
Die Bauform mit vollschwingender, gewölbter Decke, aufgesetztem Steg und langem Tailpiece ergibt ein extrem komplexes Schwingungssystem, welches sich hier in einem sehr lebhaften Ton widerspiegelt, der ein Eigenleben bekommt. Ein sehr deutliches Attack, vor allem in den hohen Lagen, hat manchmal schon fast einen Kontrabass-Charakter zur Folge.
Der aufgesetzte Steg ist sehr puristisch gebaut. Die Saitenreiter sind schlicht kurze Stücke Bunddraht. Man kann sich entscheiden, in welchen der 4 Schlitze man sie steckt. Die Oktavreinheit läßt sich trotzdem befriedigend einstellen. Ein Reiterchen habe ich inzwischen versetzt.
Intonationsunreinheiten in den hohen Lagen durch unterschiedlichen Druck auf die Saiten und die grundsätzlichen Unzulänglichkeiten der gleichstufigen Stimmung stören mich persönlich mehr als die Ungenauigkeit des Stegs.
In den Soundsamples weiter unten hört man auch Akkordspiel in hohen Lagen. Mit etwas Greifdisziplin geht das schon.
Nach längerem Spiel auf dem President kommen mir andere E-Bässe geradezu nüchtern vor. Es hängt aber stark von der Musik ab, ob das nun gewinnbringend ist oder eher störend.
Abmessungen
Es ist schon ein ziemlich großes Teil, dieser Bass. Auf Bildern mit Sutcliffe, der nicht sonderlich groß war, sieht es schon etwas unpassend aus.
Trotz der ausladenden Korpusabmessungen ist der Hals, wie ihn Höfner eben baut. Sehr schmal, für manche ein halbierter Besenstiel.
Der Sattel ist noch durchaus normal, nur will der Hals einfach nicht breiter werden, wenn man höhere Lagen erreicht
Länge (über alles): 119,5 cm
Korpusdicke: 11 cm (dickste Stelle des gewölbten Korpus)
Halsbreite am Sattel: 42 mm
Halsbreite am Korpus-Übergang: 50 mm
Saitenabstand (Brücke): 44 mm
Gewicht: knappe 3 Kilo, ein echtes Leichtgewicht.
Bünde würde ich als "medium jumbo" klassifizieren.
Das Halsprofil ist ein C. Fühlt sich manchmal fast wie ein V an, weil er so schmal ist.
Montiert sind 22 Bünde + Nullbund. Bespielbar ist er gut bis ganz oben hin.
Durch den großen Korpus und das geringe Gewicht hängt der Bass ausgewogen am Körper.
Mir gefällt das Vollresonanz-Spielgefühl. Das Instrument reagiert auf viele Spielnuancen und man spürt, was es daraus macht.
Verarbeitung
Holzarbeiten außen sind gut ausgeführt, Lack und Bindings sauber. Er ist kein Edelbass, aber es gibt keine störenden Stellen.
Auch die Bünde sind sauber gearbeitet. Keine scharfen Stellen, keine Probleme mit nacharbeitendem Holz oder trockener Lagerung.
Die Mechaniken sind zwar klein, eher wie Gitarrenmechaniken, aber vertrauenserweckender als die Violinbassmechaniken, die ich schon gesehen habe. Sie arbeiten auch gut, also kein Grund zur Klage. Der Vergleich mit anderen Bassmechaniken fällt aber schon etwas krass aus, siehe Bild.
Auch das Trussrod läuft butterweich und ist sehr angenehm zu bedienen.
Die ganze contemporary-Serie ist aber auch nicht auf unterstem Preisniveau, da darf man dies eigentlich erwarten.
Bei meinem Exemplar gibt es zwei Lackrisse am Sattel. Mit dem Verkäufer zusammen kamen wir zum Ergebnis, daß es kein Problem mit dem Holz, sondern eher eine Unachtsamkeit beim Einpassen des Sattels gab.
Es gab dann etwas Nachlaß im Preis und wir waren beide zufrieden.
Ich habe den Bass nun seit einem guten Jahr und weiterhin habe ich keine Probleme mit Holz oder Lack.
Just zum Zeitpunkt des Reviews ist nun aber der Rhythm/Solo-Schalter ausgefallen, es kommt kein Signal mehr in der Rhythm-Stellung. Da muß ein Wackler sein, den ich auf die Schnelle nicht finden kann. Macht aber nix, weil ich den Schalter sowieso nie bediene.
Sound
Der President hält klanglich ein paar Überraschungen bereit.
Unverstärkt klingt er in den tiefen Lagen recht drahtig und hat ein unerwartet langes Sustain. Er klingt da wie ein relativ leiser Akustik-Bass.
Ich habe noch nicht viel Violinbass gespielt, aber ich meine, der Violinbass klingt in der Tiefe satter, obwohl viel kleiner.
In den mittleren Lagen bekommt man einen satten, vollen Sound, mit druckvollem Ansatz und angenehmem Abgang.
In den hohen Lagen wird dann der vollresonante Charakter sehr offenbar. Das Sustain wird recht kurz, das Attack sehr deutlich und es klingt sehr nach Holz.
Die Tonabnehmerbestückung und Positionierung mag ungewöhnlich sein, es ist aber gar nicht schlecht so.
Die beiden Tonabnehmer liegen relativ nahe beieinander. Auf die kürzere Mensur umgerechnet, sitzt der Stegpickup ziemlich genau an der Stelle des Precision-Pickups beim Fender. Und der Halspickup ist ungefähr da, wo beim Gibson EB-3 der dicke Humbucker sitzt.
Diese Positionierung hat Höfner eine Zeitlang auch beim Violinbass so verwendet, meistens kennt man die Höfners aber eher durch einen Humbucker direkt am Steg. Das finde ich musikalisch nicht gut nutzbar, der Pickup am Steg alleine ist schon ziemlich dünn.
Dann also lieber die Lösung wie beim President. Der Halspickup klingt bassiger und wolkiger. Der Stegpickup konkreter, klarer.
Die verbauten Single-Coil-Tonabnehmer beim President sind sehr leise. Der Gain-Regler des Bassamps sollte gute Reserven haben.
Nachgemessen habe ich nicht, aber viele Wicklungen können da nicht drauf sein. Das resultiert in einer relativ hohen Resonanzfrequenz, die den unverstärkten akustischen Sound des Basses gut wiedergeben. Mitsamt allen Greifgeräuschen und ähnlichem, was mir besonders Spaß macht.
Es rasselt und klingelt im Instrument an verschiedenen Stellen und das hört man auch aus dem Verstärker.
Das gefällt mir an diesem President. Wo der Violinbass gerne etwas mumpfig ist, ist hier das komplette Spektrum da. Bei einem Gig habe ich direkt in ein Mini-Mischpult der PA gespielt, und mußte die Höhen noch ein wenig wegdrehen.
Die Höfner-Kontrollplatte mit drei Schaltern und zwei Poti ist sehr speziell, die will ich an dieser Stelle nicht extra beschreiben. Wer sie kennt, weiß es. Wer sie nicht kennt, braucht es nicht zu wissen ...
Drei Soundsamples habe ich vorbereitet. Alle direkt in ein Aufnahmemischpult gespielt. Nicht nachbearbeitet, nur etwas Raumhall hinzugefügt.
Einmal der Halstonabnehmer in allen Lagen. Etwas lauter gespielt, damit auch der Pickup mal ploppt:
Das nächste Sample ist ein Rundgang durch die der Reihe nach schalt- oder regelbaren Soundkombinationen. Fünfmal dasselbe Riff mit diesen Settings:
- Halspickup + Bass on (aktivierte Höhenblende)
- Halspickup alleine
- Beide Pickups zusammen
- Stegpickup alleine
- Stegpickup + Treble on (Bass cut)
Die Höhenblende bei Bass on ist bei diesem Sample nicht sonderlich stark zu hören, beim Spielen über einen Verstärker kommt es mehr zum Tragen.
Und zum Schluß ein Motiv in drei Lagen, nur Halspickup:
Der von manchen gefürchtet schmale Hals mit der kurzen Mensur lädt zum Akkordspiel geradezu ein. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kam ich schnell damit zurecht. Der Hals ist bis zum 22. Bund tatsächlich bespielbar. Ich nutze die hohe Lage auch bei den tieferen Saiten.
Der Bass neigt mit dem großen, hohlen Korpus natürlich tendenziell zu Feedback, man muß die Saiten schonmal festhalten. In einer lauten Band wäre ich wohl nicht wirklich glücklich, das ist aber bauartbedingt nicht anders zu erwarten. Es hat sich aber bei meinen Gigs bislang nicht als problematisch erwiesen.
Die doch deutlichen Wechsel der Klangregister in verschiedenen Lagen fordern mir aber mehr Konzentration ab als bei anderen Bässen, er macht halt manchmal mehr, was er will.
So ich die Ruhe dazu habe, ist das auch schön. Bei mental anstrengenden Jobs z.B. bei einer Bigband greife ich dann aber lieber zu meinem Lakland Hollowbody (siehe mein Review), der in allen Lagen durchgängig klingt und bespielbar ist.
Wo der Lakland sozusagen der verläßliche Geschäftspartner ist, ist der President eher der freaky brother. Beides hat etwas für sich.
Fazit
Mit dem Höfner President habe ich einen lebhaften Bass, der richtig Laune macht, auch wenn er seine Launen hat.
Der Bass ist für mich trotz des veralteten Ansatzes kein Vintage-Gerät, sondern ein durchaus zeitgemäßer Bass, den ich des Spielgefühls und des akustischen Charakters wegen spiele.
Für ruhigere Jazz-Mucken und Blues habe ich ihn schon verwendet. Für andere Jobs nehme ich andere Bässe, ich habe da eine gute Auswahl.
der Omnimusicus
Vorwort
Bässe von Höfner sind zumeist bekannt in Form des Violinbasses, der von Paul McCartney gespielt wird, interne Nummer 500/1.
Weniger bekannt ist der 500/5, der President Bass, der eine Bass-Variante der bauähnlichen President-Gitarre ist.
Ähnlich wie der Violinbass hat auch der President-Bass eine gewisse wenn auch geringe Bekanntheit der Beatles wegen. Denn der erste Beatles-Bassist, Stu Sutcliffe, hatte genau solch einen Höfner President, bevor er dann in Hamburg hängenblieb und sich Paul McCartney genötigt sah, selbst einen Bass zu kaufen.
Ich selbst kam auch aufgrund von alten Beatles-Bildern dazu, mir den President anzuschauen. Er kam mir aufgrund der Bauform und der Tonabnehmerbestückung interessant vor.
Bauart
Der President ist ein vollresonanter Bass, mit einem großen Korpus. Die Spiel-Mensur ist 30 Zoll, also so kurz wie der Violinbass, aber aufgrund der Korpuskonstruktion und des großen Kopfes wegen ist der Bass insgesamt sogar zwei Zentimeter länger als ein Fender Precision Bass.
Aus diesem Grund muß man auch lange 34-Zoll-Saiten draufspannen.
Ausgeliefert wird er mit dünnen Roundwound-Saiten. Sinnvoll wird der Bass für mich aber nur mit geschliffenen Saiten, die habe ich auch gleich aufgezogen.
Gebaut wird er derzeit nur in China, innerhalb der contemporary Serie, hat aber als einziger Bass dieser Serie keinerlei Sustain-Block. Er ist innen komplett hohl. Nur wenige Spanten im Inneren hindern die Decke am wilden Schwingen, nach klassischer Gitarrenbauart.
Als einziger der mir bekannten Höfner-Bässe hat er Single-Coil-Tonabnehmer. Das war für mich auch mit ein Grund, ihn mir einmal genauer anzuschauen.
Die Bauform mit vollschwingender, gewölbter Decke, aufgesetztem Steg und langem Tailpiece ergibt ein extrem komplexes Schwingungssystem, welches sich hier in einem sehr lebhaften Ton widerspiegelt, der ein Eigenleben bekommt. Ein sehr deutliches Attack, vor allem in den hohen Lagen, hat manchmal schon fast einen Kontrabass-Charakter zur Folge.
Der aufgesetzte Steg ist sehr puristisch gebaut. Die Saitenreiter sind schlicht kurze Stücke Bunddraht. Man kann sich entscheiden, in welchen der 4 Schlitze man sie steckt. Die Oktavreinheit läßt sich trotzdem befriedigend einstellen. Ein Reiterchen habe ich inzwischen versetzt.
Intonationsunreinheiten in den hohen Lagen durch unterschiedlichen Druck auf die Saiten und die grundsätzlichen Unzulänglichkeiten der gleichstufigen Stimmung stören mich persönlich mehr als die Ungenauigkeit des Stegs.
In den Soundsamples weiter unten hört man auch Akkordspiel in hohen Lagen. Mit etwas Greifdisziplin geht das schon.
Nach längerem Spiel auf dem President kommen mir andere E-Bässe geradezu nüchtern vor. Es hängt aber stark von der Musik ab, ob das nun gewinnbringend ist oder eher störend.
Abmessungen
Es ist schon ein ziemlich großes Teil, dieser Bass. Auf Bildern mit Sutcliffe, der nicht sonderlich groß war, sieht es schon etwas unpassend aus.
Trotz der ausladenden Korpusabmessungen ist der Hals, wie ihn Höfner eben baut. Sehr schmal, für manche ein halbierter Besenstiel.
Der Sattel ist noch durchaus normal, nur will der Hals einfach nicht breiter werden, wenn man höhere Lagen erreicht
Länge (über alles): 119,5 cm
Korpusdicke: 11 cm (dickste Stelle des gewölbten Korpus)
Halsbreite am Sattel: 42 mm
Halsbreite am Korpus-Übergang: 50 mm
Saitenabstand (Brücke): 44 mm
Gewicht: knappe 3 Kilo, ein echtes Leichtgewicht.
Bünde würde ich als "medium jumbo" klassifizieren.
Das Halsprofil ist ein C. Fühlt sich manchmal fast wie ein V an, weil er so schmal ist.
Montiert sind 22 Bünde + Nullbund. Bespielbar ist er gut bis ganz oben hin.
Durch den großen Korpus und das geringe Gewicht hängt der Bass ausgewogen am Körper.
Mir gefällt das Vollresonanz-Spielgefühl. Das Instrument reagiert auf viele Spielnuancen und man spürt, was es daraus macht.
Verarbeitung
Holzarbeiten außen sind gut ausgeführt, Lack und Bindings sauber. Er ist kein Edelbass, aber es gibt keine störenden Stellen.
Auch die Bünde sind sauber gearbeitet. Keine scharfen Stellen, keine Probleme mit nacharbeitendem Holz oder trockener Lagerung.
Die Mechaniken sind zwar klein, eher wie Gitarrenmechaniken, aber vertrauenserweckender als die Violinbassmechaniken, die ich schon gesehen habe. Sie arbeiten auch gut, also kein Grund zur Klage. Der Vergleich mit anderen Bassmechaniken fällt aber schon etwas krass aus, siehe Bild.
Auch das Trussrod läuft butterweich und ist sehr angenehm zu bedienen.
Die ganze contemporary-Serie ist aber auch nicht auf unterstem Preisniveau, da darf man dies eigentlich erwarten.
Bei meinem Exemplar gibt es zwei Lackrisse am Sattel. Mit dem Verkäufer zusammen kamen wir zum Ergebnis, daß es kein Problem mit dem Holz, sondern eher eine Unachtsamkeit beim Einpassen des Sattels gab.
Es gab dann etwas Nachlaß im Preis und wir waren beide zufrieden.
Ich habe den Bass nun seit einem guten Jahr und weiterhin habe ich keine Probleme mit Holz oder Lack.
Just zum Zeitpunkt des Reviews ist nun aber der Rhythm/Solo-Schalter ausgefallen, es kommt kein Signal mehr in der Rhythm-Stellung. Da muß ein Wackler sein, den ich auf die Schnelle nicht finden kann. Macht aber nix, weil ich den Schalter sowieso nie bediene.
Sound
Der President hält klanglich ein paar Überraschungen bereit.
Unverstärkt klingt er in den tiefen Lagen recht drahtig und hat ein unerwartet langes Sustain. Er klingt da wie ein relativ leiser Akustik-Bass.
Ich habe noch nicht viel Violinbass gespielt, aber ich meine, der Violinbass klingt in der Tiefe satter, obwohl viel kleiner.
In den mittleren Lagen bekommt man einen satten, vollen Sound, mit druckvollem Ansatz und angenehmem Abgang.
In den hohen Lagen wird dann der vollresonante Charakter sehr offenbar. Das Sustain wird recht kurz, das Attack sehr deutlich und es klingt sehr nach Holz.
Die Tonabnehmerbestückung und Positionierung mag ungewöhnlich sein, es ist aber gar nicht schlecht so.
Die beiden Tonabnehmer liegen relativ nahe beieinander. Auf die kürzere Mensur umgerechnet, sitzt der Stegpickup ziemlich genau an der Stelle des Precision-Pickups beim Fender. Und der Halspickup ist ungefähr da, wo beim Gibson EB-3 der dicke Humbucker sitzt.
Diese Positionierung hat Höfner eine Zeitlang auch beim Violinbass so verwendet, meistens kennt man die Höfners aber eher durch einen Humbucker direkt am Steg. Das finde ich musikalisch nicht gut nutzbar, der Pickup am Steg alleine ist schon ziemlich dünn.
Dann also lieber die Lösung wie beim President. Der Halspickup klingt bassiger und wolkiger. Der Stegpickup konkreter, klarer.
Die verbauten Single-Coil-Tonabnehmer beim President sind sehr leise. Der Gain-Regler des Bassamps sollte gute Reserven haben.
Nachgemessen habe ich nicht, aber viele Wicklungen können da nicht drauf sein. Das resultiert in einer relativ hohen Resonanzfrequenz, die den unverstärkten akustischen Sound des Basses gut wiedergeben. Mitsamt allen Greifgeräuschen und ähnlichem, was mir besonders Spaß macht.
Es rasselt und klingelt im Instrument an verschiedenen Stellen und das hört man auch aus dem Verstärker.
Das gefällt mir an diesem President. Wo der Violinbass gerne etwas mumpfig ist, ist hier das komplette Spektrum da. Bei einem Gig habe ich direkt in ein Mini-Mischpult der PA gespielt, und mußte die Höhen noch ein wenig wegdrehen.
Die Höfner-Kontrollplatte mit drei Schaltern und zwei Poti ist sehr speziell, die will ich an dieser Stelle nicht extra beschreiben. Wer sie kennt, weiß es. Wer sie nicht kennt, braucht es nicht zu wissen ...
Drei Soundsamples habe ich vorbereitet. Alle direkt in ein Aufnahmemischpult gespielt. Nicht nachbearbeitet, nur etwas Raumhall hinzugefügt.
Einmal der Halstonabnehmer in allen Lagen. Etwas lauter gespielt, damit auch der Pickup mal ploppt:
Das nächste Sample ist ein Rundgang durch die der Reihe nach schalt- oder regelbaren Soundkombinationen. Fünfmal dasselbe Riff mit diesen Settings:
- Halspickup + Bass on (aktivierte Höhenblende)
- Halspickup alleine
- Beide Pickups zusammen
- Stegpickup alleine
- Stegpickup + Treble on (Bass cut)
Die Höhenblende bei Bass on ist bei diesem Sample nicht sonderlich stark zu hören, beim Spielen über einen Verstärker kommt es mehr zum Tragen.
Und zum Schluß ein Motiv in drei Lagen, nur Halspickup:
Der von manchen gefürchtet schmale Hals mit der kurzen Mensur lädt zum Akkordspiel geradezu ein. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kam ich schnell damit zurecht. Der Hals ist bis zum 22. Bund tatsächlich bespielbar. Ich nutze die hohe Lage auch bei den tieferen Saiten.
Der Bass neigt mit dem großen, hohlen Korpus natürlich tendenziell zu Feedback, man muß die Saiten schonmal festhalten. In einer lauten Band wäre ich wohl nicht wirklich glücklich, das ist aber bauartbedingt nicht anders zu erwarten. Es hat sich aber bei meinen Gigs bislang nicht als problematisch erwiesen.
Die doch deutlichen Wechsel der Klangregister in verschiedenen Lagen fordern mir aber mehr Konzentration ab als bei anderen Bässen, er macht halt manchmal mehr, was er will.
So ich die Ruhe dazu habe, ist das auch schön. Bei mental anstrengenden Jobs z.B. bei einer Bigband greife ich dann aber lieber zu meinem Lakland Hollowbody (siehe mein Review), der in allen Lagen durchgängig klingt und bespielbar ist.
Wo der Lakland sozusagen der verläßliche Geschäftspartner ist, ist der President eher der freaky brother. Beides hat etwas für sich.
Fazit
Mit dem Höfner President habe ich einen lebhaften Bass, der richtig Laune macht, auch wenn er seine Launen hat.
Der Bass ist für mich trotz des veralteten Ansatzes kein Vintage-Gerät, sondern ein durchaus zeitgemäßer Bass, den ich des Spielgefühls und des akustischen Charakters wegen spiele.
Für ruhigere Jazz-Mucken und Blues habe ich ihn schon verwendet. Für andere Jobs nehme ich andere Bässe, ich habe da eine gute Auswahl.
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