[Verstärker] Aguilar Tonehammer 500 + 2x Aguilar GS212

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el murdoque
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Vorgeschichte:
Meine Ausgangssituation war die, dass nach dem Wechsel der Band und des Proberaums
wieder ein Gitarrist vor mir stand, der seinen 100W Halfstack auf ein ordentliches Pfund aufgerissen spielt.
Zusammen mit dem Raum, der für Gitarren eine deutlich bessere Akustik bietet als für den Bass, drängte mich das
ziemlich in die Ecke. Mein 1x15" Combo mit 100W konnte da, selbst mit einer 1x15er Zusatzbox nicht das gewünschte Fundament legen,
sondern wurde zur Nebensache degradiert. Übergangsweise zerrte ich mein altes Peavey Top vom Dachboden und baute mir mit einer geliehenen
4x10er und der 1x15er den klassischen Fullstack, während ich mich auf die Suche nach einer Dauerlösung machte.


Ich wollte schon immer mal einen Fullstack besitzen, der von einem Hersteller kommt, wo also auf allen drei Teilen das gleiche Logo prangt.
Das hat rein ästhetische Gründe, ich habe da keine rationalen Argumente. Da ich im Begriff war, richtig Geld anzulegen, sollte dies der Moment sein,
wo ich diesen Traum gleich miterfülle.

Nach etwas Recherche und ein paar kleinen Tests konnte ich die Auswahl einengen. Ich wollte 12" Lautsprecher und ein kleines, leichtes Top.
Leistung sollte das ganze natürlich in verschwenderischem Maße bieten können.

Bei den Tops waren in der engen Wahl:
-Orange Terror Bass 500 (1000)
-Markbass LM tube
-TC RH 450
-Aguilar Tonehammer 500

Der Orange hätte mich schon gereizt, doch Orange hat in 12" Bestückung nur die Isobarischen cabs, und dem Konzept traue ich nicht genug, um mir gleich 2 davon zu kaufen.
Bei Markbass war es ganz ähnlich, die einzige Box, die mir wirklich zugesagt hat, gibt es nur in 4 Ohm.
Also blieben im Grunde noch der TC und der Aguilar.
Ich habe mit dem TC ein bisschen rumgespielt, fand im direkten Vergleich aber, dass der Tonehammer deutlich mehr Leistung bietet.
Die zweite Sache war, dass der EQ beim TC zu komplex für meine Ansprüche ist. Ich hatte immer das Gefühl dass ich zwar einen recht ordentlichen Sound habe, aber wenn ich noch ein bisschen
mehr Zeit reinstecke noch mehr rausholen kann. Die Möglichkeit die Boxen vertikal zu stacken fand ich darüberhinaus auch sehr ansprechend.
Der Tonehammer dann bot die Simplizität, die Leistung und nach meinem Geschmack auch die Optik, weshalb meine Entscheidung in diese Richtung ging.
Also mussten Boxen von Aguilar her. Da gab es zwei Linien, DB und GS. Für meine Soundvorstellung war die GS, die einen leichten Midscoop hat, die richtige und so kam es dann dazu, dass ich
zwei davon mit jeweils 2x12 in 8 Ohm bestellte.

Auspacken
& Aufbauen:
Die Boxen kamen in massiven Pappkartons sicher verpackt bei mir an. Der Tonehammer in einer kleinen 'Schachtel'.
Ich hatte bereits vorher Speakonkabel besorgt, da der Tonehammer nur Speakonbuchsen hat.
Die GS212s kommen in schlichtem Schwarz daher, sind mit Teppich bespannt und die Front ist schwarz vergittert.
Als Zubehör ist ein Satz Rollen beigefügt, womit ich die untere Box bestückt habe. Die obere Box rastet sauber auf der unteren ein
und die beiden bilden eine Einheit.

Das Top ist etwas größer als ein Autoradio und wiegt so gut wie nichts, man kann es bequem in einer Hand halten.
Die Verarbeitung ist auf den ersten Eindruck sehr solide und sauber.

Tonehammer 500:

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Rückseitig haben wir den An/Aus Kippschalter sowie den Anschluss fürs Stromkabel, eine Klinkenbuchse für den Tuner,
zwei Speakonbuchsen sowie einen Lüfter.
Die Vorderseite bietet an Anschlüssen den Input, den Effektloop sowie den DI out.
Es gibt vier Taster, die für -10dB Pegelabsenkung, Mute, Groundlift sowie Pre/Post für das DI Signal zuständig sind.
Dann haben wir noch 7 Drehregler, die Gain, Drive, Bass, 2x Parametrische Mitten, Höhen sowie den Gesamtoutput kontrollieren.
Um zu sehen, was der Tonehammer macht, gibt es drei Statusleuchten. Eine für Power, eine für Mute und eine Clip-LED.


GS212:

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Die GS212 ist mit 2 12" Lautsprechern bestückt und wie der Tonehammer komplett in den USA hergestellt. Unter der Bespannung findet sich 7 lagiges Philipinisches Mahagoni.
Für die hohen Frequenzen ist ein Tweeter zuständig und dass das ganze atmen kann, sind zwei ordentliche Röhren in der Front eingelassen.
Rechts und links sind massive Griffe in Griffschalen und rückwärtig haben wir ein Anschlusspanel, das eine Speakon- und zwei Klinkenbuchsen bietet,
sowie einen Drehregler mit dem der Einsatz des Tweeters reguliert wird. Vom Gewicht her sind die GS recht ordentlich, eine wiegt deutlich über 30kg.
Das Ganze gibt es wahlweise in 4 oder 8 Ohm. Da ich einen Stack betreiben wollte, habe ich mich für die 8 Ohm Variante entschieden.

Handhabung:
Wie schon erwähnt, rasten die Boxen sauber aufeinander ein, wenn man sie aufeinanderstellt. Von den Maßen her sind sie deutlich kompakter als 4x10er, auch wenn sie beim Gewicht
eine Neodym-bestückte Leichtbau 410er locker toppen. Durch die gut positionierten Griffschalen und das kompaktere Äussere lassen sie sich aber gut durch die Gegend wuchten, da man die Arme gut herumbekommt und den Schwerpunkt recht Rückenfreundlich kontrollieren kann.
Der Tonehammer findet reichlich Platz auf der oberen Box.

Praxis:
Verkabelt man nun alles und kippt den rückwärtigen Schalter von 0 auf I, erwacht das Ganze zum Leben.
Den Gain auf 8 Uhr und den Rest auf neutral (EQ auf 12 Uhr, Drive aus) klingt das Ganze schon recht ordentlich.
Wie zu erwarten hat der Stack einen leichten Midscoop und nicht ganz so brilliant gezeichnete Höhen, Der Bass zentriert sich leicht über den tiefsten Frequenzen.
Die Potis laufen sauber und sind etwas schwergängiger als ich es gewohnt bin, was durchaus positiv ist, da man sehr präzise arbeiten kann.
Nach etwas rumspielen mit den Soundmöglichkeiten wird schnell klar, dass der Tonehammer komplexer ist, als es der dreiband EQ mit parametrischen Mitten zunächst vermuten lässt.
Der Gainregler ist mitnichten blosses Pegelinstrument, das Handbuch lädt sogar dazu ein, die Vorstufe clippen zu lassen. Hier kann man vom cleanen Signal über ein leichtes Singen
und deutlich Schmutz im Signal bis hin zu einem handfesten Overdrive pegeln, ab etwa 12 Uhr meldet sich die Clip-LED bei härterem Anschlag am Bass.
Das Ganze wird durch den 'Drive' Regler weiter unterstützt. Dreht man hier, kommt nicht nur Schmutz hinzu, auch der Gesamtsound wird beeinflusst, es kommen gefühlt mehr Höhen und obere Mitten hinzu und ganz unten geht etwas weniger.
Der EQ arbeitet sauber, der Bassregler ist bei 40Hz angesetzt, wo er um 17dB boostet oder cuttet.
Der Mittenregler greift zwischen 180 und 1000Hz zu - ein Poti regelt die Frequenz, das andere die Intensität (+-16dB),
Der Höhenregler ist bei 4kHz angesetzt. Zusätzlich zum Höhenregler regulieren die Drehregler für den Tweeter an den Boxen, wie die Höhen abgezeichnet werden.
Mit dem Gain auf 12, dem Drive auf 1, etwas Bass und Höhen, sowie einem leichten Boost im oberen Drittel des Mittenreglers habe ich meinen Rocksound gefunden.
Meinen Bass habe ich dabei fast neutral (ein Tick Bassboost) und spiele über den Halspickup.
Der Bass beisst sich durch den Mix, bei harten Anschlägen knurrt er mit singenden, leicht angezerrten Obertönen.
Headroom war mir wichtig - und den bietet der Stack. Mit dem Master auf 12 Uhr kann der Gitarrist voll aufreissen und der Schlagzeuger wird schnell müde, wenn er mithalten möchte.
Ab etwa Halb zwei schiebt es den Bassisten auf dem Teppich rückwärts und die klare sicht schwindet, da die Augen in den Höhlen vibrieren (Gehörschutz ist Pflicht).
Der Rest der Band hört hier auf zu spielen und erkundigt sich in nicht unbedingt freundlichem Tonfall nach dem Geisteszustand des Bassisten.
In direktem Vergleich zu einem Markbass LMII hat der Tonehammer nicht die klare Zeichnung des Signals, sondern viel mehr Eigenleben. Die untersten Frequenzen werden nicht so trocken abgebildet wie beim Markbass und die Höhen werden weicher gezeichnet - schliesse ich den Mark an den Stack, muss ich sofort die Tweeter, die beim Tonehammer auf 1/2 stehen, um die Hälfte reduzieren. Es ist aber auch die ganze Wärme weg, die Obertöne singen nicht mehr leicht zerrig und der Bass klingt trocken.
Ich werde mich hüten zu behaupten, dass der Tonehammer mit einem Vollröhrenamp konkurrieren kann, aber was gesagt werden muss, ist,
dass derjenige, der die Wärme und den röhrigen Sound eines 40kg Ampeg Monsters sucht, aber weder zweieinhalb Riesen anlegen möchte, noch
ein Top schleppen, welches schwerer ist als die Box, einen Blick auf den Tonehammer werfen sollte. Denn er kann auch Warm, leicht zerrig klingen und wiegt dabei nichts.

Seit der Anschaffung habe ich ein paar Gigs mit dem Setup spielen können. Bei einem Event in einer Bar, wo nur der Gesang über PA kommt, hatte ich eine Box ins Publikum gerichtet und eine auf mich und der gesamte Raum war voller Bass. Bei einem weiteren in einer kleinen Location habe ich beim Soundcheck direkt eine der Boxen wieder ins Auto verfrachtet - zu viel des Guten.
Hier war ich dann auch wirklich froh, zwei identische Boxen zu haben, denn lässt man eine zu Hause, hat man im Prinzip den selben Sound, nur weniger davon. Ein Tick mehr Bass (bei mir reicht es, den am Instrument reinzudrehen) und es klingt wie mit dem Fullstack, nur hat man das Geschleppe halbiert.
Bei einem Open Air, welches für 1000 Leute angelegt war und wo die Bühne satt Gegenwind hatte, konnte ich dann zum ersten mal am Master drehen, ohne gleich wegzufliegen.
Hier habe ich die auf der Bühne liegende DI-Box liegen lassen und den DI out am Tonehammer benutzt. Der Mischer war zunächst skeptisch, dann aber mit der Qualität des Signals zufrieden.
Auf der Bühne war der Stack für die Hörbarkeit des Basses allein verantwortlich - keiner der Mitmusiker brauchte Bass auf dem Monitor und man war sehr zufrieden mit der Lautstärke und Qualität der Basswiedergabe.

Der Vollständigkeit halber habe ich dann auch noch ein paar andere Instrumente an diesem Setup versucht. Der Vintage P-Fretless mit Tapewound Saiten scheint für dieses Setup gemacht worden zu sein, hier laufen einem Freudentränen aus den Ohren, wenn man aufspielt.

Interessant war auch der Versuch mit einem billigen Instrument. Ein passiver Steinberger Nachbau aus Holz, der von sich aus keinen besonderen Klang zu bieten hat, verlangt nach etwas mehr Bass und unteren Mitten, doch dann, wenn man sich einen Rockigen Sound eingestellt hat, klingt selbst der Bühnentauglich.


Fazit:
Würde ich mir dieses Setup genau so wieder kaufen ? Sicherlich.
Möglicherweise würde ich den Tonehammer 350 ausprobieren, da der 500er ein sehr Grosses Maß an Headroom liefert und man mir mehrfach zusicherte, dass die Dinger auch wirklich Vollgasfest sind, wenn man mal über längere Strecken wirklich aufreissen muss - ausserdem habe ich keinen Bedarf am Effektloop, der beim 350er nicht auf der Vorderseite ist.
Ich wollte einen gutaussehenden Fullstack, komplett von einem Hersteller, der Leistung in verschwenderischem Maße bieten kann, und genau das habe ich bekommen.
Die Verarbeitungs- und Soundqualitäten sind traumhaft und ich habe im Moment keine wünsche mehr offen.

stack.jpg
 
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d'Averc
  • Gelöscht von d'Averc
  • Grund: bildlinks aktualisiert
Sehr schöne Beschreibung.

Gleichwohl drängt sich mir die Frage auf,
ob es ehrenrührig oder gar verboten ist,
hier Preise zu nennen.

:confused:
 
el murdoque
  • Gelöscht von d'Averc
  • Grund: pics eingefügt
Nun, der Tonehammer kost' beim großen T €799,- und das ist wohl auch im Bereich der Schmerzgrenze. Die
Boxen kosten jeweils knapp unter einem Tausender.
 
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