[Effekt] Boss GEB-7 - Bass Equalizer Fußpedal

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Boss GEB-7 - Bass Equalizer Fußpedal


»Background«
Ich spiele meine Bässe ohne Effekte und für mich muss ein Bass im Prinzip ohne Hilfsmittel den Sound liefern, der mir gefällt. Live halte ich überhaupt nichts vom Herumschrauben an den persönlichen Settings. Da muss der Sound auf Fußtritt stimmen. Dennoch habe ich den Boss GEB-7 vor kurzem als fixen Bestandteil in mein Setup aufgenommen. Wie kam es dazu? Was bringt mir der Boss GEB-7 an Vorteilen, die ich vorher nicht hatte?

Zunächst zähle ich einen Equalizer nicht zu den klassischen Effekten im traditionellen Sinne. Aber wen kümmert schon die exakte Kategorisierung, immerhin handelt man sich mit dem Boss GEB-7 ein weiteres Equipment ein, das den Aufwand beim Aufbau vergrößert. Etwas, das ich gar nicht mag. Brauche man das zusätzliche Teil in der Praxis nun wirklich?

Diesem größeren Aufwand beim Aufbau steht für mich ein entscheidender Vorteil beim Spielen gegenüber: schneller Wechsel der Bässe zwischen den Nummern und ein optimal abgestimmter Sound für bundierten und bundlosen Bass in meinem Setup. Wie fügt es sich in mein Setup ein?

An den Anfang stelle ich die Produktinformation des Herstellers, die ich in meinem Review zum Boss GEB-7 im Detail näher betrachten und in der praktischen Handhabung beleuchten möchte:

»Trotz seiner kompakten Abmessungen deckt der GEB-7 einen extrem breiten Frequenzbereich ab, von 50 Hz bis 10 kHz. Damit ist er optimal für jeden Bass, sogar für 5-Saiter. Mit seinen 7 Schiebereglern für die Frequenzen 50 Hz, 120 Hz, 400 Hz, 500 Hz, 800 Hz, 4,5 kHz und 10 kHz macht er genaueste Klangkontrolle möglich. Speziell auf die Bedürfnisse von Bassisten zugeschnitten, besitzt er allein 3 Regler für die besonders kritischen mittleren Frequenzen 400 Hz, 500 Hz und 800 Hz, die den grundlegenden Charakter des Bassklanges bestimmen. Der GEB-7 gibt Ihnen die Freiheit, die Sie für genaue und subtile Klangkontrolle brauchen: Jede der 7 Frequenzen kann über einen Bereich von ± 15dB angehoben oder abgesenkt werden. Damit wird der spezielle Charakter jeder Spieltechnik optimal hervorgehoben, von dynamischem Fingerpicking bis hin zu aggressivem Slapping.«

So weit ... so gut. Nun zu meinen Eindrücken in der Praxis:

GEB-7_1415.JPG GEB-7_1411.JPG

»Funktion, Anzeige und Gehäuse«
- Analoger, graphischer 7-Band Equalizer (50 Hz, 120 Hz, 400 Hz, 500 Hz, 800 Hz, 4,5 kHz, 10 kHz)
- 7 Schieberegler (EQ Control) für ± 15 dB Pegelanhebung und Senkung pro Band
- 1 Schieberegler (Level Control) zur Regelung des Output Pegels
- Pedaltaster für Ein/Aus
- Anzeige: CHECK-Anzeige (gleichzeitig Batteriestandsanzeige)
- Maße: 73 mm (Breite) x 129 mm (Tiefe) x 59 mm (Höhe), (2-7/8 x 5-1/8 x 2-3/8 inches)
- Gewicht: 440 g, (1 lb mit Batterie)
- Rändelschraube zum Öffnen des Batteriefachs
- Betrieb über Batterie und Netzteil (Netzteil nicht im Lieferumfang)
- robuste, kompakte Bauweise

»Technische Daten«
- Eingangspegel: -20 dBm
- Eingangsimpedanz: 1 MOhm
- Ausgangspegel: -20 dBm
- Ausgangsimpedanz: 1kOhm
- Geräuschspannungsabstand: -100 dBm (IHF-A, Typ)
- Stromversorgung: 9 V DC: Trockenbatterie 9 V Type (6F22/9 V)
- Stromverbrauch: 16 mA (9 V DC)

»Anschlüsse«
- Input
- Output
- AC-Adapter (9V DC)

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»Design«
Der Boss GEB-7 bietet bewährte Qualität und bekanntes Design von Boss, wie man es von den Fußpedalen erwartet und kennt. Das Gehäuse ist aus Gussmetall, sehr stabil und für den Live-Einsatz konzipiert. Auch bei suboptimalen Lichtverhältnissen muss man sich nicht vor unschönen Konsequenzen von Fehltritten und Ausrutschern fürchten. Wie bei Bosspedalen üblich liegen die Schieberegler deutlich hinter der Pedalfläche und befinden sich damit in einem guten Sicherheitsabstand zur Fußspitze und den Schuhsohle. Die vermeintlich zerbrechlich aussehenden Schieberegler sind stabil und es besteht kaum die Möglichkeit die Regler irgendwie mit dem Fuß kaputtzumachen. Auf dem Pedal selbst befindet sich im vorderen Bereich eine Hartgummiauflage, die ein sicheres Betätigen ermöglicht und ein ungewolltes Abrutschen verhindert. Das Gehäuseinnere ist bei den Gehäuseschlitzen direkt unter den Schiebereglern jeweils mit einer Filzfolie vor Staub geschützt. Wenn man den GEB-7 nicht direkt durch diese Schlitze übermäßig mit Alkohol zuschüttet, kann man getrost von einer langen Lebenserwartung des Gerätes ausgehen. Einziger Risikofaktor für Fehltritte: ein Tritt seitlich auf die Klinkenstecker bei angeschlossenen Klinkenkabeln im Stand-Alone-Betrieb.


»Bedienung«
Der Betrieb des Boss GEB-7 erfolgt wie üblich über eine 9 Volt-Blockbatterie. Für einen Batteriewechsel öffnet man das Pedal durch Lösen der Rändelschraube an der Vorderseite unter dem Pedaltaster. Optional lässt sich der GEB-7 über ein 9-Volt-Netzteil, das nicht im Lieferumfang mit dabei ist, auf der Rückseite am Kopfende anschließen.

Ob das Gerät ein- oder ausgeschalten ist, wird durch eine gut sichtbare rote LED in der rechten oberen Ecke signalisiert. Dieser LED Indikator zeigt aber nicht nur an, ob der Effekt »on« oder »off« ist, sondern dient gleichzeitig als Akku-Prüf-Indikator. Leuchtet die Anzeige schwach, ist es Zeit, die Batterie zu wechseln.

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Im optimalen Fall hängt man den GEB-7 Fußpedal in die Festpegel-Effektschleife des Amps. Preamp-Out (Effects Loop Send) des Verstärkers wird über ein 6,3mm Klinkenkabel mit der Input-Buchse des GEB-7 verbunden. Von der Output-Buchse des Effektgerätes geht es dann über ein 6,3mm Klinkenkabel wieder retour zum Amp-In (Effects Loop Return) des Verstärkers. Den Pegel regelt man bei Bedarf am Level Control des GEB-7. Bei dieser Anschlussvariante arbeitet das Boss Gerät bemerkenswert rauscharm, abgesehen von Extremeinstellungen wie beispielsweise einem voll aufgedrehtem 10-kHz-Fader. Es taugt durchaus auch für Einsätze im Studio.

Alternativ kann man den GEB-7 auch zwischen Bass und Verstärkereingang hängen, wenn der Amp über keinen Effektweg verfügt oder man das Signal bewusst über den Vorverstärker schicken will. Da bei dieser Anschlussvariante neben dem Signal auch das geringe Eigenrauschen des GEB-7 zusätzlich über den Preamp vorverstärkt wird, arbeitet der GEB-7 bei dieser Anschlussvariante merkbar weniger rauscharm. Insbesondere dann nicht, wenn man mit den EQ Controls und dem Level Control jeweils ans obere Limit von +15 dB geht. Dann kommt Urlaubsfeeling aufgrund des Meeresrauschens der Brandungswellen auf und man möchte sein Surfboard auspacken.

Mit dem Level Control passt man einerseits den Ausgangspegel des durch den EQ modifizierten Signals an den Pegel des Eingangssignals an. So gleicht man etwaige Lautstärkedifferenzen aus, die durch Anheben oder Absenken bestimmter Frequenzbänder entstehen. Der Level Control des GEB-7 übernimmt aber noch eine zweite Funktion. Verwendet man den Level Control als Booster oder Cutter, wird die Gesamtlautstärke des Ausgangssignals angehoben oder abgesenkt. Per Fußtritt aktiviert man so seinen Leadsound und boostet gleichzeitig die Lautstärke des Leadsounds.

Die Hauptfunktion des Boss GEB-7 ist sinngemäß der grafische 7-Band-Equalizer, der speziell für den E-Bass entworfen wurde. Die 7 Schieberegler (EQ Control) sind für den Eingriff ins Klangspektrum des Bass-Signals konzipiert. Boss hat die einzelnen Fader auf die typischen und wichtigsten Bass-Frequenzen abgestimmt.

Die meisten Bass-Verstärker bieten in der Regel die Möglichkeit zur Regelung von Bässen, Mitten und Höhen. Manche gehen einen Schritt weiter und unterteilen die Mitten in untere und obere Mitten. Hier kommt man sehr schnell an die Grenzen. Professionelle Studio-Geräte wiederum bieten die Möglichkeit, das Signal in sehr schmale Frequenzbänder zu unterteilen. Boss liefert mit dem 7-Band-Equalizer ein gutes und praktisch sinnvolles Mittelmaß für den Bühneneinsatz.

Beeindruckend gibt sich der Boss GEB-7, wenn alle Fader auf Neutralstellung stehen. Dann ändert sich so gut wie nichts am Sound. Die Schaltung hat keine merkbare Eigenfärbung, wie man das häufig bei EQs erlebt. Die neutrale Stellung der Schieberegler ist in der Mitte. Nach oben hebt man das Signal des jeweiligen Frequenzbandes um bis zu +15 dB an, nach unten senkt man das Signal um bis zu -15 dB ab. Der grafische 7-Band EQ deckt die Frequenzbänder bei 50, 120, 400, 500, 800, 4.500 und 10.000 Hertz ab. Die Schieberegler arbeiten rauschfrei und sehr gut aufeinander abgestimmt. Sie lassen sich leicht, aber dennoch fest genug, um vor ungewollten Verstellungen sicher zu sein, einstellen. Die Sensibilität beim Faden ist vorbildlich.

Überbrückt man den GEB-7 im Buffered Bypass Modus, sind leichte Höhenverluste des Signals bemerkbar. Diesen Effekt kann man weitestgehend kompensieren, indem man den Höhenverlust an der Treble Control des Amps ausgleicht.

Zurück zur Ausgangsfrage in der Einleitung: Wie verwende ich den Boss GEB-7 in meinem Setup? Welche Vorteile bringt er mir persönlich?

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Ich spiele zwei Bässe, den Yamaha RBX-800A (Active) und den RBX-800AF (Active Fretless) [Bass Review hier]. Und diese beiden neuerdings über den Hartke A 100 Basscombo [Amp Review hier]. Der Boss GEB-7 liefert differenzierte Klangeinstellung auf 7 Frequenzbändern und rüstet meinen Hartke A 100 quasi zum 2-Kanal-Amp mit zwei 7-Band EQs auf.

Beide Bässe sind über einen Fußwechselschalter am aktiven Eingang des Hartke A 100 angeschlossen. Die Grobeinstellung meines Lieblingssounds passiert natürlich an den Instrumenten. An der Tone-Regelung mit der grafischen 7-Band EQ des Hartke habe ich die Freuquenzbänder für den optimalen Sound des bundierten Basses eingestellt. Am Effekt-Loop des Hartke hängt das Boss GEB-7 Bass Equalizer Fußpedal, dass ich über Fußkick beim Basswechsel vom Bundierten zum Bundlosen einschalte, und für den optimalen Sound des Bundlosen sorgt. Der 7-Band EQ des GEB-7 »übersteuert« im aktiven Modus den 7-Band EQ des Hartke A 100.

Ich spiele mit dem Yamaha RBX-800A als auch mit dem RBX-800AF annähernd gleich viel und wechsle im Prinzip permanent zwischen Bundlosem und Bundiertem. Egal ob im Proberaum oder live auf der Bühne. Neben dem Basswechsel zwischen zwei Nummern sind für mich jeweils nur zwei Fußtritte notwendig. Einen für den Wechselschalter der beiden Bässe, einen für den GEB-7. Zwei kleine Schritte für mich, zwei große Schritte fürs Publikum. Denn beide Bässe spielen ihre volle Stärke und Sound-Charakteristika voll aus. Da erkennt auch der Laie im Blindtest und Vollrausch, dass da zwei unterschiedliche Bässe zu hören sind. Das Umschalten passiert blitzschnell und parallel zum Basswechsel, das eindeutig den größeren Aufwand darstellt. Am Amp selbst ist kein zusätzliches Umschalten notwendig.


»Sound«
Der Boss GEB-7 ist so konzipiert, dass man von Feinheiten und Nuancen bin hin zu radikalen Soundveränderungen ein breites Spektrum an flexiblen Einstellungsmöglichkeiten hat.

Die Anleitung des Boss GEB-7 ist gut gemacht und hilft speziell Anfängern bei den ersten Gehversuchen bei der Soundeinstellung weiter. Auf Seite 12 des Handbuches finden sich vier Beispiel-Settings für »Standard Rock«, »Heavy Metal«, »Slapping Play« und »Bass Amplifier Simulation«, die man als Ausgangsposition und zur groben Orientierung für die eigenen Entdeckungen hernehmen kann. Das beiliegende Benutzerhandbuch ist jedoch nur in englischer Sprache verfügbar. Die Settings kann man aber auch sehr gut ohne Fremdsprachenkenntnisse anhand der Grafiken ablesen.

Der Boss GEB-7 eignet sich darüber hinaus auch zur Feinabstimmung des Live-Sounds von E-Bässen. Er unterstützt dabei, beim Soundcheck den eigenen Sound an unterschiedliche Räume anzupassen. Und seinem Bass unabhängig von der Lokation mehr Kick in den Tiefbässen oder mehr Glanz in den Höhen zu verleihen. Und dabei jene Frequenzen herauszufiltern und zu verringern, die den Raum dröhnen, die Einrichtung wummern und die Fenster klirren lassen.

Um die Wirkungsweise des Boss GEB-7 besser zu verstehen, hilft es zunächst, wenn man sich die Frequenzbereiche am Bass bewusst macht. Die Frequenzen der Grundtöne (1. Harmonische) eines 24-bündigen E-Basses reichen bei einem Vier-Saiter von 41,2 bis 382 Hertz, bei einem Fünf-Saiter von 30,9 bis 382 Hertz und bei einem Sechs-Saiter von 30,9 bis 523,3 Hertz. Hat man am Griffbrett keine vollen 24 Bünde zur Verfügung, verschiebt sich jeweils die obere Grenze entsprechend nach unten. Wobei die Leer-Saiten im Standard-Tuning folgende Grundfrequenzen haben: E = 41,2 Hz; A = 55 Hz; D = 73,4 Hz; G = 98Hz; H = 30,9 Hz und C = 130,8 Hz. Am 12. Bund hat man jeweils die doppelte, am 24. Bund dann jeweils die vierfache Frequenz der Leer-Saite.

Stellt man den Frequenzen am E-Bass die regelbaren Frequenzbänder des graphischen 7-Band Equalizer gegenüber (50 Hz, 120 Hz, 400 Hz, 500 Hz, 800 Hz, 4,5 kHz, 10 kHz) erkennt man sofort, dass man mit einem Equalizer nicht nur singulär die Grundfrequenz regelt, sondern dass der spezifische Sound des jeweiligen Basses durch die Überlagerung der Grundfrequenz mit den Oberwellen (2. bis n. Harmonische) entsteht. Die Klangcharakteristik ist also die Summe der Grundschwingung und der Oberwellen. Beides kann man mit dem Boss GEB-7 gezielt heben oder senken, um den Charakter des Basses zu beeinflussen und nach den eigenen Vorlieben zu optimieren.

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Generell sollte man bei der Verwendung eines Equalizers die drei bekannten EQ-Grundregeln beachten:

A) Um den Sound zu verbessern nutzt man den EQ, um bestimmte Frequenzen zu beschneiden (cut) indem man die störenden Frequenzbänder absenkt.

B) Um die Soundcharakteristik zu verändern und den Bass anders klingen zu lassen, nutzt man den EQ, um bestimmte Frequenzbänder anzuheben (boost).

C) Frequenzen, die nie im Sound enthalten waren kann man weder beschneiden noch anheben. Die Frequenzbereiche von Amp, Boxen und PA sind daher mit zu berücksichtigen. Bringt die HiFi Anlage keine Bässe, nutzt auch das Boosten der tiefen Frequenzen am GEB-7 nichts.

Speziell beim ersten Kontakt mit einem EQ sollte man sich ganz bewusst vor Augen führen, dass man einen EQ nicht primär oder ausschließlich zum Boosten seines Instruments im Gesamtmix verwenden kann. Ein Absenken der unwichtigen Frequenzen des Basses reicht zumeist schon, um einen angenehmeren, transparenteren und saubereren Klang aus dem Instrument herauszufiltern oder Platz für andere Instrumente im Band-Mix zu schaffen. Und dass der Bass damit im Gesamt-Mix wesentlich besser zur Geltung kommt.

Im Gegensatz dazu kann man durch Anheben von Frequenzen den Charakter des E-Basses grundlegend verändern, insbesondere wenn man gleichzeitig ungewünschte Frequenzbänder herausfiltert:

»Tiefen« am GEB-7 (50 Hz, 120 Hz)
Mit einer Filterung des Tiefenbereichs verändert man primär den Grundtonbereich des Basses. Dieser Bereich ist nicht nur hörbar sondern vor allem auch fühlbar. Eine Tiefenanhebung bewirkt mehr Druck und Power, zu wenig Tiefen machen den Sound dünn und kraftlos.

Das untere Ende des menschlichen Hörvermögens liegt bei etwa 20 bis 40 Hz und damit unterhalb des Frequenzbandes des 50-Hz-Schiebereglers. Dieser Frequenzbereich wird in professionellen Musikproduktionen bisweilen komplett entfernt. Mit dem 50-Hz-Schieberegler, der den Sub-Bass definiert, filtert man den gefühlten Bass. Ein zu starker Boost lässt den Bass wummern und überwältigt den Mix. Von kleinen Lautsprechern, beispielsweise an manchen HiFi-Anlagen, wird dieser Frequenzanteil nicht wiedergegeben.

Mit dem 120-Hz-Schieberegler steuert man die Fülle des Basses, die man zur Vermeidung von matschenden Sounds absenken kann oder auch um dem Kick der Bass-Drum mehr Raum zu geben.

Der Frequenzbereich der Bass-Drum und des E-Basses kollidieren in den »Tiefen« und matschen da auch mal gerne um die Wette. Um die beiden Streithähne voneinander zu trennen kann man beispielsweise den E-Bass bei 50 Hz boosten und die Bass-Drum bei 120 Hz cutten. So kommen sich Kick und Bass nicht ins Gehege. Dieses Geh-Mir-aus-dem-Weg-Spielchen kann man natürlich auch umgekehrt spielen.

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»Untere Mitten« am GEB-7 (400 Hz, 500 Hz, 800 Hz)
Im Bereich der »Untere Mitten« befinden sich die für den E-Bass wichtigen und spezifischen Harmonischen. Hier treten die Obertöne des Basses hervor, die für den Klangcharakter und den Sound besonders maßgeblich sind. Ein Boosten der Frequenzbänder in diesem Bereich führt zu drastischen Änderungen des Klangeindrucks.

Durch leichtes Anheben des Signals mit dem 400-Hz-Schieberegler klingt der Bass wärmer, ohne unklar zu werden. Boostet man die Frequenzen von 250 bis 500Hz mit dem 400-Hz-Schieberegler und dem 500-Hz-Schieberegler gleichzeitig, dann knurrt der Bass so, wie man es plakativ zumeist nur Fender oder Warwick zuschreibt. Knurren ist demnach keine Frage der Marke.

Ein Anheben des Frequenzbandes mit dem 500-Hz-Schieberegler bei gleichzeitigem Boosten des Frequenzbandes mit dem 800-Hz-Schieberegler führt zu einem nasalen Klang, wie man ihn üblicherweise einem Akustikbass zuschreibt. Der Sound wird klarer und deutlicher. Vergisst man dabei auf die fetten Bässe klingt das Ergebnis gleich auch mal »billig«. Der Regel-Bereich bei 800 Hz kann unter Umständen für kleinere Lautsprecher bei weniger professionellem Equipment von Bedeutung sein.

In jedem Fall sollte man speziell im Bereich der »Unteren Mitten« den Sound sensibel auf den Band-Mix ausrichten. In diesem Frequenzspektrum tummeln sich einige Grundfrequenzen, von Vocals bis hin zu den Lead-Instrumenten, und man kann hier sehr schnell viel Brei produzieren oder Unruhe stiften.

»Ober Mitten« am GEB-7 (4,5 kHz)
Ebenso wie die »Unteren Mittenfrequenzen« sollte man auch die »Oberen Mittenfrequenzen« im Auge behalten und auf den Band-Mix gut abstimmen. Ein Anheben des Signals mit dem 4,5-kHz-Schieberegler verhilft dem Bass zu deutlich mehr Präsenz im Klangbild. Dieses Frequenzband bringt den Bass nach vorne. Lead-Parts am Bass werden hier geboostet. Aber auch Vocals und Leadinstrumente werden gerne zwischen 4 und 6 kHz nach vorne gepushed und geschoben, im Kampf um Platz 1 im Gesamtmix. Um einen Brei zu vermeiden ist Fingerspitzengefühl am 4,5-kHz-Schieberegler angesagt. Nuancen haben hier große Auswirkungen.

Ist man mit seinem Sound zufrieden, kann man den 4,5-kHz-Schieberegler auch nutzen, um »Attack« und »Punch« des Basses zu verstärken. Auch die Saitengeräusche beim Slappen oder Plektrum-Spielen lassen sich durch Anhebung dieses Frequenzbandes gezielt hervorheben.

»Höhen« am GEB-7 (10 kHz)
Der »Höhenanteil« besteht genauso wie der Bereich der »Oberen Mittenfrequenzen« ausschließlich aus Obertönen und den Geräuschanteilen des Basses und der Saiten. Bei diesen hohen Frequenzen merkt man am deutlichsten, ob die Saiten neu oder bereits abgespielt sind. Mit dem 10-kHz-Schieberegler verleiht man dem Bass mehr Luft und Glanz. Bei richtiger Dosierung erzeugt man das Gefühl, dass der Sound nach oben hin offen ist und Luft zum Atmen hat. Diesen Effekt sollte man dezent anwenden und nicht übertreiben. Und die Rauschanfälligkeit bei Maximalauspegelung einkalkulieren, die sich durch gleichzeitiges Boosten am Level-Control noch steigert.

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»Preis«
Den Boss GEB-7 erhält man im Moment regulär für 88,00 €, UVP: € 105,91. Gebraucht kann man ihn mit etwas Glück um ca. die Hälfte kaufen bzw. ersteigern. Sparfüchse könnten alternativ auch den Harley Benton BEQ-1 ins Auge fassen und ausprobieren, der funktional dem Boss GEB-7 nachempfunden wurde und bei Thomann aktuell für 24,90 € zu haben ist. Allerdings verfüge ich über keine praktischen Erfahrungswerte zum HB BEQ-1 im Vergleich zum Boss GEB-7.


»Fazit«
Der Boss GEB-7 ist für mich eine gelungene Reduktion komplexer EQ-Funktionalität auf die wesentlichen Frequenzbänder für den Bass im rauen Liveeinsatz. Er ist maßgeschneidert für Bassisten wie mich, die mit kleinstem Aufwand große Wirkung erzielen möchten, um per Fußtritt einen bestimmten Sound-Charakter des Basses aufzurufen. Mit dem GEB-7 kann man im Prinzip jeden relevanten Charakter aus dem Bass herauskitzeln. Etwas augenfällig Negatives kann ich über den Boss GEB-7 nicht sagen.


»Nützliche Links«
Homepage des Herstellers
Link zum Handbuch
 
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Sehr gutes und informatives Review!

Als ich noch einen EQ eingesetzt habe, habe ich den GE-7B bevorzugt.

GE-7B.jpg


M.E. waren bei diesem älteren Modell die Frequenzbänder mit 62 Hz, 125 Hz, 250 Hz, 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz und 4kHz etwas sinniger gewählt worden, um "Feinabstimmungen" betreiben zu können. Dafür greift der GEB-7 etwas mehr ins "Soundgeschehen" ein, was ja für manche auch wieder ein Vorteil darstellen kann...
 
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Danke für den Vergleich und die Ergänzung dissa. :great: So ein Austausch ist immer interessant und erzählt viel von den eigenen Vorlieben.

Die Frequenzen am älteren Boss Modell GE-7B sind nach meinem persönlichen Geschmack eher an HiFi angelehnt. Wenn ich auf sieben Frequenzbänder reduziere, finde ich persönlich die 1 kHz, 2 kHz und 4 kHz für den Bass zu knapp beisammen. In dem Bereich ist für mich kein Gänsehautfaktor rauszuholen. Den Bereich würde ich doch nur absenken. Ist jetzt natürlich der persönliche Geschmack von mir, weil ich kein Freund der oberen Mitten bin, (auch nicht bei meinen Gitarren).

Ich habe mittlerweile alle Ahorn-Griffbretter aus meiner Sammlung verbannt, weil diese die oberen Mitten betonen. Ich bin da eher ein Fan von Palisander-Griffbrettern (neben exotischeren Hölzern), da diese die unteren Mitten und gleichzeitig die Höhen betonen. Das klingt bluesiger, souliger und funkiger und klingt auch für Rock sehr brauchbar und interessant. Da bin ich zu Hause. Alles natürlich abhängig vom Holz der anderen Bauteile, ein Bass schwingt als ganzes. In jedem Fall ist die individuelle EQ-Einstellung zunächst geprägt vom Klangcharakter des Amps, der Boxen und vom Holz und den PUs des Instruments. Insofern kommt wahrscheinlich jeder mit seinem eigenen Besteck zu ganz anderen Ergebnissen, bei seiner persönlichen Soundwahl und den individuellen Settings.

Am Hartke A 100 habe ich am 7-Band EQ ± 12 dB bei 80 Hz, 160 Hz, 315 Hz, 630 Hz, 1,25 kHz, 2,5 kHz, 6,3 kHz. Die oberen Mitten hab ich reduziert. In diesem Bereich gehören ohnedies die Leadinstrumente und die Vocals nach vorne. Diese genannten Frequenzbänder am Hartke EQ passen besser zu meinen Soundvorstellungen des Bundierten und kommen auch eher in die Gegend des alten GE-7B, wie von Dir erwähnt. Für meinen Bundlosen (Esche Korpus, Ahorn Hals, Palisander Fretboard) passen die Frequenzbänder des GEB-7 perfekt. Insbesondere die vier Bereiche 120 Hz, 400 Hz, 500 Hz und 800 Hz. Das sind ziemlich genau die Frequenzen, die für Knurren und Singen des Fretless essentiell sind und etwas vom Flair des Akustik- oder auch Kontrabasses vermitteln können.

Ich hätte es im Prinzip auch anders angehen können: den Hartke EQ für den Bundlosen, den Boss EQ für den Bundierten. Das Ergebnis ist aber deutlich weniger prickelnd in meinen Ohren.
 
Schönes ausführliches Review! :great:

Ich hab mal vor etlichen Jahren festgestellt, daß der Behringer Billig-Eq BEQ700 elekrtisch ein exakter clone des Boss ist. Müssen die Entwickler bei Boss wohl einiges richtig gemacht haben...;)
 
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Danke für die Verlinkung Deines Reviews zum Behringer Bass Equalizer BEQ700, Uli! Ich hab mir Dein Review von 2007 gerade durchgelesen, es ist eine interessante Gegenüberstellung zum Boss GEB-7. :great:

Nachdem ich ich aus Deinem Review - weil schon geschlossen - keine Berechtigung zum Zitieren habe, tu ich mal so ... als ob es ginge ..., um auf ein paar Dinge einzugehen:

Uli zum Review BEQ700 schrieb:
Nach dem Auspacken fällt mir als erstes die optische Ähnlichkeit mit dem Boss-Gerät GEB-7 auf. Im Gegensatz zu allen anderen Geräten bewirbt Boss die drei (frequenztechnisch) ziemlich nah beieinander liegenden Schieberegler für 400, 500 und 800Hz als besonderes Feature. In der Tat haben auch die Mitbewerber Arion und Artec eine andere Aufteilung der Frequenzbänder. Das Behringer-Gerät allerdings teilt mit dem Boss nicht nur diese 3 Mittenregler, sondern die gesamte Gestaltung des Bedienpanels, also Aufteilung des Bandes in 50-120-400-500-800-4.5k-10k Hertz, sogar Position der Leuchtdiode und des Level-Reglers sind identisch.

Die gleiche Feststellung habe ich mit dem Harley Benton BEQ-1 gemacht, den ich dann unter »Preis« als günstige Alternative angeführt habe.

Offensichtlich hat Boss mit dem GEB-7 sein altes Konzept des GE-7B umgestellt, und sowohl Behringer als auch Harley Benton kopieren diesen neuen und überarbeiteten Ansatz.

Uli zum Review BEQ700 schrieb:
über die unteren 4 Regler bekomme ich (ohne Vollausnutzung der Regelbereiche) den Klang hin, den ich mir gewünscht hatte. Erwartungsgemäß wirkt sich der obere Regelbereich nicht mehr sehr hörbar aus, der 10kHz-Schieber erzeugt für mein Ohr sogar nur Rauschen

Da sind wir unabhängig voneinander auf das selbe Ergebnis gekommen. :hat:

Allen Anfängern und Bassisten, die noch keine praktische Erfahrung haben, kann ich daher nur nahelegen, auf das Thema »essentielle Bassfrequenzen« unbefangen und frei von Intuition heranzugehen. Und sich eine eigenen Meinung zu bilden, was man tatsächlich für sich benötigt.

Auf seine Intuition kann man nur dann vertrauen, wenn man auch Erfahrung hat, auf die diese Intuition begründet. Geht man ohne praktische Erfahrung an das Thema ran, besteht die Gefahr, dass man aufgrund des eigene Bedürnfisses nach Symmetrie der Frequenz-Abstände oder der Erfahrung aus dem HiFi Bereich in die Irre geführt wird.

Intuitiv würde die meisten Menschen wohl vermuten, dass die Fallgeschwindigkeit vom Gewicht des fallenden Körpers abhängig ist. Erst wenn man praktische Versuche macht und Erfahrung sammelt, wie Galileo Galilei, kommt man der Sache auf den eigentlichen Grund. Und niemand garantiert einem, dass nicht irgendein Einstein daher kommt und alle Logik nochmal über den Haufen wirft.

Insofern kann ich nur jeden ermutigen, selbst für sich herauszufinden, was gefällt und wichtig ist.

Ulizum Review BEQ700 schrieb:
Wer ein Gerät für täglichen harten Road-Einsatz sucht, sollte sich etwas Robusteres holen. Wer aber etwas für zu Hause oder den Gelegenheits-Gig im kleineren Kreis sucht, dabei aber bereit und in der Lage ist, etwas sorgsamer mit seinen Geräten umzugehen und die kleinen Nachteile in Kauf zu nehmen, kann hier durchaus fündig werden, für das Geld gibt’s bei den Anderen wahrscheinlich gerade mal ein Ersatzteil.

Auch ich hab mir die Frage gestellt, ob der Boss GEB-7 den Aufpreis gegenüber dem Harley Benton BEQ-1 »wert« ist. Nachdem ich viel auf dem Teil »herumtrampel« und ich vor unliebsamen Ausfällen oder Überraschungen sicher sein möchte, habe ich mich für das robuste Design von Boss entschieden. Aber auch diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Die preiswerten Alternativen sind in jedem Fall so günstig, dass man einige Geräte zerstören kann, bis man an den Mehr-Preis des Boss GEB-7 heran kommt.
 
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