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Review mit Soundsamples: Yamaha RBX-800A und Yamaha RBX-800AF
Yamaha RBX800A: »Long-Scale Active Bass Guitar« in »translucent blue«
Yamaha RBX800AF: »Long-Scale Active Fretless Bass Guitar« in »translucent red«
»Soundsample RBX-800A: Ride Across The USA - Virtual Bluesjamband«
Zur Einstimmung ein Soundsample des RBX-800A in einem Song der »Virtual Musiker-Board Bluesjamband« of MrOvertone, Relact, Rusty Ryan & Sofadudler. Song und Video sind im Frühjahr 2012 anlässlich eines Blues-Jam Side-Projektes im Jam-Session-Sub entstanden. Ich hab Audiofile und Video für dieses Review nachbearbeitet, um der Bassspur ordentlich Präsenz zu geben, wie sich das für ein Bass-Review gehört.
»Background«
Anlässlich des 20 jährigen Jubiläums ist es an der Zeit ein Review meiner Yamaha Bässe - RBX-800A und RBX-800AF - zu machen und bei dieser Gelegenheit meine beiden asiatischen Schönheiten vorzustellen.
Die perfekten Partnerinnen fürs Leben findet man selten über Nacht, hier ist die Kurzfassung der Leidensgeschichte aus dem Leben »davor«:
Ich war nicht von jenem Glück gesegnet, dass mich zum Schreiben von romantischen Lyrics im Sinne von »The First Cut Is The Deepest« inspiriert hätte. Ganz im Gegenteil: mein erster Bass war ein Ibanez 2354B, eine Kopie des Gibson EB3. Ich habe den Ibanez 2354B im Frühjahr 1984 gebraucht erworben und seinen Beziehungsstatus bereits im Winter desselben Jahres neu geregelt. Die mehrmonatige Katastrophenbeziehung war geprägt von unüberbrückbaren soundtechnischen Differenzen und herben Frustrationen über das Handling. Im zweiten Anlauf wollte ich es besser machen. Mit diesem Anspruch bin ich sicher eine herausragende Ausnahmeerscheinung. Ohne viel Erfahrung vertraute ich auf große Namen und versprach mir von einem neuen Fender Precision USA 1984 die Erfüllung meiner jugendlichen Träume. Dass man sich in Beziehungsfragen nicht auf Empfehlungen der Masse verlassen soll, dämmerte mir bereits nach wenigen Monaten. Es zog eine coole Zeit ins Land, die vom Anspielen vieler unterschiedlichster Bässe in den abwegigsten und abenteuerlichsten Locations gezeichnet war. Es war eine schmuddelige Zeit der Untreue, begleitet vom schalen Beigeschmack der voranschreitenden Unzufriedenheit mit dem Precision, Made in USA. Im Nachhinein erscheint es mir beinahe übermenschlich, 8 Jahre meines musikalischen Seins mit dieser leeren Versprechung aus dem Westen durchgehalten zu haben. Im September 1992 verkuppelte ich das vielgepriesene USA-Modell schließlich mit jemandem, der dessen unergründliche Vorzüge besser zu schätzen wusste. Ich gönnte mir einen nigel-nagel-neuen Yamaha RBX-800A. Der Bass ist dermaßen cool, dass ich im Frühjahr 1993 seine, mich aus dem Katalog anlächelnde, asiatische Schwester bestellte. RBX-800AF wurde im Mai 1993 geliefert. Seitdem lebe ich mit beiden asiatischen Schönheiten in einer glücklichen Dreiecksbeziehung, was die tiefen Seiten meines Lebens betrifft.
»Spezifikationen«
- Made in: Taiwan
- Model: RBX800A und RBX800AF
- Serie: RBX
- Typ: Long-Scale Active Bass Guitar und Long-Scale Active Fretless Bass Guitar
- Saitenanzahl: 4
- Korpus: Esche
- Hals: Ahorn
- Griffbrett: Palisander
- Halsform: C-Form
- Halsdicke am 0. Bund: 20,2 mm
- Halsdicke am 12. Bund: 23,7 mm
- Lackierung RBX800A: Translucent Blue (Seethrough Navy)
- Lackierung RBX800AF: Translucent Red (Seethrough Red)
- Anzahl Bünde: 24
- Bundstäbchenstärke: 2,4 mm (1/10)
- Bundstäbchenhöhe: 1,2 mm (1/21)
- Griffbrettradius: R250 mm (10)
- Sattelbreite (Griffbrettbreite am 0. Bund): 40,0 mm (1-9/16)
- Griffbrettbreite am 12. Bund: 55,0 mm
- Griffbrettbreite am 24. Bund: 63,4 mm (2-1/2)
- Mensurlänge: 860 mm (33-7/8)
- Halsbefestigung: Yamaha Joint System, 6-fach verschraubt (Deep Insert, Deep Access Angle)
- Pickup-Konfiguration: 2 Half Single-Coils P-Style / 1 Double Single-Coil J-Style
- Hals PU: aktiver Power Focus Split Single Coil mit Keramik Magneten, Low Impedance, 7.000 Wicklungen
- Steg PU: aktiver Power Focus Standard Single Coil mit Keramik Magneten, Low Impedance, 7.000 Wicklungen
- Regler: Master Volume, Pickup Balance (Mix), aktiver 2-Band EQ (Bass und Treble) - jeweils 20 kOhm
- Hardware: vergoldet
- Stimmmechaniken: Yamaha Tuning Machine Assembly mit Round Head Wood Screws
- Sattel: Urea (Carbamide)
- Griffbretteinlagen: Dot Inlays aus Abalone
- Bridgebefestigung: Low Mass , Yamaha OGEB205 Tailpiece mit 4 individuell einstellbaren Reitern
- Saiten: Yamaha H4030 (045, 065, 085, 105) Stainless Steel Round Wound
- Gesamtlänge: 1.145,0 mm
- Body-Breite: 320,5 mm
- Body-Dicke: 41,0 mm
- Gewicht: 3,6 kg
- Inkludiertes Accessories: Koffer
»Historie«
Der RBX-800A wurde zwischen 1988 und 1992 in Taiwan gefertigt und kam bei Markteinführung im Jahr 1988 in den Farben »Black«, »Pearl White«, »Seethrough Red« und »Seethrough Navy« auf den europäischen Markt. 1990 wurde die Serie geringfügig novelliert und das schwarze Modell durch »Purple Pearl« ersetzt. Der RBX-800AF ist die Fretless-Version des RBX-800A mit identen Spezifikationen.
Der RBX-800A geht auf die 1986 in Taiwan und/oder Japan da bin nicht so ganz im Reinen gefertigten RBX-800 Modelle zurück. Die Serie wurde unter dem Namen RBX-800E weiterentwickelt und kam zwischen 1987 und 1990 als RBX-850R auf den asiatischen Markt.
»RBX-Serie«
Die RBX Serie wurde als äquivalente Bass-Version der RGX E-Gitarren konzipiert. 1990 bestand die RBX-Serie in Europa aus den Modellen RBX-200, RBX-550M und RBX-800A.
Der RBX-200 war das Einsteigermodell der RBX-Familie. Er hatte einen Korpus aus Erle, einen Hals aus Ahorn, ein Griffbrett aus Palisander, kam mit 22 Bünden aus und hatte ein passives Half Single-Coil Pärchen im P-Style mit zwei Reglern für Master Volume und Master Tone. Der RBX-200F war das Fretless-Modell.
Auch der RBX-550M hatte einen Korpus aus Erle, kam wie der RBX-200 ebenfalls mit 22 Bünde aus, hatte einen Ahorn-Hals mit Griffbrett aus Ahorn, ein Half Single-Coil Pärchen im P-Style in Kombination mit einem Double Single-Coil im J-Style, die alle mit Alnico V Magneten gefertigt wurden und hatte drei Regler, einen Master Volume, einen Mix und einen Master Tone.
Der RBX-800A war das Prämium-Modell der RBX-Serie. Er unterschied sich in den Spezifikationen vor allem durch 24 Bünde, aktive Power Focus PUs, den aktiven 2-Band EQ, die hochwertige Lackierung und den Deep Access Angle. Der RBX550M wurde mit weniger tiefer Access Angle gefertigt, der RBX200 war ohne gewinkelter Hals-Korpus-Verbindung simpel 4-fach verschraubt.
Als die Fertigung des RBX-800A 1992 eingestellt wurde, verlor die RBX-Familie ihr Prämium-Modell und die RBX-Serie wurde ab 1993 zur klassischen Einsteigerserie. Erst viel später kamen mit den John Myung Signature Modellen RBX-6JM und RBX-JM2 neuerlich Prämium-Modelle auf den Markt und werteten damit die RBX-Serie im neuen Jahrtausend deutlich auf.
Mit Auslaufen des Prämium-Modells 1992 erfolgte auch ein Relaunch der RBX-Modell-Bezeichnungen im Jahr 1993.
Der RBX-250 war ab 1993 das neue Einsteigermodell und Nachfolger des RBX-200 in Europa. Er hatte 22 Bünde und wiederum nur passive 2 Half Single-Coils im P-Style mit 2 Reglern für Master Volume und Master Tone. Auch den RBX-250 gab es als Fretless-Modell mit der Bezeichnung RBX-250F.
Das Nachfolgemodell des RBX-550M hieß RBX-350 und hatte wiederum nur 22 Bünde, jedoch nun ein Griffbrett aus Palisander, aktive 2 Half Single-Coils im P-Style und einen aktiven Double Single-Coil im J-Style und wiederum drei Regler für Master Volume, Mix und Master Tone.
»Attitude-Serie, BB-Serie und TRB-Serie«
Für Heavy Bassisten gab es 1990 das Attitude Limited »Billy Sheehan« Modell, das von Billy Sheehan beworben wurde. Der Begriff »Signature« Modell war damals noch nicht geboren. Body aus Erle und Hals mit Griffbrett aus einteiligem Ahorn. Zwei Custom Di-Marzio sorgten für den Sound, ein Woofer machte tiefsten Druck, den man mehr spürte als hörte. Der P-Style sorgte für zusätzlichen Attack und krispe Höhen. Das Signal konnten über 2 Stereo-Klinkenbuchsen getrennt ausgegeben werden. Ab 1993 kamen ein Standard- und ein Deluxe-Modell zur Attitude-Serie hinzu.
Die BB-Serie hatte 1990 einen Korpus aus Erle, den Hals aus Ahorn und Mahagoni und ein Griffbrett aus Ebenholz und elipsenförmige Einlagen, der BB-3000A hatte 21 Bünde, der BB-5000A hatte 24. 1993 wurde die BB-Serie um den BB-1100S erweitert. Dieser hatte nur 21 Bünde und Dot-Inlays, dafür einen 3-Band-Equalizer. Der BB-3000A und der BB-5000A hatten eine Thru-Body-Neck Konstruktion.
Der BB-1100S lag preislich etwas unter dem RBX-800A, der BB-3000A auf Augenhöhe, der BB-5000A deutlich darüber.
Krönung der Yamaha Bässe waren bereits 1990 die handgefertigten TRB-Bässe, 4P, 5P und 6P mit jeweils 24 Bünden. Es wurde damit geworben, dass Profi-Bassisten wie John Patitucci und Nathan East bei der Entwicklung der 4-, 5- und 6-Saiter Pate gestanden hätten. Alle TRB-Modelle hatten einen Figured-Maple-Body mit Thru-Body-Neck Konstruktion. Im Ahorn-Korpus war ein Kern aus Palisander, im Hals war in das Ahorn Mahagoni eingelegt. Griffbrett aus Ebenholz. In die Brücke waren Piezo Pickups eingelassen, die neben den beiden Half Single-Coils im P-Style und einem Double Single-Coil im J-Style für den Sound sorgten. Die TRB-Serie überlebte den 1993er-Relaunch unbeschadet und ohne nennenswerte Modifikationen.
»Optik, Verarbeitung, Bespielbarkeit«
Meinen RBX-800A habe ich am 24. September 1992 unter dem exakten Listenwortlaut »RBX800 A II B« gekauft. Er wurde am 4. Dezember 1991 als »Unit 080« in Taiwan gefertigt. Den RBX-800AF habe ich am 17. Mai 1993 unter dem Wortlaut »RBX800 A II F/R« gekauft, er wurde bereits am 1. November 1990 als »Unit 191« gefertigt. Offensichtlich habe ich ihn nach 30 Monaten Lagerdasein vor einem freudlosen Dasein als Ladenhüter gerettet. Das »A« steht für »Active«, das »F« für »Fretless«, das »B« für »Blau«, das »R« für »Rot«. Die römische Ziffer »II« könnte ein Indiz dafür sein, dass die europäische RBX-800A-Version ein Ableger der japanischen Super Medium Series ist, zu der beispielsweise der RBX-MSII zählt. Diese Serie wurde ebenfalls zwischen 1988 und 1992 gefertigt. Eine alternative Erklärung wäre die, dass die 1990er-Modifikation eine Art »II«te Entwicklungsstufe darstellt, die in heutiger Zeit mit 2.0 zum Ausdruck gebracht würde. Vielleicht ist es aber auch lediglich eine kreative Übersetzung aus dem japanischen ohne tiefer gehender Bedeutung.
Der Korpus der Modelle »Black«, »Pearl White« und »Purple Pearl« bestand aus Erle, die Hardware bei dieser Farbgebung war schwarz. Der Korpus der durchscheinenden Farbtöne meines »Roten« und »Blauen« die unter der Bezeichnung »Translucent Red« und »Translucent Blue« über den Ladentisch gingen wurde hingegen aus Esche gefertigt und mit vergoldeter Hardware ausgeliefert. Beide Bässe sind durchgängig »Translucent Red« bzw. »Translucent Blue« lackiert, lediglich der Headstock beider Modelle ist schwarz. Der Lack ist erstklassig und hochwertig. Auch nach über 20 Jahren sind keinerlei Veränderungen oder Schäden aufgetreten. Ich bin kein Road-Worn-Typ, ein paar Kratzer und kleine Dellen haben sich dennoch angesammelt. Mit der vergoldeten Hardware sieht es da schon anders aus. Das Tailpiece verrät sehr deutlich, dass Luft Feuchtigkeit enthält und diese mit Metallteilen über die Jahre lustvoll reagiert. Auch die Tuner sind bei diesem Austausch etwas umtriebig, wenn auch deutlich zurückhaltender. Insgesamt ist die Goldhardware des Fretless in etwas besserem Zustand. Das könnte daher kommen, dass ihn so gut wie immer nach dem Spielen in den Koffer packe. Beim Bundierten hatte ich mal eine Zeit, in der ich ihn zwischen den Proben offen im Proberaum stehen hatte.
Die lackierten Schrauben der PUs verraten im Lauf der Jahre zunehmend, aus welchem Metall sie tatsächlich gefertigt sind. Davon abgesehen sehen die beiden Bässe aus wie neu und jedes Teil ist nach wie vor Original, selbst die Bundstäbchen des RBX-800A sind in tadellosem Zustand. Die Potis laufen sauber und nach beinahe einem viertel Jahrhundert noch immer völlig geräuschlos, auch die Klinkenbuchse sitzt bombenfest. Verarbeitung, die nicht nur optisch ansprechend ist sondern auch im jahrelangen Dauereinsatz absolut vorbildlich und zuverlässig seinen Zweck erfüllt. Das einzige, das bisweilen auszutauschen ist, sind die Saiten und die 9-Volt Blockbatterie, die auf der Korpus-Rückseite sehr gut zugänglich in einem eigenen Fach untergebracht ist.
Was einem auf den 1. Blick an den RBX-800A Bässen auffällt, ist die stimmige Form von Headstock und Korpus, die an die RGX Gitarren-Serie angelehnt sind und eine optisch gelungene Balance zwischen »rund« und »kantig« darstellt. Bei näherem Betrachten harmoniert diese sehr gut mit der gewinkelten Hals-Korpus-Verbindung, die »Deep Access Angle« benannt wurde. Diese drei Elemente machen für meinen Geschmack den Charakter und Charme der Serie aus. Die gewinkelte Hals-Korpus-Verbindung gewährleistet komfortable Bespielbarkeit auch in hohen Lagen bei größter Stabilität und ist optisch eine sehr gelungene Alternative zur herkömmlichen Bauform. »Deep« signalisiert, dass der Hals tief im Korpus verankert ist, auf der Rückseite ist er über das »Yamaha Joint System« mit sechs Schrauben fixiert. »Joint System« bedeutet, dass jeweils zwei Schrauben über einen Verbindungsträger miteinander verbunden und fixiert sind, so entstehen drei Verbindungsbrücken.
Der Hals ist schmal mit angenehm engem Saitenabstand, perfekt eingesetzt, was eine sehr tiefe Saitenlage ohne Prellen ermöglicht und hat dieses dunkle Palisander, das sich extrem hart und glatt anfühlt. Im Hals eingelassen ist ein Truss Rod, den ich noch nie nachstellen musste. Der volle Range der 24 Bünde ist problemlos zu erreichen, was einem zwei volle Oktaven Bespielbarkeit und die sehr bequeme Oktavierung jeglichen Licks erlaubt. Alles zusammen bietet der Hals eine hervorragende Bespielbarkeit, höchst komfortabel und schnell. »Super Playability« ist auf einem Verbindungstück des »Joint Systems« auf der Rückseite zu lesen, dem stimme ich nach jahrelanger Spielpraxis uneingeschränkt zu. »Long-Scale« steht für eine Mensur von 860mm, die sich von den Modellen für den japanischen Markt mit einer Mensur von 812,8mm deutlich abhebt. Möglicherweise ging man davon aus, dass Europäer größer als Japaner sind. Unterschwellig entsteht der Eindruck, dass Europäer längere Arme und schlimmer noch »längere Finger« als Asiaten haben.
Eine sehr interessante Erfahrung macht man, wenn man zu dem Material, das für den Sattel verwendet wurde, nähere Informationen einholt. Urea oder Carbamide ist Harnstoff. Reiner Harnstoff ist ein weißer, kristalliner, ungiftiger und hygienisch unbedenklicher Feststoff, der nicht mit Harnsäure zu verwechseln ist. Kohlensäurediamid so die chemische Bezeichnung -, ist eine organische Verbindung, die dichter und härter als viele Arten von Kunststoffen ist, die üblicherweise für Gitarren und Bässe verwendet werden. Urea wird durch UV-Licht oder menschlichen Schweiß weniger beeinflusst und behält seine Form und Abmessungen besser als viele andere Kunststoffe. Es ist ein gutes und preiswertes Material für Sättel und Brücken und kann leicht geformt und von Maschinen bearbeitet werden. Im Vergleich zu den traditionellen Knochen oder Elfenbein, welche aufgrund von Zerbrechlichkeit und Inkonsistenzen von Hand bearbeitet werden.
Mit 3,6 kg, gemessen für beide Modelle auf meiner Badezimmerwaage, haben meine beiden RBX-Bässe ein optimales Gewicht. Beide Bässe sind perfekt ausbalanciert, der Headstock zieht nicht runter, die linke Hand braucht nie stützen und kann sich voll aufs Spielen konzentrieren. Selbst nach 6 bis 8 Stunden Spielen merke ich nicht den leisesten Anflug von Verkrampfung oder Belastung. Der perfekte Bass für die Bühne.
»Sound«
Zur Diskussion stelle ich die Marketing-Aussage von Yamaha zum RBX-800A: »Starker und lebendiger Sound für alle Bedürfnisse. Die aktiven Pickups liefern ein Höchstmaß an Ausdruckskraft und Vielseitigkeit.«
Neben dem Holz Body aus Esche, Hals aus Ahorn und Fretboard aus Palisander geht es bei der Beurteilung des Sounds um die Frage, wie die Tonabnehmer den Klangcharakter und das Schwingungsverhalten des Holzes rüber bringen.
Die PUs von RBX-800A und RBX-800AF sind das hochwertigste, das Yamaha damals zu bieten hatte. Sie wurden marketingtechnisch »Power Focus Split Single Coil« am Neck und »Power Focus Standard Single Coil« an der Bridge genannt. Damit waren die RBX-800A-Modelle mit den gleichen PUs wie der BB-5000A und der BB-3000A ausgestattet.
Rein optisch erkennt man schon, dass es sich hierbei um zwei aktive Half-Single-Coils im P-Style und um einen aktiven Double-Single-Coil im J-Style handelt. Selbst mit den technischen Daten bewaffnet war es mir nicht möglich, eine exakte Produktbezeichnung der PUs zu recherchieren. Ich vermute, dass es sich entweder um die eindeutig als »Low-Impedance« ausgewiesene PU-Kombination »YLB-S1PZB« / »YLB-S1JZB« oder um die »YAMAHA Select by EMG« PU-Kombination »YSEP-1« / »YSEJ-1« handelt.
Die PUs der RBX-800A-Modelle haben Keramik-Magneten. Keramik-Magneten haben ein viel stärkeres Magnetfeld als beispielsweise die mit Alnico gefertigten Magneten ohne dabei direkt die Induktivität der Spule zu beeinflussen. Sowohl Magnetfeld als auch Induktivität wirken sich auf den resultierenden Output und den Frequenzgang der Pickups aus. Des weiteren haben die RBX-800A-Modelle einen Low-Impedance Output. Dieser nieder-ohmige Ausgang des PU-internen Vorverstärkers ist ein wirklich nützliches Feature. Auch bei sehr langen Kabeln gehen die hohen Frequenzen auf dem Weg zur PA oder zum Amp nicht verloren. Außerdem bleibt der Sound auch bei Änderungen der Lautstärke durch den Volumen-Control konsistent. Ein geniales Ergebnis mit großem Nutzen. Die RBX-800A Bässe kann ich anschließen wo ich will, sie klingen immer gut. Meinen Amp, den Roland Studio Bass 100, verwende ich nur im Proberaum und eigentlich auch nur, weil er »da« ist. Das Ganze ist also mehr eine caritative Geste denn eine Notwendigkeit. Auf der Bühne geh ich am liebsten mit langen Kabeln direkt in die PA und krieg einen traumhaften Sound - soll heißen, genau den Sound, den ich persönlich liebe. Auch die Toningenieure lieben mich dafür: affengeiler Sound bei minimalem Aufwand und Platzverbrauch des Bassisten. Wie auch immer, die Bässe klingen sogar direkt über die Stereoanlage noch erstaunlich brauchbar. Keine guten Nachrichten für Amp-Hersteller.
Die RBX-800A-Modelle haben vier Regler: Master Volume, Pickup Balance (Mix) und einen aktiven 2-Band Equalizer, über den man Bässe und Höhen voneinander unabhängig regelt. Diese einfache Schaltung ermöglicht bereits größte Flexibilität bei minimalem Regel-Aufwand und bietet für meinen Bedarf genau das, was ich brauche: Volumenkontrolle ohne Soundbeeinflussung und einen schnellen und flexiblen Wechsel des Tons für fette Rock-Bässe, knurrig-soulige Tief-Mitten oder funkige Höhen. Über die PA reicht eine Feinjustierung des EQs beim Soundcheck, um die gewünschte Klangfarbe des bundierten und des bundlosen Basses grundsätzlich festzulegen. Dank des stufenlosen PU-Mixes in Kombination mit dem aktiven 2-Band Equalizers ist der RBX-800A tatsächlich ein Allrounder für alle Bedürfnisse und liefert einen tollen und vielseitigen Sound mit viel Ausdruckskraft für Rock, Soul und Funk. Sowohl die Bespielbarkeit als auch der Sound sind zum Slappen optimal geeignet.
»Freted Soundsamples RBX-800A«
»Soundsample RBX-800A: Words Of Science Part I«
Words Of Science ist eine rockige Eigenkomposition, aufgenommen im Herbst 2003.
https://soundcloud.com/relact/relact_words-of-science-1
»Soundsample RBX-800A: Talk Of Law«
Die Rockballade Talk Of Law ist ebenfalls eine Eigenkomposition, aufgenommen im Winter 1995.
https://soundcloud.com/relact/relact_talk-of-law
»Soundsample RBX-800A: Another Brick In The Wall - Funk Version«
Antoher Brick In The Wall von Pink Floyd in einer Funk-Interpretation. Sowohl die spieltechnische als auch die audiotechnische Qualität sind äußerst dürftig. Da der Slap-Bass aber in weiten Teilen des schrägen Amateurvideos ganz rüber kommt, habe ich diese Jugendsünde ausgegraben und als Private-Video auf Youtube hochgeladen. Dieser Auftritt war im Sommer 1993 nur wenige Wochen nachdem ich den RBX-800AF gekauft habe.
»Fretless Soundsamples RBX-800AF«
»Soundsample RBX-800AF: Rock/Pop Eigenkomposition«
Diese Eigenkomposition eines Freundes und langjährigen Bandkollegen haben wir im Herbst 2003 aufgenommen.
https://soundcloud.com/relact/kiss-the-past-goodbye
»Soundsample RBX-800AF: Never Let Go«
Neber Let Go ist eine Komposition von Camel. An sich handelt es sich hier um ein Soundfile, das ich anlässlich eines Strat-PU-Reviews im Winter 2012 gemacht habe. Ich hab dieser Files hier re-used, da die Fretless Atmosphäre sehr schön rüber kommt. Das Audiofile besteht aus drei identen Durchgängen, was die Bassspur betrifft. Man versäumt hörtechnisch nichts, wenn man nach dem 1. Durchgang aussteigt.
https://soundcloud.com/relact/pu-soundreview-never-let-go
»Soundsample RBX-800AF: Goodbye«
Goodbye ist eine Eigenkomposition von Tom, unserem damaligen Sänger. Ich habe einen kurzen Auszug aus dem selben schrägen Amateurvideo im Sommer 1993 gewählt, da auch hier trotz schlechter Qualität der Fretless Bass ganz brauchbar rüber kommt. Es erschien mir irgendwie gerecht, beide Bässe fair über vergleichbar dürftige Aufnahmen im Video darzustellen. Damals waren beide mehr oder weniger neu, zum Jubiläum darf man Peinlichkeiten ausgraben.
»Preis«
Der RBX-800A und der RBX-800AF haben Anfang der 90er neu umgerechnet jeweils 890 Euro gekostet. 1992 war noch ein hochwertiger Koffer im Lieferumfang mit dabei. 1993 musste ich für einen deutlich minderwertigeren Koffer noch zusätzlich einen Aufpreis bezahlen. Die Bässe sind heute relativ selten gebraucht zu finden. Preislich liegen sie in dann in einer Größenordnung von etwa 250 bis 450 Euro.
»Mein persönliches Fazit«
An sich ist alles geschrieben, insofern kann ich hier nur das Wesentliche zusammenfassen: Der RBX-800A ist tatsächlich ein »Allrounder« für alle Bedürfnisse und liefert einen tollen und vielseitigen Sound mit viel Ausdruckskraft speziell für Rock, Soul und Funk. Der RBX-800AF ist die ideale Ergänzung, der Fretlessspiel mit knurrig-singendem Sound ohne jegliche Umstellungsschwierigkeiten bietet. Die Bespielbarkeit beider Modelle ist extrem gut und hält, was »Super Playability« verspricht. Optisch sind sie ein echter Hingucker und das Design ist nicht weit verbreitet, warum sie auch dem Anspruch nach Individualität gerecht werden. Obwohl meine beiden Bässe nun zwanzig Jahre alt sind, habe ich nie nicht mal ansatzweise das Bedürfnis verspürt, sie durch - zugegeben reizvolle, neue Modelle zu ersetzen.
Yamaha RBX800A: »Long-Scale Active Bass Guitar« in »translucent blue«
Yamaha RBX800AF: »Long-Scale Active Fretless Bass Guitar« in »translucent red«
»Soundsample RBX-800A: Ride Across The USA - Virtual Bluesjamband«
Zur Einstimmung ein Soundsample des RBX-800A in einem Song der »Virtual Musiker-Board Bluesjamband« of MrOvertone, Relact, Rusty Ryan & Sofadudler. Song und Video sind im Frühjahr 2012 anlässlich eines Blues-Jam Side-Projektes im Jam-Session-Sub entstanden. Ich hab Audiofile und Video für dieses Review nachbearbeitet, um der Bassspur ordentlich Präsenz zu geben, wie sich das für ein Bass-Review gehört.
»Background«
Anlässlich des 20 jährigen Jubiläums ist es an der Zeit ein Review meiner Yamaha Bässe - RBX-800A und RBX-800AF - zu machen und bei dieser Gelegenheit meine beiden asiatischen Schönheiten vorzustellen.
Die perfekten Partnerinnen fürs Leben findet man selten über Nacht, hier ist die Kurzfassung der Leidensgeschichte aus dem Leben »davor«:
Ich war nicht von jenem Glück gesegnet, dass mich zum Schreiben von romantischen Lyrics im Sinne von »The First Cut Is The Deepest« inspiriert hätte. Ganz im Gegenteil: mein erster Bass war ein Ibanez 2354B, eine Kopie des Gibson EB3. Ich habe den Ibanez 2354B im Frühjahr 1984 gebraucht erworben und seinen Beziehungsstatus bereits im Winter desselben Jahres neu geregelt. Die mehrmonatige Katastrophenbeziehung war geprägt von unüberbrückbaren soundtechnischen Differenzen und herben Frustrationen über das Handling. Im zweiten Anlauf wollte ich es besser machen. Mit diesem Anspruch bin ich sicher eine herausragende Ausnahmeerscheinung. Ohne viel Erfahrung vertraute ich auf große Namen und versprach mir von einem neuen Fender Precision USA 1984 die Erfüllung meiner jugendlichen Träume. Dass man sich in Beziehungsfragen nicht auf Empfehlungen der Masse verlassen soll, dämmerte mir bereits nach wenigen Monaten. Es zog eine coole Zeit ins Land, die vom Anspielen vieler unterschiedlichster Bässe in den abwegigsten und abenteuerlichsten Locations gezeichnet war. Es war eine schmuddelige Zeit der Untreue, begleitet vom schalen Beigeschmack der voranschreitenden Unzufriedenheit mit dem Precision, Made in USA. Im Nachhinein erscheint es mir beinahe übermenschlich, 8 Jahre meines musikalischen Seins mit dieser leeren Versprechung aus dem Westen durchgehalten zu haben. Im September 1992 verkuppelte ich das vielgepriesene USA-Modell schließlich mit jemandem, der dessen unergründliche Vorzüge besser zu schätzen wusste. Ich gönnte mir einen nigel-nagel-neuen Yamaha RBX-800A. Der Bass ist dermaßen cool, dass ich im Frühjahr 1993 seine, mich aus dem Katalog anlächelnde, asiatische Schwester bestellte. RBX-800AF wurde im Mai 1993 geliefert. Seitdem lebe ich mit beiden asiatischen Schönheiten in einer glücklichen Dreiecksbeziehung, was die tiefen Seiten meines Lebens betrifft.
»Spezifikationen«
- Made in: Taiwan
- Model: RBX800A und RBX800AF
- Serie: RBX
- Typ: Long-Scale Active Bass Guitar und Long-Scale Active Fretless Bass Guitar
- Saitenanzahl: 4
- Korpus: Esche
- Hals: Ahorn
- Griffbrett: Palisander
- Halsform: C-Form
- Halsdicke am 0. Bund: 20,2 mm
- Halsdicke am 12. Bund: 23,7 mm
- Lackierung RBX800A: Translucent Blue (Seethrough Navy)
- Lackierung RBX800AF: Translucent Red (Seethrough Red)
- Anzahl Bünde: 24
- Bundstäbchenstärke: 2,4 mm (1/10)
- Bundstäbchenhöhe: 1,2 mm (1/21)
- Griffbrettradius: R250 mm (10)
- Sattelbreite (Griffbrettbreite am 0. Bund): 40,0 mm (1-9/16)
- Griffbrettbreite am 12. Bund: 55,0 mm
- Griffbrettbreite am 24. Bund: 63,4 mm (2-1/2)
- Mensurlänge: 860 mm (33-7/8)
- Halsbefestigung: Yamaha Joint System, 6-fach verschraubt (Deep Insert, Deep Access Angle)
- Pickup-Konfiguration: 2 Half Single-Coils P-Style / 1 Double Single-Coil J-Style
- Hals PU: aktiver Power Focus Split Single Coil mit Keramik Magneten, Low Impedance, 7.000 Wicklungen
- Steg PU: aktiver Power Focus Standard Single Coil mit Keramik Magneten, Low Impedance, 7.000 Wicklungen
- Regler: Master Volume, Pickup Balance (Mix), aktiver 2-Band EQ (Bass und Treble) - jeweils 20 kOhm
- Hardware: vergoldet
- Stimmmechaniken: Yamaha Tuning Machine Assembly mit Round Head Wood Screws
- Sattel: Urea (Carbamide)
- Griffbretteinlagen: Dot Inlays aus Abalone
- Bridgebefestigung: Low Mass , Yamaha OGEB205 Tailpiece mit 4 individuell einstellbaren Reitern
- Saiten: Yamaha H4030 (045, 065, 085, 105) Stainless Steel Round Wound
- Gesamtlänge: 1.145,0 mm
- Body-Breite: 320,5 mm
- Body-Dicke: 41,0 mm
- Gewicht: 3,6 kg
- Inkludiertes Accessories: Koffer
»Historie«
Der RBX-800A wurde zwischen 1988 und 1992 in Taiwan gefertigt und kam bei Markteinführung im Jahr 1988 in den Farben »Black«, »Pearl White«, »Seethrough Red« und »Seethrough Navy« auf den europäischen Markt. 1990 wurde die Serie geringfügig novelliert und das schwarze Modell durch »Purple Pearl« ersetzt. Der RBX-800AF ist die Fretless-Version des RBX-800A mit identen Spezifikationen.
Der RBX-800A geht auf die 1986 in Taiwan und/oder Japan da bin nicht so ganz im Reinen gefertigten RBX-800 Modelle zurück. Die Serie wurde unter dem Namen RBX-800E weiterentwickelt und kam zwischen 1987 und 1990 als RBX-850R auf den asiatischen Markt.
»RBX-Serie«
Die RBX Serie wurde als äquivalente Bass-Version der RGX E-Gitarren konzipiert. 1990 bestand die RBX-Serie in Europa aus den Modellen RBX-200, RBX-550M und RBX-800A.
Der RBX-200 war das Einsteigermodell der RBX-Familie. Er hatte einen Korpus aus Erle, einen Hals aus Ahorn, ein Griffbrett aus Palisander, kam mit 22 Bünden aus und hatte ein passives Half Single-Coil Pärchen im P-Style mit zwei Reglern für Master Volume und Master Tone. Der RBX-200F war das Fretless-Modell.
Auch der RBX-550M hatte einen Korpus aus Erle, kam wie der RBX-200 ebenfalls mit 22 Bünde aus, hatte einen Ahorn-Hals mit Griffbrett aus Ahorn, ein Half Single-Coil Pärchen im P-Style in Kombination mit einem Double Single-Coil im J-Style, die alle mit Alnico V Magneten gefertigt wurden und hatte drei Regler, einen Master Volume, einen Mix und einen Master Tone.
Der RBX-800A war das Prämium-Modell der RBX-Serie. Er unterschied sich in den Spezifikationen vor allem durch 24 Bünde, aktive Power Focus PUs, den aktiven 2-Band EQ, die hochwertige Lackierung und den Deep Access Angle. Der RBX550M wurde mit weniger tiefer Access Angle gefertigt, der RBX200 war ohne gewinkelter Hals-Korpus-Verbindung simpel 4-fach verschraubt.
Als die Fertigung des RBX-800A 1992 eingestellt wurde, verlor die RBX-Familie ihr Prämium-Modell und die RBX-Serie wurde ab 1993 zur klassischen Einsteigerserie. Erst viel später kamen mit den John Myung Signature Modellen RBX-6JM und RBX-JM2 neuerlich Prämium-Modelle auf den Markt und werteten damit die RBX-Serie im neuen Jahrtausend deutlich auf.
Mit Auslaufen des Prämium-Modells 1992 erfolgte auch ein Relaunch der RBX-Modell-Bezeichnungen im Jahr 1993.
Der RBX-250 war ab 1993 das neue Einsteigermodell und Nachfolger des RBX-200 in Europa. Er hatte 22 Bünde und wiederum nur passive 2 Half Single-Coils im P-Style mit 2 Reglern für Master Volume und Master Tone. Auch den RBX-250 gab es als Fretless-Modell mit der Bezeichnung RBX-250F.
Das Nachfolgemodell des RBX-550M hieß RBX-350 und hatte wiederum nur 22 Bünde, jedoch nun ein Griffbrett aus Palisander, aktive 2 Half Single-Coils im P-Style und einen aktiven Double Single-Coil im J-Style und wiederum drei Regler für Master Volume, Mix und Master Tone.
»Attitude-Serie, BB-Serie und TRB-Serie«
Für Heavy Bassisten gab es 1990 das Attitude Limited »Billy Sheehan« Modell, das von Billy Sheehan beworben wurde. Der Begriff »Signature« Modell war damals noch nicht geboren. Body aus Erle und Hals mit Griffbrett aus einteiligem Ahorn. Zwei Custom Di-Marzio sorgten für den Sound, ein Woofer machte tiefsten Druck, den man mehr spürte als hörte. Der P-Style sorgte für zusätzlichen Attack und krispe Höhen. Das Signal konnten über 2 Stereo-Klinkenbuchsen getrennt ausgegeben werden. Ab 1993 kamen ein Standard- und ein Deluxe-Modell zur Attitude-Serie hinzu.
Die BB-Serie hatte 1990 einen Korpus aus Erle, den Hals aus Ahorn und Mahagoni und ein Griffbrett aus Ebenholz und elipsenförmige Einlagen, der BB-3000A hatte 21 Bünde, der BB-5000A hatte 24. 1993 wurde die BB-Serie um den BB-1100S erweitert. Dieser hatte nur 21 Bünde und Dot-Inlays, dafür einen 3-Band-Equalizer. Der BB-3000A und der BB-5000A hatten eine Thru-Body-Neck Konstruktion.
Der BB-1100S lag preislich etwas unter dem RBX-800A, der BB-3000A auf Augenhöhe, der BB-5000A deutlich darüber.
Krönung der Yamaha Bässe waren bereits 1990 die handgefertigten TRB-Bässe, 4P, 5P und 6P mit jeweils 24 Bünden. Es wurde damit geworben, dass Profi-Bassisten wie John Patitucci und Nathan East bei der Entwicklung der 4-, 5- und 6-Saiter Pate gestanden hätten. Alle TRB-Modelle hatten einen Figured-Maple-Body mit Thru-Body-Neck Konstruktion. Im Ahorn-Korpus war ein Kern aus Palisander, im Hals war in das Ahorn Mahagoni eingelegt. Griffbrett aus Ebenholz. In die Brücke waren Piezo Pickups eingelassen, die neben den beiden Half Single-Coils im P-Style und einem Double Single-Coil im J-Style für den Sound sorgten. Die TRB-Serie überlebte den 1993er-Relaunch unbeschadet und ohne nennenswerte Modifikationen.
»Optik, Verarbeitung, Bespielbarkeit«
Meinen RBX-800A habe ich am 24. September 1992 unter dem exakten Listenwortlaut »RBX800 A II B« gekauft. Er wurde am 4. Dezember 1991 als »Unit 080« in Taiwan gefertigt. Den RBX-800AF habe ich am 17. Mai 1993 unter dem Wortlaut »RBX800 A II F/R« gekauft, er wurde bereits am 1. November 1990 als »Unit 191« gefertigt. Offensichtlich habe ich ihn nach 30 Monaten Lagerdasein vor einem freudlosen Dasein als Ladenhüter gerettet. Das »A« steht für »Active«, das »F« für »Fretless«, das »B« für »Blau«, das »R« für »Rot«. Die römische Ziffer »II« könnte ein Indiz dafür sein, dass die europäische RBX-800A-Version ein Ableger der japanischen Super Medium Series ist, zu der beispielsweise der RBX-MSII zählt. Diese Serie wurde ebenfalls zwischen 1988 und 1992 gefertigt. Eine alternative Erklärung wäre die, dass die 1990er-Modifikation eine Art »II«te Entwicklungsstufe darstellt, die in heutiger Zeit mit 2.0 zum Ausdruck gebracht würde. Vielleicht ist es aber auch lediglich eine kreative Übersetzung aus dem japanischen ohne tiefer gehender Bedeutung.
Der Korpus der Modelle »Black«, »Pearl White« und »Purple Pearl« bestand aus Erle, die Hardware bei dieser Farbgebung war schwarz. Der Korpus der durchscheinenden Farbtöne meines »Roten« und »Blauen« die unter der Bezeichnung »Translucent Red« und »Translucent Blue« über den Ladentisch gingen wurde hingegen aus Esche gefertigt und mit vergoldeter Hardware ausgeliefert. Beide Bässe sind durchgängig »Translucent Red« bzw. »Translucent Blue« lackiert, lediglich der Headstock beider Modelle ist schwarz. Der Lack ist erstklassig und hochwertig. Auch nach über 20 Jahren sind keinerlei Veränderungen oder Schäden aufgetreten. Ich bin kein Road-Worn-Typ, ein paar Kratzer und kleine Dellen haben sich dennoch angesammelt. Mit der vergoldeten Hardware sieht es da schon anders aus. Das Tailpiece verrät sehr deutlich, dass Luft Feuchtigkeit enthält und diese mit Metallteilen über die Jahre lustvoll reagiert. Auch die Tuner sind bei diesem Austausch etwas umtriebig, wenn auch deutlich zurückhaltender. Insgesamt ist die Goldhardware des Fretless in etwas besserem Zustand. Das könnte daher kommen, dass ihn so gut wie immer nach dem Spielen in den Koffer packe. Beim Bundierten hatte ich mal eine Zeit, in der ich ihn zwischen den Proben offen im Proberaum stehen hatte.
Die lackierten Schrauben der PUs verraten im Lauf der Jahre zunehmend, aus welchem Metall sie tatsächlich gefertigt sind. Davon abgesehen sehen die beiden Bässe aus wie neu und jedes Teil ist nach wie vor Original, selbst die Bundstäbchen des RBX-800A sind in tadellosem Zustand. Die Potis laufen sauber und nach beinahe einem viertel Jahrhundert noch immer völlig geräuschlos, auch die Klinkenbuchse sitzt bombenfest. Verarbeitung, die nicht nur optisch ansprechend ist sondern auch im jahrelangen Dauereinsatz absolut vorbildlich und zuverlässig seinen Zweck erfüllt. Das einzige, das bisweilen auszutauschen ist, sind die Saiten und die 9-Volt Blockbatterie, die auf der Korpus-Rückseite sehr gut zugänglich in einem eigenen Fach untergebracht ist.
Was einem auf den 1. Blick an den RBX-800A Bässen auffällt, ist die stimmige Form von Headstock und Korpus, die an die RGX Gitarren-Serie angelehnt sind und eine optisch gelungene Balance zwischen »rund« und »kantig« darstellt. Bei näherem Betrachten harmoniert diese sehr gut mit der gewinkelten Hals-Korpus-Verbindung, die »Deep Access Angle« benannt wurde. Diese drei Elemente machen für meinen Geschmack den Charakter und Charme der Serie aus. Die gewinkelte Hals-Korpus-Verbindung gewährleistet komfortable Bespielbarkeit auch in hohen Lagen bei größter Stabilität und ist optisch eine sehr gelungene Alternative zur herkömmlichen Bauform. »Deep« signalisiert, dass der Hals tief im Korpus verankert ist, auf der Rückseite ist er über das »Yamaha Joint System« mit sechs Schrauben fixiert. »Joint System« bedeutet, dass jeweils zwei Schrauben über einen Verbindungsträger miteinander verbunden und fixiert sind, so entstehen drei Verbindungsbrücken.
Der Hals ist schmal mit angenehm engem Saitenabstand, perfekt eingesetzt, was eine sehr tiefe Saitenlage ohne Prellen ermöglicht und hat dieses dunkle Palisander, das sich extrem hart und glatt anfühlt. Im Hals eingelassen ist ein Truss Rod, den ich noch nie nachstellen musste. Der volle Range der 24 Bünde ist problemlos zu erreichen, was einem zwei volle Oktaven Bespielbarkeit und die sehr bequeme Oktavierung jeglichen Licks erlaubt. Alles zusammen bietet der Hals eine hervorragende Bespielbarkeit, höchst komfortabel und schnell. »Super Playability« ist auf einem Verbindungstück des »Joint Systems« auf der Rückseite zu lesen, dem stimme ich nach jahrelanger Spielpraxis uneingeschränkt zu. »Long-Scale« steht für eine Mensur von 860mm, die sich von den Modellen für den japanischen Markt mit einer Mensur von 812,8mm deutlich abhebt. Möglicherweise ging man davon aus, dass Europäer größer als Japaner sind. Unterschwellig entsteht der Eindruck, dass Europäer längere Arme und schlimmer noch »längere Finger« als Asiaten haben.
Eine sehr interessante Erfahrung macht man, wenn man zu dem Material, das für den Sattel verwendet wurde, nähere Informationen einholt. Urea oder Carbamide ist Harnstoff. Reiner Harnstoff ist ein weißer, kristalliner, ungiftiger und hygienisch unbedenklicher Feststoff, der nicht mit Harnsäure zu verwechseln ist. Kohlensäurediamid so die chemische Bezeichnung -, ist eine organische Verbindung, die dichter und härter als viele Arten von Kunststoffen ist, die üblicherweise für Gitarren und Bässe verwendet werden. Urea wird durch UV-Licht oder menschlichen Schweiß weniger beeinflusst und behält seine Form und Abmessungen besser als viele andere Kunststoffe. Es ist ein gutes und preiswertes Material für Sättel und Brücken und kann leicht geformt und von Maschinen bearbeitet werden. Im Vergleich zu den traditionellen Knochen oder Elfenbein, welche aufgrund von Zerbrechlichkeit und Inkonsistenzen von Hand bearbeitet werden.
Mit 3,6 kg, gemessen für beide Modelle auf meiner Badezimmerwaage, haben meine beiden RBX-Bässe ein optimales Gewicht. Beide Bässe sind perfekt ausbalanciert, der Headstock zieht nicht runter, die linke Hand braucht nie stützen und kann sich voll aufs Spielen konzentrieren. Selbst nach 6 bis 8 Stunden Spielen merke ich nicht den leisesten Anflug von Verkrampfung oder Belastung. Der perfekte Bass für die Bühne.
»Sound«
Zur Diskussion stelle ich die Marketing-Aussage von Yamaha zum RBX-800A: »Starker und lebendiger Sound für alle Bedürfnisse. Die aktiven Pickups liefern ein Höchstmaß an Ausdruckskraft und Vielseitigkeit.«
Neben dem Holz Body aus Esche, Hals aus Ahorn und Fretboard aus Palisander geht es bei der Beurteilung des Sounds um die Frage, wie die Tonabnehmer den Klangcharakter und das Schwingungsverhalten des Holzes rüber bringen.
Die PUs von RBX-800A und RBX-800AF sind das hochwertigste, das Yamaha damals zu bieten hatte. Sie wurden marketingtechnisch »Power Focus Split Single Coil« am Neck und »Power Focus Standard Single Coil« an der Bridge genannt. Damit waren die RBX-800A-Modelle mit den gleichen PUs wie der BB-5000A und der BB-3000A ausgestattet.
Rein optisch erkennt man schon, dass es sich hierbei um zwei aktive Half-Single-Coils im P-Style und um einen aktiven Double-Single-Coil im J-Style handelt. Selbst mit den technischen Daten bewaffnet war es mir nicht möglich, eine exakte Produktbezeichnung der PUs zu recherchieren. Ich vermute, dass es sich entweder um die eindeutig als »Low-Impedance« ausgewiesene PU-Kombination »YLB-S1PZB« / »YLB-S1JZB« oder um die »YAMAHA Select by EMG« PU-Kombination »YSEP-1« / »YSEJ-1« handelt.
Die PUs der RBX-800A-Modelle haben Keramik-Magneten. Keramik-Magneten haben ein viel stärkeres Magnetfeld als beispielsweise die mit Alnico gefertigten Magneten ohne dabei direkt die Induktivität der Spule zu beeinflussen. Sowohl Magnetfeld als auch Induktivität wirken sich auf den resultierenden Output und den Frequenzgang der Pickups aus. Des weiteren haben die RBX-800A-Modelle einen Low-Impedance Output. Dieser nieder-ohmige Ausgang des PU-internen Vorverstärkers ist ein wirklich nützliches Feature. Auch bei sehr langen Kabeln gehen die hohen Frequenzen auf dem Weg zur PA oder zum Amp nicht verloren. Außerdem bleibt der Sound auch bei Änderungen der Lautstärke durch den Volumen-Control konsistent. Ein geniales Ergebnis mit großem Nutzen. Die RBX-800A Bässe kann ich anschließen wo ich will, sie klingen immer gut. Meinen Amp, den Roland Studio Bass 100, verwende ich nur im Proberaum und eigentlich auch nur, weil er »da« ist. Das Ganze ist also mehr eine caritative Geste denn eine Notwendigkeit. Auf der Bühne geh ich am liebsten mit langen Kabeln direkt in die PA und krieg einen traumhaften Sound - soll heißen, genau den Sound, den ich persönlich liebe. Auch die Toningenieure lieben mich dafür: affengeiler Sound bei minimalem Aufwand und Platzverbrauch des Bassisten. Wie auch immer, die Bässe klingen sogar direkt über die Stereoanlage noch erstaunlich brauchbar. Keine guten Nachrichten für Amp-Hersteller.
Die RBX-800A-Modelle haben vier Regler: Master Volume, Pickup Balance (Mix) und einen aktiven 2-Band Equalizer, über den man Bässe und Höhen voneinander unabhängig regelt. Diese einfache Schaltung ermöglicht bereits größte Flexibilität bei minimalem Regel-Aufwand und bietet für meinen Bedarf genau das, was ich brauche: Volumenkontrolle ohne Soundbeeinflussung und einen schnellen und flexiblen Wechsel des Tons für fette Rock-Bässe, knurrig-soulige Tief-Mitten oder funkige Höhen. Über die PA reicht eine Feinjustierung des EQs beim Soundcheck, um die gewünschte Klangfarbe des bundierten und des bundlosen Basses grundsätzlich festzulegen. Dank des stufenlosen PU-Mixes in Kombination mit dem aktiven 2-Band Equalizers ist der RBX-800A tatsächlich ein Allrounder für alle Bedürfnisse und liefert einen tollen und vielseitigen Sound mit viel Ausdruckskraft für Rock, Soul und Funk. Sowohl die Bespielbarkeit als auch der Sound sind zum Slappen optimal geeignet.
»Freted Soundsamples RBX-800A«
»Soundsample RBX-800A: Words Of Science Part I«
Words Of Science ist eine rockige Eigenkomposition, aufgenommen im Herbst 2003.
https://soundcloud.com/relact/relact_words-of-science-1
»Soundsample RBX-800A: Talk Of Law«
Die Rockballade Talk Of Law ist ebenfalls eine Eigenkomposition, aufgenommen im Winter 1995.
https://soundcloud.com/relact/relact_talk-of-law
»Soundsample RBX-800A: Another Brick In The Wall - Funk Version«
Antoher Brick In The Wall von Pink Floyd in einer Funk-Interpretation. Sowohl die spieltechnische als auch die audiotechnische Qualität sind äußerst dürftig. Da der Slap-Bass aber in weiten Teilen des schrägen Amateurvideos ganz rüber kommt, habe ich diese Jugendsünde ausgegraben und als Private-Video auf Youtube hochgeladen. Dieser Auftritt war im Sommer 1993 nur wenige Wochen nachdem ich den RBX-800AF gekauft habe.
»Fretless Soundsamples RBX-800AF«
»Soundsample RBX-800AF: Rock/Pop Eigenkomposition«
Diese Eigenkomposition eines Freundes und langjährigen Bandkollegen haben wir im Herbst 2003 aufgenommen.
https://soundcloud.com/relact/kiss-the-past-goodbye
»Soundsample RBX-800AF: Never Let Go«
Neber Let Go ist eine Komposition von Camel. An sich handelt es sich hier um ein Soundfile, das ich anlässlich eines Strat-PU-Reviews im Winter 2012 gemacht habe. Ich hab dieser Files hier re-used, da die Fretless Atmosphäre sehr schön rüber kommt. Das Audiofile besteht aus drei identen Durchgängen, was die Bassspur betrifft. Man versäumt hörtechnisch nichts, wenn man nach dem 1. Durchgang aussteigt.
https://soundcloud.com/relact/pu-soundreview-never-let-go
»Soundsample RBX-800AF: Goodbye«
Goodbye ist eine Eigenkomposition von Tom, unserem damaligen Sänger. Ich habe einen kurzen Auszug aus dem selben schrägen Amateurvideo im Sommer 1993 gewählt, da auch hier trotz schlechter Qualität der Fretless Bass ganz brauchbar rüber kommt. Es erschien mir irgendwie gerecht, beide Bässe fair über vergleichbar dürftige Aufnahmen im Video darzustellen. Damals waren beide mehr oder weniger neu, zum Jubiläum darf man Peinlichkeiten ausgraben.
»Preis«
Der RBX-800A und der RBX-800AF haben Anfang der 90er neu umgerechnet jeweils 890 Euro gekostet. 1992 war noch ein hochwertiger Koffer im Lieferumfang mit dabei. 1993 musste ich für einen deutlich minderwertigeren Koffer noch zusätzlich einen Aufpreis bezahlen. Die Bässe sind heute relativ selten gebraucht zu finden. Preislich liegen sie in dann in einer Größenordnung von etwa 250 bis 450 Euro.
»Mein persönliches Fazit«
An sich ist alles geschrieben, insofern kann ich hier nur das Wesentliche zusammenfassen: Der RBX-800A ist tatsächlich ein »Allrounder« für alle Bedürfnisse und liefert einen tollen und vielseitigen Sound mit viel Ausdruckskraft speziell für Rock, Soul und Funk. Der RBX-800AF ist die ideale Ergänzung, der Fretlessspiel mit knurrig-singendem Sound ohne jegliche Umstellungsschwierigkeiten bietet. Die Bespielbarkeit beider Modelle ist extrem gut und hält, was »Super Playability« verspricht. Optisch sind sie ein echter Hingucker und das Design ist nicht weit verbreitet, warum sie auch dem Anspruch nach Individualität gerecht werden. Obwohl meine beiden Bässe nun zwanzig Jahre alt sind, habe ich nie nicht mal ansatzweise das Bedürfnis verspürt, sie durch - zugegeben reizvolle, neue Modelle zu ersetzen.
- Eigenschaft
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