Uli
Mod Emeritus
Anlässlich einer notwendig gewordenen Reparatur (Amp lief im Proberaum eine Woche durch) habe ich mich mal wieder mit meinem LowDown 110 beschäftigt, den ich mir - als Liebhaber kompakter Verstärker - einmal vor einiger Zeit zugelegt hatte. Die Intention beim Kauf war damals hauptsächlich der Einsatz zu Recordingzwecken, aber der Kleine kann noch mehr.
Wie man bei der Draufsicht erkennen kann, ist das Gehäuse an Kompaktheit kaum zu toppen, Höhe und Breite werden praktisch durch die Korbabmessungen des 10" Lautspechers bestimmt. Angesichts der vielen Eingangs- und Regelungsmöglichkeiten fragt man sich, wo da überhaupt noch Platz für den Verstärker bleibt.
Dieser Verstärkerteil ist - ähnlich dem Konzept von Markbass oder Ibanez - hinten an die Box angeflanscht, im Falle des LowDown allerdings nicht zum Abnehmen gedacht, sondern fest ins Gehäuse geschraubt. Auf der Rückseite sind die Anschlüsse untergebracht, außer der Netzversorgung ein Symmetrischer DI Ausgang mit Ground Lift sowie ein unsymmetrischer Klinkenausgang, dessen Pegel im Gegensatz zum DI lautstärkeabhängig ist.
Auf den DI out ist man bei Line6 offenbar besonders stolz, denn er basiert auf einer A.I.R. genannten Simulation eines mikrofonierten Lautsprechers. Das ist eine feine Sache...solange man nicht einen reinen unbehandelten DI out braucht, den müßte man dann nämlich durch die Verwendung einer herkömmlichen DI-Box erzeugen.
Auf der Oberseite gibt es neben der Eingangs-, der Kopfhörer- und der AUX-Buchse, ein recht komfortabel ausgestattetes Bedienfeld, in der oberen Reihe außer dem 10dB-Eingangsabschwächer zunächst die 4 Anwahltasten für das jeweilige Verstärkermodell. Einen ersten Eindruck über die dadurch repräsentierten Sounds hat line6 selbst auf der Webseite hinterlassen, lediglich für den Synth-Sound, der durch gleichzeitiges Drücken von R&B und Rock-Taste angewählt wird, muß man andere Quellen bemühen.
In der zweiten Reihe sind die sieben Regler angebracht, wobei sich die Eingriffsparameter der Klang-beeinflussenden Regler nach dem jeweils angewählten Verstärkermodell richten. Das erscheint auch einleuchtend, denn z.B. Bass- oder Hochmittenregler beeinflussen das Signal ja nicht bei jedem Verstärkerfabrikat oder -modell in gleicher Weise.
Das Vorhandensein des klassischen Vorstufenreglers Drive, erlaubt das bekannte Übersteuern des angewählten Sounds, zusammen mit den vier Klangreglern und dem kompressor sind so unzählige Einstellungen möglich. Wählt man allerdings das Synth-Modell an, funktionieren nur noch Drive und Master-Volume wie bisher, die Klangregler und der Kompressor-Regler dienen dann zur Einstellung der Synthie-Hüllkurve und es gelten die klein unter den eigentlichen Reglerbezeichnungen angebrachten Zuordnungen.
Sehr praktisch - gerade aufgrund der üppigen Einstellmöglichkeiten, ist im Gegensatz zu einigen beliebten anderen Modelling-Amps die Möglichkeit, bestimmte Sounds abzuspeichern, wozu jeweils eine der vier Amp-Model Tasten länger gedrückt wird. Selbstverständlich gibt es auch eine Resetmöglichkeit zurück zu den Werkseinstellungen.
Schade eigentlich, daß der LowDown 110 keinen Anschluß für die FBV foot controller von line6 hat, da war man anscheinend doch zu sehr davon überzeugt, daß der Kleine eh nur im Studio und nie auf der Bühne verwendet wird. Allerdings ist letzteres gar nicht mal so exotisch, denn mit der komfortablen Boxen-Simulation des DI kann man ja in jede PA gehen.
Zuhause zum Üben - aber auch für Recordingzwecke - ist der Verstärker richtig klasse mit seinen vielen Möglichkeiten und guten Sounds. Für den Proberaum ist er nach meiner Erfahrung nur bei moderater Gesamtlautstärke ausreichend. Bei lauten Bands geht er ohne PA-Hilfe unter, eine Anschlußmöglichkeit für Zusatz- oder Alternativbox ist nicht vorgesehen. Ich denke, daß gerade durch die auch im Modellnamen transportierte Anwendungsrichtung "Studio" eine Bühnentauglichkeit vom Hersteller auch garnicht vorgesehen war...dafür gibt es ausreichende andere Möglichkeiten im Angebot von line6.
Wer aber einen feinen transportablen Amp mit erstklassigen Sound- und Recordingmöglichkeiten sucht, ist nach meiner Einschätzung mit dem line6 LowDown Studio 110 sehr gut bedient. Auch für Minisachen, Akustik-Gigs etc ist er einsetzbar, die 75W sind dann aber doch auch irgendwann ausgeschöpft und der 10"-Lautsprecher fährt bei voll aufgedrehten Volume Regler auch in die Begrenzung.
Für technisch interessierte gibt es im Anhang noch ein paar weitere Einblicke.
Technische Daten:
Verstärkermodelle:
Clean (Eden Traveler)
R&B (Ampeg B15 fliptop)
Rock (Ampeg SVT)
Grind (Sansamp PSA-1)
Synth Bass (einstellbar: Drive, Cutoff, Resonance, Envelope, Attack/Decay, Waveform)
Full-time Opto Compressor (nachempfunden dem LA-2A Compressor)
XLR Direct Out (Line 6's exclusive A.I.R.™ processing)
Pre Amp Out
4 programmierbare Speicherplätze
Kopfhörereingang
CD/MP3 Eingang
10"-Lautsprecher
Leistung: 75 Watt
Gewicht: 10,9kg
Abmessungen: Kantenlänge über alles (LxBxH) 32cm
Bedienungsanleitung
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Technik:
Der Huckepack-Verstärkerteil des LowDown 110 läßt sich nach Lösen von 12 Schrauben am gehäuserand herausziehen und nach Lösen der Steckverbindung zu Lautsprecherteil entnehmen. Es bleibt eine Kunststoffschale im Gehäuse, die aber verklebt ist, so daß an den Lautsprecher nur frontseitig heranzukommen wäre.
Die gewinkelte Außenschale des LowDown besteht aus 2mm dickem Aluminiumblech, was für eine gute Wärmeabfuhr sorgt, denn die angegebenen 75W sind eine ganze Menge Leistung, die - wenn sie tatsächlich abgerufen wird - eine ganze Menge Wärme erzeugt. Ein Teil dieser Wärme entsteht dabei allerdings bereits im Netzteil, wo durch das 'Regeln' der Spannung eine gewisse Verlustleistung erzeugt wird.
Fest ans Gehäuseblech geschraubt sind der Netztrafo, der Endstufen-Kühlkörper und die Montagebolzen für die drei Teilplatinen Netzteil, Vorstufe, Endstufe. Alle Verbindugen sind gesteckt, was heute wegen der Montage- und Servicefreundlichkeit üblich ist.
Auf der Netzteilplatine ist die netzsicherung untergebracht. Auf allen teilplatinen sind unbelegte Steckverbinder eingelötet, höchstwarscheinlich werden hier zu Servicezwecken Meßaufbauten angeschlossen.
Die Vorstufenplatine enthält alle Taster und Regler, die beiden 6,3mm Klinkenbuchsen für den Eingang und den Kopfhörer haben allerdings wegen der mechanischen Kräfte, die beim Einstecken entstehen, jeweils eine eigne kleine Platine.
Die Endstufe wirft bei mir zunächst ernsthafte Zweifel auf, ob so etwas wirklich 75W leisten kann. Außer einem Gleichrichter und ein paar Elkos ist praktisch nichts auf der kleinen Platine...außer einem IC, das hinten mit einer Schraubklammer an den Rippenkühlkörper gepresst wird (der seinerseits wiederum an das 2mm stake Winkelgehäuse geschraubt ist und dadurch seine Wärme weiterverteilen kann).
Nach Abschrauben der Anpreßklammer wird der Blick auf das IC frei: ein TDA7293. Ein Blick ins Datenblatt beweist dann, der TDA7293 kann nicht nur 75W sondern bei ausreichender Betriebsspannung sogar 100W...und das bei dieser Minimalbeschaltung. Vielleicht war das in Verbindung mit der herstellerseitig üblichen großzügigen Auslegung von Leistungsdaten der Grund für die 110 im Namen des LowDown.
Wer hätte das vor einigen Jahren angesichts des damals üblichen 75W-Verstärkers für möglich gehalten...
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