[Effekt] ADA Ampulator (Review Bass-bezogen)

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Vorgeschichte:

Ich war und bin schon seit langem auf der Suche nach einem Vollröhrensound nach meinen Vorstellungen. Seit ich meinen ADA MB1 habe weiß ich, dass dieser auf jeden Fall die Vorstufe meiner Wahl ist und lange bleiben wird.
https://www.musiker-board.de/reviews-bass/447631-effekt-ada-mb1-preamp.html.
Allerdings fehlt immernoch das vielzitierte Pfund, dass einem [fast] nur eine Röhrenendstufe bringen kann. Allerdings fallen die Dinger für mich aus verschiedenen Gründen aus.
[Reihenfolge gemäß Gewichtung]
1. Preis: da kaum eine Röhrenendstufe mit ca 300W und mehr für weniger als 1500€ zu bekomen ist
2. Gewicht: Die Teile wiegen einfach zu viel. 25kg und aufwärts. Das ist mehr als mein Rack momentan im Gesamten.
3. ggfs Wartungsintensiv
Da ich allerdings keine Alternativen kannte habe ich weiterhin gesucht nach günstigen Röhrenendstufen oder Alternativen.
Oft stieß mir da der Ampulator von ADA ins Auge, der aber aufgrund der Seltenheit und des z.T. auch recht stolzen Preises [oft 650-1000€] nicht recht viel besser wirkte, obwohl ich kein einziges negatives Wort zu ihm fand.
Als ich dann einen für 450€ in OVP Zustand angeboten bekam sah das schon anders aus. ;)

Übersicht:

Bauform: 19", 1HE Stahlblechgehäuse
Einbautiefe: 5,8", ~14,74cm
Technik: Röhre + Transistor
Röhrenbestückung: 1x 12AX7A
Regeleinheiten:
  • Sektion 1:
  • Drive Level
  • Presence
  • Tube Matching
  • Hum Injection
  • Tube
  • Powerlevel
  • Character-Switch


  • Sektion 2:
  • Cab-Bypass
  • Speaker Array
  • Size
  • Driver
  • Cabinet
  • Low Resonance
  • High Resonance


  • Sektion 3:
  • Output Level
  • Bypass

Eingänge:
  • Signal In [Klinke, Rückseitig]
Ausgänge :
  • Signal Out [Klinke, Rückseitig]
  • Direct Out [XLR, Rückseitig]
  • Groundschalter
  • Mic/Line Pegel-schalter

Gewicht: ~2,5kg

Ansichten:

Front:
Ampulator.jpg

Rückseite:

- hab nur die Front geknipst, weil der Akku der Cam alle ging.

Innen:

- s.o.

Konzept und Sound:

Der ADA Ampulator ist eine analoge Endstufen- und Speakersimulation. Der Schaltkreis der Speakersimulation entspricht laut ADA dem des ADA Microcab 2. Gehen wir einmal alle Regler und deren Funktion durch. Dabei gehe ich nach den oben genannten Sektionen vor. Das Manual ist ebenso aufgebaut.
Da die Regler sich in ihrer Funktion so stark gegenseitig beeinflussen, stelle ich Soundeindrücke in einem einheitlichen Text am Ende jeder Sektion zusammen.

Sektion 1: Poweramp-Simulation

Drive Level: Entspricht quasi dem Maß in welchem die Endstufe angefahren wird. Die LEDs links von diesem Poti geben an wie weit sich das Eingangssignal für die jeweilige Arbeitsweise/Soundvorstellung eignet. CLEAN, COMPRESS und OVERDRIVE. Je nachdem was gewünscht ist, muss man den Ampulator dann dementsprechend mehr bzw. weniger anfahren. Die LED Anzeige kann sich bei unterschiedlichen Einstellungen am Power Level Regler von Anderen unterscheiden.
Erklärung: Siehe Power Level.

Presence: Der typische Presencepoti. Hat irgendetwas mit negativem Feedback zu tun, dass im eingestellten Maß die Höhen mehr zur Geltung bringen kann. ... oder so xD Die wahren Technikspezialisten wissen darüber sicher mehr Bescheid als ich. Allerdings ist es im Manual auch erklärt, aber vllt etwas zu komplex das hier jetzt auszubreiten. Das hänge ich an.

Tube Matching: Dieser Regler dient dazu die "Röhren" gemäß der eingestellten Tube-BIAS und Powerlevel zu "matchen". Im Gegensatz zu einer echten Röhrenendstufe ist dies aber kein Zwang, da in diesem Fall nichts kaputt gehen kann wie es sonst bei schlechter Röhrenabstimmung geschehen kann. Wer einen natürlicheren Rausch- und Verzerrungsärmeren Sound möchte, sollte diesen Regler jedoch keinesfalls übersehen.

Hum Injection: Hierbei handelt es sich um einen Regler mit dem die gedoppelte Frequenz des Ampulator-Netzteils zum Signal hinzugefügt wird. Im Prinzip ein Regler fürs Rauschen.
Man könnte denken: "Wieso will man denn das? Es gibt schweineteure Gates um diesen Fehler geradezubügeln!" Der Gedanke den ADA laut Manual damit verfolgten ist, dass eben dieses Rauschen ein ebenso entscheidender Faktor für den natürlichen Sound eines echten Verstärkers ist.
Der Hum Injection Poti ist ebenfalls Bestandteil beim Vorgang des Tube Matchings. Das klingt kompliziert, ist aber genauso simpel wie einfach.
Inputsignal aus [Preamplvl auf 0 o.Ä.] und den Hum-Injection Regler auf Max stellen. Anschließend mit dem Tube Matching Regler über die gesamte Reichweite gehen und abhören, wo das 120Hz Rauschen am geringsen, bzw. gänzlich weg ist.
Ich persönlich fand es leichter das Rauschen zu hören, wenn man ebenfalls noch den Output-Level relativ weit aufreißt.
ACHTUNG: ENDSTUFE KLEIN HALTEN!
Genaueres steht im Manual, siehe Anhang.

Tube-BIAS: Mit diesem Regler stellt man die "state of operation" ein. Eine LED-Kette zeigt den eingstellten Modus ein. Class A, Class B oder Class AB. Jeder hat seine eigenen Vor- und Nachteile in Bezug auf Compression, Verzerrung, Dämpfungsfaktor und Effizienz.
Der Poti lässt sich stufenlos einstellen, das was darauf schließen lässt, dass hier nicht zwingend eine "entweder-oder-oder" Entscheidung von Nöten ist. Das hat sicher auch damit zu tun, dass man den Power Level ändern kann, was ebenfalls zu einer Verschiebung der Operationsstufen führt. Ebenfalls sind so noch indivuellere Mischstufen erreichbar als eine simple Class AB Schaltung.

Tube Powerlevel: Jetzt wird es interessant! [sofern es noch nicht interessant genug war :D ] Mit diesem Regler stellt man die gewünschte Leistung der Endstufe ein. Tatsächlich arbeitet der Ampulator dann mit einem herunter gerechneten Wert dafür. Die Spanne Beträgt 0,2 bis 200 Watt.
Nun das kennen wir ja. Je weniger Watt man hat desto schneller clippt der Verstärker und umgekehrt. Während bei 0,2W der Übergang von Clean zu Overdrive nahezu instantan erfolgt hat man mit höheren Einstellungen mehr Headroom um auch Clean zu bleiben.

Charakterswitch: Hier kann man die Röhrencharakteristik verstellen. Triode oder Pentode. Der Unterschied besteht in den Elektrischen Bauelementen die benutzt wurden. Laut dem Manual haben Trioden einen höheren Dämpfungsfaktor und eine weitere Kompressionsreichweite, dafür sind sie aber wesentlich ineffizienter und neigen stärker zu Verzerrung. Die Pentoden sind im Prinzip das Gegenteil. Effizient, verzerren weniger, haben einen geringeren Dämpfungsfaktor usw.
Also eigentlich die bessere Röhre. [Die Trioden wurden schon in den 1950s abgelöst]. Aber eben wegen ihres eigenen Charakters wurde die Möglichkeit Trioden zu benutzen beibehalten. Nettes Feature.

Soundeindrücke
Bereits beim ersten Antesten im Semi-Studio des Anbieters, bei dem ich nur über einen ADA MB1 und den Ampulator in den Mixer gespielt habe hat mich der Sound völlig überzeugt. Im Vorfeld hatte ich natürlich das Manual mehr als einmal studiert und durchgelesen, damit ich beim Antesten keine unnötige Zeit verliere.
Mein erster Gedanke, und sicher auch einer der Gedanken der Leser wenn sie bis hier aufmerksam gefolgt sind, war, dass es sicher eine Schweinearbeit sein muss den Ampulator korrekt einzustellen. Pustekuchen. Die erste, rein instinktive Einstellung, die ich vornahm klang schon dermaßen realistisch und "ohrig", dass man beginnt zu verstehen wieso nur 2-3 von diesen Teilen pro Jahr bei Ebay aufkommen.
Für mich stand fest, dass der gekauft wird. Ich hab noch ein bisschen weiterprobiert und war jedes mal hocherfreut.
2 Wochen später als das Finanzielle auch geklärt war kam er in den Proberaum und in das Rack wo der Feinschliff der Sounds beginnen konnte.
Was mich am meisten begeistert, und das trifft auf alle ADA Produkte zu, die ich bisher gespielt und gehört habe, ist die nahezu grenzenlose klangliche Flexibilität innerhalb der Möglichkeiten der Geräte. Mit dem Ampulator sind ebenso cleane und klare Sounds drin wie brachiale Zerrgewalt. Die Bypass-Funktion war immer wieder ein Schockmoment mit der zwischen meinem vorher als gut erdachten Sound und dem "neuen" Sound gewechselt werden konnte.
Lediglich der Presence-Regler könnte ein wenig stärker greifen, ist bei Gitarre aber vllt mehr engagiert.

Richtig gut kommt er, wenn man noch die Speakersimulation benutzt.

Sektion 2: Speaker-Simulation

Cabinet-Bypass: Ein klassischer Bypass. Praktisch wenn man nur die Endstufensimulation haben will.
Wird der Bypass-Schalter gedrückt, Springt der gewählte Speaker Array-Schalter aus der vorher eingestellten Position. Restliche Einstellungen bleiben bestehen. Rührt sicher von der Bauweise her.

Speaker-Array: Hier kann eingestellt werden, wie viele Lautsprecher in der Box simuliert werden sollen. 1, 2 oder 4. Die Wahl erfolgt per Druckknopf. Ist die 1 gedrückt und eine andere Anzahl wird ausgewählt schnappt die 1 aus der Fassung und ist zugunsten der anderen deaktiviert, genauso wie bei dem Bypass-Schalter.

Size: Mittels dieses Druckknopfes stellt man die Größe der Lautsprecher ein. 10" oder 12".

Driver: Hier Stellt man per Knopfdruck ein, ob die Lautsprecher eine "Bright" oder "Dark" Charakteristik haben sollen.

Cabinet: Zu guter letzt kann man noch entscheiden ob es sich um eine offene oder geschlossene Box handeln soll. Ebenfalls wieder per Druckknopf.

Low-Resonance: Hebt die Tiefen hervor.

Hi Resonance: Hebt die Höhen hervor.

Soundeindrücke:
Wo die Poweramp-Sektion rein theoretisch sehr kompliziert ist, ist die Speaker-Sektion eigentlich recht straight foward.
Schön ist auf jeden Fall die Möglichkeit zwischen den "Tellergrößen" und deren Anzahl zu wählen, was aber eigentlich jede Speakersimulation draufhaben sollte. Heutzutage zumindest. Die Speaker-Sektion ist, wie bereits erwähnt nahezu die gleiche wie im ADA Microcab verbaut ist. Lediglich die Speaker-Array's sind ein klein wenig anders.
Klanglich überzeugt diese Sektion aber mindestens genauso sehr wie die Poweramp-Sektion. Die Speakerschaltungen klingen allesamt unterschiedlich und haben demzufolge ihren eigenen Sound. Wenn man beispielsweise die Menge der Speaker erhöht nehmen Verzerrungen weiter ab und der Sound wird [je nach gewählten "Tellersatz"] etwas Charaktervoller wobei 10" sowie 12" mit ihrer tatsächlichen Charakteristik gut abgebildet werden.
Der Bright bzw. Dark Schalter funktioniert ebenso wie man ihn sich vorstellt. Dark Dämpft die Höhen, Bright hebt sie bzw lässt sie unverändert. Die "EQ" Sektion ist gut ausgearbeitet und arbeitet genau so wie sie soll. Bei der Wahl zwischen den Boxendesigns fiel mir jetzt nicht sooo viel Unterschied auf, ist vllt wieder son Gitarrending.

Funny-Fact:
Im Manual steht außerdem, dass man neben der klassischen Denkweise, den EQ auch anders verstehen kann. Der Low-Regler steht für die Entfernung des Mikrophons zur Box und der Hi-Regler für den Winkel, wobei "+6db" genau senkrecht entsprechen soll. Interessanter Ansatz.

Sektion 3: Output-Sektion

Output-Level: Zum angleichen des Ausgangspegels, da Signalstärke verloren, oder "gewonnen" werden kann ist es evtl nötig diesen anzuheben bzw zu senken.

System-Bypass: Simpel... alles auf Bypass

Soundeindrücke:
Mach's laut oder leise!

Fazit:

Alles in Allem bin ich mit dem Ampulator mehr als zufrieden und kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Wer ein elektronisch intaktes Gerät im unteren Preissegment [500-650€] findet sollte unverzüglich zuschlagen, sofern er einen haben will. Diese Teile sind selten und oftmals teuer, und das zu recht!
Ich habe selten ein Gerät gehört mit dem der Sound so dermaßen aufgewertet werden kann. Zusätzlich bietet er im Livebetrieb die Möglichkeit per DI Out dem Soundmann einen unglaublich realistischen Sound zu verabreichen anstelle des manchmal sehr dünnen DI Signals.
Einzig und allein schön gewesen wäre es, wenn man einen Poweramp-Bypass hätte andererseits stellt sich dann die Frage wieso man sich dann nicht für ein paar 100€ weniger ein Microcab holt, aber zum Austesten der Speaker wäre es schön gewesen.
Dieser "Poweramp" kann nahezu alles. Laut und brachial verzerrt, leise und fein oder einfach drückende Röhrenendstufe.
Hinzu kommt, dass er sich für Gitarre wie Bass gleichermaßen eignet, wobei eine echte Gitarrenröhrenendstufe wirklich billiger sein kann. Für Homerecording jedoch ein wahres Fest. Bis zu den Tränen aufgerissene Röhrenendstufen sind gerade daheim oder in einem Digitalen Studio oftmals nicht möglich.

Zusammengefasst: Simpler als zuvor angenommen, unglaublich realistischer Klang, bestens geeignet für Live- und Studiobetrieb.

Meine Wertung: 9,8 / 10,0
...weils einfach nie perfekt sein kann. Der beste Verstärker ist die menschliche Fantasie und wird nie erreicht werden können.


Anhang: (vorerst nicht angehängt)
- Manual ADA Ampulator
- Bericht aus dem Guitar Player Magazine 1995. Auch im Test: Marshal DRP-1, Tech21 Tri-OD, H&K Tubeman Plus

Aus Gründen des Urheberrechtes wurden das Manual und der Bericht entfernt.
PN Wenn jemand näheres erfahren möchte.

[das Manual müsste man aber eigentlich ohne weiteres anhängen dürfen, denn es ist auf www.adadepot.com öffentlich zugänglich, leider ist diese seite seit gut 4 Wochen down. :( ]
 
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