[Bass] Maruszczyk Elwood L5-24 fretless

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Nach fast eineinhalb Jahren im (fast) täglichen Einsatz ist es jetzt mal an der Zeit ein Review zu schreiben. Ausserdem hatte ich Lust dazu :D.

Historie ----------------

So'n Fünfer bundlos, das gärte schon seit geraumer Zeit in mir. In einem meiner Projekte bin ich über die Zeit komplett weg von bundierten Bässen, spiel nur noch Upright und Fretless, aber da fehlte es mir bei meinem Status S4000 fretless häufiger an der 5ten Saite.

Dann hab ich viel probiert in Shops, es kristallisierten sich einige Randbedingungen 'raus:
- 34" Hals (also, adieu Lakland, Modulus, MTD, ....)
- lined Fingerboard (brauch ich als Orientierung, man muss sein Können schon realistisch einschätzen :)
- leicht (was einige sackschwere Stingrays aus der Liste kickt ...)

Von den vielen Instrumenten in der Auswahl blieb dann nur noch einer übrig, ein gebrauchter Sadowsky NYC Modern für 2800,- Euros. AUA! Mann, bin ich lange um den 'rumgeschlichen, trocken angespielt ein geniales Instrument, resonant, leicht, sehr schön gebaut. Aber, der hatte am Amp den Ton nicht, da half auch kein 'rumregeln usw. Also der auch nicht. UND NU?

Wie üblich in solchen Fällen, man liest hier so im Board rum ... und ich stolperte über Euphemismus' Aussagen über seinen 4er Elwood. Spontan mal bei Adrian im Netz geschaut, was es denn da noch so gibt .... huch, Vorführmodell, schick (!), guter Preis ... Zack! sofort bei Adrian angerufen, lange über Sinn und Philosophie des Fretless-Spielens debattiert - er hatte Sorgen, dass ich durch den Status extrem viel Attack gewohnt wäre und der Elwood blass aussehen .... egal, ICH WILL DEN HIER HABEN - also hat er mir den zum Testen zugeschickt. Seitdem hat der Gute schon einige Gigs hinter sich :)


Tech Specs --------------

Konstruktion:

Wie bei allen Elwoods ist die Konstruktion dicht am Original gehalten, oberflächlich gesehen. Der Body ist relativ groß, wie halt ein JB so ist. Er besteht aus einem Erlen-Kern, der mit Hohlfräsungen zur Gewichtsersparnis versehen ist. Obenauf ist eine zweiteilige bookmatched Decke aus sehr hellem Ahorn geleimt, die hat locker einen Zentimeter Stärke, gibt also durchaus ihre Brillianzen zum Ton mit.

Der Hals ist mit 5 Schrauben am Korpus befestigt, die laufen in Einschlag-Hülsen, es gibt also keine Halsplatte. Der Hals besteht aus einem Stück Hardrock-Maple, also auch Ahorn. Das Griffbrett ist ein sehr schönes Stück Ebenholz, super gleichmäßig gemasert, da hatte jemand 'ne gute Hand bei der Holzauswahl. Eingelassen sind helle Bundmarkierungen, keine Dots auf dem Grifbrett (das mag ich nicht), aber kleine weiße Punkte an der Oberkante des Griffbretts. Ach so - und die 24 im Namen sagt: das ist ein 2 Oktaven-Hals.

Hardware:

Schwarz! Es gibt eine übliche Maruszczyk-Brücke, die ist relativ klein und tut ihren Job. Die Saiten werden einfach eingehängt und gut. Die Mechaniken sind geschlossene von (keine Ahnung) und in einer 3+2 Anordung montiert. Sie sind so angebracht, dass die Saiten geradeaus über den Sattel laufen können. Alles tut sehr unspektakulär seinen Dienst.

Elektronik:

Ist komplett passiv. In der Brückenposition ist ein Bassculture Blade Humbucker verbaut, die Halsposition wird von einem Bassculture BladeStack besetzt. Für beide PUs gibt es einen separaten Volume-Regler, dann kommt eine passive Höhenblende und das war's schon. Alle drei Regler sind leicht vertieft in einer Fräsung montiert - schick!

So, und jetzt gibt's auch was zu Meckern:

Eine von den Mechaniken war nicht richtig fest verschraubt - ok, kann man ja mal selber anziehen. Aber, das VolumePoti für den Humbucker schliesst nicht richtig, das ist doof, weil das Instrument dann nie richtig leise ist. Hmmm .... !
Ausserdem ist der Sattel etwas zu klein für den Hals, da fehlen links und rechts jeweils ein Millimeter, das sollte dann schon bündig abschliessen.

Fazit:

Solide Holzarbeit, schöne Hölzer, edles Erscheinungsbild. Die "Ungereimtheiten" in der Hardware will ich mal dem "Demo-Modell" zuordnen, eigentlich hört man von Maruszczyk anderes. Kann ja mal passieren.


Handling ----------------

Ok, ab Werk war mir die Saitenlage eh zu hoch, also das Instrument mal kurz zum Bassdoktor meines Vertrauens gebracht (Carsten Grüning in HH), dann kann er auch gleich die Potis austauschen und das Ganze nach meinem Geschmack justieren. (Rückruf bei Adrian: das macht er immer so, der Sattel bleibt erstmal relativ hoch eingestellt, damit diejenigen, die keine ultraflache Saitenlage wollen .... Ok, den Punkt versteh ich).

Und nach dieser Behandlung kann ich ehrlich was zum Handling sagen:
Der Bass ist leicht! Ok, das soll das "L" im Namen schon andeuten, aber das sind mal eben erstaunliche 3,7 kg für einen erwachsenen Fünfsaiter - das ist fast nix. Das Instrument hat aber trotz der Fräsungen und Hohlräume keinerlei Tendenz zur Kopflastigkeit, der hängt schön mit ca. 10 Grad Neigung vor'm Bauch, alle Ellenbogen- Bauch- und sonstwelche ergonomischen Fräsungen sind an den richtigen Stellen - sehr angenehm.

Der Hals hingegen ist wuchtig, da hat man echt was in der Hand. Sowohl vom Format als auch von der Form selbst würde ich sagen: Mitt-Achtziger Precision D-Profil (als 5-Saiter gedacht). Hatte mir als bekennendem FlutscheHals-Spieler erst mal etwas Sorge bereitet, aber nachdem die Saitenlage so eingerichtet wurde, wie's mir gefällt, komm'
ich damit gut klar. Das ist allerdings das, was ich oben schon mit "oberflächlicher Ähnlichkeit" zum JB meinte, das ist ein komplett anderes Profil, als man erwarten würde.

Fazit:

Ungewöhnlich leicht, ungewohntes/unerwartetes Halsprofil, sehr ausgewogen und gut balanciert.


Sound -------------------

Beim ersten Mal trocken anspielen ... och das ist aber ein braves Kerlchen. Netter Ton, holzig, aber alles ein bisschen harmlos - auch über'n Kophörer. So der erste Eindruck. Irgendwie ändert sich dieser Charakter allerdings schlagartig, wenn das Instrument am Amp hängt, keine Ahnung warum. Bei der ersten Bandprobe mit freundlichen 650 Watt dahinter: Hallelujah! das genau ist der Ton, den ich suchte.Knorzig, singend, drückend und immer präsent. Jawoll! Die H-Saite? MÄCHTIG, Freunde, mächtig. Und dabei schön eingebunden, das passt gut.

Ganz harter Attack wird etwas "gedämpft", den Knack des Status erreicht er nicht, ist halt kein Graphit. Aber das macht nichts, das Instrument setzt die Spieldynamik schon prima um. Auch Slap mach Spaß, das Ebenholzgriffbrett gibt schön viele Brillianzen mit in den Ton. Deadspots konnte ich keine finden. Also da bin ich echt zufrieden, mein neues Hauptinstrument ist gefunden!

Den Hals-PU hab ich nur einmal kurz getestet und für meinen Ton als störend empfunden - die Mittenauslöschungen
nehmen für meinen Geschmack den Charakter weg. Ausserdem fällt er Pegelmässig sehr ab gegenüber dem Humbucker an der Brücke. Ok, man könnte da sicher noch was rauskitzeln ... aber diesen PU fand ich nicht sehr beeindruckend.

Alle obigen Sound-Beschreibungen sind immer auf den Humbucker in Brückenposition alleine bezogen.

Die Soundbeispiele sind im Proberaum aufgenommen, Zoom H4 ohne weitere Bearbeitung (ok, ich hab den Pegel normalisiert :) Achso: Saiten sind DR-HiBeams 40 - 120.

Elwood -> Stageclix -> GBE750 (Röhrenkanal) -> NeoX212

http://soundcloud.com/tom-63-1/thefretless/s-E83bk


Fazit -------------------

Ich hab meinen Fretless gefunden! Keins meiner Instrumente wird häufiger gespielt. Mehr Kompliment geht eigentlich gar nicht.

Ein schnörkelloses, gut gebautes Instrument aus klassischen Tonhölzern, nicht mehr und nicht weniger. Der Preis von 990,- für ein Demomodell geht in Ordnung, im Liederumfang waren dazu ein Gigbag und ein feiner Ledergurt. Neue Saiten hat Adrian auch noch aufgezogen.

Pro:
- Sound
- Gewicht
- Lieferumfang


Con:
- kleine Verarbeitungsmängel
- Hals PU Sound und Pegel
 
Eigenschaft
 

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