[Amp] Gallien-Krueger 1001RB-II Topteil

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Gallien-Krueger 1001RB-II

Vorwort
Die Gallien-Krueger Topteile sind nun schon einige Jahre auf dem Markt und durch ihr sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis recht populär. Als isses an der Zeit diese Kiste mal genauer unter die Lupe zu nehmen.


Hintergrund
Der Amp wurde 2001 als Nachfolger für den 1001RB vorgestellt. Der Vorgänger hatte sich nicht umbedingt mit Ruhm bekleckert, da er einen sehr unzuverläßigen Ruf hatte. Überhitzungen waren damals an der Tagesordnung...
Mit der zweiten Revision bekam der Amp neben einer modifizierten und stärkeren Endstufe einen besseren Kühler und eine neue Optik. Der Preamp ist identisch geblieben.


Eckdaten
Hersteller: Gallien-Krueger (USA)
Modell: 1001RB-II (Artist Series)
Baujahr: 2001 - heute (2010)
Kanäle: Single
Equalizer: 4-Band non-parametrisch, 2 regelbare Filter
Format: 89mm * 432mm * 210mm (H*W*T) (19", 2HE, 20cm Einbautiefe)
Endstufe: 700W an 4 Ohm bzw 460W an 8 Ohm; zusätzlich 50W an 8 Ohm für das Hochtonhorn
Gewicht: 8,1kg


Ausgepackt und Angefasst
Optisch gestaltet sich die Kiste eher technisch, modern. Vintage Fans werden auf Anhieb abgeschreckt. Ist aber auch gut so, denn spätestens der Sound würde sie sowieso verjagen. Doch dazu kommen wir erst später.
Die Verarbeitung ist rundum solide. Nichts wackelt, nichts ist krum und alles fühlt sich wertig an. Das geringe Gewicht mit nur knapp acht Kilo ist angesichts der Leistung echt angenehm. Klar gibts inzwischen Digitalendstufen die noch deutlich bessere Leistung/Gewichtsverhältnisse anbieten... aber die erinnern dann meist auch optisch an Biene Maja... ;)

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Was positiv auffällt: Fast alle Anschlüsse sind auf der Vorderseite. Also kein nervöses Getaste nach dem DI-out im finsteren Bühnenlicht sondern einfach einstecken. Wurderbar!
Die Bezeichnungen der Regler sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Das was andere Hersteller als "Gain" bezeichnen heißt hier "Volume". Was eigentlich also Volume bekannt ist heißt hier "Woofer". Und was soll diese Konfusion? Ganz einfach: Der Amp ist ein BiAmp. Neben dem "Woofer" findet man noch einen "Tweeter"-Regler. GK empfiehlt hier, sofern man dieses BiAmping verwendet, das Verhältnis von Tweeter und Woofer fest einzustellen und dabei als Faustregel eine Mittenstellung als jeweiligen Ausgangspunkt zu nehmen. Die letzendlich benötigte Lautstärke soll dann mit dem "Volume" geregelt werden. Aha!

159667-amp-gallien-krueger-1001rb-ii-topteil-gk_back_small.jpg


Auf der Rückseite findet man nur die Boxenanschlüsse, jeweils zwei im Speakon-Format und zwei als Klinke. Die SpeakOns sind hierbei in der 4-Pol Variante ausgeführt, da das BiAmping hierüber betrieben werden soll. Physikalisch ist der Anschluss zur üblichen 2-Pol Variante kompatibel.

Vorsichtig sollte man mit dem mitgelieferten "BiAmp-Kabel" walten lassen. Dies ist ein 4-Poliges-Kabel. Wenn nun die damit verwendete Box beispielsweise auch 4-Polige Buchsen nutzt und dabei intern jeweils die Aderpaare 1 und 2 parallel verschaltet... dann wirds brenzlich. Und das mein ich wörtlich.
Damit werden die Hochtonendstufe und die "Woofer"-Endstufe aneinander geschlossen. Letzendlich führt dies dazu, das die Hochtonendstufe funkensprühend abraucht.
Das ist jetzt keine blanke Theorie, ich durfte das Ergebnis selbst im Musikladen beobachten. Der Angestellte schloss mir eine Glockenklang Box mit dem GK-Kabel an den Amp an... und das Ergebnis stank. Spannenderweise funktionierte danach der Fullrangebetrieb mit einem 2-Pol-Kabel wieder wunderbar. Nur BiAmping war nicht mehr...

Dummerweise liegt die Lüftungsöffnung an der Oberseite des Gehäuses. Das heißt für den Rackeinbau: Es sollte immer ein wenig Luft über der Kiste frei bleiben. Ich hab das bei mir dadurch gelöst in dem ich über dem Amp eine 9,5"-Funkstrecke verbaut habe. Damit ist die Hälfte der HE frei und in dieser liegt die Lüftungsöffnung.


Eingesteckt und losgelegt
Vorweg: Ich habe keine BiAmp-fähige Box. Das heißt, ich werde auf dieses Feature nur bedingt eingehen können und kann leider keine Praxiserfahrungen anbieten. Es gibt also für das folgende zu bedenke: Der getestete Amp arbeitet im Fullrange-Modus!

Läßt man den Amp erstmal neutral mit gemäßigtem "Volume" schallt einem ein relativ neutrales Klangbild entgegen. Die Höhen haben ordentlich Biss und sind sehr präsent. In den Tiefen packt der Amp ziemlich straff zu. Neutral bedeutet in diesem Fall: Counter, Presence und Boost auf 0, EQ auf 12 Uhr, den String Button deaktiviert und den Volume im Bereich von Maximal 10 Uhr.

Will man nun den Sound manipulieren, empfiehlt GK das folgende Vorgehen:
Mann soll zuerst mit den Voicing Filtern, sprich Presence, Contour, String Button und Boost, einen Grundsound einstellen und erst danach den EQ bedienen.

Contour:
Der Contour-Filter ist letzendlich eine altbekannte Badewanne. Also Bässe rein, Mitten raus, Höhen rein. Bei GK nimmt er primär die Mitten raus bei 500Hz und Boosted leicht bei 50Hz und 7kHz. Erfreulicherweise packt der Mittenfilter dabei recht schmalbandig zu. Daher beeinträchtigt er die Bandtauglichkeit des Sounds kaum. Die Tiefmitten bei 200-300Hz bleiben erhalten und damit auch der Druck. Die typische "Pappe" von 400-500Hz tritt logischerweise etwas zurück und dadurch klingts offener und frischer.
Wohl dosiert ist dieser Filter ziemlicher Kernbestandteil des GK-Sounds.

Presence:
Dieser Filter boosted die Höhen bei gut 10kHz. Er fügt also den Brillianz-"Schimmer" hinzu. Wenn die Saiten älter werden, lassen sie sich hiermit begrenzt noch einmal wiederbeleben. Besitzer von Hochtonhörnern seien aber gewarnt: Der Filter setzt wirklich hoch und breitbandig an, sodass es ganz schön kräftig und fies aus dem Horn krachen kann.
Daher mein Tipp: Horn weg, Presence rein. Dann gibts deutlich angenehmere Höhen. Aber vorsichtig: Wenn ihr Live über den DI out geht, gibts darüber wieder die volle Packung Höhen. Also warnt den Tontechniker vor und klärt gegebenfalls, wieviele Höhen ihr im Sound des FOH wollt. Nicht das der Techniker meint, das Signal was er bekäme sei euer Wunschsound. Schließlich fehlt dort der Anteil der Box...

String Bass (4/5 String):
Dieser kleine unscheinbare Button hat einen deutlich spürbaren Effekt. Er ist in erster Linie ein heftiger Bassboost, der mit satten +11db bei 20Hz loslegt. Dies belastet die angeschlossenen Boxen deutlich, da die Centerfrequenz mit 20Hz natürlich deutlich unter deren Frequenzbereich liegt und daher viel Leistung verheizt wird.
Der Sound wird natürlich deutlich bassiger und ein wenig indirekter, weniger knackig. Allerdings habe ich den Eindruck, das der Amp dann auch weniger Mitten bringt. Ob dies nun daran liegt, das die Endstufe vielleicht durch den deutlich höheren Leistungsbedarf der Tiefbässe vielleicht leicht in die Knie geht, oder eventuell doch einfach eine Filterkurve hinter diesem Button steckt, läßt sich nicht klar beantworten.
Interessanterweise empfiehlt GK Anfängern oft, diesen Button zu aktivieren, da der Amp dann weniger direkt klingt und dadurch etwas gutmütiger in der Wiedergabe wird. Spielfehler sind dann wohl weniger markant.

Boost:
Hinter diesem vielversprechend bezeichnetem Regler verbirgt sich eine zusätzliche Treiberstufe, die hinter der Vorstufe, genauer, hinter dem Effektweg sitzt und die Endstufe quasi zusätzlich stärker "anbläst". Der Effekt ist ein rauerer, knurrigerer Sound.
In extremen Einstellungen führt er allerdings auch zu starkem Rauschen. Logisch, ist ja quasi eine eigene Verstärkerstufe. Und wie jeder andere Verstärker auch rauscht er, sofern man ihn weit aufdreht...

EQ:
Der klassische 4-Band Equalizer packt gut zu. Kleinste Veränderungen bringen gleich gut hörbaren Effekt. Es sind ziemlich extreme Einstellungen möglich.
Die Center-Frequenzen sind angenehm und für mich praxisgerecht gewählt. Der Bassregler setzt mit 60Hz nicht zu tief an und der Lo-Mid liegt bei 250Hz genau da wo es rumpeln soll. Man sollte allerdings grade mit dem Bassregler recht feinfühlig umgehen, schließlich hat man eine ziemlich potente Endstufe dahinter.
Die Hochmitten liegen bei 1kHz ziemlich genau dort wo der Attack und Saiten"scheppern" liegen. Man kann es also bequem anheben oder absenken, je nachdem was man grade will. Nur der Höhen-Regler ist mit 7kHz für meinen Geschmack ein wenig zu hoch angesetzt. Er arbeitet mehr auf den Brillianzen als auf den Höhen.

Volume (Gain):
Dreht man den "Volume" weiter auf, so wird der Sound etwas dichter und auch etwas dreckiger. Einerseits ist das ja ganz nett, aber wenn ich mit diesem Regler die Lautstärke regeln soll, wie es GK vorsieht, dann ists für mich eher unpraktisch wenn sich dadurch der Sound verändert. Da ich das BiAmping nicht verwende und auch noch einen Kompressor im Signalweg verwende, reguliere ich für die Lautstärke einfach mit dem "Woofer". Funktioniert im Fullrange-Modus ebenfalls wunderbar.

Letzendlich also ein ganzer Haufen an Möglichkeit. Dennoch bleibt immer der knackige Grundcharakter erhalten. Einen "dumpfen" Vintage-Sound wird man nie bekommen. Wer typische Tiefmitten mit SVT-Timbre sucht, ist mit dieser Kiste auf jeden Fall falsch beraten.
Zwar klingt der GK für einen reinen Transistor-Amp sehr knurrig, dennoch bleibt er immer direkt und knackig. Richtig "warme" Sounds sind hiermit auch nur bedingt möglich. Das können andere Amps deutlich besser.


Soundbeispiele:
Da es recht schwierig ist, brauchbare und vergleichbare Soundbeispiele zu bieten und ich dafür nicht grade die optimalen Vorraussetzungen habe, habe ich mich für dieses Review dagegen entscheiden.
Der Amp ist recht verbreitet und eigentlich in jedem größeren Musikladen vorrätig. Mit anderen Worten: Selbst anspielen macht wie immer mehr Sinn.


Langzeiterfahrungen:
Mich hat der Amp nun schon bei mindestens 50 Auftritten begleitet. Dabei hat er nie Probleme gemacht und bot für jede Bühne mehr als genug Power. Probleme ergaben sich nur, wenn man über fremde Boxen spielen musste. Wenn man dann eine 1*15" Box mit 200W Belastbarkeit serviert bekommt, ist guter Rat teuer. Die Box war logischerweise total am Limit.... und Spaßbremse total... oder ne uralt 4*10er mit 200W an 4 Ohm... sensationell!

Der DI-Out hat live immer beste Dienste geleistet. Es gab nie Probleme mit Störgeräuschen oder Ähnliches. Der Sound war immer sehr offen und direkt. Quasi wie aus der angeschlossenen Glockenklang Box.

Zusammenfassung & Persönliches:
Ich spiele den GK nun schon seit gut 5 Jahren. Er hat mich nie im Stich gelassen oder Mist gebaut. Er hat immer getan was ich von ihm wollte. Egal ob im direkten Sonnenlicht, in kleinen Locations mit heftiger Luftfeuchtigkeit oder miesen Stromnetzen..
Ich habe ihn mit einem Yamaha RBX775 und einem Stingray 5 getestet und betreibe einen Glockenklang Take Five Box mit 8 Ohm. In früheren Tagen übernahm noch eine Ashdown MAG410 den Job. Beide Boxen haben den Job gut gemacht und sind wohlauf.

Ich persönlich spiele meist mit Plek und mit kräftigem Anschlag. Ich suche einen recht präsenten, attackreichen Sound. Ein Fundament mit straffen Bässen und ordentlichem Knurren. Mulm und Matsch mag ich absolut nicht...
Der GK kommt mir da ganz gelegen. Er ist zwar nicht das perfekte Knurr-Monster, dafür aber straff und offen im Sound. Gepaart mit der kräftigen Endstufe also ein schöner Amp für einen kräftigen, modernen Rocksound.

+++ PROs +++
+ leicht und kompakt
+ leistungsstark
+ preiswert
+ direkter/offener Sound
+ Anschlüsse auf Front


--- CONs ---
- Optik
- teilweise zu leistungsstark in der Praxis
- Flexibilität begrenzt


Links:
* www.gallien-krueger.com - Herstellerwebsite
* www.thomann.de - Deutschlandvertrieb
* Musiker-Board Review vom GK RB1001 Combo (by NoUserFor)


 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein sehr gutes Review!

Leider beschränken sich meine Erfahrungen mit GK-Amps genau auf die von dir angesprochene 1. Serie. Ich habe mich mit mehreren Ausfällen des Amps abfinden müssen. Sogar während eines Gigs, was besonders ärgerlich war... Ein GK-Support war praktisch nicht vorhanden, so dass ich letztendlich den Amp gegen Kaufpreiserstattung (minus einger Abzüge...) zurückgegeben habe. Seitdem habe ich das Thema "GK Amp" abgeschlossen.
Der Amp bot Leistung pur, genau wie oben beschrieben und war ansonsten super verarbeitet. Es ist mir aber bis heute unverständlich, warum die "Entlüftung" nach oben konstruiert wurde. Das führte zu einer starken Wärmeentwicklung innerhalb des Racks...
 
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