Driver 8
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Um Fragen vorzubeugen: Nein, ich habe keinen neuen Bass. Viel mehr handelt es sich bei diesem Review um eine kritische Auseinandersetzung mit Erfahrungen, die ich mit diesem Instrument beim Antesten in einem Musikladen gemacht habe. Im Prinzip handelt es sich um die gleiche Art von Review wie bei diesem hier, dass ich über den Fender Precision Bass aus der Mexico Classic Serie vor ca. eineinhalb Jahren geschrieben habe. Daher werdet ihr auch hier leider auf Soundsamples und Fotos aus eigener Hand verzichten müssen. Ich habe mich dennnoch dazu entschlossen, dieses Review zu schreiben, da auch nach dem Classic Jazz Bass immer mal wieder gefragt wird, aber nur wenig darauf geantwortet wird/werden kann.
Seht diese Schilderung von Eindrücken daher als eine Beschreibung des Instruments und Sammlung von Gründen, die es für unterschiedliche Bassisten geben könnte, den beschriebenen Bass zu kaufen oder dies eben zu lassen.
Aber nun gut, beginnen wir mit ein paar nüchternen Fakten.
Ausstattung
- Korpus aus Erle
- Einteiliger, vierfachverschraubter Hals aus Ahorn (C-Shape)
- Griffbrett aus Palisander
- 2 x Fender Standard Vintage Alnico Jazz Bass Pick-Ups
- 20 "Vintage Style" Bünde
- "Vintage Style Reverse" Tuner (drehen originalgetreu falschherum)
- "American Vintage Style Bridge"
- Bedienelemente: 1 x Volume Neck-PU, 1 x Volume Bridge-PU, 1 x Mastertone
- Klassisches Tortoise Schlagbrett (vierschichtig)
- erhältlich in den Farben: Olympic White, Black und Three-Color Sunburst
- Als Case gibt es ein "Deluxe Gig Bag" obendrauf.
- UVP: 869 (50 Aufpreis für Sunburst)
Für mehr Informationen, schaut mal beim Hersteller rein: Der Fender 60's Classic Jazz Bass bei fender.com
Optik/Verarbeitung
Was das äußere des Basses betrifft, hat man sich bei Fender bemüht den Bass auch nach 60ern aussehen zu lassen. Mein Testbass hatte eine Sunburst Lackierung, die in Kombination mit dem Tortoise Schlagbrett sehr stimming aussieht. An der Lackierung gibt es auch nichts auszusetzen. Ordentliche Arbeit.
Der Hals sitzt nahezu spielfrei und ordentlich verschraubt in der Halstasche. Auch beim Griffbrett und den Bünden gibt sich Fender keine Blöße. Hier stört nichts und nichts sieht schlampig verarbeitet aus. Der Sattel sieht ebenfalls ordentlich aus. Er ist aus synthetischem Material gefertigt, das ähnliche Eigenschaften wie Knochen haben soll. Ein großes Manko stellt jedoch der Zugang zum Halsspannstab da, denn auch hier hat sich Fender an klassische Vorgaben gehalten. Somit ist der Hals nur vom Korpus her zugänglich und muss scheinbar sogar demontiert werden, um ihn verstellen zu können.
Kommen wir zur Hardware. Die Bridge ist in Ordnung. Ein klassischer Fender Blechwinkel, der tut, was er eben tut. Nicht mehr und nicht weniger. Die Stimmmechaniken drehen wie schon erwähnt klassische "falschrum". Sogar hier hat man auf Authenzität geachtet: Es handelt sich um eine schlankere Ausführung der klassischen Fender Tuner, wie sie auch auf den 60er Jahre Jazz Bässen zu finden war. An diesen fällt mir auf, dass man hier besser nochmal mit einer Feile rangegangen wäre. Kurz unter den Flügeln der Mechaniken zeigen sich nämlich nicht vollständig abgeschliffene Ansätze der Gussform. Das allein wäre nicht schlimm, ungut ist nur, dass diese leicht scharfkantig sind. Das muss nun wirklich nicht sein, bei einem Instrument dieser Preisklasse.
Handling
Tja, was soll ich darüber große Worte verlieren? Der Bass fühlt sich sehr natürlich und leicht an. Was Ergonomie und Komfort betrifft begreift man an diesem Punkt, wieso der Jazz Bass so erfolgreich war und ist und wieso er so häufig kopiert wurde und wird.
Der Hals spielt sich wie eine eins. Schnelle Läufe in allen Lagen stellen aufgrund der angenehmen Schlankheit kein Problem da. Dennoch empfinde ich den Hals nicht als zu dünn. Wer aber auf halbe Baseballschläger steht, wird hiermit keine Freude haben.
Sound
Ja, jetzt geht es um das wichtigste an einem Musikinstrument: Den Klang.
Bevor ich den Bass einstecke, spiele ich ihn erstmal trocken an. Hier zeigt sich ein ausgewogenes und gutes Schwingungsverhalten des Basses. Deadspots und der gleichen kann ich nicht feststellen. Nun aber ab an den Verstärker damit!
Der Eindruck, der sich beim "Trockentest" gezeigt hat, setzt sich hier fort. Ein warmer, runder, satter Ton erfüllt den Raum. Genau das hatte ich von einem Classic Jazz Bass erwartet. Trotz beider aktivierten Pick-Ups und voll aufgedrehtem Toneregler fehlt es allerdings etwas an Spritzigkeit in den Höhen. Aber gut, die war in den 60ern nicht unbedingt gefragt. Dieser Sound ist ein echter Allroundsound und eignet sich eigentlich für alles. Ob Rock, Pop oder Jazz, das passt einfach. Ich finde ihn jedoch besonders geeignet für Soul und auch Fingerstyle Funk, da er trotz der Wärme und Fülle des Tons nicht an Klarheit verliert. Deadnotes kommen klar und knackig. Auch Akkorde über drei Saiten stellen kein Problem da.
Erst recht nicht, wenn man nur den Bridge-PU verwendet. Dieser stellt für mich jedoch eine kleine Enttäuschung da. Er knurrt nämlich zu wenig. Ein Sound wie "Jaco nur mit Bünden" kommt hier nicht raus. Da habe ich schon Standard Mexikaner mit mehr Knurr und nasalem Charakter erlebt.
Spielt man nur den Neck-PU, hat man einen Preci-ähnlichen Sound, der jedoch etwas runder, dafür weniger druckvoll als beim Preci ist. Bei zugedrehtem Toneregler sehr schön für unauffälliges Thumping. Nicht zu fett, nicht zu dünn, nicht zu agressiv, nicht charakterlos. Einfach schön für Balladen und langsame, leise Sachen oder akustisches.
Der Test mit den Fingern ist gemacht, probieren wir es mit dem Plek. Sind alle Regler voll aufgedreht erhalten wir einen sehr schönen Rocksound. Straff und knackig, der Plektrumanschlag wird gut hervorgehoben. Allerdings ist auch hier zu bemerken, dass es zumindest für meinen Geschmack etwas mehr Höhenanteile sein dürften. Vielleicht lässt sich da noch was durch andere Saiten machen.
Schön ist auch, wenn man den Neck-PU ein wenig zurückdreht und richtig hart mit dem Plektrum reinlangt, erhält man einen dünneren, aber markanteren Sound mit ordentlich Attack. Dieser dürfte vor allem Leuten gefallen, die in einer Indie oder Alternative Band einen leicht Rickenbacker-artigen Sound suchen. Mich zumindest erinnert er an den Sound den Mike Mills auf den R.E.M.-Platten der frühen 80er hatte. "Radio Free Europe" lässt grüßen.
Benutzt man jedoch vorwiegend oder nur den Neck-PU, schlägt über ihm ordentlich mit einem Plektrum in die Saiten und lässt die Höhenblende annähernd voll offen erhält man einen schönen 60er Jahre Plektrum-Sound. Mehr Höhen wären in diesem Falle sogar störend. So tönt es ziemlich gut nach "My Generation".
Aber genug vom Plastik. Viele Leute schätzen Jazz Bässe für ihren Slapsound und auch darauf wollte ich den Classic Jazz Bass noch testen. Leider ist dies nicht sein Metier. Der schon oft (hoffentlich nicht zu oft) erwähnte Mangel an Höhen und Spritzigkeit macht sich hier leider sehr deutlich bemerkbar. Es knallt einfach nach nicht so, wie es für das übliche Empfinden eines gesalzenen Slapsounds sein sollte. Die Slaps kommen fett, ja, aber insbesondere den Plucks fehlt es dann am nötigen Metall und Draht im Sound. Gut, vielleicht täten auch hier andere Saiten ihr übriges, aber sie machen diesen Bass sicherlich nicht zur Slapmachine, das ist nicht ganz das, wofür dieser Bass gemacht ist.
Fazit
Puh, das ist ja dann doch noch ganz schön lang geworden. Insbesondere der Soundteil. Allerdings hat dies seine Gründe. Einerseits habe ich versucht, den Sound wenigstens annähernd zu beschreiben, da ich aus genannten Gründen eben keine Samples liefern konnte, andererseits zeigte sich auch, dass in diesem Bass einfach eine Fülle an klassischen Sounds steckt.
Für Blues, Jazz und Soul eignet sich dieser Bass ebenso wie für Rock und Pop, da diese klassischen Sounds eben auch heute noch gerne gehört werden und in dem Bass, wenn man ihn entsprechend bearbeitet, auch mehr stecken kann als lediglich die Reproduktion klassischer Sounds.
Slapper und Fans metallischer, angezerrter Sounds für Hard Rock, Prog Rock und all das, was sich Metal zu nennen pflegt, sollten sich allerdings lieber nach einem eher auf 70er Jahre bzw. auf die moderne Sounds ausgelegten Bass suchen. In dieser Preisklasse gäbe es da an Fender Jazz Bässen bspw. den neuen Highway One, den Geddy Lee und den Marcus Miller Jazz Bass.
All diejenigen, die einen Klassiker mit guten Allroundeigenschaften (insbesondere bei reinem Fingerspiel) suchen, werden jedoch im Fender 60's Classic Jazz Bass eine gute Wahlmöglichkeit finden, die durchaus ihr Geld wert ist, so denn sie denn mit den kleinen Eigenheiten dieses Instruments leben können, denn ein schlechter Bass ist der 60's Classic definitiv nicht. Er ist halt einfach ein "Classic Jazz Bass" und das bekommt man auch. Ob das nun für einen selbst das richtige oder das falsche ist, ist subjektiv und muss selbst entschieden werden. Daher mein Tipp: Antesten und selbst ein Bild davon machen. Es könnte sich lohnen.
Positiv
- Satter, runder und warmer Grundsound, der aber wandlungsfähig ist.
- Authentische, wenn auch nicht ganz exaktes Reissue eines Klassikers.
- Bespielbarkeit, sehr umgängliche Handhabung.
Negativ
- Verarbeitung der Stimmmechaniken.
- Halsspannstabzugang am Korpus.
- Mangel an Höhenanteilen, die besonders Slapper vermissen dürften.
Ich hoffe, es hat Euch Spaß gemacht dieses Review zu lesen und Ihr seid schlauer als zuvor. Hoffentlich ist klar geworden, für wen dieser Jazz Bass etwas ist, und für wen nicht. Der Test dieses Instruments hat mir zumindest mal wieder gezeigt, das ein Instrument für einen Zweck unheimlich gut geeignet sein kann, für einen anderen aber nicht. Ich hoffe, dass auch das deutlich geworden ist.
Falls Ihr noch Fragen, Ergänzungen oder andere Erfahrungen (auch Gegenansichten zu meinen hier beschriebenen Erfahrungen) beizusteuern habt, bitte ich Euch das zu tun.
Außerdem freue ich mich über jedwege Art von Feedback und Rückmeldung, damit ich weiß, ob ich weiter in diesem Stil Reviews verfassen kann (ich arbeite derzeit an einem ausführlichen Review über meinen Glamour Preci, Ihr wisst schon, welchen ich meine).
Gruß,
Carsten.
Seht diese Schilderung von Eindrücken daher als eine Beschreibung des Instruments und Sammlung von Gründen, die es für unterschiedliche Bassisten geben könnte, den beschriebenen Bass zu kaufen oder dies eben zu lassen.
Aber nun gut, beginnen wir mit ein paar nüchternen Fakten.
Ausstattung
- Korpus aus Erle
- Einteiliger, vierfachverschraubter Hals aus Ahorn (C-Shape)
- Griffbrett aus Palisander
- 2 x Fender Standard Vintage Alnico Jazz Bass Pick-Ups
- 20 "Vintage Style" Bünde
- "Vintage Style Reverse" Tuner (drehen originalgetreu falschherum)
- "American Vintage Style Bridge"
- Bedienelemente: 1 x Volume Neck-PU, 1 x Volume Bridge-PU, 1 x Mastertone
- Klassisches Tortoise Schlagbrett (vierschichtig)
- erhältlich in den Farben: Olympic White, Black und Three-Color Sunburst
- Als Case gibt es ein "Deluxe Gig Bag" obendrauf.
- UVP: 869 (50 Aufpreis für Sunburst)
Für mehr Informationen, schaut mal beim Hersteller rein: Der Fender 60's Classic Jazz Bass bei fender.com
Optik/Verarbeitung
Was das äußere des Basses betrifft, hat man sich bei Fender bemüht den Bass auch nach 60ern aussehen zu lassen. Mein Testbass hatte eine Sunburst Lackierung, die in Kombination mit dem Tortoise Schlagbrett sehr stimming aussieht. An der Lackierung gibt es auch nichts auszusetzen. Ordentliche Arbeit.
Der Hals sitzt nahezu spielfrei und ordentlich verschraubt in der Halstasche. Auch beim Griffbrett und den Bünden gibt sich Fender keine Blöße. Hier stört nichts und nichts sieht schlampig verarbeitet aus. Der Sattel sieht ebenfalls ordentlich aus. Er ist aus synthetischem Material gefertigt, das ähnliche Eigenschaften wie Knochen haben soll. Ein großes Manko stellt jedoch der Zugang zum Halsspannstab da, denn auch hier hat sich Fender an klassische Vorgaben gehalten. Somit ist der Hals nur vom Korpus her zugänglich und muss scheinbar sogar demontiert werden, um ihn verstellen zu können.
Kommen wir zur Hardware. Die Bridge ist in Ordnung. Ein klassischer Fender Blechwinkel, der tut, was er eben tut. Nicht mehr und nicht weniger. Die Stimmmechaniken drehen wie schon erwähnt klassische "falschrum". Sogar hier hat man auf Authenzität geachtet: Es handelt sich um eine schlankere Ausführung der klassischen Fender Tuner, wie sie auch auf den 60er Jahre Jazz Bässen zu finden war. An diesen fällt mir auf, dass man hier besser nochmal mit einer Feile rangegangen wäre. Kurz unter den Flügeln der Mechaniken zeigen sich nämlich nicht vollständig abgeschliffene Ansätze der Gussform. Das allein wäre nicht schlimm, ungut ist nur, dass diese leicht scharfkantig sind. Das muss nun wirklich nicht sein, bei einem Instrument dieser Preisklasse.
Handling
Tja, was soll ich darüber große Worte verlieren? Der Bass fühlt sich sehr natürlich und leicht an. Was Ergonomie und Komfort betrifft begreift man an diesem Punkt, wieso der Jazz Bass so erfolgreich war und ist und wieso er so häufig kopiert wurde und wird.
Der Hals spielt sich wie eine eins. Schnelle Läufe in allen Lagen stellen aufgrund der angenehmen Schlankheit kein Problem da. Dennoch empfinde ich den Hals nicht als zu dünn. Wer aber auf halbe Baseballschläger steht, wird hiermit keine Freude haben.
Sound
Ja, jetzt geht es um das wichtigste an einem Musikinstrument: Den Klang.
Bevor ich den Bass einstecke, spiele ich ihn erstmal trocken an. Hier zeigt sich ein ausgewogenes und gutes Schwingungsverhalten des Basses. Deadspots und der gleichen kann ich nicht feststellen. Nun aber ab an den Verstärker damit!
Der Eindruck, der sich beim "Trockentest" gezeigt hat, setzt sich hier fort. Ein warmer, runder, satter Ton erfüllt den Raum. Genau das hatte ich von einem Classic Jazz Bass erwartet. Trotz beider aktivierten Pick-Ups und voll aufgedrehtem Toneregler fehlt es allerdings etwas an Spritzigkeit in den Höhen. Aber gut, die war in den 60ern nicht unbedingt gefragt. Dieser Sound ist ein echter Allroundsound und eignet sich eigentlich für alles. Ob Rock, Pop oder Jazz, das passt einfach. Ich finde ihn jedoch besonders geeignet für Soul und auch Fingerstyle Funk, da er trotz der Wärme und Fülle des Tons nicht an Klarheit verliert. Deadnotes kommen klar und knackig. Auch Akkorde über drei Saiten stellen kein Problem da.
Erst recht nicht, wenn man nur den Bridge-PU verwendet. Dieser stellt für mich jedoch eine kleine Enttäuschung da. Er knurrt nämlich zu wenig. Ein Sound wie "Jaco nur mit Bünden" kommt hier nicht raus. Da habe ich schon Standard Mexikaner mit mehr Knurr und nasalem Charakter erlebt.
Spielt man nur den Neck-PU, hat man einen Preci-ähnlichen Sound, der jedoch etwas runder, dafür weniger druckvoll als beim Preci ist. Bei zugedrehtem Toneregler sehr schön für unauffälliges Thumping. Nicht zu fett, nicht zu dünn, nicht zu agressiv, nicht charakterlos. Einfach schön für Balladen und langsame, leise Sachen oder akustisches.
Der Test mit den Fingern ist gemacht, probieren wir es mit dem Plek. Sind alle Regler voll aufgedreht erhalten wir einen sehr schönen Rocksound. Straff und knackig, der Plektrumanschlag wird gut hervorgehoben. Allerdings ist auch hier zu bemerken, dass es zumindest für meinen Geschmack etwas mehr Höhenanteile sein dürften. Vielleicht lässt sich da noch was durch andere Saiten machen.
Schön ist auch, wenn man den Neck-PU ein wenig zurückdreht und richtig hart mit dem Plektrum reinlangt, erhält man einen dünneren, aber markanteren Sound mit ordentlich Attack. Dieser dürfte vor allem Leuten gefallen, die in einer Indie oder Alternative Band einen leicht Rickenbacker-artigen Sound suchen. Mich zumindest erinnert er an den Sound den Mike Mills auf den R.E.M.-Platten der frühen 80er hatte. "Radio Free Europe" lässt grüßen.
Benutzt man jedoch vorwiegend oder nur den Neck-PU, schlägt über ihm ordentlich mit einem Plektrum in die Saiten und lässt die Höhenblende annähernd voll offen erhält man einen schönen 60er Jahre Plektrum-Sound. Mehr Höhen wären in diesem Falle sogar störend. So tönt es ziemlich gut nach "My Generation".
Aber genug vom Plastik. Viele Leute schätzen Jazz Bässe für ihren Slapsound und auch darauf wollte ich den Classic Jazz Bass noch testen. Leider ist dies nicht sein Metier. Der schon oft (hoffentlich nicht zu oft) erwähnte Mangel an Höhen und Spritzigkeit macht sich hier leider sehr deutlich bemerkbar. Es knallt einfach nach nicht so, wie es für das übliche Empfinden eines gesalzenen Slapsounds sein sollte. Die Slaps kommen fett, ja, aber insbesondere den Plucks fehlt es dann am nötigen Metall und Draht im Sound. Gut, vielleicht täten auch hier andere Saiten ihr übriges, aber sie machen diesen Bass sicherlich nicht zur Slapmachine, das ist nicht ganz das, wofür dieser Bass gemacht ist.
Fazit
Puh, das ist ja dann doch noch ganz schön lang geworden. Insbesondere der Soundteil. Allerdings hat dies seine Gründe. Einerseits habe ich versucht, den Sound wenigstens annähernd zu beschreiben, da ich aus genannten Gründen eben keine Samples liefern konnte, andererseits zeigte sich auch, dass in diesem Bass einfach eine Fülle an klassischen Sounds steckt.
Für Blues, Jazz und Soul eignet sich dieser Bass ebenso wie für Rock und Pop, da diese klassischen Sounds eben auch heute noch gerne gehört werden und in dem Bass, wenn man ihn entsprechend bearbeitet, auch mehr stecken kann als lediglich die Reproduktion klassischer Sounds.
Slapper und Fans metallischer, angezerrter Sounds für Hard Rock, Prog Rock und all das, was sich Metal zu nennen pflegt, sollten sich allerdings lieber nach einem eher auf 70er Jahre bzw. auf die moderne Sounds ausgelegten Bass suchen. In dieser Preisklasse gäbe es da an Fender Jazz Bässen bspw. den neuen Highway One, den Geddy Lee und den Marcus Miller Jazz Bass.
All diejenigen, die einen Klassiker mit guten Allroundeigenschaften (insbesondere bei reinem Fingerspiel) suchen, werden jedoch im Fender 60's Classic Jazz Bass eine gute Wahlmöglichkeit finden, die durchaus ihr Geld wert ist, so denn sie denn mit den kleinen Eigenheiten dieses Instruments leben können, denn ein schlechter Bass ist der 60's Classic definitiv nicht. Er ist halt einfach ein "Classic Jazz Bass" und das bekommt man auch. Ob das nun für einen selbst das richtige oder das falsche ist, ist subjektiv und muss selbst entschieden werden. Daher mein Tipp: Antesten und selbst ein Bild davon machen. Es könnte sich lohnen.
Positiv
- Satter, runder und warmer Grundsound, der aber wandlungsfähig ist.
- Authentische, wenn auch nicht ganz exaktes Reissue eines Klassikers.
- Bespielbarkeit, sehr umgängliche Handhabung.
Negativ
- Verarbeitung der Stimmmechaniken.
- Halsspannstabzugang am Korpus.
- Mangel an Höhenanteilen, die besonders Slapper vermissen dürften.
Ich hoffe, es hat Euch Spaß gemacht dieses Review zu lesen und Ihr seid schlauer als zuvor. Hoffentlich ist klar geworden, für wen dieser Jazz Bass etwas ist, und für wen nicht. Der Test dieses Instruments hat mir zumindest mal wieder gezeigt, das ein Instrument für einen Zweck unheimlich gut geeignet sein kann, für einen anderen aber nicht. Ich hoffe, dass auch das deutlich geworden ist.
Falls Ihr noch Fragen, Ergänzungen oder andere Erfahrungen (auch Gegenansichten zu meinen hier beschriebenen Erfahrungen) beizusteuern habt, bitte ich Euch das zu tun.
Außerdem freue ich mich über jedwege Art von Feedback und Rückmeldung, damit ich weiß, ob ich weiter in diesem Stil Reviews verfassen kann (ich arbeite derzeit an einem ausführlichen Review über meinen Glamour Preci, Ihr wisst schon, welchen ich meine).
Gruß,
Carsten.
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