Pedal-Midifizierung für 45 € (Anleitung)

Be-3
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Hallo zusammen,

ich bin nun schon einige Zeit in diesem Board aktiv, aber das ist tatsächlich mein erster eigener Thread! :eek::)
Weil hier des öfteren Anfragen zum Thema "Midifizierung von Orgel-Pedalen" auftauchen, wollte ich aus gegebenem aktuellem Anlaß einmal meine persönliche Lösung vorstellen, die einen etwas ungewöhnlichen Weg beschreitet. Im Gegensatz zur "additiven Synthese" mit Einzelbausätzen verfolge ich eine Art "subtraktive Synthese", bei der ich von einem kompletten Keyboard alles entferne, was ich nicht für mein MIDI-Interface brauche ;)

Midifizierung eines "alleinstehenden" Pedals mittels Billig-Keyboard

Diese Anleitung ist praktisch allgemeingültig auf alle Arten von nicht-anschlagdynamischen (also realistischen ;)) Orgelpedalen vom Stummel- bis zum Vollpedal anwendbar. Eventuell vorhandene Schalter können verwendet werden und die Kosten der Elektronik belaufen sich auf ca. 45 Euro.
Projekte wie "MIDI-Master-Pedalboard" von Moog-Taurus-Format bis zum Vollpedal für Hammond-Clone oder Pfeifenorgel-Clone sind machbar.


Das Pedal

In diesem Beispiel handelt es sich um das 13-Stummel-Pedal einer defekten Eminent Solina F-217, aber prinzipiell ist natürlich auch jedes andere Pedal (auch Vollpedal) geeignet, solange es geeignete Schalter hat.
Bei der Midifizierung meines Hammond-25-Tasten-Pedals mußte ich mangels vorhandener Taster eine Leiste mit Microschaltern anbauen (funktioniert aber seit 10 Jahren klaglos).

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Das Keyboard

Durch die Erkenntnis, daß meist Massenprodukte günstiger als Nischenprodukte und Spezialanfertigungen sind, bin ich auf die Idee gekommen, ein simples Keyboard als "Midi-Kit" zu mißbrauchen. Grundidee war, einfach die Tasten(kontakte) durch die Pedal(kontakte) zu ersetzen/ergänzen, so daß das Keyboard über das Pedal gespielt werden kann und so MIDI-Daten erzeugt.

Anforderungen an das Keyboard

  • MIDI-Ausgang (natürlich!)
  • Ausreichende Anzahl Tasten (4 Oktaven/49 Tasten reicht für jedes! Pedal)
  • keine Anschlagdynamik (und somit nur einen Kontakt pro Taste – genau wie das Pedal auch)
  • Keinerlei Qualitätsanspruch an Tasten, Sound und Verstärkung (wird ohnehin nicht gebraucht)

Ich habe das Mc CRYPT MC-36 für derzeit € 44,95 bei der Elektronikkette Conrad als ideales Schlachtopfer gefunden, denn es erfüllt alle Anforderungen mit Bravour und der Preis ist wohl unschlagbar.
300529_BB_00_FB.EPS_400.jpg



Organentnahme

Wenn man das Gehäuse öffnet, bietet sich bei entferntem Unterteil ein Blick auf die Innereien:

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Auf der grünen Platine, die sich oben rechts auf dem Bild deutlich hervorhebt, befindet sich praktischerweise die gesamte Elektronik. Links davon sieht man das Display von unten und die restlichen braunen Platinen enthalten eigentlich nur Bedienknöpfe bzw. Spieltasten.

Die Lautsprecher lassen wir gleich im Gehäuse zurück und nach dem Entfernen aller Schrauben lässt sich die Elektronik incl. herausfallender Bedientaster und "Wabbelkontakt-Gummis" (wie heißt das eigentlich?) problemlos herausheben.


Teileauswahl

Da ich mich (für meine Pedal-Projekte) dafür entschlossen habe, kein Display und keine Bedienelemente zu benötigen (mir reicht fix Kanal 1 und Soundwechsel usw. will ich auch nicht vom Pedal aus machen), bleiben nur zwei (bei Pedalen bis 24 Tasten) oder drei Platinen (Pedale ab 25 Tasten) übrig. Ich habe sie mit grünen Häkchen gekennzeichnet.

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Die nicht benötigten Teile lassen sich abtrennen, ohne die übrige Funktion zu beeinträchtigen. Im hier geschilderten Beispielfall mit dem 13-Tasten-Stummelpedal (das durchaus noch eine halbe Oktave wachsen könnte, wenn es nach mir ginge und ich noch so ein Pedal hätte) benötigen wir nur die linke der beiden Tastaturplatinen.
Da es sich bei den Tasten (und auch den Bedienknöpfen) um im Ruhezustand geöffnete Schalter handelt, lassen sich bei Nichtbedarf die kompletten Platinen entfernen, ohne daß die "Zentralelektronik" einen Unterschied merkt. Die Taster lassen sich dann natürlich nur nicht mehr drücken – aber das wollen wir ja auch nicht…

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Im obigen Bild sehen wir also die komplette für unser Projekt benötigte Keyboard-Elektronik (wie gesagt bräuchte man bei Pedalen über 24 Tasten noch die zweite Tastaturplatine).

Tastenkontakte

Die Tastenkontakte bestehen aus aufgedruckten ineinandergreifenden "Kämmen", die durch Graphikstückchen in der operativ entfernten Gummimatten überbrückt werden können.
Um Leiterbahnen zu sparen, ist es üblich, eine Gruppe von Kontakten zusammenzufassen und über eine Diodenmatrix für die Elektronik unterscheidbar zu machen. Die Kenntnis der genauen Funktion der Diodenmatrix ist für dieses Projekt nicht erforderlich.
Die Dioden sind auf der anderen Seite der Platine und deshalb auf diesem Foto nicht zu erkennen.

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Man sieht aber sehr deutlich am unteren Rand, daß eine Seite von acht Schalterkontakten zu einer Gruppe zusammengefasst sind und deshalb nur ein Anschluß "Sammelpunkt" (statt acht) benötigt wird. Die übrigen acht "Gegenseiten" führen jeweils zu einer Diode.

Pedalkontakte

Wenn wir das Pedal dem Keyboard also als Tastenersatz unterjubeln wollen, müssen wir nichts weiter tun, als die Pedalkontakte genau so mit der Platine zu verbinden, wie es auch die Tastenkontakte sind.

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Idealerweise ist es bei meinem Pedal so, daß die Schalter auch schon auf einer Seite zu Achtergruppen zusammengefaßt sind. Wäre das nicht der Fall, müßte man sie eben selber zusammenlöten (Verbindungskabel von Schalter zu Schalter).
Bei größeren Gruppen muß eventuell eine Verbindung gekappt werden (bei gedruckten Schaltungen läßt sich eine Leiterbahn leicht durch Kratzen mit einem Schraubenzieher unterbrechen.


Verkabelung

Wie auch immer die vorhandenen Schalter am Pedal aussehen: Es läuft immer darauf hinaus, beginnend beim tiefsten C (auf der Platine ganz links) Ton für Ton bzw. Schalter für Schalter mit geeigneten Stellen auf der Platine zu verlöten.
Hierzu geht man einfach vom "Schalter" (dem "Kamm") auf der Elektronikplatine aus und verfolgt die Leiterbahn bis zu einem geeigneten Lötpunkt (auf jeden Fall natürlich vor dem nächtsten Bauteil!) – das ist zum Beispiel dort, wo die Dioden sitzen. Hier ist es recht einfach möglich, einen Draht anzulöten, der dann auf der anderen Seite mit dem Pedalschalter verbunden wird.

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Die beiden dickeren Kabel (blau und braun) rechts im Bild sind die 8er-Gruppen-Anschlüsse.
Bei mehr als 13 Pedalen werden natürlich entsprechend mehr Kabel benötigt, das Prinzip ändert sich jedoch nicht.

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Der Rest besteht darin, die Angelegenheit möglichst formschön in einem Gehäuse zu verstauen – aber das ist eine andere Geschichte…

Viele Grüße
Torsten
 
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echt ne geile Idee =D
so ein mist das ich meine alte Orgel rausgeworfen hab, ich hätte sogar noch nen altes Keyboard gehabt
 
Danke für den Baubericht!
Würe auch ein Keyboard mit Anschlagsdynamik funktionieren? Im Prinzip haben die doch nur mehrere Tasterpunkte pro Taste. Wenn man da dann nur einen benutzt müsste das doch trotzdem funktionieren... Ist aber nur eine Annahme, ich habe keine Ahnung, wie die Teile von innen aussehen.
 
Hervorragend idea. Ich habe ein spotbillig McCrypt Keyboard erworben. Mein Frage ist, braucht das Midi-platina ein Stromverbindung, oder ist es passiv? Danke.
 
Hallo Be-3,

vielen Dank für deine ausführliche Anleitung. Aber in welcher Oktave spielt das Pedal denn dann? Wenn ich mir das Billig-Keyboard anschaue, wäre das ja nur bis zum großen C. Gibt es eine einfache Möglichkeit, dass auf's Kontra-C runter zu pitchen? Denn ein Pedal das erst ab großem C beginnt wäre für meine Zwecke (Pedal an Stagepiano als Übungsorgel zu Hause) wohl eher ungeeignet :-(
 
Aber in welcher Oktave spielt das Pedal denn dann? Wenn ich mir das Billig-Keyboard anschaue, wäre das ja nur bis zum großen C.

[...]

Denn ein Pedal das erst ab großem C beginnt wäre für meine Zwecke (Pedal an Stagepiano als Übungsorgel zu Hause) wohl eher ungeeignet :-(

Hallo Heny,

ich habe das zur Sicherheit gerade noch mal zusammen mit meinem Nord Electro getestet. Nachdem ich gefühlte zehn Netzteile und MIDI-Kabel durchprobiert hatte, war mir endlich aufgefallen, daß ich den Electro noch von USB- auf MIDI-Buchse umschalten mußte... :mad::redface:

Du hast mit Deiner Vermutung ganz recht: Beim Billig-Keyboard ist das große C der tiefste Ton.
Das ist aber auch bei teuren 5-Oktaven Keyboards/Synthesizern so.

Aber: (jetzt kommt das große Aber ;)) auch kommerzielle, fertig erhältliche MIDI-Pedale, ja, ich möchte noch weiter gehen, sogar alle Pedale beginnen grundsätzlich beim großen C, sogar bei echten Hammond- oder Pfeifenorgeln.
Das heißt: der tiefste Ton auf den Orgel-Manualen (das große C) stimmt überein mit dem tiefsten Ton im Pedal.

Der Grund, warum Orgel-Pedale gefühlt "tiefer" klingen, ist, daß die Registrierungen meist auf einem 16'-Register basiseren, währen die Manuale in der Regel den 8' (also die normale "Klavierlage") als Basis haben.

Der langen Rede kurzer Sinn: das große C ist völlig in Ordnung (normal), man muß nur die Sounds passend auswählen bzw. transponieren - das ist allerdings eher ein Problem des speziellen Tonerzeugers.

Viele Grüße
Torsten
 
Diese Anleitung war perfekt und hat mir sehr gut geholfen.
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Hi Matyoe,
ich möchte für meine crumar mojo ein Vollpedal nach Torstens Keyboard-Schlacht-Methode bauen. Deins sieht auch selbst gebaut aus. Welche Kontakte hast du im Pedal verwendet?
Viele Grüße
Uwe
 
Hallo zusammen.
Ich weiß, dieser Beitrag ist uralt, aber ich habe mal eine Frage (die hier auch schon gestellt, aber leider nicht beantwortet wurde). Und zwar frage ich mich, wie es sich bei einem Keyboard mit Anschlagdynamik verhält. Es gibt ja mehrere Punkte für die verschiedenen Tasten und ich frage mich jetzt, wie ich es verlöten muss. Das folgende Bild ist nicht meins, aber es zeigt zumindest die verschiedenen Kontakte.

Zu meinem Projekt: Ich plane, in ein altes Böhm (oder Hammond, habe beides da ;) ) Orgelpedal das innenleben einen iRig Keys zu verbauen, inklusive aller Controllermöglichkeiten wie Octav- oder Programmwechsel. Falls Interesse besteht, werde ich auch einen Bastelbericht hier hochladen.

Schönen Gruß
Ara

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Interessante Frage, genau diese stellt sich mir zur Zeit auch...:D

Ich plane, demnächst ein altes ELKA Orgel-Basspedal mittels Komponenten aus einem Fame KC 25 MIDI-Keyboard umzubauen.

Bezüglich dieser Velcity-Geschichte will ich schon seit einiger Zeit einige Experimente anstellen, bin bislang aber noch nicht dazu gekommen... :redface:

Sobald ich dazu aber mehr weiß, gebe ich an dieser Stelle gern mehr Infos... :)

Gruß

Michael
 
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