Ich habe mir bei Tygges Bemerkung und einigen Antworten darauf die Frage gestellt, ob Schreiben bei den meisten hier vielleicht "nur" (oder in erster Linie) Teil einer Art Selbstfindungsprozess ist. Ob das sozusagen die "bessere" Art des Schreibens ist, als die, auf ein konkretes Ziel hin zu schreiben, hinter das man dann auch einen Punkt setzt und sagt, Ziel erreicht.
Spannende Frage, die ich für mich beherzt mit einem "sowohl als auch" beantworte.
Seit ich schreibe - und das sind nicht nur Songtexte - beschäftige ich mich mit dem Zweck des Schreibens. Tagebuchnotizen, Träume oder Gedanken, die ich aufschreibe, Texte und Songtexte - will man das sehr weit fassen, fallen auch die posts auf diesem Board hierunter.
Ich mache allerdings einen großen Unterschied: Mit Texten, die ich veröffentliche, will ich andere Menschen erreichen. Das ist das Ziel. Und das macht für mich die wesentlich andere Dimension aus. Ich war mal aktiv in einer Berliner Schreiboffensive, wo Texte unterschiedlichster Art vorgestellt wurden - und die Frage, ob dieser Text anderen Menschen zugänglich gemacht werden soll (ich schreibe hier bewußt nicht: ob er tauglich ist oder literarische Standards erfüllt - denn das ist für mich eine ganz andere Frage, deren Beurteilung ich eher anderen Leuten überlasse), war stets eine spannende Frage, die weitreichende und oft gute Diskussionen und große Klarheit brachte.
Texte bedingen für mich generell - wie intensiv auch immer - eine Auseinandersetzung mit sich und der Welt, sind immer ein Prozess und damit ein Prozess, indem man sich selbst erkennt, wiederfindet, zuweilen gar neu erfindet. Damit ist die Frage der Wirkung auf einen selbst schon beantwortet: Das passiert immer und mit jedem Text.
Den Unterschied macht die Frage, ob ich diesen Text veröffentlichen will und ob damit eine Überarbeitung ansteht.
Von daher komme ich auf mein "sowohl als auch".
Mit der Musik ist es für mich nicht anders: Natürlich spiele ich auch für mich, rein aus Spaß, aus Neugier, ohne besonderes Ziel. Das ist auch völlig in Ordnung und das bestimmt sowieso niemand anderer als ich selbst. Wenn ich aber das Ziel habe, einen song herauszubringen, dann ist damit für mich das Ziel gesetzt, dass er zumindest einige andere Menschen erreicht, womöglich bewegt.
Ich sehe darin kein "besser" oder "schlechter", sondern einfach "etwas anderes".
x-Riff