[Effekt] VOX - Valvenergy Silk Drive

  • Ersteller unixbook
  • Erstellt am
unixbook
unixbook
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
22.02.25
Registriert
09.07.15
Beiträge
1.077
Kekse
29.692
Ort
Paderborn
VOX - Valvenergy Silk Drive


Preis: 154 Euro

Spezifikationen:
  • analoger Preamp
  • mit Nutube-Röhrentechnologie
  • Regler: Gain, Volume, Treble, Middle, Bass
  • Bright-Schalter
  • OLED-Display mit Oszilloskopgrafik in Echtzeit
  • 3 Betriebsmodi für mehr Flexibilität: Standard (Instrumentenpegel), Pre-Amp (Line-Pegel) und Cab Sim (Signal für Mischpult/DAW)
  • Ein- und Ausgang: 6,3 mm Monoklinke
  • DC 9 V Eingang
  • Link-Ausgang
  • Stromversorgung: 9 V Alkalibatterie oder 9 V-Netzteil (Mitte= negativ)
  • Stromverbrauch: 95 mA
  • Batterielaufzeit: ca. 2 Stunden (bei Verwendung einer Alkalibatterie), die tatsächliche Batterielaufzeit richtet sich nach den Einsatzbedingungen
  • Abmessungen (B x T x H): 72 x 120 x 55 mm (inkl. Schalter und Gummipolster)
  • Gewicht: 350 g
  • Farbe: Silberfarben
  • inkl. 9 V Batterie für Testzwecke
Hersteller:

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Tom Jennings die Jennings Organ Company und begann mit der Produktion der elektrischen Orgel UniVOX. 1956 trat sein ehemaliger Arbeitskollege Dick Denney an ihn heran und präsentierte einen Prototyp für einen Gitarrenverstärker. Dies führte zur Umbenennung des Unternehmens in Jennings Musical Instruments (JMI) und zur Entwicklung des VOX AC15, der 1958 auf den Markt kam. Der 15-Watt-Verstärker wurde schnell von britischen Musikern wie The Shadows populär gemacht.

Mit dem Fender Twin erschien 1959 ein leistungsstarker Konkurrent, der JMI unter Druck setzte. Als Antwort darauf brachte VOX den AC30 heraus, einen 30-Watt-Verstärker mit Celestion "Blue Alnico"-Lautsprechern und dem berühmten "Top Boost"-Schaltkreis. Dieses Modell prägte den Sound der British Invasion und wurde von Bands wie The Beatles, The Who, The Yardbirds und The Shadows genutzt. Auch spätere Musiker wie Brian May (Queen) oder Paul Weller (The Jam) setzten auf den AC30.

1964 verkaufte Jennings Anteile an die Royston Group und übertrug die amerikanischen Rechte an die Thomas Organ Company. Statt die hochwertigen britischen Verstärker zu vertreiben, stellte Thomas Organ eigenständige Transistor-Verstärker her, die oft minderwertiger waren. Jennings verließ die Firma 1967, während sich Marshall als dominierende Marke auf dem britischen Markt etablierte.

Nach dem Bankrott der Royston Group im Jahr 1969 durchlief VOX eine Phase häufig wechselnder Besitzer und Sparmaßnahmen. Der AC30 wurde mit günstigeren Lautsprechern, gedruckten Schaltungen und Gehäusen aus Spanplatten gebaut, was die ursprüngliche Qualität beeinträchtigte.

1992 übernahm der damalige Vertriebspartner KORG die Namensrechte an VOX Amplification Ltd. Dies führte zur Wiederauflage des AC30 in einer Reissue-Version. Seitdem entwickelt VOX auch Verstärker mit digitaler Modeling-Technologie, die es ermöglichen, verschiedene Amp-Sounds zu emulieren.

Die Geschichte der von VOX produzierten Effektpedale begann in den 1960er-Jahren und ist eng mit der Entwicklung der Rockmusik verbunden. Besonders prägend war die Einführung des Wah-Wah-Pedals, das Mitte der 1960er-Jahre von Brad Plunkett bei der Thomas Organ Company, dem damaligen US-Vertrieb von VOX, entwickelt wurde. Ursprünglich als Modifikation eines Röhrenverstärkers gedacht, erkannte VOX das Potenzial des Effekts und brachte es als VOX Clyde McCoy Wah-Wah auf den Markt, benannt nach dem Jazz-Trompeter Clyde McCoy. Dieses Pedal wurde schnell von Gitarristen wie Jimi Hendrix, Eric Clapton und Jimmy Page populär gemacht und gilt bis heute als eines der bedeutendsten Effektgeräte für E-Gitarren.

Neben dem Wah-Wah-Pedal entwickelte VOX in den späten 1960er- und 1970er-Jahren weitere Effektgeräte, darunter das VOX Tone Bender, ein Fuzz-Pedal, das an den berühmten Sola Sound Tone Bender angelehnt war und von Jeff Beck und Jimmy Page genutzt wurde. Ebenso brachte VOX das Repeat Percussion Tremolo sowie den VOX Treble Booster heraus, der für mehr Höhen und Durchsetzungskraft im Gitarrensound sorgte.

In den 1980er- und 1990er-Jahren geriet die Produktion von Effektpedalen ins Stocken. Erst nach der Übernahme der Namensrechte durch KORG im Jahr 1992 begann VOX wieder verstärkt mit der Entwicklung neuer Effektgeräte. In den 1990er-Jahren erschienen Neuauflagen des Wah-Wah-Pedals, darunter Signature-Modelle für Jimi Hendrix und Clyde McCoy. Zudem brachte VOX moderne digitale Multi-Effektgeräte wie den VOX Tonelab heraus, der Röhrentechnologie mit digitaler Modulation kombinierte.

In den letzten Jahren hat VOX sein Angebot an Effektpedalen weiter ausgebaut. Das VOX V847 Wah-Wah wurde mit verbesserten Bauteilen neu aufgelegt, während in den 2000er-Jahren die Cooltron-Serie mit echten Röhren für Overdrive, Tremolo und andere Modulationseffekte erschien. Die aktuelle Valvenergy-Serie aus den 2020er-Jahren setzt auf moderne Preamp- und Overdrive-Pedale mit Röhren-Emulationstechnologie, inspiriert von klassischen VOX-Verstärkern.

VOX hat mit dem Wah-Wah-Pedal einen der legendärsten Effekte der Musikgeschichte geschaffen und über die Jahrzehnte hinweg immer wieder innovative Pedale entwickelt. Besonders in den letzten Jahren verfolgt die Marke das Ziel, klassische Klänge mit moderner Technik zu verbinden und sich im Markt für Effektpedale neu zu positionieren.

Trotz der Höhen und Tiefen in der Firmengeschichte bleibt VOX eine der bekanntesten Marken für Gitarrenverstärker sowie verwandtes Zubehör und hat den Sound der Rockmusik entscheidend mitgeprägt.

Dumble-Amps:

Das VOX Valvenergy Silk Drive versucht einen sogenannten Dumble-Sound zu reproduzieren. Daher lohnt es sich an dieser Stelle einen Exkurs über die Vorbilder zu machen.

Dumble-Verstärker gehören zu den exklusivsten und legendärsten Gitarrenverstärkern der Musikgeschichte. Sie wurden von Alexander "Howard" Dumble in Handarbeit gefertigt und sind bekannt für ihren außergewöhnlichen Klang, ihre Dynamik und ihre hohe Sensibilität gegenüber dem Spielstil des Gitarristen.

Howard Dumble begann in den 1960er-Jahren in Kalifornien mit dem Bau von Verstärkern. Zunächst modifizierte er Fender-Modelle, bevor er eigene Designs entwickelte. Seine Verstärker wurden für ihre hohe Klangqualität geschätzt und nur in extrem begrenzter Stückzahl produziert. Da Dumble alle Verstärker individuell auf die Wünsche des jeweiligen Musikers abstimmte, waren sie besonders begehrt.

Das bekannteste Modell ist der Overdrive Special, der für seinen geschmeidigen, singenden Overdrive-Ton bekannt ist. Ein weiteres legendäres Modell ist der Steel String Singer, ein extrem clean klingender Verstärker mit viel Headroom, der unter anderem von Stevie Ray Vaughan und John Mayer gespielt wurde. Weitere Modelle wie der Dumbleland oder der Tweedle Dee richteten sich an spezifische Spielstile und Klangvorstellungen.

Dumble-Verstärker sind extrem selten, da Howard Dumble sie nur auf Bestellung fertigte. Zudem versiegelte er oft die Schaltkreise mit Epoxidharz, um seine Designs zu schützen. Aufgrund ihrer Seltenheit und der hohen Nachfrage erzielen originale Dumble-Verstärker heute Preise von über 100.000 US-Dollar, teilweise sogar weit mehr. Viele Boutique-Hersteller wie Two Rock, Fuchs oder Bludotone haben versucht, den Klang dieser Verstärker nachzubilden.

Viele berühmte Gitarristen nutzten Dumble-Verstärker, darunter Carlos Santana, Robben Ford, Larry Carlton, Eric Clapton, David Lindley und Stevie Ray Vaughan. Besonders für Blues, Fusion und Rock sind sie legendär, da sie sich durch außergewöhnliche Klarheit, Sustain und harmonische Komplexität auszeichnen.

Howard Dumble verstarb im Jahr 2022, wodurch seine Verstärker noch seltener und begehrter wurden. Sein Vermächtnis lebt in der Gitarrenwelt weiter, und Dumble-Amps bleiben der Goldstandard für Boutique-Verstärker mit einzigartigem Klang und außergewöhnlicher Dynamik.

An welchen der doch sehr unterschiedlichen Dumbles das Silk Drive sich anlehnt ist nicht näher beschrieben.

Aufbau und Handhabung:

Das Pedal wird in einer kompakten Pappverpackung ausgeliefert, die eine mehrsprachige Bedienungsanleitung enthält. Sein Gehäuse besteht aus robustem Metall und misst 65 x 55 x 120 mm bei einem Gewicht von etwa 360 g. Die Stromversorgung erfolgt entweder über ein Standard-9V-Netzteil oder eine 9V-Batterie, wobei die interne Schaltung die Spannung auf 15V anhebt.

IMG_4238.JPG


Ein besonderes Merkmal ist das Display, das nicht nur den Betriebsmodus anzeigt, sondern auch eine Oszilloskop-Funktion bietet. Diese stellt die Verzerrungsstärke in Form einer Wellenform dar, deren Ausschlag von der Anschlagstärke und der Stellung des Gain-Potis beeinflusst wird. Allerdings bleibt das Oszilloskop auch dann aktiv, wenn das Pedal ausgeschaltet ist, was zu unnötigem Batterieverbrauch führt. Bereits nach zwei Stunden kann die Batterie leer sein, selbst wenn das Pedal nicht genutzt wurde. Glücklicherweise kann das Display deaktiviert werden, da sein praktischer Nutzen ohnehin fraglich ist. Über dem Display signalisiert eine breite rote LED den Betriebszustand des Pedals.

Das Gerät verfügt über einen Soft-Switch-Fußschalter und nutzt einen Buffered-Bypass anstelle eines True-Bypass. Für klangliche Anpassungen steht ein klassischer Dreiband-EQ zur Verfügung, ergänzt durch einen Bright-Schalter zwischen Volume- und Gain-Regler, mit dem sich das Pedal an unterschiedliche Verstärker anpassen lässt.

IMG_4240.jpg


Die Ein- und Ausgangsbuchsen sind seitlich angebracht, während an der Stirnseite der Stromanschluss, der Mode-Schalter und die Link-Buchse zu finden sind. Der Mode-Schalter ermöglicht drei verschiedene Betriebsmodi: als klassischer Vorschalteffekt (STD), als Preamp vor einer Endstufe oder einem FX-Return (PRE) oder als Amp-Simulator vor einer PA oder Soundkarte (CAB).

IMG_4242.jpg


Über die Link-Buchse lassen sich zwei Valvenergy-Pedale mit einem Stereo-Miniklinkenkabel koppeln, sodass beim Aktivieren eines Pedals das andere automatisch deaktiviert wird. Mit einem Splitterkabel kann diese Funktion auf bis zu fünf Pedale erweitert werden, um ein mehrkanaliges Vorstufensystem zu realisieren.

Klang:

Bei der Beurteilung des Klangs sei zuvor erwähnt, dass ich das Pedal mit Singlecoils meiner Tele und Strat und mit dem Seth-Lover-Humbucker meiner Tele Custom II an meinem 68er Vibro Champ Reverb und meinem Tone Master Twin Reverb ausprobiert habe. Andere Setups mögen andere Ergebnisse bringen.

Ich kann mich hier nur zu dem Klang des Pedals im Standardmodus äußern. Die Funktionen als Preamp bzw. mit Cab-Sim habe ich gar nicht erst ausprobiert aus einem ganz simplen Grund: Schon als Standartpedal konnte mich das Silk Drive überhaupt nicht überzeugen.

Wenn so ein Dumpfe klingt, dann bin ich froh keinen haben zu müssen, aber ich vermute, dass dieses Pedal einfach nur eine schlechte Anlehnung daran abliefert. Es klingt weder dynamisch noch transparent, es klingt auch nicht warm sondern eher kratzig und leblos. Die Nutube-Technologie ist, zumindest nach meiner Einschätzung dieses Pedals kein brauchbarer Ersatz für eine richtige Röhre.

Der Klang ist der Hauptgrund, warum dieses Pedal wieder zurück ging. Zum Glück gibt es Money Back!

Fazit:

Das VOX Valvenergy Silk Drive erweckt große Erwartungen, kann diese aber in der Praxis nicht erfüllen. Trotz der vielversprechenden Ankündigung, einen Dumble-ähnlichen Sound zu erzeugen, bleibt das Klangbild enttäuschend. Statt Wärme und Dynamik liefert das Pedal eine kratzige und leblose Wiedergabe, die weder Transparenz noch ein nuanciertes Spielgefühl ermöglicht.

Auch die technische Umsetzung wirft Fragen auf. Das OLED-Display mit Oszilloskop-Funktion mag auf dem Papier interessant klingen, erweist sich jedoch als überflüssiges Gimmick, das unnötig Strom verbraucht und die Batterielaufzeit erheblich einschränkt. Die Verarbeitung ist zwar solide, doch das Fehlen eines True-Bypass und die begrenzte Klangformung lassen das Pedal nicht aus der Masse hervorstechen.
 
  • Interessant
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben