[Amp] Fender - Super Champ XD

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Fender Super Champ XD
Hybrid-Amp (nicht mehr neu erhältlich)

Spezifikationen:
  • Hybrid-Amp
  • Kanäle: 2
  • Leistung: 15 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x 6V6, 1x 12AX7
  • Lautsprecher: 1×10“
  • Gewicht: 11kg
  • Maße: (H x B x T): 38 x 45 x 22,9 cm
  • 16 DSP Effekte
  • 16 gemodelte Amps
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Preis: Dieser Amp ist nicht mehr neu zu bekommen. Nach meiner Beobachtung wird er gebraucht zwischen 200 und 250 Euro gehandelt. Ich habe meinen für 225 Euro gekauft und ein paar Jahre später für den gleichen Preis wieder verkauft. Die UVP lag damals bei knapp 400 Euro.

Die Gene des Fender Super Champ XD:

Meines Wissens erschien der Super Champ XD im Jahr 2007, doch sein Name deutet auf eine lange Tradition, die ich kurz darstellen möchte:

Der erste Verstärker, der 1948 das Licht der Welt erblickte, war der Champion 800. Er setzte auf eine reine Class-A-Schaltung mit einer Vorstufenröhre (6SJ7), einer Endstufenröhre (6V6) und einer 5Y3 als Gleichrichter. Ein einzelner 12er-Volumeregler steuerte die Lautstärke, während der verbaute Jensen-8-Zoll-Lautsprecher eine beachtliche Leistung von 4 Watt lieferte. Schon 1949 wurde der 800er vom Champion 600 abgelöst, der sich im Wesentlichen nur durch seinen kleineren, 6 Zoll großen Lautsprecher unterschied. Beide Modelle zeichneten sich durch die charakteristische TV-Front, einen Ledergriff und einen Verkaufspreis von 49,95 Dollar als „Student Amp“ aus.

1953 wurde der Champion von den Champ-Modellen mit Wide Panel (bis 1955) und später Narrow Panel (bis 1964) abgelöst. Dabei erhielt das Holzgehäuse erstmals eine elegante Tolex-Verkleidung. Während die Wide-Panel-Version ausschließlich mit einem 6-Zoll-Lautsprecher ausgestattet war, gab es die Narrow-Panel-Varianten auch mit einem 8-Zoll-Jensen. Zudem wurden die Narrow Panels bis 1964 mit 8-Zoll-Oxford- und CTS-AlNiCo-Speakern gefertigt. Persönlich halte ich die Narrow-Panel-Champs für die besten, die jemals gebaut wurden – nicht zuletzt, weil sie die letzten Modelle unter der Leitung von Leo Fender waren.

Ab 1957 wurde die 6SJ7-Vorstufenröhre durch eine 12AX7 ersetzt, was gemeinsam mit der 6V6GT-Endstufenröhre die Ausgangsleistung um ein Watt auf insgesamt 5 Watt erhöhte. Große technische Änderungen blieben ansonsten aus, und ein Tonregler wurde erst in den frühen 1960ern eingeführt. Eine optische Anpassung erfolgte 1955 mit der Verlagerung des Faceplates an die Oberseite des Verstärkers. Bis in die CBS-Übernahme von Fender 1965 hinein waren diese Verstärker für ihre herausragende Qualität bekannt und erzielen heute Höchstpreise auf dem Gebrauchtmarkt.

Mit den Blackface-Modellen und später den Silverface-Varianten ab 1968 kamen einige Neuerungen hinzu: Neben einer erweiterten Klangregelung mit separatem Bass- und Treble-Regler wurde die Leistung auf 6 Watt angehoben, die Skala der Regler auf 1-10 begrenzt und der 8-Zoll-Oxford-Lautsprecher zur Standardausstattung. Die Einführung eines Vibro-Modells brachte zwei zusätzliche Regler für Speed und Intensity mit sich, und die Bedienelemente wanderten zurück auf die Frontseite. Die Silverface-Generation beendete 1982 die erste 34-jährige Ära des Champs, dessen klassische Bauweise mit je einer Vor-, Endstufen- und Gleichrichterröhre ihn bis heute zu einem begehrten Studio- und Session-Amp macht. Unzählige Blues- und Rockaufnahmen zeugen von seinem charakteristischen Klang, den auch viele Harpspieler schätzen.

Danach änderte sich der Champ grundlegend. Mit dem Champ II wuchs die Leistung drastisch an: Ein 10-Zoll-Lautsprecher sowie zwei 7025-Vorstufenröhren und zwei 6V6GTA-Endstufenröhren steigerten die Power auf satte 18 Watt, womit der Amp auch in Bandkontexten bestehen konnte. Anfang der 80er übernahm Paul Rivera als Supervisor die Fender-Amp-Sparte und setzte auf leistungsstärkere Schaltungen – wovon auch der Champ profitierte. Zwischen 1982 und 1985 entstand der Super Champ Deluxe mit 18 Watt Leistung, zwei 6V6GT-Röhren, einem 10-Zoll-Eminence- oder Electro-Voice-Speaker sowie einer Hallspirale. Erstmals wurde zudem ein Master-Volume-Regler integriert.

Mit der Red- und Black-Knob-Serie des Champ 12 erhielt der Verstärker weitere moderne Features: Tape-In, Line-Out und ein Kopfhörerausgang. Zum ersten Mal kam zudem ein 12-Zoll-Lautsprecher zum Einsatz. Optisch stach diese Variante durch ein auffälliges Snake-Tolex-Design hervor, doch der Amp hatte sich inzwischen so weit vom ursprünglichen Champion entfernt, wie eine Mandoline von einer Gibson Robot. Die letzte Entwicklungsstufe erreichten schließlich die Modelle Champ 25 und Champ 25SE. Sie kombinierten einen 12-Zoll-Lautsprecher mit Master-, Mid-Shift- und Reverb-Reglern sowie Line-In und -Out. Außerdem wurde der Champ erstmals zu einem echten Zweikanaler mit separater Kanalregelung. Die beiden 6V6GC-Röhren sorgten für eine Leistung von 25 Watt an 8 Ohm.

Im Jahr 2007 brachte Fender den Champ unter dem Namen Super Champ XD erneut auf den Markt, als Teil der „Vintage Modified“-Serie. Optisch orientiert sich das Modell an den Blackface-Champs der 60er-Jahre. Im Gegensatz zum Champion 600, der über einen rein analogen Röhren-Signalweg verfügt, kombiniert der Super Champ XD seine Röhrenschaltung mit einem digitalen Signalprozessor (DSP). Dieser übernimmt im Kanal 2 die Vorverstärkung und simuliert 16 verschiedene Verstärkermodelle.

Aufbau und Bedienung:

Der in China gebaute Super Champ XD ist ein typischer Combo-Verstärker im klassischen Fender-Look – schwarzes Tolex und eine silberne Frontbespannung prägen das äußere Erscheinungsbild. Die Verarbeitung des Verstärkers ist bemerkenswert gut: Es gibt keinerlei Klappern, und auch nach jahrelangem Gebrauch zeigt das Gehäuse keine Abnutzungserscheinungen. Der schwarze Griff sorgt für komfortablen Transport, und mit einem Gewicht von nur elf Kilogramm ist der Verstärker angenehm handlich. Auf vier stabilen Gummifüßen stehend, ist der Super Champ XD zudem sicher und zuverlässig.

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Das Bedienpanel ist geneigt, was die Handhabung vereinfacht, und bietet eine übersichtliche Anordnung von Reglern. Auf der linken Seite befindet sich die Eingangsbuchse für die Gitarre, gefolgt von einem Volumenregler für den Clean-Kanal, der als "Volumen 1" bezeichnet wird. Der Clean-Kanal ist in seiner Bedienung ziemlich puristisch, was ihn besonders einfach zu bedienen macht.

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Der zweite Kanal bietet ebenfalls überschaubare Regelmöglichkeiten: Neben einem Gain- und einem Volumenregler gibt es hier einen sogenannten "Voice"-Regler, der eine besondere Funktion erfüllt. Mit diesem Regler können die 16 verschiedenen Verstärkermodelle des Super Champ XD ausgewählt werden. Diese Modelle bieten eine Vielzahl an Klangcharakteristiken, darunter Tweed, Blackface, British, Hot Rod, Metal, Jazz und Acoustic. Jede dieser Kategorien hat mehrere Soundvariationen, die mit der Drehung des Reglers durchlaufen werden können. Beispielsweise emuliert der Tweed-Modus zuerst den Vintage-Sound eines Fender Tweed Champs, danach folgt der Sound eines Fender Tweed Bassman, und ein weiteres Setting sorgt für einen stark übersteuerten Tweed-Sound. Es wird jedoch nicht exakt spezifiziert, um welchen Tweed-Modell es sich handelt.

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Ein Schalter ermöglicht den Wechsel zwischen den beiden Kanälen, und dieser Kanalwechsel lässt sich auch über einen Fußschalter realisieren. Beide Kanäle teilen sich die Regler für Höhen und Bässe, sodass die Klangregelung insgesamt sehr einfach gehalten ist.

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Das zweite besondere Merkmal des Super Champ XD ist die eingebaute digitale Effektsektion, die sowohl für Kanal 1 als auch für Kanal 2 zur Verfügung steht. Über den "F/X Select"-Regler können verschiedene Effekte ausgewählt werden, darunter Vibratone, Delay (in drei verschiedenen Zeiten), Reverb (mit verschiedenen Raumgrößen und dem klassischen Fender-Federhall), Chorus und Tremolo. Mit dem "F/X Level"-Regler lässt sich die Intensität der Effekte einstellen, und eine rote Anzeigeleuchte signalisiert, wenn der Effekt aktiv ist.

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Die Rückseite des Verstärkers gewährt einen Blick auf den Lautsprecher, der in meinem Super Champ XD durch einen Jensen P10R ersetzt wurde. Der Verstärker enthält drei Röhren (1x 12AX7 und 2x 6V6), die hinter einer Abdeckung verborgen sind. Diese lässt sich leicht durch das Lösen von vier Schrauben entfernen, sodass der Zugang zu den Röhren problemlos möglich ist.

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Die Anschlüsse auf der Rückseite des Verstärkers umfassen den Netzanschluss und einen Ein-/Ausschalter sowie den Lautsprecheranschluss (8 Ohm, 15 Watt). Es besteht die Möglichkeit, einen externen Lautsprecher anzuschließen, der mindestens 25 Watt bei 8 Ohm abnehmen muss. Auf der Rückseite befindet sich zudem eine gut zugängliche Sicherung. Zwei Klinkenbuchsen auf der rechten Seite dienen dem Line-Out sowie dem Anschluss des Fußschalters, mit dem nicht nur zwischen den Kanälen gewechselt, sondern auch die Effekte ein- oder ausgeschaltet werden können.

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Klang:

Die Modeling-Sounds des Super Champ XD haben mich nie wirklich begeistert. Um ehrlich zu sein, fand ich fast jeden einzelnen davon weniger ansprechend als den anderen, und daher habe ich mich nie intensiver mit ihnen auseinandergesetzt.

Aber was wirklich positiv ist, ist Kanal 1. Dieser Kanal liefert einen sauberen, knackigen Fender-Clean-Sound, der wirklich überzeugt und für sich spricht. Genau dieser Kanal macht den Super Champ XD meiner Meinung nach zu einem der am meisten unterschätzten und unterbewerteten Fender-Amps auf dem Markt.

Was mir ebenfalls ganz gut gefällt, sind die Reverbs und Tremolos – die funktionieren für mich gut und klingen ordentlich.

Und das Beste daran: Wir sprechen hier von einem Amp, den man für gerade mal 200 bis 250 Euro bekommen kann. Wenn man sich diesen Preis vor Augen führt, wage ich es mal, ohne Übertreibung zu sagen, dass man für dieses Geld kaum besseren Fender-Clean-Sound finden kann. Im direkten Vergleich zu den Mustang-Verstärkern, die ich ausprobiert habe, sticht der Super Champ XD in puncto Klangqualität deutlich hervor. Und auch ein Katana kann diesem Amp meiner Meinung nach nicht das Wasser reichen. Der Super Champ XD hat richtig schönen Druck und Durchsetzungskraft, was ihn zu einem echten Geheimtipp macht.

Warum musste er wieder gehen?

Wie man so schön sagt, ist das bessere oft der größte Feind des Guten. Nachdem ein Tone Master Twin Reverb (siehe https://www.musiker-board.de/threads/review-fender-tone-master-twin-reverb.755730/#post-9760497) und ein 68 Custom Vibro Champ Reverb (siehe https://www.musiker-board.de/thread...m-vibro-champ-reverb-amp.755753/#post-9760904) bei mir eingezogen waren, war der Super Champ XD obsolet geworden. Er hatte mir ein paar Jahre gute Dienste geleistet, doch nun war der Zeitpunkt gekommen, ihm ein neues Zuhause zu geben. Also ließ ich ihn zu dem Preis weiterziehen, den ich vor einigen Jahren selbst dafür bezahlt hatte.

Fazit:

Der Super Champ XD ist aus meiner Sicht der am stärksten unterschätzte und unter seinem Nutzwert gehandelte Amp, wenn es um Fender-Clean-Sound geht. Trotz seiner Hybrid-Bauweise liefert der Verstärker einen unglaublich klaren, druckvollen und warmen Clean-Ton. Gerade im direkten Vergleich mit moderneren Digital-Amps wie den Mustang-Modellen oder gar dem beliebten Boss Katana finde ich den Super Champ XD überlegen.

Zwar sind die Modelling-Sounds Geschmackssache und konnten mich persönlich nie überzeugen, doch der Clean-Kanal allein macht diesen Amp für mich zu einem echten Geheimtipp. Auch die integrierten Reverb- und Tremolo-Effekte klingen überraschend gut und sind eine willkommene Ergänzung.

Angesichts eines Gebrauchtpreises von nur 200 bis 250 Euro bekommt man hier mehr Fender-Clean für sein Geld, als es sonst irgendwo möglich ist. Wer einen kompakten, vielseitigen und dennoch klassisch klingenden Fender-Combo für kleines Geld sucht, sollte den Super Champ XD definitiv auf dem Schirm haben.
 
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und nicht zu vergessen, es gibt (gab) ihn auch als Vibro Champ xd mit 5 W... und auch dafür kann ich das Vorgesagte nur unterstützen, wirklich top, in allem, insbesondere im Clean Channel.
 
und nicht zu vergessen, es gibt (gab) ihn auch als Vibro Champ xd mit 5 W... und auch dafür kann ich das Vorgesagte nur unterstützen, wirklich top, in allem, insbesondere im Clean Channel.

Ich habe den Vibro Champ XD nie gehabt, aber wenn ich das richtig sehe, dann hat der doch nur einen Kanal und dieser scheint dem Kanal 2 (also mit Voicings) des Super Champ XD zu entsprechen. Oder sehe ich das falsch?
 
Ich habe den Vibro Champ XD nie gehabt, aber wenn ich das richtig sehe, dann hat der doch nur einen Kanal und dieser scheint dem Kanal 2 (also mit Voicings) des Super Champ XD zu entsprechen. Oder sehe ich das falsch?
sry, yess… ich war etwas überm Ziel, das Wort Channel ist zu viel, der ist ja eben nur einkanalig und kann dennoch herrlich clean, aber auch den Tweed im „Crazy Horse“ Modus fand ich gut zu gebrauchen.
 

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