Ich dachte beim Neuanlöten der Buchse, Nanu, das sind ja blos 3 oder 4 Adern, das ist aber mickrig, bleiben da die paar Millivolt eines Tonabnehmers nicht stecken?
Nach der Logik dürfte dann ja an einem kräftigen Amp die Leitung zum Lautsprecher viel dünner sein (sprich auch einen höheren Widerstand haben) als ein Kabel in einer Gitarre, schließlich haben wir da schnell auch mal das Hundertfache an Spannung.
Aber das ist natürlich nicht der Fall, sondern umgekehrt:
starke Ströme und
hohe Spannungen brauchen zur Übertragung dicke Leitungen mit wenig Widerstand. Wenn niedrge Spannungen wenig Widerstand (=dicke Leitungen) bräuchten, müssten die noch viel winzigeren Ströme in Mikroprozessoren ja daumendicke Leiterbahnen haben, und das wärs dann mit der Miniaturisierung. Je kleiner die Ströme sind, desto
unwichtiger ist also der Widerstand als absolute Größe in Ohm.
Ich versuch das mal durchzurechnen, und vor den Experten hoffe ich mal, dass ich damit nicht zu sehr daneben liege:
Prägend für die wahrgenommene Ausgangsleistung bzw. die Ansteuerung des Amps (Gain) ist bei der Gitarre die Spannung. Bei einem Lötbrenner wie dem Duncan Distortion beträgt die Spannung bei hartem Anschlag vielleicht um die 400 mV. Am Kabel fällt nun Spannung ab, aber nur die aus Kabelwiderstand und Strom resultierende: U=R * I. Wenn nun die Stromstärke I so winzig ist wie bei einem GitarrenPU und neben dem Widerstand R der zweite Faktor, kannst Du Dir ausrechnen, wie klein der Einfluss von R ist. Die Stromstärke liegt hier noch unter einem tausendstel Milliampere. Selbst wenn es ein volles Tausendstel wäre: Multiplizierst Du das mit 2 Ohm (und das wäre schon sehr viel für einen Meter Kabel), haben wir einen Spannungsabfall von 1/500 mV, d.h. es bleiben 399,998 mV übrig. Wären es bei einem "besseren" Kabel nur 0,5 Ohm, also wirklich sehr wenig Widerstand, liegen wir bei 399,9995 mV. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diesen Unterschied irgendjemand hört bzw. in Form von weniger Zerre am Amp wahrnehmen könnte.
Was anderes ist es aber, wie stark die
Kapazität des Kabels selektiv nur die oberen Frequenzen dämpft. Und das könnte man bei einem Vergleich von Kabeln mit sehr niedriger und sehr hoher Kapazität dann vermutlich auch bei 1 m Innenverkabelung hören. Wirklich ins Gewicht fällt es dann natürlich bei 6 m Gitarrenkabel. Da hört man definitiv (und kann es auch messen), ob das Kabel was taugt.
Nicht zuletzt darf man eins nicht vergessen: Unsere Hörgewohnheiten für "guten Sound" sind bei E-Gitarren nicht von HiFi-Normen oder auch nur messtechnisch ausgewählten Kabeln geprägt, sondern von Material, das bestimmte, später legendäre Hersteller in den 50er Jahren im Einkauf günstig bekommen haben. Allenfalls war noch von Interesse, ob Störeinstreuungen gut abgeschirmt wurden, weshalb Gibson zusätzlich zum dafür erfundenen Humbucker abgeschirmte Koaxialkabel verbaute - und der notorisch kostenbewusste Leo Fender zu seinen Brummspulen nicht mal das. Dafür hatten dessen Drähte wenig Kapazität, was zum jeweiligen Trademark-Sound durchaus beiträgt.
Gruß, bagotrix