Aus eigener 20jähriger Shantychor Erfahrung (mittlerweile nicht mehr aktiv) kann ich folgende Empfehlungen beisteuern:
Keine Helikonbässe, und kein allzuflaches Tremolo! Ich hatte beides mal und bin der Meinung, dass Shantymusik damit nicht authentisch klingt. Wenn noch andere Akkordeons mit Normaltremolo anwesend sind, hat man zusätzlich noch ständig das Gefühl, dass entweder das eigene oder alle anderen Akkordeons völlig verstimmt sind.
Ich habe mal beim Rumberger
folgendes Modell angetestet mit Biscaya. (Nein, ich bin nicht der Spieler in dem Video - es war lediglich das gleiche Akkordeon). Ich mochte das Akkordeon und den Klang sehr, aber der ganze Shantychor Kram klang damit irgendwie "falsch" und nicht authentisch. Bitte mal die Reeperbahn am Ende des Videos (1:40) abspielen und schauen ob es gefällt.
Ich würde aber auch nicht zu einem extremen Musette greifen, wie es viele niederländische Shantychöre spielen (Kirmesmusikantentremolo). Da verdrehen sich mir auch die Ohren. Ich meine
sowas hier
Dass es bei Shantychören in Norddeutschland eine Bevorzugung des dreichörigen Tremolosounds gibt, konnte ich in meiner aktiven Zeit nicht feststellen. Es mag heute anders sein. In den 80ern und 90ern war man meist mit Hohner unterwegs. Die guten und ernsthaften Spieler spielten meist Atlantik, Morino IV oder Morino V. Ich glaube alle genannten Modelle funtionieren hervorragend für einen Shantychor. Morino mit zwei oder dreichörigem Tremolo geht irgendwie immer. Man hört sie auf vielen Shantychor CDs aus der besagten Zeit.
Weil hier gelegentlich vom Thema Durchsetzungsfähigkeit die Rede ist: Ich denke das ist ein sehr subjektiver Punkt. Schon zu meiner aktiven Zeit waren die meisten Shantychöre mit umfangreicher PA am Start. Wie gut sich ein Akkordeon im Mix durchsetzt lag eher am Können des Tontechnikers als am Akkordeon selbst. Ein guter Tontechniker bringt ein Akkordeon auch im einchörigen 8' Fuß ganz weit nach vorn - und ich meine damit eher nicht den Lautstärkeregler.
Der entscheidende Punkt ist hier vielleicht ein Anderer. Es ist ja wichtig, wie man sich als Musiker selber hört, um halbwegs fehlerfrei zu spielen, und wenn man auch mal das ein oder andere Fill-In improvisiert, dann erst recht. In manchen Shantychören, sind drei oder vier Akkordeons dabei. Da kann es schon schwierig werden mit dem sich selber hören. Hier ist man vielleicht einfach mit einem verhältnismäßig breiten dreichörigen Tremolo, oder einem etwas abweichenden Klangcharakter des eigenen Akkordeons etwas besser aufgestellt, als die Mitspieler

und interpretiert das dann als besseres Durchsetzungsvermögen - was legitim ist.
Lange Rede kurzer Sinn:
Ich wäre ganz klar bei einem universellen mittelstarken Tremolo:
In Zahlen etwa:
zweichörig: ca. 12ct. - 16ct. beim a'
dreichörig: ca. 10ct. - 13ct. beim a'
Ich bin mittlerweile aus Gewichtsgründen vom Cassotto weg und mag
sowas hier.
Laut Vertreiber ca. 13-14ct. im zweichörigen Tremoloregister.