[Gitarre] Fender Stratocaster Deluxe Player

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Irgendwie fehlte sie mir noch in meiner kleinen Sammlung: Eine Fender Deluxe Stratocaster. Und da ich Classics mein Eigen nenne, passte somit perfekt eine ebenfalls wie die Classics in Ensenada gefertigte Deluxe. Diese sollte es sein und und nicht die American Deluxe. Denn für mich müssen es nun mal Stücker sechs Schrauben am Tremolo sein, sonst passt es aus meiner Sicht einfach nicht zu einer klassischen Stratocaster. Diese modernen zwei "Pivot Posts" sind für mich einfach nur grauslig. :)

Lief mir doch da diese im Mai 2011 gefertigte Deluxe Stratocaster über den Weg. In erstaunlich gutem Zustand. Da konnte ich nicht widerstehen.


Specs.

Ihre "Technischen Daten" kann man am besten hier nachlesen. Was kann ich asonsten dazu schreiben?

Fange ich beim Neck an, so fällt mir auf, dass dieser nicht sooo "tinted", wie es bei den Classic 60 und 60 der Fall ist. Auch ist er nicht glänzend, sondern matt lackiert, was für ein angenehmes Greifgefühl sorgt. Und er hat ein Palisander-Griffbrett. Das Rosewood war mir ebenso wie bei der kürzlich erworbenen Classic 60s Strat wichtig!

Die Medium Jumbo - Bünde (die Classics haben die "Vintage Style"- oder eher respektlos genannten "Spaghetti-Bünde") sind sehr sauber abgerichtet. Hier scheppert es nur bei extrem niedriger Justage der Seiten. Ich musste hinsichtlich des Abrichtens der Bundstäbe nichts machen!

Zur Justage der Halskrümmung dient entweder ein Bi-Flex-Truss Rod mit 1/8" Addjustment lt. Fender oder es ist vermutlich eher ein 3/16" Hex Adjustment entsprechend diesem Vid erforderlich. Ein Service-Manual zeigt auf seiner Seite 6 ein 3/16" - Hex Adjustment, allerdingts bezieht sich das auf den Truss Rod einer American Deluxe Stratocaster, wenn ich das richtig gedeutet habe. Gut, es ist kein Problem, sich einfach die zwei Inbusschlüssel zu besorgen.

Im Gegensatz zu den 7,25" - Griffbrettradius der Classics hat die Deluxe einen Griffbrettradius von 12". Das schafft ein zunächst ungewohntes Arbeitsverhalten, an welches man sich aber schnell und angenehm gewöhnt.

Auffällig: Die Saitenlage ist genau symmetrisch zu den Dots oder umgekehrt formuliert: Die Dots liegen sehr sorgfältig mittig auf dem Griffbrett, was man bei vielen Classics so exakt positioniert nicht hat, wie ich immer wieder feststellen konnte, bei den vielen Classics, die ich schon in meinen Fingern hatte.

Mit "Schuld" am Gewicht hat der schön gleichmäßig gemaserte (oder furnierte, das wäre mir aber egal) Body aus Esche. Hier ist die Strat zu sehen:

Pic_#1.jpg


Ähnlichkeiten zum Eschebody einer Classic 70s, die ich mal kurzzeitig hatte, sind unübersehbar:

Pic_#70s.JPG


Das war es dann aber auch mit der zumindest optischen Ähnlichkeit. Schaut man der Strat unter die Haube, so findet man nicht die üblichen Singlecoil-Fräsungen. Der Body ist großzügig gefräst, nämlich genau wie die Bodys der Squier Classic-Vibe Stratocasters. Und er ist mit Abschirmlack versehen:

Pic_#2.jpg


Würde mich nicht wundern, wenn Fender hier sowohl für die Classic Vibe als auch für die Deluxe Player Stratocaster die gleichen Bodys verbaut. Ob dem tatsächlich so ist, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall ist das jedoch praktisch, den so ist der Body schon mal eine gute Grundlage, um ihm ggf. ohne Fräsaufwand einen anderen Steg-Pickup zu verpassen. Wenn man denn möchte.

Das Gewicht dieser Strat beträgt 3,7 kg.


3-Tone-Sunburst.

Nun, 3TSB mag man oder hat sich dran "sattgesehen", um es mal höflich zu schreiben. Mir gefällt es, zumal der Rotton dezent ist und nicht so auffällig, wie er auf den Fotos zu sehen ist (allein, ich vermag es nicht, diesen Ton korrekt abzubilden...).

Ich habe nun mal gern Bezug zu den Klassikern unter den Strats. Natürlich kann man sofort den Finger heben und sagen. "OK, dann gehören aber auch die klassischen Farben dazu". Ja, das ist richtig. Ich aber möchte das Holz sehen, aus denen unsere Strats nun mal bestehen. Flapsig geschrieben: Das Rosewood resp. Palisander des Griffbrettes lackiert ja auch niemand farbig über, oder?

Diese Deluxe Stratocaster Players gibt es auch mit honigfarbenem Body. Das sieht für meinen Geschmack auch sehr gut aus. Vielleicht tausche ich den 3TSB-Body mal gegen einen honigfarbenen, das ist nicht ausgeschlossen. Kommt auf die Maserung der Kanten der Planken an. So, wie hier jedenfalls ab 0:12 zu sehen ist, insbesondere am oberen Horn und Mittig am Steg, gefällt mir das nicht.


Schaltung.

Schaut man sich das eingangs gezeigte Bild an, so fällt der Druckknopf auf, der sich zwischen den Tone-Reglern befindet. Mit ihm lässt sich in den Stellungen 5 und 4 des Switches, also Neck und Neck + Middle, der Steg-Pickup dazu schalten. In den Stellungen 3 - 1 ist der Druckschalter außer Betrieb (bei 1 arbeitet sowieso nur der Steg-Pickup). Hier habe ich mal abseits der sonstigen Verdrahtungsbilder die Schaltung der Strat aufgezeichnet. Gut ist die Funktionsweise des Druckschalters zu erkennen:

Pic_#Sc1.png


Und hier habe ich mal unseren 5-Way-Switch mit seinen Kontakten aufgeführt:

Pic_#Sc2.png


Ansonsten bedient der Switch in üblicher Manier die drei Pickups, welche ab Werk verbaute Vintage Noiseless sind. Die mit dem güldenen "Noiseless" - Schriftzug. Zur Unterscheidung: Hot Noiseless - Pickups haben einen silbernen Schriftzug.

Das Wiring Diagram dieser Stratocasters findet man im Web. Die Schaltung ist nichts Besonders. Auffällt nur, dass der Volume-Regler einen Wert von 250 KOhm ab Werk hat. Viele Empfehlungen für die Vintage Noiseless gehen von einem Wert von 500 KOhm aus, um angeblich die Resonanzspitzen der Pickups nicht so zu bedämpfen. Wie es mit dem Poti mit 250 KOhm klingt, beschreibe ich später. Die gemessenen DC-Widerstände der Pickups liegen so um die 12,35 - 12,65 KOhm.

Die Revision so einer gebrauchten Stratocaster, die ich grundsätzlich durchführe, zeigte eine gar grauslige Verdrahtung:

Pic_#3.jpg


Statt des Vintage Noiseless war am Steg ein Dimarzio - Pickup verbaut. Mehr dazu in der nächsten Folge.
 
Grund: Korrektur
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Geliefert wurde die Stratocaster übrigens mit fünf verbauten Federn und flach eingestelltem Tremolo. Da hätte ich den güldenen Jammerhaken bewegen können, wie ich wollte - da ginge nichts. Im Zuge der Revision habe ich auf drei Federn und das von mir bevorzugte schwebend eingestellte Tremolo neu justiert.


Strippen(er)zieherisches.

Ja, da war am Steg ein Dimarzio-Pickup drin, den originalen Noiseless-Pickup bekam ich mitgeliefert. Die Verdrahtung war grauslig, wie ich im ersten Teil meines Kurzreviews schrieb:

Pic_#4.jpg


Für die Revision habe ich ohnehin den Body gesäubert und poliert; auch unter dem Pickguard fanden sich Reste dieses gelb- oder ockerfarbenen Mehles. Es bot sich bei der Gelegenheit des Rücktausches auf den Original-Pickup also an, die Verdrahtung neu und ordentlich zu verlegen.

Auch wenn es einige sicherlich schon nicht mehr lese können, aber bei dieser 2011er Stratocaster war das Lötzinn von einer so dermaßen schlechten Qualität, dass ich mir beim Ablöten und Abfummeln eines der Anschlusskabel eine Lötöse vom Switch abgerissen habe. Das ist mir so noch nie passiert. Fender steckt ja die Kabel nicht nur einfach durch die Lötösen hindurch, um sie anschließend zu verlöten, sondern führt sie als eine Art Schlaufe über die Lötösen zurück und verdrillt sie anschließend mit der kommenden Zuleitung. Zum Wansinnigwerden, wenn man dieses RoHS-Zeug selbst mit einem 60-Watt-Lötkolben abbekommen will, um die Verdrahtung neu zu verlöten.

So sieht es jetzt aus:

Pic_#5.jpg


Mit dem Dimarzio klang die Strat in den Switch-Positionen 1 und 2 irgendwie seltsam und hohl. Ich habe nicht überprüft, ob die vorherige Verdrahtung korrekt war, da ich den Pickup ohnehin ausbauen wollte. Mit dem Rückbau auf den Vintage Noiseless am Steg stellte sich ein gewohntes Klangbild ein.

Da diese Strat lediglich nur poliert werden musste, um wie neu zu glänzen, sah ich auch, dass ich die Lage der güldenen Pickguard-Schrauben hinsichtlich eines Abnutzungsgrades nicht berücksichtigen musste. Wie ich schon schrieb: Trotz ihres Alters wirkt die Strat fast neuwertig.

Überhaupt, der güldene Farbton der Hardware: Passt, ist aus meiner Sicht OK. Will schreiben, es hat noch nichts Schwülstiges. Weil es ein eher dunkles Gold ist, so, wie bei meiner Ibanez AS93.

Und da passt auch das tortoisefarbene Pickguard bestens dazu. Eben deswegen soll sich ja diese Strat aus der Herde der ansonsten "Üblichen Verdächtigen" mit ihren mitgrünen Pickguards hervorheben.

Schnell noch ein Blick aufs Pickguard: Natürlich war auch hier die Schutzfolie nur abgerissen worden, was die obligatorischen Rückstände an den Potimuttern und Befestigungsschrauben der Pickups schön zeigen:

Pic_#6.jpg


Pic_#7.jpg


Das geht gar nicht, also bei der Gelegenheit: Runter mit dem Zeug.

Nach dem ülichen Test auf korrekte Funktion und Zusammenbau ging es an die klangliche Erprobung.



Kling & Klang.

Die Strat klingt laut, mittig, fett, hyperglasig, aber nicht knallig. Sie klingt (wie der Schwoab sagt) "tupfegleich" wie meine Classic 70. Nur dass die vergleichsweise tonnenschwer ist und ein Ahorn-Griffbrett zu ihrem Esche-Body hat nebst Hot-Noiseless:

Pic_#70s_2.JPG


UND die Classic 70 hat eine andere Verdrahtung, ähnlich dieser hier, unter Beachtung des Textes. Das Bild zeigte ich bereits 2013 hier im Board:

Pic_#Wiring_VN.jpg


Quod erat demonstrandum: Es führen also, bedingt durch unterschiedliche Hardware, viele Wege nach Rom, einen mehr oder weniger identischen Klang zu bekommen.

Der Klag ist clean sehr klar und akzentuiert, sehr höhenreich, ja geradezu hyperglasig. Trotz des Volume-Reglers von 250 KOhm. Ich spiele diese Strat am besten mit "gebremsten Höhenreglern" (und ohnehin nicht voll aufgedrehtem Volumeregler). Will man, wie ich immer gerne beschreibe, so eine Strat "feingeistig" spielen, also mit viel Dynamik inform von viel "Laut" und "Leise", so finde ich die Noiseless-Humbucker nicht unbedingt sooo prädestiniert dafür. Klar, sie können das, aber ihr Metier ist aus meiner Sicht eher das "Reinlangen". Richtige Einspuler finde ich hier angesichts ihrer Tonwandelbarkeit und präziseren, nicht ganz so trägen Impulsantwort im Vorteil (von den Kloppmanns erst gar nicht zu reden).

Sind die Noiseless nun schlecht? Nein, finde ich nicht. Je nach Anwendungszweck! Und wenn ich dran denke, was sie gezerrt liefern können, wenn ich auf Bühnen mit der Classic 70 und ihren Noiseless stand - das ging für mich jedenfalls als eine Art "Standard" voll in Ordnung. Klar: Auch hier sind Einspuler wesentlich authentischer.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es sind Humbucker. Ich finde dennoch, dass Fender hier bezüglich deren Wiedergabeeigenschaften in Richtung Singlecoils Erstaunliches geleistet hat.

Ja, und da hat es ja auch noch die besagte Drucktaste, um den Steg-Pickup in den Schaltstellungen 5 oder 4 des 5-Way-Switches hinzu zu schalten. Clean wird der Klang dadurch irgendwie etwas seltsam ausgehöhlt. Das kann man, muss man aber nicht unbedingt mögen. Das nur als "nettes Gimmik" zu bezeichnen, wäre jedoch sicherlich untertrieben. Wer klanglich experimentieren will, findet hier mit Sicherheit eine Bereicherung. Mein Geschmack ist das allerdings nicht. Aber wo es nun schon mal ab Werk mitgeliefert wird, warum nicht?!

Insgesamt kommt mir die Basswiedergabe der Vintage Noiseless etwas dünn. Vergleichsweise z.B. zu Fender Texas Specials. Aber wozu hat es am Amp einen Bassregler?


Fazit.

Die 2011er Stratocaster Deluxe Player ist vergleichsweise zu ihren Schwestern, den Classic Strats, hervorragend verarbeitet und problemlos sehr flach justierbar. Ihr größerer Griffbrettradius in Verbindung mit den Medium Jumbo - Bünden ist sehr angenehm bespielbar.

Bei dieser Gitarre war die Verdrahtung sehr schlampig ausgeführt. Inwieweit Dritte durch den Umbau auf den Dimarzio am Steg verantwortlich waren, oder ob das vorher schon so war, vermag ich nicht zu beurteilen.

Sie nimmt sich mit ihren Noiseless-Pickups trotz unterschiedlicher Fräsungen im Body vergleichsweise zu denen meiner Classic 70s, die ebenfalls mit Noiseless-Pickups bestückt ist, klanglich absolut nichts. Trotz humbuckerbedingter Abstriche ist sie klanglich das, was man von ihr erwartet: Eine durchsetzungsfähige Strat, die nach Strat klingt. Ausgestattet mit der teilweisen Zuschaltbarkeit des Steg-Pickups eröffnen sich mit ihr klanglich-experimentelle Möglichkeiten.

Die Deluxe Player ist aus meiner Sicht keine Strat, die zwangsläufig nach einem sofortigen Umbau auf andere Pickups schreit.

Willkommen, Stratocaster Deluxe Player!

:hat:
 
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strat roger
  • Gelöscht von C_Lenny
  • Grund: "unvollendet"!?
Danke an die Moderation für die Korrekur sowohl eines dämlichen Fehlers, als auch einer Kleinigkeit. Beides hatte ich im Text fabriziert (werde wohl mit zunehmendem Alter immer verdullter), wollte das aber nicht separat posten, sondern der besseren Übersichtlichkeit wegen gleich im Text korrigiert haben.

...Richtige Einspuler finde ich hier angesichts ihrer Tonwandelbarkeit und präziseren, nicht ganz so trägen Impulsantwort im Vorteil...

[Noiseless] Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es sind Humbucker. Ich finde dennoch, dass Fender hier bezüglich deren Wiedergabeeigenschaften in Richtung Singlecoils Erstaunliches geleistet hat...

Zur Verdeutlichung dieses Kompromisses: Ich nehme eine meiner Strats ohne Noiseless-Pickups, stöpsele sie in den Bassman. Schaltstellung auf Steg- und Mitten-Pickup und dann lege ich den Zeigefinger als Barré z.B. auf die 7te oder 9te Lage. Wenn ich nun alle Saiten ganz kurz mit dem Plektrum sozusagen "durchschlage", dann höre ich dieses so strattypische "Quack" aus den Speakern. Mit allen Einspulern ist dieser Laut ausgeprägt, während mit den Noiseless (Vintage- oder auch die Hot-Noiseless) dieses "Quack" kaum da ist.

Das kann mit an der übrigen Strat-HW liegen, ich vermute hier jedoch die Pickups als Ursache.
 
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