Verzinkte Stimmplatten Weltmeister Bassakkordeon

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Hallo allerseits 👋

Habe vor kurzem ein älteres Bassakkordeon ,,ziemlich günstig" der Marke Weltmeister erworben. Es war ein Reparaturfall. Gehäuse und Balg einwandfrei. Das hölzerne Lager der Tastatur war auf der gesamten Klebefläche verzogen. Das war allerdings das kleinste Problem:
die großen Stimmplatten sind laut Verkäufer ,,verzinkt" und zwar so stark, das die Stimmzungen nicht schwingen können. Bin nun dabei, bei jeder Stimmzunge den ,,Zink" abzuschaben.

Nun die Frage: weiß jemand von ,,verzinkten Stimmplatten", Wirkungsweise usw... Aus meiner Sicht sieht das aus, als wollte man die Stimmplatten auf teure Weise stilllegen.

Das Instrument wurde, wie ich nach den verklebten Ventilen urteilen konnte, lange nicht gespielt, oder konnte nicht gespielt werden..
 

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die großen Stimmplatten sind laut Verkäufer ,,verzinkt" und zwar so stark, das die Stimmzungen nicht schwingen können. Bin nun dabei, bei jeder Stimmzunge den ,,Zink" abzuschaben.
Die Stimmplatten wurden nicht verzinkt, sondern es gab früher Stimmplatten deren Grundkörper nicht aus Alu waren, wie heute üblich, sondern aus Zink. Also massiv Zink, nicht nur verzinkt. Das wurde in Kriegszeiten auch teilweise auch danach noch ab und zu verwendet weil Alu in der Zeit manchmal einfach nicht verfügbar war. Das war jetzt nichts weltmeisterspezifisches sondern gabs auch bei anderen Herstellern.

Und außer dass die Stimmplatten schwerer waren als welche mit Alugrundplatte hatte das damals keinen Unterschied gemacht - damals!

Allerdings war diese Zinklegierung, die man damals verwendete, metallurgisch nicht immer stabil und es kann passieren dass diese Zinklegierungen im Laufe der Zeit von ihrer atomaren Gitterstruktur eine andere Anordnung einnehmen. Andere Gitteranordnung heißt aber auch anderes Volumen. Und damit kann es passieren dass diese Stimmplatten sich von sich aus unbrauchbar machen, weil sich die Geometrie verändert ohne dass man von außen was dagegen tun kann. (Modelbahnliebhaber und Sammler älterer Zinkdruckgussmodelle kennen das unter dem Begriff "Zinkpest".)

Es ist übrigens nicht sicher dass die Zinkstimmplatten immer so reagieren . Manchmal passierts, manchmal passiert nix - gibt ohne metallurgische Analyse kein Mittel um zu erkennen ob man eine stabile oder instabile Legierung vor sich hat. Und selbst dann ist nicht sicher ob die Legierung sich umwandeln mag, oder nicht...

Aber ein typisches Merkmal für instabile Zinklegierungen ist z.B. wenn sich auf der Plattenoberfläche merkwürdige kleinere oder größere kleine Auswüchse, Hubbel oder sonstige Ausbeulungen vorfinden.

hier ist z.B. so ein Beispiel aus einer Hohner Tango IIM Baujahr ´50:

Gitterumwandlung.JPG

oder hier sieht man s auch ganz gut (die Beulen auf der Oberfläche) - wie auch gerne in Kombination mit weißen pulvrigen Korrosionsflecken (hier im Zungenkanal)

Zinkpest.JPG

... und dann kanns halt auch einfach passieren dass der Spalt "zuwächst" und die Zunge dann zu klemmen anfängt:

Stimmzungen eingetaucht-r.JPG


Von daher bleibt dir nichts anderes übrig als den Stimmzungenkanal auszukratzen und hoffen dass die nächsten Jahre keine weitere Veränderungen in der Zinkplatte ablaufen... aber stoppen kannst du das nicht.

Wenn du das auskratzen magst , dann würde ich mir überlegen ob ich die Stimmplatte dann besser komplett neu aufbaue und einrichte. Also Niet raus, Zunge abmontieren. Anschließend kann man die Grundplatte viel bequemer bearbeiten und bei der Gelegenheit auch gleich die Zunge wieder richtig säubern und anschließen neu vernieten oder aufschrauben.
Geht schneller und besser als an der Zunge vorbei im Plattenspalt rumzukratzen.

Sieht dann z.B. so aus:

vorher-nachher.jpg
nacher (links) vorher (rechts)
 
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Danke für die Auskunft(y)

Wurde es schon mal beobachtet, wie lange so ein Prozess anhalten kann? Also von der Fertigung der Zinkstimmplatte bis hin zu den unerwünschten Erscheinungen.. Wie lange wird wohl eine Nachbearbeitung halten?..

Grüße
 
Wurde es schon mal beobachtet, wie lange so ein Prozess anhalten kann? Also von der Fertigung der Zinkstimmplatte bis hin zu den unerwünschten Erscheinungen.
das ist ein statistischer Vorgang und kann von relativ bald bis nie gehen.

Aber vor allem: wenn die Legierung instabile Effekte zeigt, dann ist die die instabil... und das kann nicht gestopppt werden. Das kann von selber ruhen, aufhören oder einfach weitergehen! Einfach so und Vorhersagen sind hier leider nicht machbar... in dem Fall kann man nur hoffen und glauben.

Das Ganze kann man auch nicht durch einen Lacküberzug oder so stoppen, weil es sich hier nicht um einen chemischen Vorgang handelt mit Reaktionen der Zinklegierung mit der Außenwelt, sondern vor allem um einen physikalischen Vorgang handelt zwischen den Legierungsbestandteilen der Legierung selbst

Wie lange wird wohl eine Nachbearbeitung halten?..

Bei dem oben erwähnten Akkordeon habe ich den kompletten Stimmplattensatz vom Diskant ( 34 Töne 3 chörig) überarbeitet. Die meisten Stimmplatten sehen jetzt nach ca. 8 Jahren nach wie vor sauber aus. Ein paar ganz wenige haben wieder ein paar dieser markanten Pusteln gebildet. Klemmen tut im Moment keine der Stimmzungen

Bei dir geht es um ein Bassakkordeon und da um die ganz tiefen Töne - also die ganz großen Stimmplatten. Die sind aufgrund ihrer Größe eh nicht ganz so heikel bezüglich Spaltmaß . Ich schätze wenn du die ordentlich sauber machst und ein Spaltmaß von ca. 0,04 bis 0,06 mm anstrebst dann hast du für viele Jahre Ruhe.
 
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1000016397.jpg

Hallo,

Wenn es jemand interessiert, hier das aktuelle vorher/nachher 😊
 
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