Bitte, mach das Licht aus

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Liebe Leute,

die gesellschaftliche Lage ist, gelinde gesagt, bescheiden.
Und ich merke plötzlich, das ich keinen Bock mehr habe, irgendwie noch zwanghaft was positives zu sehen. Mir viel ein Gedicht von Kunze ein, das mich in meinen zwanziger Jahren treu begleitet hat. Unten eine Strophe daraus.
Zu negativ? Zu hart ? Zu plakativ? Oder braucht es das vielleicht auch gerade? Wie ist das bei euch? Was kann man schreiben in solchen Zeiten? Was schreibt ihr? Schreibt ihr noch?
Vertont wieder von einer KI. Diesmal habe ich mir etwas Mühe gegeben, wirklich was passendes zu finden..



Bitte, mach das Licht aus


Ich weiß gerad nicht mehr weiter,
ich weiß nicht mehr wohin.
Ich weiß, wir sind gescheitert,
hör mir bloß auf mit Sinn.


Mit Durchhalteparolen,
mit “ Alles wird noch gut”.
Bleib mir mit Mut gestohlen,
mit produktiver Wut.

Viel zu viele Schilder,
ich glaub, ich steh im Wald.
Viel zu viele Bilder,
und nirgendwo ein Halt.


Bitte, mach das Licht aus,
damit man es nicht sieht,
das unsre Hoffnung schwindet,
das unser Leben flieht.


Bitte, mach das Licht aus
und schenk uns eine Nacht.
Damit der Schlaf uns findet
und uns ein Traum bewacht.


Ich weiß, ich kann,s nicht ändern,
doch ändert es gerad mich.
Komm nah an meine Ränder,
verlier das Gleichgewicht.


Wir könnten sehr tief fallen
aus unsrem Höhenflug.
Der Absturz trifft uns Alle,
Genug ist doch genug.


Viel zu viel an Zukunft
steht für uns auf dem Spiel.
Wir rennen und wir rennen.
Doch haben wir kein Ziel.

Bitte, mach das Licht aus,
damit man es nicht sieht,
dass unsre Hoffnung schwindet,
dass unser Leben flieht.


Bitte, mach das Licht aus
und schenk uns eine Nacht.
Damit der Schlaf uns findet
und uns ein Traum bewacht.


Ich habe Angst vor,m Ende,
wo ist ein sichrer Ort?
Nimm mich in deine Hände,
und trag mich von hier fort.


Bitte, mach das Licht aus,
damit man es nicht sieht,
das unsre Hoffnung schwindet,
das unser Leben flieht.


Bitte, mach das Licht aus
und schenk uns eine Nacht.
Damit der Schlaf uns findet
und uns ein Traum bewacht.





—————————————




Im Angesicht des Grauens
die Stimme des Vertrauens
zu wählen, ist Verbrechen.
Zur Not singt harte Lieder.
Danach erst laßt je wieder
uns von den Blumen sprechen.



aus: Heinz Rudolf Kunze, Im Angesicht des Grauens

1984
 
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Bravo! Mehrere Strophen finde ich sehr gelungen, lyrisch, starke Bilder. Einige verpuffen ohne Echo, die würde ich streichen. Es bleiben ja genug übrig. Mit einer Numerierung könnte ich dir sagen, welche das sind. Bei mehr als 4 Strophen kann man oft leicht die schwächste identifizieren, nach der Regel "Streiche eine von fünf", bis der Song perfekt ausgedühnt ist - bei einer weiteren Streichung also 50% des Gewichts verlieren würde.
Die KI habe ich mir nicht angehört, ich hatte beim Lesen genug Musik im Kopf. Guter Text!
 
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Wir besprechen hier keine Politik, in meinem Posting geht es ausschließlich um mein persönliches Empfinden.

HRKs Gedicht ist 40 Jahre alt und leider aktueller denn je. Und leider triffst auch Du meine Stimmung nur zu genau. Man kann gar nicht so viel essen wie man - na, Ihr wisst schon.
 
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Zu deinen Fragen: Ja, ich schreibe. Ähnliche Sachen habe ich in recht jungen Jahren getextet, aber auch heute noch. Hauptsache, man kann es mit Drive und Leidenschaft spielen.
 
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Der Text gefällt mir sehr gut!
Der KI-Song leider gar nicht. Er hört sich an, als hätte ich die Melodie schon tausendmal gehört.
Ich hätte mir hier eher was ruhiges oder debresieveres vorgestellt und wenn es dann zu lang wird, einige Strophen weglassen.
LG Jörg
 
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Lieber @MamaMuuht , mir spricht dein Text diesmal nicht aus dem Herzen.

Dein Experiment klingt nach einer Pressekonferenz VOR dem Spiel, wo der Trainer bereits das Handtuch wirft. Dabei gehören derartige Konferenzen seit ewigen Zeiten bekanntlich zur Spieltaktik!! Sorry lieber Freund, ich verstehe deine Gefühle, aber nicht deine Absicht…:unsure:

Meine Meinung: Wenn ich noch keine Lösung sehe, suche ich still weiter.,,. getreu dem Motto: Ich will gerade alles, nur nicht drüber reden. Eine weitläufig ähnliche Haltung lese ich übrigens auch aus deinem Kunze-Zitat.

Und wie ist das nun mit der Musik? Was ändert sich, wenn wir schamlos in diesen Zeiten den Ausdruck „unserer“ Herzen der gefühllosen KI überlassen?
 
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Hallo @MamaMuuht Vorweg: Die Musik ist grauenhaft: Ich empfinde sie als Schablone, künstlich und mM auch am Text vorbei.

Den Text selber finde ich in der ersten Hälfte noch kraftvoll. Ich spüre eine Motivation, die den Text antreibt. Da gefällt er mir und macht mir auch Spaß!(y)

Ab hier wird es dann deutlich schwächer für mich.
Wir könnten sehr tief fallen
aus unsrem Höhenflug.
Das Bild vom gesellschaftlichen "Fallen" ist mir persönlich zu oft benutzt, abstrakt und trifft auch in meiner Wahrnehmung die Situation nicht.

Bis hierhin hatte ich das LI noch mit erhobener Faust auf einer Demo vorweg laufen sehen: Wütend und um Unterstützung ersuchend. Ab jetzt wird das LI aber plötzlich ein anderer Mensch, der sich ängstlich unter die Bettdecke verzieht aus Sorge, dass nicht alles bleibt, wie es ist. Diesen Wechsel kann ich perönlich aus dem Text heraus nicht nachvollziehen...

Wir könnten sehr tief fallen
auf unserem Höhenflug
der Absturz trifft uns alle
genug ist doch genug


Obwohl ich mir sicher bin, dass dies nicht deine Intention ist, reproduziert diese Strophe aber mM im Kern sogar die Haltung, die (u.a.) eine Triebfeder an der aktuellen Verrohung und Spaltung ist: Die Angst vor dem persönlichen Absturz.

Oder braucht es das vielleicht auch gerade?
Ich glaube nicht an den gesellschaftlichen Auftrag eines Songs. Wenn ich aber spüre, dass das LI und/oder Interpret:in mit Herzblut bei der Sache ist, kann mich das mitreißen.

Grüße!
 
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Ich finde den Text insgesamt sehr stark, gefällt mir gut. Wenn ich nicht sowieso so viel Songs in halbfertigem Zusatnd hätte, würde ich Dich fragen, ob ich ihn vertonen dürfte - aber vor Mitte nächsten Jahres wird da vermutlich nichts mehr draus.

Für mich ist Kunst auch immer (oder in erster Linie) Ausdruck und Spiegel
- der eigenen Gefühle
- der gesellschaftlichen Stimmung / Lage

Darüber hinaus ist es imo nicht unbedingt nötig, eine (positive) Botschaft zu vermitteln. Es reicht mitunter, den Finger in eine (gesellschaftliche) Wunde zu legen - Kunst sozusagen als Brennglas oder Ver-dichtung, Bewusstwerdung. Das alleine kann schon viel bewirken - für die eigene Seele, für die Gesellschaft.

Den KI Song höre ich mir nicht an - man kann auch durch Verweigerung ein Statement abgeben und einen Fingerzeig, wohin man möchte und wohin nicht.
 
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Mir gefällt der Text - vor allem die erste Hälfte! (y) Dann wurde es mir ein bisschen zu lang, glaube ich. Aber das ist ja Geschmackssache.

Ich schreibe Texte auf Englisch und immer über Themen, die mich beschäftigen. Dementsprechend steckt da viel Persönliches drin - eigene Fragen, Emotionen oder manchmal werden meine Texte auch durch Gespräche mit Freunden inspiriert zu Themen, die sie beschäftigen. Es sind bei mir also immer sehr menschliche Themen.
Themen, die oft nicht einfach sind, deswegen aber gerade wichtig.
Darum gefällt mir auch dein Text gut!
 
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Eine stromlinienförmige Musik zu einem Text, der vermutlich anecken und aufrütteln soll. Wie geht das zusammen oder habe ich deine Intention falsch verstanden? Wenn nein, verschenkst du m.E. die Chance, mit der Musik Deine Aussage zu akzentuieren und deine Gefühle zu intensivieren.
 
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Der Text bleibt zu vage. Worum geht es? Was ist die Bedrohung? Aus dem Off scheint die Stimme Galadriels zu sagen "ein namenloses Grauen".

Damit verspricht der Text eine metaphysische Tiefe, die er aber objektiv nicht einlöst.
 
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Der Text bleibt zu vage. Worum geht es? Was ist die Bedrohung?
Man darf erines nicht vergessen, denke ich: Der Text kommt zu einer bestimmten Zeit. Die Zeit-Geschichte ist der Kontext, der mitgedacht werden muss. Wäre der Text in den 30 oder 40er Jahren geschrieben worden, hätten die Menschen etwas anderes damit assoziiert wie heute. Und genau deshalb erreicht der Text die Hörer (zumindest mich!) - ICH fülle ihn mit den Assoziationen, die zu der Zeit und Weltgeschichte passen, in der ich den Text lese.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Konkret:
Wir leben in der Zeit der Klimakatastrophe, der medialen Bilderflut, dem Druck der marktwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung ("wir rennen und rennen").

Womit ICH (noch) nichts anfangen kann, ist die Textzeile

"Komm nah an meine Ränder,
verlier das Gleichgewicht."

Da rätsel ich noch.
 
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Ich habe ihn als Text über eine Beziehung in Schwierigkeiten gelesen, kurz vor dem unvermeidlichen Bruch. Aber dafür war er mir irgendwie zu "oberflächlich" (mir fällt kein besseres Wort ein).
 
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"Komm nah an meine Ränder,
verlier das Gleichgewicht."

Da rätsel ich noch.
Ich habe mit den Zeilen das Gefühl an einem Abgrund zu stehen assoziiert und die Angst, zu fallen, sich zu verlieren - oder vielleicht vor dem unausweichlichen Fall zu stehen.
Das ist aber natürlich eine ganz persönliche Assoziation - sowas in der Art kommt in meinen Texten hin und wieder vor, daran hat es mich erinnert.

Für mich ist es völlig ok, wenn Texte inhaltlich nicht klar sind. Wenn unterschiedliche Interpretationen möglich sind. Und davon lebt ja auch Lyrik. Von den Lücken, die gelassen werden, damit jeder Leser sie selbst mit etwas füllen kann. Die Kunst ist halt dafür Anker zu setzen und nicht zu vage zu werden - weil dann läuft der Text Gefahr belanglos zu werden.
Hier ist das aber gut gelöst, finde ich.
 
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Ich habe ihn als Text über eine Beziehung in Schwierigkeiten gelesen, kurz vor dem unvermeidlichen Bruch. Aber dafür war er mir irgendwie zu "oberflächlich" (mir fällt kein besseres Wort ein).
Interessant. Ich habe ihn im Kontext der Ereignisse der Welt gelesen.
 
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Interessant. Ich habe ihn im Kontext der Ereignisse der Welt gelesen.
Und welche "Ereignisse der Welt" sollten das sein?

- Krieg in Nahost
- Krieg in der Ukraine
- deutsche Wirtschaftskrise
- Klimawandel
- US-Wahl
- Ampel-Aus
- Huthi und Rotes Meer
- Konflikt zwischen China und Taiwan
- Handelskrise zwischen EU und China
- Migrationskrise
- Krisen in Zentral- und West-Afrika
- Digitalisierung
- steigende Lebensmittelpreise
- Kampf für die Rechte von Minderheiten
- Überfischung der Meere
- Gentechnologie
- Plastikmüll und Artensterben
- 35 Jahre Mauerfall
- Energiekrise
- BRICS
- Bitcoin
- Iran
- alles zusammen?

Wie gesagt: ich finde den Text zu vage. Wer alles meint meint am Ende nichts.
 
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Ich finde den Text bis etwa zur Mitte gut.
Warum?
Gelesen vor den Eindrücken eines Erstarkens rückwärtsgerichteter, extremistischer Strömungen - gerade dann, wenn ein zielgerichtetes Handeln notwendig wäre, um das Schlimmste zu verhindern - Klimakatastrophe, Kriege und weiteres, ohne das im Einzelnen auszuführen, beschreibt der Text für mich ein Gefühl, erneut nicht das Schlimmste verhindern zu können und dem Lauf der Geschichte ohnmächtig ausgeliefert zu sein, fragend am Rande zu stehen.
Ein Gefühl, das ich gut nachvollziehen kann - denn hier reicht ein einfaches "Weiter so" derer, die für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und weiteres, ohne das im Einzelnen auszuführen, stehen, nicht aus. Inhaltlich nicht, strategisch nicht, gefühlsmäßig nicht.

In genau diesem Sinne wäre ein angeblich Mut machendes: "Weiter so" auch untauglich, verschlissen, im Grunde auch rückwärtig, weil es nicht nach vorne weist. Ein "Mehr vom Gleichen" hilft nicht mehr. Insofern kann ich - falls ich mit meinen Eindrücken die Intentionen des Textes erfaße - auch mit dem Text mitgehen. So weit.

Ab etwa der Mitte des Textes wiederholt es sich für mich jedoch. Das Grundgefühl wird weiter ausgebreitet, ohne wirkliche Entwicklung - oder zumindest ohne eine Entwicklung, die ich wahrnehme. Es bleibt der Wunsch nach einem erlösenden Schlaf, der einen zumindest zur Ruhe kommen läßt, der einem eine Atempause bietet, aus der man Kraft schöpfen kann. Auch das kann ich teilen.

Es stellen sich mir Fragen, die der Text aufgewühlt hat. Die haben viel damit zu tun, dass für mich nicht nur ein Gefühl angesprochen wird, das ich teilen kann, sondern sich dazu auch eine Haltung mischt, die in mir Fragen aufwirft:
Denn wenn ich doch eine Haltung habe, die sich in dem Fall eben gegen die offensichtlich stärker werdende Strömung richtet (die von Populisten geschürt und für ihre Zwecke benutzt wird), was heißt das dann?
Habe ich diese Haltung nur, solange es bequem ist? Gebe ich sie auf, wenn Gegenwind aufkommt? Wird es besser, wenn sich die zurück ziehen, die dem etwas entgegen setzen können? Und wenn die alten Lösungen verbraucht sind - ist es dann nicht eher Zeit für neue Lösungen als für Rückzug oder Schlaf?

Biografisch: In meiner Jugend und noch länger danach, habe ich gedacht: Ich hätte mich anders verhalten, als die Nazis erstarkten und an die Macht kamen. Verhalte ich mich anders? Haben nicht damals viele Menschen das gleiche gespürt: die Hoffnungslosigkeit, das Ausgeliefertsein, das Gefühl, sehr alleine zu stehen, mit Mühe und Not das eigene Schiff über Wasser zu halten? Verhalte ich mich anders und was täte Not?

Vielleicht will dieser Text solche Fragen aufwühlen, sie provozieren, sie den Lesenden überlassen und nicht Antworten liefern, die doch nur nach Parolen klingen, wie viele sie eben schon kennen - zur Genüge, ohne dass in einem genug bewegt wird, um etwas zu bewegen?
Vielleicht ist das alles zu viel. Zu viel verlangt. Und würde erst recht aus dem Ruder laufen.
Vielleicht ist der Vorschlag des Kürzens einen Versuch wert. Vielleicht entsteht dadurch mehr produktive Verstörtheit, mehr Unbedingtheit, mehr das auffordert, anders zu denken, anders zu handeln - und sich als Grundlage nicht mehr auf die geliebten Verläßlichkeiten zu verlassen.

Meine Gedanken zum Text. Ich mag die Musik dazu nicht hören.

x-Riff
 
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Und welche "Ereignisse der Welt" sollten das sein?

- Krieg in Nahost
- Krieg in der Ukraine
- deutsche Wirtschaftskrise
- Klimawandel
- US-Wahl
- Ampel-Aus
- Huthi und Rotes Meer
- Konflikt zwischen China und Taiwan
- Handelskrise zwischen EU und China
- Migrationskrise
- Krisen in Zentral- und West-Afrika
- Digitalisierung
- steigende Lebensmittelpreise
- Kampf für die Rechte von Minderheiten
- Überfischung der Meere
- Gentechnologie
- Plastikmüll und Artensterben
- 35 Jahre Mauerfall
- Energiekrise
- BRICS
- Bitcoin
- Iran
- alles zusammen?

Ich finde es generell unwichtig, was die jeweiligen Texter meinen. Ich kenne sie eh viel zu wenig, um unsere Gefühle miteinander vergleichen zu können.

Bleibt der Text allgemein, bezieher ich es auf den Zeitgeist. Ansonsten sollte sich der Text konkreter zu Wort melden!

Für mich hat @MamaMuuht mE sein Anliegen vorab konkret genug angesagt. Wer momentan sorglos Nachrichten hören kann, darf sich mE glücklich schätzen!

Sehr interessant, wie unterschiedlich die Richtung der Antworten ist, sich auf den Inhalt des Textes hin zu bewegen. Für mich eine Bestätigung von dessen Aussage, dass sich irgendwie etwas besonderes untem Eis tut… Aber was?
 
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Wie ist das bei euch? Was kann man schreiben in solchen Zeiten? Was schreibt ihr? Schreibt ihr noch?
Ich schreibe. Warum?
Ich schreibe aus mir heraus. Denn ich lebe, erlebe, fühle, denke, bewege mich und werde bewegt. Das äußert sich - in Texten, in Musik. Das ist für mich eine Form von leben, erleben, fühlen, denken. Seit längerem schon und es nimmt eher zu als ab.
Ich setze mich nicht hin und will schreiben. Ich muss es nicht wollen - ich tue es. Es ist mir ein Bedürfnis, eine Art zu sein und mich zu spüren, mir nachzuspüren.

Ob es andere lesen oder hören mögen, ist zweitrangig, liegt zumindest auf einer anderen Ebene. Und: das entscheiden eh andere - und das ist gut so. Es gibt Texte, von denen ich hoffe, dass sie andere bewegen oder dass sie ähnliches spüren, sich wiedererkennen, das Geschriebene als anregend empfinden. Ich kleide viele meiner Texte in Musik, aus ähnlichen Gründen. Musik ist für mich mehr als ein Transportmittel - sie fügt eine andere Qualität hinzu, sie wirkt direkter, umfassender, physischer. Ob andere das auch so empfinden, ist zweitrangig, liegt zumindest auf einer anderen Ebene.

Ich habe beruflich viel mit Jugendlichen zu tun. Viel dreht sich um die Frage der Selbstwirksamkeit: Macht es einen Unterschied, ob ich bin? Ob ich etwas tue oder nicht tue? Ob andere auf mich reagieren oder ist es egal, ob ich bin oder nicht, was ich tue oder nicht?
Jugendliche sind auf ihre Weise sehr klug und sehr direkt. Sie wollen sich fühlen, indem sie sich spüren. Und sie spüren sich, wenn sie Reaktionen auslösen. Jede Reaktion ist besser als keine Reaktion. Das ist manchmal nicht klug, aber weise. Denn es weist ihnen eine Richtung.

Wenn ich etwas zurücksehne, ist es diese Art unbedingter Unbekümmertheit. Fast scheint es mir, als käme ich im Alter wieder dorthin. Denn man hat schon so viel gesehen und erlebt, dass man wieder unbekümmert wird. Ob andere das interessiert? Das sollen sie selbst entscheiden - dazu sind sie da.

x-Riff
 
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dass sich irgendwie etwas besonderes untem Eis tut… Aber was?
eine rhetorische Frage, wenn man gleichzeitig sagt
Ich finde es generell unwichtig, was die jeweiligen Texter meinen.
oder?

Bleibt der Text allgemein, bezieher ich es auf den Zeitgeist.
auch den nehme ich nicht als etwas Greifbares, Fassbares wahr. Was wäre denn der heutige Zeitgeist?

Und sie spüren sich, wenn sie Reaktionen auslösen. Jede Reaktion ist besser als keine Reaktion. Das ist manchmal nicht klug, aber weise. Denn es weist ihnen eine Richtung.
Bei Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof hat diese Richtung letztlich zu sechs Jahren Einzelhaft und Suizid geführt. Es ist also nicht so, dass jede Richtung besser ist, als keine Richtung. Manchmal ist man in der Jugend auch etwas ungeduldig und will; manchmal ist es nicht nur weise, etwas zu spüren, sondern auch, etwas zu warten.
(habe kürzlich eine ARD-Doku darüber gesehen, die mich ziemlich nachdenklich gemacht hat)
 

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