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Wil_Riker
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Einleitung
Vor etwa einem Jahr durfte ich mit dem Audeze MM-500 einen professionellen planar-magnetischer Studio-Kopfhörer der 2.000-Euro-Klasse unter die Lupe nehmen und war verblüfft über den Klang. Neben einigen weiteren Modellen, die im Internet (u. a. in der Gamer-Szene) heiß diskutiert werden, hatte es mir der MM-100 angetan - ebenfalls designed by Manny Marroquin, aber zu etwa einem Viertel des MM-500-Preises (Straßenpreis 469 €, Stand November 2024) erhältlich. Dank einer mehrwöchigen Teststellung konnte ich den Hörer fürs Musiker-Board ausprobierenAnm.: Zur Vollansicht der eingebundenen Fotos einfach auf die Thumbnails klicken.
Lieferumfang, technische Daten
Vorab: Für die Grundlagen zu Planar-magnetischen Kopfhörern empfehle ich die Lektüre des Vorgänger-Reviews (siehe Link in der Einleitung).Anders als der große Bruder MM-500 kommt der MM-100 nicht in einem abschließbaren Transportkoffer ins Haus, sondern lediglich in einer Pappschachtel. Diese enthält neben dem Hörer selbst ein weiches und üppig bemessenes Transporttäschchen (40 x 27 x 9 cm), das geflochtene Anschlusskabel (Miniklinke auf 6,35-mm-Klinkenstecker, Länge 2,50 m) sowie zwei Kärtchen mit Echtheitszertifikat und Links zur Website des Herstellers. Letztgenannte ist (leider) recht spartanisch gehalten, d. h. es gibt kein Datenblatt o. ä. herunterzuladen
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Im Vergleich zum martialisch anmutenden MM-500 mit seiner massiven Metallkonstruktion wirkt der kleine Serienbruder brav und fast unscheinbar und bringt mit 475 Gramm etwa 20 g weniger auf die Waage. Er besteht aus einem Materialmix: Stahl, Magnesium und Kunststoff.
Bei der Größenverstellung hat Audeze eine für mich gewöhnungsbedürftige Variante gewählt: Das Kopfband aus Kunstleder ist an der Innenseite des Metallbügels beidseitig mit jeweils zwei Kreuzschlitzschrauben befestigt und besitzt an beiden Enden je drei Lochpaare im Abstand von ca. 10 Millimetern. Das Band lässt sich vorsichtig ab- und wieder anknöpfen oder alternativ durch Lösen der Schrauben in ein anderes Lochpaar versetzen. Aufgrund der wenigen Löcher sind allerdings nur 5 verschiedene Weiteneinstellungen möglich - bei mir passt die zweitkleinste am besten (eine Seite im letzten Loch, die andere im mittleren); dies sieht asymmetrisch und damit etwas eigenartig aus
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Der Bügel aus Federstahl ist robust und mattgrau beschichtet. Einer der Vortester war offensichtlich etwas unsanft bei der Benutzung, so dass hier einige unschöne Kratzer zu sehen sind
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Die Links-Rechts-Markierung ist schwer zu entdecken - man findet sie schließlich auf der Bügelinnenseite unterhalb des Kopfbands in Richtung der Drehgelenke für die Muschelaufhängung.
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Die Hörmuscheln sind im Drehgelenk mit Hilfe von Gabeln aufgehängt. Nach hinten lassen sie sich komplett (d. h. um 90°) wegklappen (d. h. der MM-100 lässt sich flach zusammenlegen, z. B. zum Transport) - nach vorne sind sie in einem Winkel von ca. 15° flexibel. Die Gabelaufhängung tut ihr übriges dazu, dass sich der Kopfhörer bequem ans Haupt des Trägers anschmiegt
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Apropos Tragekomfort: Die Polsterung besteht aus Kunstleder (Dicke hinten ca. 30 mm, vorne ca. 20 mm) und eine Gelfüllung soll durch eine leichte Kühlwirkung auch bei längerer Nutzung Schwitzen verhindern
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Kommen wir zu den Herzstücken des MM-100, den Treibern mit 90 mm Durchmesser: Wie bereits erwähnt, handelt es sich um eine Planar-magnetische Entwicklung namens Fluxor-Magnet-Array™. Die Membran besteht aus Uniforce™, bei den Magneten handelt es sich um Neodym N50. Auf der Innenseite schimmert die interessante Konstruktion leicht durch die dünne Schutzgaze hindurch
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Keine Überraschung an der Außenseite der offenen Hörmuscheln: Der "Grill" aus Magnesium zeigt das stilisierte Audeze-"A"; links ist der Schriftzug von Manny Marroquin zu sehen, rechts der Markenname. Die Kabel für die Signalführung sind ordentlich in einer Nut in den Gabeln befestigt und laufen von dort aus in den Bügel.
Auf der Unterseite beider Muscheln ist je eine Miniklinkenbuchse angebracht, d. h. man kann das mitgelieferte Anschlusskabel je nach Vorliebe sowohl links als auch rechts anschließen
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Fehlen also nur noch die letzten technischen Daten: Mit einer Impedanz von 18 Ohm ist der MM-100 auch für ausgangsschwache Kopfhöreranschlüsse geeignet, der Kopfhörerverstärker sollte aber mindestens 100 mA stark sein (empfohlen 250 mA). Die maximale Belastbarkeit beträgt 5W/RMS und der Klirrfaktor geringe <0.1% (bei 100 dB SPL und 1kHz Referenz).
Dann mal rauf auf die Ohren mit dem MM-100!
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Praxistest, Fazit
Nachdem ich die Weiteneinstellung (s. o.) vorgenommen habe, setze ich den MM-100 auf: Er erinnert mich sehr an den 12 Monate zuvor getesteten großen Bruder. Die Polster sitzen gut und meine eher großen Ohren finden gut unter den Hörmuscheln Platz. Ich höre mich quer durch meine Musiksammlung von Traditionell bis Rock: Auch klanglich liegen beide Modelle sehr dicht beieinanderDa ich von einem Recording-Projekt Anfang dieses Jahres einige Spuren meiner Folklore-Formation (Akkordeon, Klarinette, A-Gitarre, Mandoline, Kontrabass) in UA Luna habe, versuche ich mich an einem einfachen Mix. Dies fällt mir leicht, weil die Signale sehr natürlich und vor allen Dingen räumlich klingen. Letzteres bestätigt mir auch meine bessere Hälfte beim Üben bzw. Arrangieren von Chorsätzen am E-Piano; eigentlich bevorzugt sie ohraufliegende Hörer, aber sie ist ebenso wie ich verblüfft über den unauffälligen Klang des Audeze MM-100 ("Habe ich überhaupt schon einen Kopfhörer auf?"). Etwas ungewohnt findet sie das hohe Gewicht - dies stört mich im Gegensatz dazu überhaupt nicht, denn Bügel und Polster sorgen für einen bequemen und gleichzeitig rutschfreien Sitz, ohne zu drücken (ich bin permanenter Brillenträger und deshalb entsprechend empfindlich). Interessant ist tatsächlich die Gelfüllung, die dafür sorgt, dass sich die Muscheln angenehm an die Kopfform anschmiegen und gleichzeitig einen leicht kühlenden Effekt hat; ich bilde mir ein, trotz Kunstleders etwas weniger zu schwitzen als bei vergleichbaren Hörern. Toll ist die Möglichkeit, das Kabel wahlweise links oder rechts anschließen zu können bzw. sich auch ein eigenes Kabel nach eigenem Gusto anfertigen zu können, da am Hörereingang mit der Miniklinke eine Standardsteckverbindung verwendet wird.
Gibt's nach all der Begeisterung auch ein paar Minuspunkte? Mir persönlich gefällt das geflochtene Kabel nicht besonders gut, da ich glatte Leitungen mit Textilummantelung bevorzuge - Geschmacksache (und zum Glück individuell tauschbar, s. o.). Dafür punktet die Strippe aber mit einem sehr geringen Gewicht.
Außerdem würden wechselbare Polster den MM-100 noch etwas aufwerten. Die Größeneinstellung für das Kopfband ist ebenfalls ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Summa summarum ist Audeze mit dem MM-100 ein großer Wurf gelungen, da er klanglich nicht weit weg von seinem deutlich teureren Serienbruder ist. Haupteinsatzzweck dürften das ambitionierte Studio sowie der anspruchsvolle Musikgenuss sein. Und auch wenn im hiesigen Musikerhaushalt schon einige Kopfhörer herumschwirren, habe ich mir nun ein Exemplar dieses Audeze Hörers bestellt - mein bekanntes Problem, dass ich zu viele Produkte teste, die mir dann so gut gefallen, dass ich sie längerfristig selbst nutzen möchte
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