Das Einpegeln hat ja das Ziel, daß du für den Gainregler eine Einstellung findest, die an einer Mitte liegst zwischen
- Clipping -wenn das signal zu stark wird,"an der Grenze anschlägt" und hörbar anfängt zu zerren/kratzen
- Rauschen - wenn das Signal so leise ist, daß das Hintergrundrauschen in Relation dazu hörbar wahrnehmbar wird
Die obere Clipping-Grenze verhält sich dabei wie eine rote Linie, an die man sich z.B. bei Digitalgeräten beliebig nah rantasten darf, die aber auf keinen Fall überschritten werden will. Bei analog Geräten ist die rote Linie ein bisschen verwischt - man merkt es also nicht ganz so offensichtlich am Klang, wenn man sie nur leicht übertritt.
Die untere Grenze, die Rauschgrenze, ist degegen eine graduell schattierte und langsam dunkler werdende Grauzone.
(Dann gibt es bei alten, edlen Pulten und MicPreamps im Recordingbereich, Stichwort: Röhrentechnik, noch so eine goldene Zone auf den letzten dB unterhalb der roten Linie, wo alles noch eine Stufe geiler wird - aber diese lassen wir mal außen vor, die gibts bei unserem Feld-Wald-und-Wiesen-Gerätschaften nicht.)
Man will üblicherweise einen Sicherheitspuffer (=Headroom) zwischen dem Signal und dem Clipping Point haben, weit verbreitet ist es, das Signal so weit aufzudrehen, daß es so 18dB unterhalb des Clipping-Points herumtanzt.
Wie man in der Praxis jetzt konkret vorgehen muss, und wie man diesen Punkt genau findet, hängt ein bisserl vom verwendeten Mixer ab, und dessen Anzeigen, LED-Leisten und sonstigen Blinkenlights.
Verrate mal bitte, mit welchen Gerätschaften du arbeitest, dann kann ich dir gerne konkrete Tips geben.
Der Zusammenhang von Gain und Feedback übrigens ist von ein paar Missverständnissen umnebelt. Es gibt den Begriff:
Gain before Feedback (GbF)
Dieser Begriff drückt aus, wie laut man aufdrehen kann, bevor es Feedback entsteht, also es pfeift.
Die gefürchtete Feedback-Schleife ist ja übrigens
IMMER da, solange das Mikrofon nicht gemutet ist. Du singst rein, die Boxen geben es wieder, das Mikrofon hört erneut, was die Boxen von dem Gesang wiedergeben, der Kreis geht unendlich weiter.
Solange aber die Lautstärke der Boxen unter einem bestimmten Wert bleibt, wird das Signal bei jedem Kreisdurchlauf leiser, bis es schon nach Millisekunden in der Unhörbarkeit verschwindet. Kein Mensch merkt das, alles ist gut. Der Normalfall.
Dreht man die Boxen weiter auf, kommt man in den Bereich, wo die ersten Vorboten von Feedback-Pfeifen zu hören sind. Die Vocals klingen so "klingelig".
Dreht man noch weiter auf, verstärkt sich der Loop bei jedem Durchlauf dermassen, daß sich das ganze innerhalb von sekundenbruchteilen aufschaukelt und dabei setzt sich die Frequenz durch, die in der Kette am besten durchkommt. Das Pfeifen eben.
GbF drückt aus, um vieviel dB lauter man das reale akustische Geräusch (Gesang) im Raum verstärkt wiedergeben kann, bevor das Feedpackpfeifen beginnt.
GbF lässt sich erhöhen durch:
- Wahl geeigneter Räume
- Raumakustische Maßnahmen in diesem Raum
- Positionierung und Ausrichtung von Lautsprechern und Mikrofonen
- Wahl geeigneter Lautsprecher und Mikrofone
- Schmalbandige Eingriffe mit Equalizer
- Feedbackdestroyer (automatische, extrem schmalbandige EQ eingriffe
- Tricksen mit ms-kurzen Delays und Polarität
GbF lässt sich NICHT erhöhen durch:
Herunterdrehen des Gains, und dafür gleichzeitiges hochdrehen der Lautstärke irgendwo anders in der Kette (Kanalfader, Masterfader, Verstärker), denn:
"GAIN is GAIN"
Es gibt da so eine Redensart bei den angelsächsisch spechenden Tontechnikern, die ausdrücken soll, daß es im Hinblick auf Feedback egal ist, wo in der Kette du die vorhandenen dezibel GbF Verstärkung herholst: Gainregler am Eingang oder sonst ein Regler weiter hinten in der Kette. Ich finde diesen Begrif daher gut, weil er dem Irrglauben entgegenwirkt, man könne mit "Preamp-Gain Runter und woanders Gain-Rauf" irgendwo noch ein dezibel GbF herzauberm, das vorher nicht da war.
Was ich also damit sagen will - richtiges Einpegeln ist wichtig, aber es wirkt keine Magie gegen Feedback. Trotzdem, nenn mal deine Gerätschaften, dann kann man das am konkreten Beispiel erklären.