Makeover einer Orville by Gibson ES 335

Die nächste Aktion, die ich durchgeführt habe, ist wohl etwas ungewöhnlich:LOL:...

Beim Abklopfen der Gitarre im Bereich des Sustainblocks ist mir aufgefallen, dass ein Bereich in der Nähe des Halses hohl klang, sprich der Boden keinen ordentlichen Kontakt zum Block im Inneren hatte.
Die Gitarre schwingt super und eigentlich würde das nicht weiter stören, aber ich wollte trotzdem versuchen, ob ich das reduzieren kann.

Also habe ich mir lange Kanülen aus Metall und eine Spritze besorgt und an der ES durch Abklopfen mit dem Fingernagel genau die Area markiert, wo es hohl klang:

20240306_102414.jpg


Beim Blick durch die F-Löcher war in dem Bereich auf beiden Seiten auch ein kleiner Spalt (ca. 4 cm) sichtbar. Also die Gitarre in eine schwerkraftdienliche Position gebracht und mit der Operation begonnen:

20240306_104424.jpg


...Rechts sieht man noch die Kanülen und am F-Loch leuchtet eine kleine Taschenlampe ins Innere.

Zuerst habe ich mit dickflüssigem Sekundenkleber den Spalt auf einer Seite "vergossen".
Dann die Gitarre auf die andere Seite gedreht und dünnflüssigen Sekundenkleber so lange in den Splat sickern lassen (Kapillareffekt), bis der Spalt nichts mehr aufgenommen hat.

Der Hohlraum ist jetzt gut gefüllt und nahezu der ganze Bereich klingt nun massiv. Ob es schwingungstechnisch etwas gebracht hat, kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen.:)
 
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Alleine die Konstruktion auf dem letzten Foto ist schon so herrlich kreativ zurechtgetüftelt, da musste ich grad herzhaft drüber lachen.

Cooler Thread - bitter weitermachen!
 
Im Gegensatz zur Sorgfalt bei Deinen anderen Arbeiten hast Du Dich hier auf das Klopfergebnis und den beschränkten Einblick vom F-Loch her verlassen. Ich hätte hier schon ein Endoskop verwendet. So etwas gibt es als Zubehör zum Handy für 20 Euro. Siehe z.B. hier

https://www.amazon.de/Endoskopkamer...nskamera/dp/B0C69M17SB/ref=asc_df_B0C69M17SB/

1715427817023.png


Kann man immer wieder mal brauchen.

Außerdem hätte ich schon etwas verwendet, um zuerst den Spalt aufzuweiten, dann Kleber nicht zu üppig einzufüllen und schließlich etwas, um den Spalt zusammenzupressen. Jetzt hast Du eine ziemlich dicke Kleberschicht, die schwingungstechnisch nicht sonderlich wirkt. Womöglich war der Luftspalt vorher besser.

Der Thread hier kann ja auch dazu dienen, erst mal Fragen zu posten. Wir haben hier ja einige Holzbau-Fachleute, die bestimmt gute Tipps geben können. Ansonsten mal vorher einen Fachmann vor Ort fragen - selbst Schreiner (z.B. Möbelschreiner) sind mit solchen Konstellationen vertraut.

Ich drücke Dir die Daumen, dass sowohl Ursache als auch Lösung gepasst haben.
 
Klopfergebnis und den beschränkten Einblick vom F-Loch her verlassen.
Die beiden Erkenntnisse passten (optisch wie akustisch) so gut zusammen, dass sich die zu problematische Fläche sehr sicher bestimmen hat lassen. Mit der zugegeben sehr praktischen Endoskopkamera hätte man nicht herausbekommen können, wo genau keine Verbindung besteht und ob sich danach etwas verbessert hat (da ist der Klopftest aussagekräftiger).

und schließlich etwas, um den Spalt zusammenzupressen.
Das hatte ich mich nicht getraut, die gewölbte Decke wollte ich auf keinen Fall gefährden.
Ich denke (auf Grund der recht geringen Menge an benötigtem Sekundenkleber), dass der Spalt auch nicht höher war, als ca. 1mm. Da der Kleber recht hart aushärtet ist in dem Maße sicher eine spaltfüllende Wirkung vorhanden, die jetzt auch Resonanzen übertragen kann.

Ich drücke Dir die Daumen, dass sowohl Ursache als auch Lösung gepasst haben.
Dank Dir (auch für die Gedanken, die Du Dir zu meiner Aktion gemacht hast).

Ich bin aber recht zuversichtlich, dass sich diese Maßnahme nicht nachteilig auf die Schwingungsentfaltung ausgewirkt hat. Der Bereich des Sustainblocks klingt jetzt beim Abklopfen überall genau gleich massiv, was ja schon ursprünglich so hätte sein sollen.

so herrlich kreativ zurechtgetüftelt
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
 
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...Ich hätte hier schon ein Endoskop verwendet. So etwas gibt es als Zubehör zum Handy für 20 Euro ... ann man immer wieder mal brauchen.

Was hätte ich die Kamera brauchen können, als ich zu Jahresbeginn in meiner Ibanez leimte... :gruebel:

Wat es nich allens güvt... Muss ich mir unbedingt merken!
:great:
 
...ist aus meiner bescheidenen Sicht die schlimmste Verhunzung so eines schönen Instrumentes names Gitarre, die es gibt. :gruebel:

Eben, da liest man auf 3 Seiten gefühlte 12x die Worte "vintage correct" und als nächstes wollen Leute, dass man so ein plumpes Monstrum anflanscht.
 
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dann sind wir uns ja einig.
 
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Hier nun noch ein paar Worte zur wieder in Betrieb genommenen Orville.
Der Vollständigkeit halber: Zum Ende meiner Umbauten habe ich bei der Hübschen noch ein TH Stoptail samt Studs verbaut.
Somit wurde also (so ziemlich) die komplette Hardware und Elektronik getauscht... z.T eher aus optischen, aber auch aus klanglichen Gründen.

Zum Glück hatte ich meine "Vorher" -Aufnahmen, so konnte ich mit Hilfe des OX auch genau gleich eingestellte ("mikrofonierte" ;-) "Nachher"-Aufnahmen erstellen.
Sonst wäre es erstmal recht schwierig geworden, die Unterschiede wahrzunehmen.

Der neue Amber Hals PU ist ein eindeutiger Schritt nach vorne. Er klingt klarer, trotzdem aber etwas voller und wärmer.

Beim Steg bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob der Amber für mein hauptsächliches Einsatzgebiet die bessere Wahl ist.
Der original Gibson PU hat etwas mehr "Fleisch untenrum" gehabt und war in den oberen Mitten vielleicht minimal zurückhaltender.
Der Crosspoint klingt wiederum etwas klarer mit mehr "Edge" obenrum.
...bei (funky) Clean Sounds ist das ziemlich passend, aber bei einem typischen Marshall-Brett-Sound hatte der originale Gibson PU schon auch seinen Reiz und war eine Spur fetter.

Die Zwischenstellung ist/ war bei beiden Kombis sehr schön. Aber jeweils mit einem anders verorteten "Mittenhonk";).

Auffällig ist, wie feinfühlig die VIP Potis regieren und wie selbst (im kompletten Proberaum-Brett-Overkill) kleine Änderungen auch am Tonregler spürbar sind
(so kann der Steg PU auch in Richtung des ursprünglichen PUs getrimmt werden).

Unterm Strich bin ich mit meinem Makeover sehr zufrieden und freue mich jedes Mal, wenn ich den Koffer öffne und mich diese rote Schönheit anstrahlt...

20240601_102846.jpg



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20240601_102816.jpg


Am Wochenende darf sie sich zum ersten mal Live beweisen - ich bin gespannt und freu mich drauf!
 
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