Die drei Mikros (Audix VX-5, DPA 2028-B-B01 und Shure Beta 87A) kamen rechtzeitig zur gestrigen Bandprobe an, sodass wir alle drei im Bandkontext testen konnten.
Vorab: es ist das Shure Beta 87A geworden. Aber der Reihe nach...
Diese beiden Aussagen von Euch kann ich voll und ganz bestätigen.
Also das Beta 87 klingt in meinen Ohren komplett anders als ein C5900. Aber probieren kostet wohl nix. Unabhängig davon fand ich das C5900 extrem gelungen. Mal sehen, ob Ihr so ohne weiteres einen Nachfolger findet.
Ich habe das C5900, das Beta 87 A und C, das ATM 710 und etliche andere Vocal Condenser hier liegen. So richtig ähnlich ist keines der anderen dem C5900.
Die drei Mikros haben definitiv einen anderen Klang. Das C5900 hat vor allem unten rum und in den Mitten einen ganz eigenen Sound. Dafür bringen die anderen Mikros andere Vorteile. Unsere Tests ergaben in unserem Bandkontext für unsere Ohren folgendes Ergebnis (weibliche Sängerin, kräftige, druckvolle, laute Stimme, sehr variable Gesangsart von Rockröhre über Soul bis Pop):
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Audix VX-5
Das Audix haben wir recht schnell ausgeschlossen. Es wirkte recht dünn, es fehlte die Fülle.
Shure Beta 87A
Das Shure ist sehr präsent, sehr durchsetzungsstark mit einem super klarem Klang. Es ist jedoch auch sehr höhenbetont, sodass es anfangs schon fast zu schrill wirkte. Wir haben die Höhen bei ca. 6 kHz im Mischpult stark herausgenommen. Danach hatte es einen durchweg schönen Klang. Vor allem die Präsenz hat uns begeistert. Das Gute im Vergleich zum C5900: die Stimme unserer Sängerin hatte mit dem C5900 in Livemitschnitten - trotz ihres druckvollen Gesangs - teils Probleme sich von Gitarre und Bass klar zu separieren. Beim Abmischen von Aufnahmen musste man da ordentlich an den Einstellungen schrauben, um die Stimme gut rauszuholen. Die Mitschnitte die wir gestern mit dem 87A gemacht haben waren völlig anders. Die Stimme ist klar abgesetzt und passt gleichzeitig in den Gesamtsound. Auch ist das Shure im Live Eindruck viel klarer, definierter und präsenter (wobei unser C5900 natürlich auch schon viele Jahre auf dem Buckel hat und evtl. schon etwas Power verloren hat).
Das Shure erlaubt einen sehr variablen Abstand vom Mikro, was gut zu der bisherigen Gesangstechnik unserer Sängerin passt. Das C5900 erlaubt das auch, ist aber deutlich schwerer zu handhaben was den richtigen Abstand je Gesangslautstärke/höhe angeht. Es verzeiht weniger "Fehler" im Abstand. Das Shure verzeiht dafür im Gegensatz weniger geschludere beim Gesang.
"Abkürzungen" oder unsauber gesungen Parts hört man durch die Präsenz der Stimme deutlicher.
DPA 2028-B-B01
Das DPA war klanglich anfangs bei den meisten Bandmitgliedern der Favorit. Sehr schön ausgewogen. Sehr voll und trotzdem präsent. Für uns noch eine kleine Nuance besser als das Shure. Das "Problem": es bietet kaum Spielraum beim Abstand zum Mikro. Man muss im Vergleich zum C5900 und zum 87A dauerhaft sehr nah am Mikro singen. Unsere Sängerin müsste ihre gewohnte Technik umstellen und im Livebetrieb auf lauter Bühne gäbe es kaum die Chance mit Mikrophon-Abstand etwas auszugleichen. Deshalb war nach kurzer Diskussion entschieden, dass das DPA in der Handhabung nicht zu uns passt.
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Fazit:
Eigentlich hatten wir anfangs ja einen gleichklingenden Nachfolger zum C5900 gesucht. Der Sound mit unserem neuen Shure Beta 87A ist jetzt definitiv ein anderer als vorher mit dem C5900. Und das ist auch gut so. Man darf sich auch mal verändern.
Das C5900 ist ein tolles Mikro, aber die Klarheit und Präsenz vom Shure begeistert uns und gibt uns eine neue Dimension.
Uns plagen weiterhin leichte Gewissenbisse, dass wir drei Mikros bestellt haben obwohl wir wussten, dass wir nur eines behalten werden. Beim nächsten Mikro in 25 Jahren versuchen wir das anders zu organisieren.
Aber in diesem Fall drängte die Zeit.