Sehe ich ganz genau so. Entweder man hat extrem viel Vertrauen in die Fähigkeiten der, wohl meistens unbekannten, Person am FOH Pult oder man integriert einen Techniker in die Band. etwas anderes ist in der Praxis zum Scheitern verurteilt.
Ich kenne die Problematik aus dreierlei Sichten.
1) als Musiker, der zu einem Auftritt kommt, bei dem ein Haustechniker, im weitesten Sinne, das Pult bedient
2) als der Haustechniker der die mir meist nicht bekannte Band betreut
3) als Bandtechniker, der mit der Band mitreist.
Wenn ich als Musiker mit meiner Band ankomme, dann kommuniziere ich viel mit dem Haustechniker, z.B indem ich gemeinsam mit ihm die restlichen Bandmitglieder checke und da schon meine/unsere Soundvorstellungen und was wann und wo wichtig ist. Da habe ich aktuell wenig Probleme damit, weil wir als Trio nicht unbedingt die komplexesten Arrangements haben und das meiste, was den Sound ausmacht schon selber regeln. Frei nach dem Motto dass die Band den Sound macht und der FOH Techniker das nur lauter machen sollte. Wobei mir da schon klar ist, dass es mit dem "nur lauter machen" nicht so einfach ist. Wie schon gesagt wurde, sind die Raumbedingungen nicht immer vergleichbar und wir können natürlich auf der Bühne nicht hören wie es sich im Publikumsbereich genau mit dem Sound verhält. Aber wenn man dem Kollegen gute Hinweise gibt, dann machen das die meisten recht amtlich. Sind ja auch nicht alle "auf der Nudelsuppe daher geschwommen".
Wenn ich der Typ am Hauspult bin dann mache ich genau das ergänzende Gegenstück zu dem gerade gesagten. Ich such mir einen Bandsprecher raus, mit dem ich die Details ihrer Anforderungen durchspreche. Sind es grundsätzlich immer sehr ähnliche, was in meinem Tätigkeitsfeld schon gerne mal passiert, dann braucht es nur eine generelle Abstimmung, z.B wer welche Rolle in der Band hat. Wenn es komplexere Soundgestaltung erfordert, dann erwarte ich mir eine Setliste mit "Regieanweisungen", Also z.B wer wann Leadvocal ist und wer den Backing Part übernimmt. Auch unterschiedliche Soloinstrumente usw sollten da angeführt werden. Auch wenn da oder dort speziellere Effekte benötigt werden, dann klärt man das vor und während des Soundchecks. probiert das eine oder andere und gut ists.
Sollte es eher den Festivalcharakter haben dann würde ich den Bands echt empfehlen, ein Festival Setup zu benutzen, denn wenn man gerade mal ein paar Minuten für einen Changeover, aber keine Zeit im Vorfeld für einen Soundcheck hatte, dann wird ein komplexeres Ding ohnehin mehr in Richtung Desaster abgleiten.
Und wenn man unbedingt auf komplexe Arrangements setzt, bei denen die Balance der Instrumente, Stimmen und Effekte zueinander extremst wichtig ist, dann halte ich es für unabdingbar mit einem eigenen Techniker, der das alles umsetzen kann, weil er das Programm in- und auswendig kennt, zu arbeiten. Denn wenn der Sound so wichtig ist wie die Drums dann braucht man nicht nur einen der die Drums spielt, sondern auch einen der die Sounds auch am Mischpult umsetzen kann.
Und naja, auch wenn ich der Bandtechniker bin, dann ist eine gute Kommunikation mit dem Haustechniker nicht minder wichtig, damit man die Details, die dann doch nicht aus dem Rider übernommen werden können, sei es weil es schlichtweg da nicht drin steht oder weil das konkret in der Location nicht möglich wäre, letztendlich abklärt. Meist komme ich da inzwischen aber mit meinem eigenen Pult usw daher, damit ich nicht allzu überrascht werden kann.
Aber das wichtigste an all dem ist dass, egal in welcher Rolle man gerade unterwegs ist, sehr viel Wert auf eine gute Kommunikation auf Augenhöhe legen soll. Und man muss auch bereit sein, die Kontrolle anderen zu übergeben. Denn da kann man überraschend gute Erfahrungen machen.
Klar, nach vielen Konzerten gibts auch welche, in denen es nicht so gut funktioniert hatte. Aber so unterm Strich klappt es in den überwiegenden Fällen ganz gut mit zufriedenstellenden Ergebnissen.
Ach und was ich fast noch vergessen habe. Vorproduzierte Signalbearbeitungen machen am Ende des Tages meist mehr Stress als dass es etwas besser macht. Da kommen dann zu Tode komprimierte Signale an, die im IEM nich gut funktionieren, aber auf der PA entweder nur Feedback produzieren oder schlich nicht hörbar gemacht werden können. Denn entkomprimieren geht dann halt nicht mehr. Oder dass irgend ein Gate zu scharf eingestellt ist, man also oft Aussetzer hat, die man dann eben auch nicht mehr beheben kann. Dazu kommen dann irgendwelche "geilen" Effekte, auch super für IEM aber die Quelle für Extrem-Matsch auf einer PA. und, und und. Letztendlich ist man dann schnell bei "Mischen impossible". Es ist eben ein sehr großer Unterschied ob man etwas für IEM mischt oder für eine PA in einer Halle, die dann auch noch ordentlich Druck machen soll.
Ich würde es lassen, ein Set an Rohspuren liefern und dem Menschen am Pult da unten vertrauen, wenn man sich selbst keinen leisten will.