Wil_Riker
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Einleitung
Für Content Creator und minimale Beschallungsaufgaben bringt US-Hersteller Mackie mit dem MobileMix ein Kleinstmischpult auf den Markt, das auch von einer PowerBank gespeist werden und somit mobil eingesetzt werden kann. Ich durfte den Mixer, der aktuell zu einem Straßenpreis von 259 € (Stand Mai 2024) erhältlich ist, im Rahmen einer Teststellung fürs Musiker-Board ausprobieren.Anm.: Zur Vollansicht der als Thumbnails eingebundenen Fotos genügt ein Klick/Touch .
Lieferumfang, technische Daten
Die Verkaufsverpackung des MobileMix ist nett anzusehen und erstaunlich leicht: Nach dem Hochklappen des Deckels kommt zunächst der mehrsprachige Quick Start Guide und eine Konformitätserklärung zum Vorschein - das ausführliche Handbuch gibt es in der deutschen Version direkt beim Hersteller zum Download und enthält auch wieder einige nicht ganz ernstgemeinte Features zum Schmunzeln . Ein kleines zusätzliches Schächtelchen im Inneren verbirgt das 5 V/1.2 A Steckernetzteil (vorbildlich mit USB-C-Anschluss und 100 cm Zuleitung), ein 1 Meter langes 4-poliges Miniklinkenkabel sowie ein USB-A-auf-USB-C-Adapterkabel von 10 cm (dazu später mehr).Das Minimischpult selbst ist mit 800 Gramm ein Leichtgewicht und misst 201 x 175 x 75 mm (B x T x H). Auch wenn das Kunststoffgehäuse tadellos verarbeitet ist, ist der MobileMix haptisch keine Offenbarung: Nicht alle Kanten sind abgerundet, und die Potis besitzen keinerlei Gummierung. Immerhin sind die Regler aber angenehm gängig und besitzen einen größeren Durchmesser als bei den üblichen PA-Mixern, wobei ihre Abstände in den Einzelkanalzügen für meinen Geschmack deutlich zu klein geraten sind - so bleibt man auch mit spitzen Fingern oft am Nachbarpoti hängen und muss deshalb umgreifen. Dies ist der minimalistischen Bauart geschuldet, um das Gerät so transportabel wie möglich zu halten. Immerhin wackelt und klappert aber nichts.
Werfen wir tatsächlich als erstes einen Blick auf die Bedienoberfläche: Damit keine Missverständnisse aufkommen - der MobileMix ist kein Digitalmixer, sondern funktioniert wie ein analoges Mischpult.
Die Mono-Inputs CH1 und CH2 sind identisch aufgebaut und verarbeiten neben Mikrofon- und Line-Signalen im schaltbaren Hi-Z-Modus auch direkte Gitarren-/Basssignale; aktivierter per Tastschalter, genauso wie der LowCut bei 100 Hz.
Kanal 3/4 besitzt keinen Mikrofon-Preamp und dient als Stereoeingang oder - wenn nur Input 3 genutzt wird - als Mono-Line-In; Gain-Regler im Gegensatz zu den Inputs 1 und 2 mit Mittenraststellung.
Die Kanal-EQs der Inputs 1-4 sind lediglich zweibandig ausgeführt - beides Kuhschwanzfilter bei 12 kHz bzw. 80 Hz (+/- 15 dB) mit rastender Mitte.
CH5/6 ist ein kombinierter Stereoein-/ausgang für Smartphones mit "Mix Minus"-Funktion. Wie auch bei den vorherigen Kanälen lässt sich das Signal mit einem Effekt versehen (s. u.)
CH7/8 ist der Bluetooth-Kanal (Version 5.1); das Pairing erfolgt mit Hilfe der Mackie-grünen Taste im Kanalzug (Drücken und Halten).
Die Level-Regler der 8 Kanäle besitzen eine Raststellung bei 12 Uhr und einen etwas größeren Durchmesser als die restlichen Potis.
Der interne Effekt-DSP bietet die Auswahl zwischen Plate, Hall und Reverb+Delay. Die drei Programme sind per Knopfdruck umschaltbar, der Return ist per Poti regelbar.
Auf den ersten Blick irreführend ist, dass es außer einem Headphones-Regler weiter oben noch zwei weitere für Mix 1 und Mix 2 gibt. Tatsächlich führen diese Ausspielwege das identische Summensignal, sind aber unabhängig voneinander regelbar - außerdem gibt's mit dem Main-Poti mit der grünen Kappe noch einen "richtigen" Mixausgang. Der Anschluss für die Headphones befindet sich oben rechts (Miniklinkenbuchse), die Buchsen für die beiden anderen Kopfhörer auf der Rückseite (6,35 mm).
Eine weitere Besonderheit ist der Primary-Kanalzug; hier lässt sich außer dem Smartphone an CH5/6 das hauptsächlich genutzte Gerät (Smartphone oder Kamera) anschließen und über Level und Blend dem Summensignal beimischen. Mit Hilfe des Tastschalters unterhalb der TRRS-Miniklinkenbuchse kann man den Eingangspegel abschwächen.
Zu guter Letzt hat Mackie den Minimixer noch eine vierstufige LED-Kette zur Visualisierung des Summenmixes spendiert: -10 und 0 dB grün, +10 dB orange und Clip rot helfen zumindest grob, diesbezüglich den Überblick zu behalten. Auch an eine schaltbare Phantomspeisung (48 Volt) für CH1 und CH2 haben die US-Amerikaner gedacht.
Über die komplette Gehäusebreite dient eine ca. 1 cm breite und 2 cm tiefe Nut als Halterung für ein oder zwei Smartphones oder ein (kleines) Tablet.
Ohne große Worte: Die Rückseite des MobileMix ist selbsterklärend und beherbergt die Anschlussbuchsen für die gerade besprochenen Kanalzüge. Die Klinken-XLR-Kombinationen ziert Mackies Running Man.
Die beiden Seitenwangen besitzen kleine Vertiefungen, die wohl dazu dienen sollen, dem MobileMix etwas mehr Griffigkeit zu verleihen .
Auf der Rückseite wird es jetzt wieder interessant: Neben einigen kleinen Gummifüßen dominiert eine große Klappe mit zwei (eher zerbrechlich wirkenden) Verschlussclips die Rückseite. Die Klappe ist mit zwei Scharnieren am Gehäuse befestigt. Beim ersten Öffnen fielen mir direkt vier selbstklebende Gummistreifen (80 x 10 mm in Stärken von 5 und 2 mm) entgegen. Das Fach ist für Powerbanks mit Maximalgröße 14 x 7 cm vorgesehen, und die Streifen sollen so geklebt werden, dass nichts klappert oder verrutscht. Die Verbindung zum Minimischpult wird mit Hilfe des o. g. USB-A-auf-USB-C-Kabels hergestellt. Tatsächlich passt sogar meine vorhandene Powerbank nach einigem Probieren hinein . Zum Glück ist das Fach entsprechend ausgespart, so dass man die Kabelführung durch Quetschen anpassen kann und sich so auch der Deckel schließen lässt. Das USB-Kabel ist vermutlich aus gutem Grund textilummantelt - ansonsten wäre wohl ziemlich bald mit einem Kabelbruch zu rechnen . Sofern die Powerbank dies unterstützt, wird sie, wenn man sie im Fach belässt und zusätzlich das Netzteil des MobileMix anschließt, sogar wärend des Betriebs aufgeladen . Wichtig: Die Powerbank sollte wie das Netzteil mindestens 1,2 Ampère Strom liefern, sonst bleibt "der Ofen aus" .
Praxistest, Fazit
Betrachtet man den Mackie MobileMix aus der Sicht eines PA-Technikers, fällt es logischerweise gnadenlos durch: Kein (parametrisches) EQ-Mittenband, eine nur halbwegs brauchbare Effektsektion, kein roadtaugliches Gehäuse. Da er sich aber hauptsächlich an die Generation Content Creator richtet sowie für kleine (private) Einsätze als Minimixer für eine Akkubox etc., muss man hier meiner Meinung nach etwas andere Maßstäbe anlegen:Positiv betrachtet punktet das Kleinstpult vor allem durch die Möglichkeit des Akkubetriebs. Dies ermöglicht Livestreaming/Podcasting, z. B. in Interviewsituationen mit zwei Mikrofonen und mehreren Zuspielgeräten ohne separate Stromversorgung. Oder sorgt dafür, dass zwei Lagerfeuergitarristen einen irgendwie gearteten Lautsprecher als Instrumentenverstärker nutzen und gleichzeitig ein Playalong abspielen können.
Ist all dies 259 € wert, oder bekommt man das auch mit Alternativen hin? Wenn die Stromversorgung per Powerbank kein "Must Have" ist, gibt es Kleinmischpulte mit deutlich mehr Features zu günstigeren Preisen. Gut durchdacht hat Mackie den MobileMix dennoch, und dank seiner geringen Abmessungen punktet er erneut und wird sicher Anwender finden, die dessen Mobilität und Flexibilität (u. a. durch die gute Bluetooth-Anbindung) schätzen werden. Gewünscht hätte ich mir noch eine 3/8"-Aufnahme auf der Gehäuseunterseite, um ihn auf einem Stativ befestigen zu können.