opa_albin
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Bud Powell hat das natürlich aus musikalischen Gründen gemacht, aber es ist eine sehr gute Möglichkeit. Allerdings eben je nach Stilrichtung - im Bebop funktioniert das gut, im Dixieland, Tango usw. wird es schon nicht mehr so gut, weil Dir entweder der Rhythmus fehlt oder die Septime eben nicht ständig dabei sein darf. Dh. die Begleitung links sollte man unbedingt entsprechend der Stilrichtung klären und dann soweit wie möglich vereinfachen bzw durch Üben erstmal automatisieren. Für Swing geht auch gut der Stil von Erroll Garner, der spielt einfach nur einen Akkord in Vierteln durch, wie links in diesem Beispiel (meist ein Septakkord oder Quintsext, also gern vereinfachen)Die Vereinfachung in der Linken Hand auf große Terzen und kleine Septimen hilft sicher, Akkordsymbole bzw. -folgen in der Linken Hand leichter umzusetzen (und sich damit mehr auf das freie Spiel in der rechten Hand zu konzentrieren).
Vollkommen normal! Was denkst Du, wie oft ich z.B. früher im Blues-Schema rausgeflogen bin .. da wusste ich überhaupt nicht mehr wo ich bin. Bei manchen Schlagzeugsoli geht mir das immer noch soABER, sobald ich an Improvisation nur denke,
- weiß ich nicht mehr, in welchem Takt bzw. über welchem Akkord ich gerade bin
- wo die Töne eines Akkords oder einer Skala liegen
- und meine vorher im Kopf so toll vorhandenen Ideen sind weggeblasen.
- Außerdem sind meine Erwartungen zu hoch
Du bist ja aber erfahrener Musiker (oder -in?) ... dh. Du weißt, wie man Sachen üben kann, die zu komplex sind. Vereinfachen ist das Zauberwort. Also 1. Langsam, 2. in kleinen Abschnitten, und 3. strukturell vereinfachen.
1. ist klar - so langsam, dass Du nicht nur mitdenken, sondern auch vorausdenken kannst. Gern auch mit Anhalten nach jedem Takt.
2. Spiel erstmal nur einen Takt in der Schleife, nur eine Tonart. Welche Töne passen, welche nur als Durchgangstöne? Diatonisch, dann chromatisches An- oder Umspielen der Töne. (Genau das macht ja Molina auch in dem Video.) Das mit jedem Akkord, der vorkommt. Dann, wenn das klappt, zwei Takte, oder vier. Also langsam das Stück zusammensetzen.
3. mit "strukturell vereinfachen" meine ich zB nur rechts spielen. Spiel einen Chorus lang nur den Grundton des jeweiligen Akkords. Und dabei immer Vorausdenken, schon den nächsten Akkord innerlich ansagen! Dann eine Runde nur die Terz. Dann Grundton und Terz abwechselnd. Dann den Akkord als Dreiklangsbrechung aufwärts. Dann abwärts, dann als Achtel wie Albertibässe usw. usf.
Dann mal dazu links den Basston des jeweiligen Akkords als halbe Noten.
Also wirklich aus einfachsten Elementen etwas entstehen lassen, damit die Töne und Akkordfolgen für Hirn und Hand selbstverständlich werden. (Bei komplexen Stücken mache ich das auch heute noch so) Gib Dir ruhig mal zwei bis vier Wochen für solche Übungen.
Auch mal nur die Akkorde spielen, in verschiedenen Lagen, Umkehrungen. Rhythmische Variationen. Oscar Peterson spielt zB öfters einen ganzen Chorus nur Akkorde.
Die ganzen theoretischen Themen von Claus kann bzw. sollte man parallel bearbeiten, dazu natürlich auch technische Dinge wie Begleitmuster automatisieren, zB Stride (wenn das ein Deinem Stil wichtig ist), rechts Tonleitern, Arpeggien usw. Aber nicht zu viel auf einmal, und immer anwendungsbezogen.
Kadenzen bzw im Jazz II-V-I Verbindungen würde ich mit für das wichtigste halten. Aber vielleicht genügt Dir auch erstmal das Improvisieren in C-Dur / A-Moll plus minus zwei Kreuze/B. Dann reicht das alles in einer Tonart zu machen. Die anderen dann halt in ein zwei Jahren.
Würde ich genauso sehen.Vor dem Hintergrund würde ich Deine Liste folgendermaßen eindampfen:
- Akkordsymbole lesen (man muss sich zumindest herleiten können, über welchen Akkord man jetzt solieren will)
- einfache Akkorde und optional Begleitrhythmen und -figuren in der linken Hand (zur Not tut es auch ein Backing-Track)
- eine Tonleiter
Welche Stilrichtung spielst Du nun eigentlich? Das wäre imho wichtig für die Reihenfolge der obigen Themen. Viele Impro-Tips und Videos sind ja für Blues und Jazz. Impro geht aber natürlich auch in Klassik, Fiddle und Bluegrass usw., nur mit etwas anderem Tonmaterial. Jazz ist halt für viele die "hohe Schule", allerdings gibt es auch Leute, die Dir mal fix eine dreistimmige barocke Fuge über ein vorgegebenes Thema improvisieren.
Dafür hätte ich noch den Tip: Lass ohne Instrument einen Backingtrack laufen und sing/pfeif deine Ideen dazu und nimm das auf. Dann versuch das auf dem Instrument nachzuspielen. Also eine zeitliche Trennung zwischen Idee und "mechanischer" Umsetzung. Mit der Zeit wirst Du lernen, wie sich das automatisiert. Mitsingen am Instrument hilft auch, dann langsam spielen und die gesungenen Töne / Klänge auf dem Instrument finden.- und meine vorher im Kopf so toll vorhandenen Ideen sind weggeblasen.
Ich hoffe, Du kannst ein bisschen was davon umsetzen und würde mich freuen, wenn Du mal berichtest.
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