Wil_Riker
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Einleitung
Vor knapp zwei Jahren hatte ich mit der Thrash212 eine Vertreterin aus Mackie Aktivboxen-Lineup zum Testen da. Seit einiger Zeit bietet der US-Hersteller mit der Thrash212 GO eine Akku-Variante an, die zusätzlich eine Streaming- und Linkingmöglichkeit via Bluetooth bietet. Wie groß die Ähnlichkeit der beiden Serienschwestern ist, und ob die Bluetooth-Bedienung ohne Display und App intuitiv funktioniert, konnte ich bei einer mehrwöchigen Teststellung herausfinden. Momentan (Stand März 2024) ist die Box leider nicht bei unserem Board-Sponsor Thomann erhältlich, aber bei anderen einschlägigen Fachgeschäften zu einem Straßenpreis von ca. 550 €.Anm.: Die als Thumbnails eingebundenen Fotos öffnen sich durch Anklicken in Vollansicht.
Lieferumfang, technische Daten
Im Mackie-typisch bedruckten Wellpapp-Versandkarton kommt die Mackie Thrash212 GO ins Haus; die Verpackung beinhaltet außer der Box den QuickStart Guide und ein Kaltgeräte-Netzkabel, das noch nicht einmal 1,50 m misst und für meinen Geschmack damit deutlich zu kurz geraten ist - genau wie bei der ursprünglichen Thrash212. Ein ausführliches Handbuch kann man sich direkt auf der Internetseite von Mackie herunterladen. Der Akku ist bereits vorinstalliert - dazu später mehr...Ausgepackt gleicht die GO ihrer akkulosen Schwester von vorne wie ein Ei dem anderen: Stabiles (wetterfest pulverbeschichtetes) Frontgitter mit dahinterliegendem Akustikschaum, drehbares Running Man Logo. Im Gegensatz zur Ur-Thrash hat Mackie aber glücklicherweise nicht auf die Betriebs-LED auf der Vorderseite verzichtet .
Da die Kunststoffgehäuse beider Varianten ansonsten ebenfalls identisch sind, ist es keine große Überraschung, dass die Maße von 67 x 37,5 x 31 cm übereinstimmen. Die GO ist mit 15,7 kg ziemlich genau 800 g leichter als ihr Pendant. Der Gewichtsunterschied begründet sich hauptsächlich darin, dass ein anderes Class-D-Verstärkermodul verbaut ist, das statt 1300 W nur effiziente 300 W liefert und damit den 12"-Basslautsprecher (250 W) und den 1"-Hochtöner (50 W) antreibt. Die Trennfrequenz liegt bei 2,4 kHz, der maximale Schalldruckpegel bei 125 dB.
Mackie wirbt mit vier Tragegriffen - einer oben, einer unten, je einer auf der Seite. Sie sind aber leider genauso unbequem (weil "gerippt" und nicht gummiert) wie von der Thrash212 gewohnt. Zudem sitzen die grün akzentuierten Griffe oben und unten jeweils an der hinteren Gehäusekante, wodurch die Box beim alleinigen Tragen immer schrägt hängt. Den Vorteil dieser Platzierung spielen die Griffe allerdings aus, wenn man zu zweit ist bzw. die Aktivbox wie einen Bierkasten trägt .
Unten befinden sich auch vier Standfüße, konsequenterweise ebenfalls nicht gummiert und somit nicht rutschfest. Dafür hat Mackie dem Standard-Stativflansch (35 mm) eine Befestigungsschraube mit Rändelgriff spendiert, um die Box gegen Verdrehen sichern zu können .
Die seitliche Gehäuseschräge beträgt 45°, so dass man die Thrash212 GO auch in Wedge Position als Bodenmonitor verwenden kann. Auch hier hätte ich mir an den "Kufen" eine minimale Gummierung gewünscht ...
Auch die Rückseite der Thrash212 GO gleicht bis auf zwei entscheidende Details der vorherigen Variante: Unter der Kaltgerätebuchse und dem Netzschalter nebst Typenschild befindet sich das Akkufach, das mit zwei unverlierbaren Kreuzschlitzschrauben am Deckel gesichert ist. Diese Schrauben lassen sich zur Not auch mit einer kleinen Münze o. ä. aufdrehen und geben den Akku der Box frei. Links und rechts mit je einem Finger angefasst und dann nach oben gezogen rutscht er aus den Führungsnuten heraus. Bei einer Nennspannung von 11,1 Volt besitzt er eine Kapazität von 8.800 mAh und soll lt. Datenblatt für bis zu 10 Stunden netzunabhängigen Betrieb sorgen können. Über den Hohlsteckeranschluss lässt er sich auch über ein handelsübliches Li-Ion-Ladegerät (19 Volt, 3 Ampère) laden - interessant, wenn man für längere Einsätze sicherheitshalber einen Wechselakku (schlägt aktuell mit ca. 75 € zu Buche) dabei haben muss . Auch eine entsprechende LED-Anzeige ist hier vorhanden.
Selbstverständlich lädt der Akku ansonsten auch direkt in der Box bei angeschlossenem Netzkabel, auch im ausgeschalteten Zustand. Dann blinkt die grüne Battery LED oben in der Mixing Sektion grün. Sie ist mehrfarbig und signalisiert während des laufenden Akkubetriebs den Ladezustand:
- Grün: 20 - 100%
- Gelb: unter 20%
- Rot: leer
- Aus: Akku entfernt
Power/Overload leuchtet im Betriebszustand grün und rot, falls im Falle einer Übersteuerung/Überlastung eine der Schutzschaltungen eingreift (Limiter, Subsonic Filter, Überhitzung). Main Volume regelt die Gesamtlautstärke der Box, und das Summensignal lässt sich über das mit Thru bezeichnete XLR-Männchen weiterschleifen.
Die beiden (physikalischen) Eingangskanäle sind jeweils als XLR-Klinken-Kombination ausgeführt und verarbeiten sowohl Line- als auch Mikrofonpegel. Sämtliche Potis sind angenehm gummiert und besitzen eine Raststellung bei 12 Uhr. Zudem sind sie so kurz gehalten, dass sie nicht über den Gehäuserand hinausragen - dadurch bekommt man sie aber nur mit den Fingerspitzen zu fassen.
Der dritte Eingang ist die Zuspielmöglichkeit über Bluetooth, und obwohl die beiden beleuchteten Taster dafür über CH2 angeordnet sind, ist dieser Stream unabhängig von diesem Eingangskanal, also ein zusätzlicher CH3/4 . Dessen Lautstärkeregelung erfolgt dann komplett am verbundenen Gerät und nicht an der Box selbst. Um das Pairing bei vorher noch nicht verbundenen Geräten einzuleiten, drückt man die Pair Taste für einige Sekunden, bis sie blau zu blinken beginnt, und wählt innerhalb von 60 Sekunden die Box auf Smartphone/Tablet oder Computer aus. Ist die Verbindung hergestellt, signalisiert dies die LED durch dauerhaftes Leuchten. Bekannte Geräte werden beim erneuten Einschalten automatisch verbunden, außer man spielt die eben genannte Prozedur erneut durch.
Besitzt man zwei Mackie Thrash212 GO, die man zu einem Stereosystem koppeln möchte, funktioniert dies analog mit dem Link Knopf: An der "Master"-Box den Taster drücken und kurz halten, danach innerhalb von einer Minuten an der zweiten Box das gleiche tun. Selbstverständlich kann man zwei verlinkte Boxen dann auch mit einem Bluetooth-Signal füttern (Pairing an einer (!) Box aktivieren), und die Wiedergabe erfolgt automatisch in Stereo auf beiden Boxen . Leider ist dem Datenblatt nicht zu entnehmen, welche Version des Bluetooth Standards hier am Start ist...
Und jetzt: "Go Places" und Signal aufs Gerät!
Praxistest, Fazit
Der Vorreiter hatte die Mackie Thrash212 GO offensichtlich vor dem Versand noch voll aufgeladen, denn die Ladestandsanzeige signalisierte bereits nach kurzer Zeit keine Aktivität mehr. Also erstmal alle Regler auf Linksanschlag und den Netzschalter umgelegt: Nach etwa 3 Sekunden ist ein minimaler Knacks und ein leichtes Rauschen des Hochtönens zu hören, d. h. die Box ist betriebsbereit. Das Rauschen wird auch nicht stärker, wenn man die Poties weiter aufdreht, also alles im Rahmen, und ein anliegendes Signal übertönt es ohnehin. Beim Ausschalten ist übrigens kein Knacksen zu hören .Das Bluetooth Pairing gelingt sowohl mit meinem iPhone SE 2022 als auch meinem MacBook Pro Mid 2015 problemlos nach der oben beschriebenen Prozedur, so dass ich direkt mal die Konservenwiedergabe starten kann: Wie immer läuft als erstes Global Kryner - Proud Mary (Maxi Version). Die Klangeindrücke kann ich direkt aus meinem vorherigen Review zitieren, denn meinem Empfinden nach klingt die GO exakt wie ihre Serienschwester:
Der erste Soundeindruck überrascht mich - "Thrash" hätte ich eher mit der mittenbetonten "Marshall Schneise" assoziiert. Stattdessen ertönen satte Bässe bereits bei niedriger Lautstärke; Mackie nennt dies dynamische Bassanhebung. Etwas präziser könnte der Tieftöner an manchen Stellen reagieren, und ein klein wenig Brillanz fehlt mir in den Höhen, die speziell bei höheren Pegeln gegenüber dem Bass den kürzeren ziehen. Insgesamt trotzdem eine runde Sache, die ich so nicht erwartet hätte .
Also wuchtig/bassig abgestimmt, was auch zum Mackies Werbeversprechen passt, dass die Box für mobile DJs geeignet sein soll. Eine minimale Latenz ist vorhanden, aber wenn man nicht gerade YouTube-Videos anschaut, nicht wirklich störend. Einen Lautstärkeunterschied konnte ich übrigens zwischen Netz- und Akkubetrieb nicht feststellen .
An meinem Akkordeon mit eingebautem Rumberger TA3000X Tonabnehmer muss ich daher die (Helikon-) Bässe am EQ des Instruments deutlich zügeln, sonst wird mir das im Wohnzimmer zu arg. Im Freien, wo sich vermutlich die meisten mobilen Einsätze der Thrash212 GO anspielen dürften, wird man sich im Gegensatz dazu über die weit tragende Wiedergabe der tiefen Frequenzen freuen.
Bei einem zweitägigen Workshop mit abendlichem Musizieren hatte ich die Akkubox direkt am nächsten Tag im Gepäck, um es einem piezobestückten Kontrabassspieler etwas zu erleichtern, sich gegen 10 andere Musiker durchzusetzen. Hier spielte die Box nicht nur ihre klanglichen Stärken aus, sondern es ließ sich auch verifizieren, dass die von Mackie angegebenen 10 Stunden Akkulaufzeit im Bereich des Realistischen liegen. Toll war hier die Möglichkeit, auch noch ein Moderationsmikro anschließen sowie ein Smartphone zum Abspielen von Tonbeispielen koppeln zu können.
Nachdem ich mir mit einer MIDI-Keytar einen langgehegten Wunsch erfüllt hatte, nutzte ich die Thrash212 GO auch noch zur Wiedergabe von Keyboard-Softwareinstrumenten. Hier fand ich die Latenz beim kabellosen Betrieb dann tatsächlich kontraproduktiv - der Anschluss an mein MacBook Pro per Kabel löste das Problem .
Im Vergleich zur schon länger erhältlichen Mackie Thump GO wird ein anderes Konzept verfolgt - letztgenannte ist kleiner, leichter und besitzt deutlich mehr Features (u. a. Voicing Modes und App Steuerung). Dies habe ich bei der Thrash212 GO nicht vermisst; sie klingt und funktioniert gut standalone und wirkt deutlich "erwachsener", d. h. ist keine Bluetooth-Box, an die man auch Mikros/Instrumente anschließen kann, sondern ein PA-Akku-Verstärker, der auch Bluetooth besitzt . Kleinere Punktabzüge gibt's von mir lediglich für das knapp bemessene Netzkabel (was bei hauptsächlichem Akkubetrieb nicht ins Gewicht fällt ), die unbequemen Tragegriffe sowie die fehlende Gummierung an den Standfüßen. Dennoch erhält man meiner Meinung nach einen angemessenen Gegenwert für den Anschaffungspreis. Wenn man tatsächlich häufig unterwegs ist, sollte man trotz Built-Like-A-Tank™ über die Anschaffung der passenden Transporttasche (hier passt aufgrund der identischen Abmessungen das Modell der akkulosen Schwester - Straßenpreis ca. 75 €) nachdenken...