Zur Qualität würde ich mich so allgemein nicht festlegen wollen, da gibts bei jeder Firma Höhen und Tiefen. Ich würde nach meinen Beobachtungen bzw. angespielten Gitarren aber nicht sagen, dass die US-Serien bei Fender da mehr Ausreißer als andere hätten. So arg viele gibts genau genommen gar nicht mehr, die in der gleichen Preisklasse in größerem Umfang produzieren - Gibson liegt preislich insgesamt ein Stück höher, ebenso die Bolt On-Boutiquemarken wie Suhr oder auch PRS, auch MusicMan ist im Durchschnitt teurer. Aber ja, bei den letztgenannten würde ich schon auch einen erkennbaren Qualitätsvorsprung sehen - allerdings auch bei den teureren Fender-Modellen, sprich der Ultra-Serie.
Allerdings würde mich da natürlich schon interessieren, was genau Du bemängelst, vielleicht auch mit Bildern dokumentiert. Und wenn Du das Teil neu bestellt hast, hindert Dich ja auch nichts an einer Rückgabe, wenn Du enttäuscht bist.
Was das Made in USA betrifft, könnte das mit der mWn besonders strengen Handhabung dieses Labels in Kalifornien zusammenhängen, bzw. auch einer Verschärfung der Maßstäbe der FTC (Federal Trade Commission). Und da ist die Rede von
(1) Final assembly or processing of the product occurs in the United States; (2) all significant processing for the product occurs in the United States; and (3) all or virtually all of the product's ingredients or components are made and sourced in the United States.
Da wirds bei Gitarren allgemein sehr schnell eng, insbesondere in Punkt 3. Je nach Auslegung könnten dafür schon Gotoh-Tuner, ausländische Potis, Metalle ("ingredients") und/oder importierte Spulenkörper und Magnete ausreichen, und sicher auch importiertes, Rohholz. Bei einem Rosewood-Griffbrett wirds also schon eng, und bei kanadischem Ahorn für den Hals sicher erst recht. Die in USA wachsende Esche ist zB auch aufgrund einer Baumkrankheit sehr knapp geworden, tatsächlich ist die auch weitgehend aus dem Programm verschwunden. Soweit sie für bestimmte Modelle noch angeboten wird, muss die vielleicht auch importiert werden.
Ich hab übrigens mal schnell geschaut, auf den ersten Blick finde ich bei MusicMan (ebenfalls Kalifornien) auch keine Hinweise auf Made in USA. Gibson dagegen sitzt in Tennessee, vielleicht sieht man das dort etwas anders als in Kalifornien. Denn dort wirds immer noch hinten auf die Kopfplatte geprägt, trotz des Mahagoni, das bestimmt nicht aus den USA stammt.
Um Dich vielleicht etwas zu beruhigen: Nach deutschem Verständnis wäre eine American Pro II wohl problemlos als einheimisch anzusehen. Das mag damit zusammenhängen, dass wir sehr viele Ressourcen importieren müssen, weil es sie bei uns gar nicht gibt. Bei uns wird traditionell eher die Ingenieursleistung und die inländische Herstellungsqualität als qualitätsbildend angesehen, während bei der Verschärfung des Made in USA-Labels wohl auch Protektionismus in Bezug auf die Rohstoffindustrie eine Rolle spielt. Gebaut werden Serien wie die Am Pro aber nach wie vor in den USA, sprich sie werden dort gesägt, gefräst, lackiert, bundiert, zusammengeschraubt, verlötet und eingestellt.
Früher hat man übrigens auch in den USA andere Anknüpfungspunkte herangezogen. Damals sah man sich in erster Linie durch die billigere Arbeitsleistung im Ausland bedroht, und so wurde "Made in USA" primär nach Wertschöpfungsanteilen beurteilt. Das hat sich in den letzten Jahren offensichtlich gewandelt, und man will auch Bereiche fördern, die man im Zuge der Globalisierung als entbehrlich bzw. unrentabel angesehen hatte, wie die Gewinnung von Erz und die Herstellung von Rohstahl. Diese Tendenz ist inzwischen aber durchaus weltweit zu beobachten.
Gruß, bagotrix