Live-Spielen oder Playback?

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Ich bin nun schon über 40 Jahre im Dienstleistungssektor unterwegs, und bei uns ist das Live-Spielen schon immer ein Musiker-Codex gewesen. Bei uns ist jeder Ton live gespielt. Eine Zeit lang bin ich mal als Duo unterwegs gewesen, und da hab ich ein Arranger-Keyboard genutzt, also mit Styles, quasi Pattern gespielt, weil es da anders gar nicht geht, zumindest war ich frei in der Gestaltung der Abläufe und musste noch jede Menge selber machen, was einiges an Konzentration verlangt. Viele Kollegen, die ähnlich unterwegs waren, haben überwiegend Midi-Files verwendet, das war für mich nie eine Option, hab das mal probiert, und hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Was ich immer verwerflich fand, warten die Bands mit 4-6 Leuten, die mit Midi Files oder zum Playback auf der Bühne standen. Hab ein paar Mal bei solchen Bands ausgeholfen, und da war außer Live-Vocals nichts selber gespielt.
Mein Duo hat sich nach und nach erweitert, und nun sind wir wieder 5 Leute: Gitarre, Bass, Keyboard, Drums - alle singen, und ne Sängerin haben wir auch. Und bei Songs, wo eher zwei Gitarren gefragt sind, greif ich zur Gitarre anstatt in die Tasten. Ja, es gibt immer wieder Grenzen, wo wir feststellen, dass mit unserer Besetzung bestimmte Songs nicht möglich sind. Manchmal bräuchte man zwei Keyboarder, bei bestimmten Songs zwei Gitarristen plus Keyboard, manchmal ist es lediglich die Percussion-Linie, die den Song ausmacht, ohne die der Song nicht grooved. Kann auch mal sein, dass eine Geige oder ein Saxofon den Song dominiert, das entweder nicht auf dem Keyboard umgesetzt werden kann, oder weil mir einfach die zweite Hand dazu fehlt, weil ich parallel noch andere Keyboardsachen dazu spielen muss. Wir sind dann ehrlich und lassen diese Songs dann bleiben, wenn wir es nicht entsprechend umarrangiert bekommen.
Besonders ärgert es mich, wenn gerade solche Bands, die sich als Top40 verkaufen, aber die Basis ihres 'Live'-Programms Playbacks sind, horrende Gagen kassieren. Und wenn man so was mit Nicht-Musikern diskutiert, die einem erzählen 'letztes Wochenende hat da und da eine geile Band gespielt' und du dann anführst, dass die gar nicht live spielen, stellt man fest, dass die meisten das gar nicht merken, nicht wahr haben wollen, oder es evtl. auch gar keine Rolle spielt.
Nun war ich gerade letztes Wochenende seit langem mal wieder selber zum Feiern, wo eine Band gespielt hat, wie mir Kollegen vorab schon erzählt haben, die genauso auftritt, Musik vom Playback. Kurz vorher hab ich noch mit dem Veranstalter gesprochen, und mal neugierig gefragt, was die Band an Gage bekommt, und wurde bestätigt, dass sie trotz Sonderpreis mehr als das doppelte kassieren, als meine Band. Und auf meinen Einwurf, dass die ja leider bei solcher Gage nicht einmal live spielen, kam nur der Kommentar, 'doch, die spielen live, und der Sänger sind ja auch'. Na ja, ich war gespannt...
Beim Empfang stand schon ein Musiker mit einem Digital-Piano im Foyer, der hat zumindest Barmusik auf dem Klavier live gespielt, Und dann hat er zum Saxofon gegriffen, hat über eine BoomBox ein Playback abgespielt und sehr gut Saxofon dazu gespielt. Dachte mir, der gehört zur Band, und die scheinen ja tatsächlich was zu können. Später stellte sich heraus, dass der nicht zur Band gehörte und separat gebaucht war.

Im Saal dann erst einmal ein Blick auf die Bühne - sehr aufgeräumt - ein Akustik(!)-Drumset auf einem Riser und daneben ein Keyboardstativ mit Keyboard, keine Monitorboxen, keine Amps. Zwei große Roll-Ups mit dem Namen der Band.
Die Band selbst: Standardbesetzung, allerdings 6 Leute, weil neben Sängerin auch noch ein Sänger. Beim ersten Ton war gleich klar (zumindest mir), dass die Musik vom Band kommt. Der Drummer spielte verhalten dazu, der Gitarrist steuerte ein paar Töne bei, beim Bassist war es schwer herauszuhören. Gesungen wurde natürlich live, beim Keyboarder ist es selber meiner Frau aufgefallen, dass er nicht selbst spielt, weil er während des Spielens mit seinem Smartphone Selfies machte und auch Bilder vom tanzenden Publikum. Die Sängerin war allerdings spitze, auch der Sänger hatte eine sehr gut Stimme. Und wenn der Gitarrist mal ein Solo gespielt hat, konnte man auch klar erkennen, dass er es ohne Frage drauf hatte. Da waren ne Menge Songs im Programm, wo ich mich gefragt hab, warum sie die nicht live spielten, bei anderen Songs wär es tatsächlich schwieriger, z.B. September von Eart, Wind & Fire - kam natürlich gut beim Publikum an. So was zieht sofort jede Menge Leute auf die Tanzfläche. An dem Song sind wir gescheitert, da bräuchte ich vier Hände am Keyboard, eine Percussion-Linie macht auch ne Menge aus, und dann wird das selbst mit fünf Gesangs-Stimmen schwierig, vor allem die hohen Parts. Bei dieser Band war natürlich alles da, die Percussion Linie, die ganzen Bläsereinwürfe, und sogar die Chöre kamen vom Band.
Viele Songs haben wir selber im Programm, und spielen sie ohne Playback, und teilweise gefallen mir unsere Versionen besser, weil mehr Dynamik. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass das Playback sogar zu sehr im Hintergrund war, und dann bestimmte Dinge fehlten.
Wie auch immer, ...

Mein Fazit am Ende des Abends: Die haben sich definitiv gut verkauft, haben sehr viel mit dem Publikum interagiert, wo wir vielleicht mehr auf unsere Instrumente konzentriert sind und sein müssen. Sind halt ne Showband, und die Auswahl der Songs haben sie auch gut getroffen, so dass sie die Gäste den Abend durchweg zum Tanzen und Feiern animiert haben. Sind sie damit ihr Geld wert? Vermutlich ja, auch wenn sich sich fairerweise nicht als Live- sondern besser als Show-Band anbieten sollten. Zieh ich diese Art auch für meine Band in Erwägung? Würde uns ja mehr Möglichkeiten bieten, auch mal Songs in's Programm zu nehmen, die wir derzeit nicht umsetzen können. Nein - ehrlich gesagt ziehe ich es weiterhin vor, handgemachte Musik abzuliefern. Ich sehe mich nachwievor als Musiker und weniger als Entertainer. Wir bekommen auch so unser Publikum in Stimmung, und auch unsere Tanzfläche ist immer voll.
 
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Ich finde es legitim, einfach nur eine geile Show abzuliefern ohne alle Musik live zu erzeugen. Aber einige Randbedingungen finde ich wichtig:
Man kann anders als in den 70ern mittlerweile in sehr guter Qualität Musik vom Handy hören. Für die Reproduktion von Top40 Musik brauche ich keine Band und keinen Alleinunterhalter.
Daher: Die Show muss diesen Namen auch verdienen, ein Keyboard mit Banner “Alleinunterhalter XY” und bunt blinkenden Lampen ist keine Show.
Und: Ich möchte nicht verarscht werden, also: Hände weg von der Gitarre, wenn du gar nicht spielst. Tanz mir was vor, mach sonst irgendwas albernes, sei gute Bühnendekoration. Ich kann mich an eine Kraftwerk Show erinnern, da standen vier Typen zwei Stunden fast reglos hinter vier Laptops. Und doch war jede Sekunde der Show ein Erlebnis, war intensiv, war auratisch und 100% Liveerlebnis. Man sollte sowas aber nicht mit Country Covers versuchen. Die müssen schon echt nach Stall riechen.
 
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Hallo!

Deine Einstellung 100% Live zu spielen finde ich super. Das ist auch meine Einstellung.
Als Keyboarder alleine oder im Duo mit ner Sängerin kann man prima mit Styles spielen.
Ich selber bin auch Stylespieler, weil ich eben wie Du die Flexibiliät schätze.
Angefangen habe ich früher mit einem Schlagzeuger zusammen. Wir haben zu Zweit 100% Live gespielt.
Ich habe damals Fußbass gespeilt. Bei Titeln die gitarrenlastig waren habe ich zur Gitarre gegriffen und dabei Fußbass gspielt. So war auch da 100% Livemusik möglich. Das waren Zeiten.

Leider muss man 100% Livemusik heute suchen.
Am schlimmsten sind die Alleinunterhalter, teils auch mit Sängerin im Duo. Die größte Teil von denen kann nicht Keyboard spielen. Die stellen sich das neueste Flaggschiff hin und starten nur die Midifiles.
Das Schlimme dabei ist, das die meisten Leute das eh nicht merken: "Oh der spielt aber toll.".
Und sie nehmen richtig Geld für die Schauspielerei.
Gut, oft können sie recht gut singen.

Das wäre alles OK mit Playbacks, wenn man diese einfach mit nen Notebook abfeuert und kein Instrument auf der Bühne hat. Das wäre dann ehrlich.

Bei ner Band, die mit 5-6 Leuten auf der Bühne steht, verlange ich 100% Live.

Was viele dann noch zusätzlich zu den Midifiles brauchen ist ein automatisch durchlaufender und markierter Text.
Sonst kommt man ja raus.
Keine 5min würde ich mir solche Leute anhören und ansehen.
Bei mir hat sich mal ne Sängerin vorgestellt, die konnte nur mit ihren MIdifiles.
"Ich brauche den genauen Ablauf auf meinem großen Monitor. Sonst geht das nicht."

Gruß
sven
 
Fragen, die einen Musiker bewegen. Allerdings keinen Musikanten oder Entertainer.

Mit fiel das das erste Mal an einem Faschingsball vor vielleicht 35 Jahren auf - eine super Band spielte dort, und das war (für mich als Musiker klar erkennbar) auch alles handgemacht. Und plötzlich klang es bei einem Song ganz anders. Nicht so wie die Band bisher geklungen hatte, sondern genauso wie Europes Song "The Final Countdown" im Radio immer klang. Ausserdem "sang" nun jemand die Leadstimme, der bislang noch keinen gesanglichen Ton von sich gegeben hatte. Klare Sache, Playback. Am Ende des Songs sah ich auch, wie jemand zur Seite der Bühne ging und dort ein Tonbandgerät bediente (wahrscheinlich drückte er auf STOP). Mir kam das schon ein wenig wie Betrug vor.

Gestern Abend, ebenfalls auf einem Faschingsball, spielte eine Band, die ich betreue. Auch bei denen ist nahezu alles handgemacht. Ausnahmen waren bislang so Sachen wie eine Sirene zu Beginn eines Songs oder ein paar Effektsounds, die als Sample von einem Drumpad abgefeuert werden. Gestern kamen dann ein paar superhoch gesungene Gesangspassagen dazu, die als Samples vom Keyboard angesteuert wurden. Der Bandleader erklärte mir dazu, er hat das in jungen Jahren alles live gesungen, aber irgendwann kam er stimmlich nicht mehr gut so hoch. Also hat er die Passagen aufgezeichnet, solange es noch ging, und nun wird sein Gesang von vor 20 Jahren da abgefeuert. Das würde ich vielleicht als ganz milde Schummelei bezeichnen, definitiv nicht als Betrug, denn es ist (bzw. war) ja die Leistung des Bandleaders, die da zu hören war.

Was ich auch durchgehen lassen würde, sind Dopplungen durch sog. Vocalizer, diese kleinen Effekttreter für Sängerinnen bzw. Sänger. Weniger gut finde ich, wenn ein Mann sich eine weibliche Stimme dazudoppeln lässt oder umgekehrt, aber irgendwie ist auch das (für mich) noch vertretbar, solange es leise im Hintergrund stattfindet - da wird dann der Gesamtsound nur leicht angereichert, und das Ausgangsmaterial für diese Anreicherung ist immer noch eine Leistung der Band.

Bei meinen Bands, in denen ich selbst gespielt habe, war das nie ein Thema - entweder wir spielten alle Sachen, oder wir spielten Song nicht oder eben anders. Auf den Studioaufnahmen meiner letzten Band sind bei einem Song kräftige Frauenstimmen im Background (ich hätte sie ja leiser gemischt), live standen nur wir vier Typen auf der Bühne, entsprechend klang der Song dann halt etwas anders.

Ist alles nur meine persönliche Meinung, und jeder soll dazu stehen, wie er/sie eben denkt. Das Argument "Das Publikum soll bestmöglich unterhalten werden, egal wie!" ist eben auch nicht ganz wegzudiskutieren, und inzwischen gibt es die technischen Mittel dazu. Was nicht heisst, dass man das auch so machen muss oder es mögen muss.
 
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Ich bin gleicher Meinung wie dr_rollo und halte absolut nichts von Midifiles und Playbacks. Ich will das Publikum nicht so stark betrügen, auch wenn manche es nicht merken oder sogar toll finden. Von anderen Keyboardern oder einem örtlichen Midifileproduzenten werde ich schon immer nur müde belächelt. Das stört mich nicht.
Zwei Alleiunterhalter, die immer mit Keyboard auf die Bühne kamen, obwohl sie nicht spielen können, konnte ich inzwischen sogar bekehren. Die kommen nur noch mit Mikrofon und Abspielgerät und stehen dazu, dass sie nur Karaoke machen. Das ist für mich dann ok.
Ich spiele seit 43 Jahren auf der Bühne live Akkordeon, früher teilweise auch in Bands. 1993 habe ich mir ein midifiziertes Akkordeon gekauft und den Keyboard-Expander (Arranger) Solton/Ketron MS4, der mit externem Diskettenlaufwerk auch Midifiles hätte abspielen können. Mit dem MS 4 spiele ich noch heute, obwohl da manche von Euch sicher die Nase rümpfen. Später habe ich meine Möglichkeiten noch um ein Soundmodul von Dr. Böhm erweitert. Als dieses nach vielen Jahren schlapp machte, trat ein Ketron SD 4 an seine Stelle. Ich und meine Auftraggeber sind zufrieden.
Finanziell wäre es kein Problem, mir einen zeitgemäßen Keyboard-Expander von Ketron zu kaufen. Aber ich weiß, ich wäre auf Monate oder Jahre hin beschäftigt, mein Repertoire von ca. 1000 Titeln (Oberkrainer bis Scorpions) mit dem neuen Gerät spielbar zu machen. Die Zeit verwende ich lieber, um mein Repertoire, das noch genügend Lücken hat, ständig zu erweitern.
Ich verwende eben von den ca 100 Styles, die ich zur Vefügung habe, das, was am besten passt. Bei Volks(tümlicher)musik spiele ich sogar nur mit den Drums, weil ich da Bässe und Akkorde lieber manuell spiele. Bei einigen Liedern mit vielen Tempowechseln spiele ich sogar die Drums manuell auf den Bass- und Akkordknöpfen. Das gibt mir viel Flexibilität.
Natürlich musste ich bei Macarena und Mambo Nr. 5 passen. Wenn ich dann bei Nachfragen aus dem Publikum erklärt habe, dass ich live spiele und das meine Möglichkeiten übersteigt, dann war es eben so. Die Veranstalter waren trotzdem zufrieden.
Die Erfahrung all der Jahrzehnte hat mich gelehrt, dass es wichtiger ist, was man spielt, also flexibel auf den Geschmack des Publikums eingeht, als dass die Sounds identisch wie beim Original sind.
Wichtiger ist m. E. ein guter Gesamtsound, also keine alles zudröhnenden Bässe und ein transparenter, verständlicher Gesang, der nicht von den Instrumenten total verdeckt wird.
Ich kann über mangelnde Gigs nicht klagen. Viele Stammkunden wissen, was sie an mir haben.
 
Das Schlimme dabei ist, das die meisten Leute das eh nicht merken: "Oh der spielt aber toll.".
Und sie nehmen richtig Geld für die Schauspielerei.
Eine solche "Band" haben wir auch hier am Ort. Derselbe Super-Sound, egal, ob die zu zweit oder zu sechst auf der Bühne stehen - logisch, es sind ja derselbe Zuspieler und dieselbe PA. Letztendlich sind nur die Zwischenansagen live. Den meisten Leuten im Publikum ist bekannt, dass das Playback ist - und es ist ihnen scheinbar egal, Hauptsache: Party! Und der Sound passt ja, es verspielt sich auch keiner, und die Stimme hält 6 Stunden ohne Ermüdungserscheinungen (vor allem, wenn einem der Text nicht mehr einfällt, dann lässt man halt singen) ...

Ich würde mich freuen, wenn wir zu viert mal die Hälfte von deren Gage in der Zweimannbesetzung bekämen...

Gut, in meiner Band spielen wir auch mal mit Drumcomputer, wenn der Schlagzeuger verhindert ist (oder nur eine kleine Familienfeier mit wenig Platz und Gage) - aber der Rest (2 x git, b und 3 x voc) ist live.
 
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Ich würd's auch mal von der anderen Seite betrachten. Wer ist denn das Publikum und sind die überhaupt an Live-Performance interessiert? Nö, die wollen feiern, tanzen und der Alk erledigt den Rest. Im Grunde ist es doch völlig egal, wer spielt. Wenn die Songauswahl passt, die Bühnenshow was hergibt und am Ende des Abends der Getränkeumsatz stimmt, war's ein Erfolg. Es gibt natürlich die Gigs, da passt beides. Aber mal ehrlich, wer als Musiker von Feuerwehrball zu Kerwa reist, und dort auf ein musikalisch verständiges Publikum hofft riskiert auch viel.
 
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Habe es schon häufig erlebt, dass solche 'Musiker' wenn man sie darauf anspricht, betonen, dass sie alle Spuren selber eingespielt und im Studio vorproduziert haben. Wer's glaubt... wenn jemand musikalisch dazu in der Lage ist, würde er das auch live spielen können, zumindest einen Großteil. Ich erlebe es meistens - gerade bei Keyboardern - dass sie dann häufig nicht einen Ton selber spielen, dafür aber die neusten, besten und teuersten Flaggschiffe auffahren, möglicherweise um was zu beweisen - was natürlich ne Farce ist.
 
Hallo!

Was ich auch durchgehen lassen würde, sind Dopplungen durch sog. Vocalizer, diese kleinen Effekttreter für Sängerinnen bzw. Sänger. Weniger gut finde ich, wenn ein Mann sich eine weibliche Stimme dazudoppeln lässt oder umgekehrt, aber irgendwie ist auch das (für mich) noch vertretbar, solange es leise im Hintergrund stattfindet - da wird dann der Gesamtsound nur leicht angereichert, und das Ausgangsmaterial für diese Anreicherung ist immer noch eine Leistung der Band.
Vocalizer finde ich voll und ganz ok, vor allem wenn man alleine oder zu zweit ist.
Ich nutze den Vocalizer im Keyboard auch, aber nicht permanent. An bestimmten Stellen und im Refrain kommt halt der Chor vom Vocalizer dazu.

Eine solche "Band" haben wir auch hier am Ort. Derselbe Super-Sound, egal, ob die zu zweit oder zu sechst auf der Bühne stehen - logisch, es sind ja derselbe Zuspieler und dieselbe PA. Letztendlich sind nur die Zwischenansagen live. Den meisten Leuten im Publikum ist bekannt, dass das Playback ist - und es ist ihnen scheinbar egal, Hauptsache: Party! Und der Sound passt ja, es verspielt sich auch keiner, und die Stimme hält 6 Stunden ohne Ermüdungserscheinungen (vor allem, wenn einem der Text nicht mehr einfällt, dann lässt man halt singen) ...

Ich verstehe nicht, da solche Leute engagiert werden.
Das hat doch mit Band nichts mehr zu tun.
Dann ich doch nen DJ auf die Bühne stellen. Da klingt es genauso und der ist noch flexibler und um Welten billiger.

sven
 
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@Perkeo Klar hast Du recht, dass es den meisten wohl egal ist, weil sie's ja noch nicht einmal merken. Weist man sie drauf an, nehmen sie es einem sogar ab, aber am Ende ist es ihnen tatsächlich auch wieder egal.
Aus Veranstaltersicht:
Im Grunde ist es doch völlig egal, wer spielt. Wenn die Songauswahl passt, die Bühnenshow was hergibt und am Ende des Abends der Getränkeumsatz stimmt, war's ein Erfolg.

Aber mal ehrlich, wer als Musiker von Feuerwehrball zu Kerwa reist, und dort auf ein musikalisch verständiges Publikum hofft riskiert auch viel.
Ich wüsste nicht, was ich da riskiere, außer dass ich halt nicht alles spielen kann, sondern nur das, was wir auch live in der Lage sind, umzusetzen.
Am Ende muss das jeder Musiker es mit sich selber ausmachen, wie ehrlich er dazu steht, was er verkauft.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Bin da ganz bei @svenyeng: Hilfsmittel wie Vocalist oder auch kurze Samples sind ok, weil sie immer noch live eingesetzt werden. Ich hab sogar hier und da kurze Riffs oder Arpeggios erstellt, wo mal ein schneller Streicherlauf nötig ist, den ich entweder in dem Tempo nicht spielen kann, oder weil ich keine Hand frei habe. Und solange das nicht über eine Taktlänge hinausgeht, gibt's auch kein Timing Problem, so dass wir mit Klick arbeiten müssten. Was halt gar nicht geht, dass man so tut, als ob man spielt. Ich hatte in den 40 Jahren, in denen ich das mache, das eine oder andere Mal bei Bands ausgeholfen, wo ich nicht einen Ton spielen musste, und auch genausogut meine Frau hätte hinschicken können, die gar kein Instrument spielen kann. Die hätte zumindest besser ausgesehen :D

Was ich akzeptieren kann, wenn es sich um Duos handelt, wo die Musiker mit Akkordeon oder Saxofon auf der Bühne stehen, dieses Instrument aber auch glaubhaft entsprechend spielen können, und von vorneherein klar ist, dass die Musik vom Playback kommt. Aber wenn eine komplette Band da steht, ist das für mich irgendwie nicht akzeptabel.
 
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Ich wüsste nicht, was ich da riskiere, außer dass ich halt nicht alles spielen kann, sondern nur das, was wir auch live in der Lage sind, umzusetzen.
Am Ende muss das jeder Musiker es mit sich selber ausmachen, wie ehrlich er dazu steht, was er verkauft.
Naja, du riskierst die gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllt zu bekommen. Du willst als Musiker zeigen, was du kannst, auch wenn's dann etwas "dünner" klingt. Partypeople wollen das es so klingt, wie im Original und die Typen auf der Bühne sollen ne Show machen.

Das geht schon auch zusammen, aber dann kostet so ne Band halt auch erheblich mehr und dann wird's wieder für den Veranstalter schwierig.
 
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Hallo!

Naja, du riskierst die gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllt zu bekommen. Du willst als Musiker zeigen, was du kannst, auch wenn's dann etwas "dünner" klingt. Partypeople wollen das es so klingt, wie im Original und die Typen auf der Bühne sollen ne Show machen.

Dann sollen sie das Original engagieren oder nen DJ. Solche Gigs spielt man dann halt nicht.
Eine Coverband wird niemals wie das original klingen.
Man muss Mut zur Lücke haben und eben seine Version des Covertitels spielen.
Natürlich muss der Originaltitel klar zu erkennen sein

Ich denke es gibt nach wie vor das Publikum welches handgemachte Musik noch schätzt.

Gruß
sven
 
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Partypeople wollen das es so klingt, wie im Original und die Typen auf der Bühne sollen ne Show machen.
Show - klar, aber Sound wie beim Original? Partypeople wollen in erster Linie feiern und (übertrieben ausgedrückt) saufen. Wenn sie den Song erkennen können, reicht das in aller Regel. Da muss nichts wie beim Original klingen.
Btw: Was ist das Original? Die 1. Studioversion? Was, wenn es live bei den Originalinterpreten anders klingt? Andere, neuere Instrumente, anderes Arrangement etc.
 
Coverband ist ja nicht gleich Coverband. Da gibts die einen, die Songs von prominenten „Ghostwritern“ nehmen, adaptieren und in die eigene Klangwelt einfügen. Das ist doch ein Zugang mit viel künstlerischen Anteil und sollte imho doch Live von Musikern gespielt werden. Da ist es ein konzertanter Zugang und das Musik machen an sich ist der eigentliche Grund, warum sich Leute an einem Ort zusammen finden.

und dann gibts das ganze Spektrum von Top40- und Tanzmusik-Bands, deren vorrangige Aufgaben meist die Unterstützung des primären Geschäftsziels, möglichst vielen anwesenten Leuten die intensive Konsumation von Speis und Trang zu animieren, ist. Das kann man jetzt mit Musikern umsetzen, die auch live spielen, oder DJs einsetzen, oder halt die Illusion der Live Veranstaltung anbieten. Egal wie es gemacht wird, hauptsache der Umsatz des Wirtn stimmt und die „Musiker“ machen möglichst gar keinen Stress. Playback hat z.B den Vorteil, dass die Lautstärke immer an die Wünsche der Wirtn angepasst werden kann, weil ja Naturinstrumente, sofern vorhanden, gar nicht gespielt werden müssen. Ein Segen, wenn keiner wirklich ins Horn bläst oder eine Marshall auf 130 dB aufreissen muss, damit er ordentlich klingt. Fakt ist da für mich, dass Musik und die, die da auf der Bühne mehr oder weniger vorgeben, sie zu produzieren, komplett nebensächlich ist. Die sind nur da, weil ohne ihr ein Ball, eine Hochzeit oder ein Festzelt nicht richtig aussehen würde.

ist das toll für Musiker? Wohl nicht. Ich kenne nicht wenige Tanscombos, die irgendwann auf Playback umgestiegen sind und bei denen irgendwann die Musiker nach und nach die Sinnhaftigkeit ihrer Anwesenheit bei den Playbackauftritten stark in Frage gestellt haben und letztendlich den Hut drauf geschmissen haben. Die wurden dann mehr oder weniger durch Statisten ersetzt. Veranstaltern und Publikum ists aber egal, hauptsache die dargebotenen alkoholischen Getränke waren gut und reichlich vorrätig.
 
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Ich kenne (bzw. kannte - seit Corona habe ich ihn nicht mehr gesehen/gehört) einen Alleinunterhalter, der spielt alle möglichen Instrumente live, von Trompete über Klarinette, Saxophon, Panflöte, Akkordeon, Gitarre bis Gesang (und das sind nur die, an die ich mich jetzt gerade erinnere); teilweise (wo möglich) Instrument + Gesang und lässt sich dazu vom Keyboard begleiten. Das finde ich ok, weil ganz deutlich ist, dass er das alles nicht alleine machen kann und es oft Veranstaltungen gibt, wo eine mehrköpfige Band entweder "mit Kanonen auf Spatzen geschossen" ist oder einfach nicht bezahlt werden kann. Nicht ok finde ich "Bands", die in großer Formation auf der Bühne stehen und zu Playback schauspielern ohne es deutlich zu kommunizieren.
 
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Zeitweise haben wir mit unserer damaligen 3 köpfigen Tanz-Band auch Midi-Files vom Keyboard abgefeuert. Allerdings haben wir immer selbst gesungen, oft zweistimmig, und Gitarre (Rhythmus und Lead) sowie Trompete oder Conga vom 2. Sänger waren ebenfalls live. Ich hatte aber immer ein blödes Gefühl dabei und nach 3 Jahren haben wir das dann gelassen, obwohl wir einiges an Engagements hatten.

Mittlerweile bin ich Mitglied in einer (Akustik-)Band, wo alles zu 100 % live ist. Wir nutzen für unseren 3-stimmigen Gesang weder Harmonizer noch Vocalisten o. ä. und spielen auch nur Songs, die uns selbst gefallen bzw, die wir mit unseren Mitteln umsetzen können.
 
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Wenn ich bei einer mit Live Band angekündigten Veranstaltung bin, dann will ich Live hören. Gerne auch besondere Bearbeitungen oder minimalistische Versionen von Stücken. Patzer in Stücken - sei's drum, ist ja Live, kann vorkommen. Aber es kommt die Interaktion rüber. Ich bin auch viel lieber auf kleinen Veranstaltungen mit eher unbekannteren Bands als bei Top Acts, die ihr Programm so runterspulen, wie man das von der Konserve kennt.
Aber Voll - und Halbplaybacks empfinde ich als Beschiss. Ich finde schon Vocal Harmonizer eigentlich nicht gut, und selbstpielden Keyboards auch nicht.
In meinen Formationen ist alles Live und hand- bzw. mundgemacht (sorry auch fußgemacht, z.B. bei den Drums). Keine Looper, keine vocal Harmonizer.
Auch wenn es vielen Konsumenten nicht auffällt bzw. egal ist, mir ist das nicht egal. Wenns nur um Party-Hintergrundmusik geht, dann kann auch eine Playlist auf dem Laptop laufen.
 
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Wie es schon anklingt, ist das Thema vielschichtig:
Aus der Sicht des Publikums; der Musiker; der Coverbands von Blues Trio bis Gala/Show-Band;...

Ich selber versuche das differenziert zu betrachten.
Covermusik läuft IMO schon mal ganz grundsätzlich systematisch Gefahr, sich selbst absolet zu machen, wenn eben das Ziel ist, die Musik so originalgetreu wie möglich auf die Bühne zu bringen.
Dieses Ziel "handgemacht" zu erreichen, ist unheimlich anspruchsvoll und aller Ehre wert, aber wo liegt dann der eigentliche Mehrwert zur Konserve? Je näher man an der CD ist, desto eher ist die CD (oder eben Studio Spuren) dann auch die günstigere Alternative...

Das ist IMO sehr schwierig, da die richtige Balance zu finden. Covermusik, die wiedererkennbar, authentisch, aber dennoch band-/musikercharakteristisch rübergebracht wird, gefällt mir persönlich am Besten. "Eigene" Coverversionen mit ganz anderen Arrangements, können cool sein, überfordern aber oft ein Publikum, bzw. trifft es dann nicht die "typische" Erwartung.

Sobald eine Band mit Einspielern/Backingspuren arbeitet, sind die jedoch idR auch auf Klick angewiesen. Da ist meine Wahrnehmung, dass Bands, die mit Klick spielen, instant an "Live"/Groove/Lebendigkeit verlieren.
Als Zuhörer ist mir persönlich aber wichtig, die Interaktion der Musiker auf der Bühne zu erleben. Eine Interaktion mit einer Midispur ist da eher schwierig...

Als Cover Musiker selber möchte ich das machen, was mir auch Spaß macht! Auf einen Play Knopf zudrücken gehört da nicht unbedingt dazu.
Nichtsdesto trotz habe ich mal kurz mit einem Drummer zusammengespielt, dessen Ziel "Authentizität" absolute Priorität hatte. Der hatte dann auch ein Octapad mit Samples, um z.B. Effekte für bestimmte Intros abfeuern zu können.
Das klang schon cool bzw. machte einige Sachen möglich, von denen man sonst lieber die Finger gelassen hätte.

Ansonsten ist es IMO wie im richtigen Leben: Live Musik ist gut, wenn sie gut gespielt wird. Wenn da gute Leute am Werk sind, kann ein Einspieler auch noch das Tüpfelchen auf dem i sein.

In den späten 80ern habe ich mal eine Band kennengelernt, die die ganze Playback-Midi-Programmierung genau zu ihrem "Thema" gemacht haben, weil sie darauf einfach Bock hatten: Die Storyline war: "Wir sind eine technikaffine Altherren Band und können/wollen es uns aussuchen, ob wir unsere Parts selber spielen oder ob die vom Rechner kommen. Einfach weils wir es können..."
Ziemlicher Aufwand, weil jeder seine Spur schalten konnte, aber auch eine Show, wenn der Gitarrist im Solo den Botton drückt und sich ein Bier holt...

Aber diese Karaoke Duos, wo alles vom Band kommt und vielleicht noch eine Gitarre ab und zu real gespielt wird, törnen mich nur noch ab. Das ist dann für mich nur noch Dienstleistung nach Angebot und Nachfrage. Eine zweiköpfige Band kostet dann 400-500€, liefert perfekten (und leisen!) Sound, braucht kaum Platz und bietet etwas mehr fürs Auge, als ein DJ. Das ist ein funktionierendes Business Modell, aber als Musiker für mich ein No-Go.
 
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Wir orientieren uns schon am Original, das man aus dem Radio hört, haben aber nicht unbedingt den Anspruch, dass es genauso klingen muss. Das können in den meisten Fällen nicht einmal die Original-Interpreten, weil sie im Studio häufig mit Overdubs, zusätzlichen Spuren, oder Doppelungen arbeiten. Daher schauen wir uns auch gerne Live-versionen an, wie die Original-Interpreten ihre Songs live spielen. Das Publikum erwartet - so meine bisherige Erfahrung - eigentlich nie, dass es wie das Original klingen muss, im Gegenteil bekommen wir sogar häufig positives Feedback für unsere eigenen Interpretationen.

Wie gesagt finde ich Looper oder Vocalisten unproblematisch, das sind immer noch Tools, die Live genutzt werden. Ich habe u.a. auch mit einem Kumpel ein Akustik-Duo, überwiegend Mainstream Sachen aus den 70ern bis heute, und zwar als akustisches Arrangement. Ich spiele entweder Akustik-Gitarre oder Piano, er spielt Cajon und Saxofon. Um für das Saxofon die Hände frei zu haben, nutzt er einen Looper hinter dem abgenommenen Cajon. Wie das funktioniert, demonstrieren wir immer als Teil unserer Show. So nimmt uns auch wirklich jeder ab, dass alles live ist.
In jedem Fall ist es für mich immer ein Anliegen, dass wir alles live spielen und dass auch dem Publikum das klar ist.
 
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