dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Ich bin nun schon über 40 Jahre im Dienstleistungssektor unterwegs, und bei uns ist das Live-Spielen schon immer ein Musiker-Codex gewesen. Bei uns ist jeder Ton live gespielt. Eine Zeit lang bin ich mal als Duo unterwegs gewesen, und da hab ich ein Arranger-Keyboard genutzt, also mit Styles, quasi Pattern gespielt, weil es da anders gar nicht geht, zumindest war ich frei in der Gestaltung der Abläufe und musste noch jede Menge selber machen, was einiges an Konzentration verlangt. Viele Kollegen, die ähnlich unterwegs waren, haben überwiegend Midi-Files verwendet, das war für mich nie eine Option, hab das mal probiert, und hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Was ich immer verwerflich fand, warten die Bands mit 4-6 Leuten, die mit Midi Files oder zum Playback auf der Bühne standen. Hab ein paar Mal bei solchen Bands ausgeholfen, und da war außer Live-Vocals nichts selber gespielt.
Mein Duo hat sich nach und nach erweitert, und nun sind wir wieder 5 Leute: Gitarre, Bass, Keyboard, Drums - alle singen, und ne Sängerin haben wir auch. Und bei Songs, wo eher zwei Gitarren gefragt sind, greif ich zur Gitarre anstatt in die Tasten. Ja, es gibt immer wieder Grenzen, wo wir feststellen, dass mit unserer Besetzung bestimmte Songs nicht möglich sind. Manchmal bräuchte man zwei Keyboarder, bei bestimmten Songs zwei Gitarristen plus Keyboard, manchmal ist es lediglich die Percussion-Linie, die den Song ausmacht, ohne die der Song nicht grooved. Kann auch mal sein, dass eine Geige oder ein Saxofon den Song dominiert, das entweder nicht auf dem Keyboard umgesetzt werden kann, oder weil mir einfach die zweite Hand dazu fehlt, weil ich parallel noch andere Keyboardsachen dazu spielen muss. Wir sind dann ehrlich und lassen diese Songs dann bleiben, wenn wir es nicht entsprechend umarrangiert bekommen.
Besonders ärgert es mich, wenn gerade solche Bands, die sich als Top40 verkaufen, aber die Basis ihres 'Live'-Programms Playbacks sind, horrende Gagen kassieren. Und wenn man so was mit Nicht-Musikern diskutiert, die einem erzählen 'letztes Wochenende hat da und da eine geile Band gespielt' und du dann anführst, dass die gar nicht live spielen, stellt man fest, dass die meisten das gar nicht merken, nicht wahr haben wollen, oder es evtl. auch gar keine Rolle spielt.
Nun war ich gerade letztes Wochenende seit langem mal wieder selber zum Feiern, wo eine Band gespielt hat, wie mir Kollegen vorab schon erzählt haben, die genauso auftritt, Musik vom Playback. Kurz vorher hab ich noch mit dem Veranstalter gesprochen, und mal neugierig gefragt, was die Band an Gage bekommt, und wurde bestätigt, dass sie trotz Sonderpreis mehr als das doppelte kassieren, als meine Band. Und auf meinen Einwurf, dass die ja leider bei solcher Gage nicht einmal live spielen, kam nur der Kommentar, 'doch, die spielen live, und der Sänger sind ja auch'. Na ja, ich war gespannt...
Beim Empfang stand schon ein Musiker mit einem Digital-Piano im Foyer, der hat zumindest Barmusik auf dem Klavier live gespielt, Und dann hat er zum Saxofon gegriffen, hat über eine BoomBox ein Playback abgespielt und sehr gut Saxofon dazu gespielt. Dachte mir, der gehört zur Band, und die scheinen ja tatsächlich was zu können. Später stellte sich heraus, dass der nicht zur Band gehörte und separat gebaucht war.
Im Saal dann erst einmal ein Blick auf die Bühne - sehr aufgeräumt - ein Akustik(!)-Drumset auf einem Riser und daneben ein Keyboardstativ mit Keyboard, keine Monitorboxen, keine Amps. Zwei große Roll-Ups mit dem Namen der Band.
Die Band selbst: Standardbesetzung, allerdings 6 Leute, weil neben Sängerin auch noch ein Sänger. Beim ersten Ton war gleich klar (zumindest mir), dass die Musik vom Band kommt. Der Drummer spielte verhalten dazu, der Gitarrist steuerte ein paar Töne bei, beim Bassist war es schwer herauszuhören. Gesungen wurde natürlich live, beim Keyboarder ist es selber meiner Frau aufgefallen, dass er nicht selbst spielt, weil er während des Spielens mit seinem Smartphone Selfies machte und auch Bilder vom tanzenden Publikum. Die Sängerin war allerdings spitze, auch der Sänger hatte eine sehr gut Stimme. Und wenn der Gitarrist mal ein Solo gespielt hat, konnte man auch klar erkennen, dass er es ohne Frage drauf hatte. Da waren ne Menge Songs im Programm, wo ich mich gefragt hab, warum sie die nicht live spielten, bei anderen Songs wär es tatsächlich schwieriger, z.B. September von Eart, Wind & Fire - kam natürlich gut beim Publikum an. So was zieht sofort jede Menge Leute auf die Tanzfläche. An dem Song sind wir gescheitert, da bräuchte ich vier Hände am Keyboard, eine Percussion-Linie macht auch ne Menge aus, und dann wird das selbst mit fünf Gesangs-Stimmen schwierig, vor allem die hohen Parts. Bei dieser Band war natürlich alles da, die Percussion Linie, die ganzen Bläsereinwürfe, und sogar die Chöre kamen vom Band.
Viele Songs haben wir selber im Programm, und spielen sie ohne Playback, und teilweise gefallen mir unsere Versionen besser, weil mehr Dynamik. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass das Playback sogar zu sehr im Hintergrund war, und dann bestimmte Dinge fehlten.
Wie auch immer, ...
Mein Fazit am Ende des Abends: Die haben sich definitiv gut verkauft, haben sehr viel mit dem Publikum interagiert, wo wir vielleicht mehr auf unsere Instrumente konzentriert sind und sein müssen. Sind halt ne Showband, und die Auswahl der Songs haben sie auch gut getroffen, so dass sie die Gäste den Abend durchweg zum Tanzen und Feiern animiert haben. Sind sie damit ihr Geld wert? Vermutlich ja, auch wenn sich sich fairerweise nicht als Live- sondern besser als Show-Band anbieten sollten. Zieh ich diese Art auch für meine Band in Erwägung? Würde uns ja mehr Möglichkeiten bieten, auch mal Songs in's Programm zu nehmen, die wir derzeit nicht umsetzen können. Nein - ehrlich gesagt ziehe ich es weiterhin vor, handgemachte Musik abzuliefern. Ich sehe mich nachwievor als Musiker und weniger als Entertainer. Wir bekommen auch so unser Publikum in Stimmung, und auch unsere Tanzfläche ist immer voll.
Mein Duo hat sich nach und nach erweitert, und nun sind wir wieder 5 Leute: Gitarre, Bass, Keyboard, Drums - alle singen, und ne Sängerin haben wir auch. Und bei Songs, wo eher zwei Gitarren gefragt sind, greif ich zur Gitarre anstatt in die Tasten. Ja, es gibt immer wieder Grenzen, wo wir feststellen, dass mit unserer Besetzung bestimmte Songs nicht möglich sind. Manchmal bräuchte man zwei Keyboarder, bei bestimmten Songs zwei Gitarristen plus Keyboard, manchmal ist es lediglich die Percussion-Linie, die den Song ausmacht, ohne die der Song nicht grooved. Kann auch mal sein, dass eine Geige oder ein Saxofon den Song dominiert, das entweder nicht auf dem Keyboard umgesetzt werden kann, oder weil mir einfach die zweite Hand dazu fehlt, weil ich parallel noch andere Keyboardsachen dazu spielen muss. Wir sind dann ehrlich und lassen diese Songs dann bleiben, wenn wir es nicht entsprechend umarrangiert bekommen.
Besonders ärgert es mich, wenn gerade solche Bands, die sich als Top40 verkaufen, aber die Basis ihres 'Live'-Programms Playbacks sind, horrende Gagen kassieren. Und wenn man so was mit Nicht-Musikern diskutiert, die einem erzählen 'letztes Wochenende hat da und da eine geile Band gespielt' und du dann anführst, dass die gar nicht live spielen, stellt man fest, dass die meisten das gar nicht merken, nicht wahr haben wollen, oder es evtl. auch gar keine Rolle spielt.
Nun war ich gerade letztes Wochenende seit langem mal wieder selber zum Feiern, wo eine Band gespielt hat, wie mir Kollegen vorab schon erzählt haben, die genauso auftritt, Musik vom Playback. Kurz vorher hab ich noch mit dem Veranstalter gesprochen, und mal neugierig gefragt, was die Band an Gage bekommt, und wurde bestätigt, dass sie trotz Sonderpreis mehr als das doppelte kassieren, als meine Band. Und auf meinen Einwurf, dass die ja leider bei solcher Gage nicht einmal live spielen, kam nur der Kommentar, 'doch, die spielen live, und der Sänger sind ja auch'. Na ja, ich war gespannt...
Beim Empfang stand schon ein Musiker mit einem Digital-Piano im Foyer, der hat zumindest Barmusik auf dem Klavier live gespielt, Und dann hat er zum Saxofon gegriffen, hat über eine BoomBox ein Playback abgespielt und sehr gut Saxofon dazu gespielt. Dachte mir, der gehört zur Band, und die scheinen ja tatsächlich was zu können. Später stellte sich heraus, dass der nicht zur Band gehörte und separat gebaucht war.
Im Saal dann erst einmal ein Blick auf die Bühne - sehr aufgeräumt - ein Akustik(!)-Drumset auf einem Riser und daneben ein Keyboardstativ mit Keyboard, keine Monitorboxen, keine Amps. Zwei große Roll-Ups mit dem Namen der Band.
Die Band selbst: Standardbesetzung, allerdings 6 Leute, weil neben Sängerin auch noch ein Sänger. Beim ersten Ton war gleich klar (zumindest mir), dass die Musik vom Band kommt. Der Drummer spielte verhalten dazu, der Gitarrist steuerte ein paar Töne bei, beim Bassist war es schwer herauszuhören. Gesungen wurde natürlich live, beim Keyboarder ist es selber meiner Frau aufgefallen, dass er nicht selbst spielt, weil er während des Spielens mit seinem Smartphone Selfies machte und auch Bilder vom tanzenden Publikum. Die Sängerin war allerdings spitze, auch der Sänger hatte eine sehr gut Stimme. Und wenn der Gitarrist mal ein Solo gespielt hat, konnte man auch klar erkennen, dass er es ohne Frage drauf hatte. Da waren ne Menge Songs im Programm, wo ich mich gefragt hab, warum sie die nicht live spielten, bei anderen Songs wär es tatsächlich schwieriger, z.B. September von Eart, Wind & Fire - kam natürlich gut beim Publikum an. So was zieht sofort jede Menge Leute auf die Tanzfläche. An dem Song sind wir gescheitert, da bräuchte ich vier Hände am Keyboard, eine Percussion-Linie macht auch ne Menge aus, und dann wird das selbst mit fünf Gesangs-Stimmen schwierig, vor allem die hohen Parts. Bei dieser Band war natürlich alles da, die Percussion Linie, die ganzen Bläsereinwürfe, und sogar die Chöre kamen vom Band.
Viele Songs haben wir selber im Programm, und spielen sie ohne Playback, und teilweise gefallen mir unsere Versionen besser, weil mehr Dynamik. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass das Playback sogar zu sehr im Hintergrund war, und dann bestimmte Dinge fehlten.
Wie auch immer, ...
Mein Fazit am Ende des Abends: Die haben sich definitiv gut verkauft, haben sehr viel mit dem Publikum interagiert, wo wir vielleicht mehr auf unsere Instrumente konzentriert sind und sein müssen. Sind halt ne Showband, und die Auswahl der Songs haben sie auch gut getroffen, so dass sie die Gäste den Abend durchweg zum Tanzen und Feiern animiert haben. Sind sie damit ihr Geld wert? Vermutlich ja, auch wenn sich sich fairerweise nicht als Live- sondern besser als Show-Band anbieten sollten. Zieh ich diese Art auch für meine Band in Erwägung? Würde uns ja mehr Möglichkeiten bieten, auch mal Songs in's Programm zu nehmen, die wir derzeit nicht umsetzen können. Nein - ehrlich gesagt ziehe ich es weiterhin vor, handgemachte Musik abzuliefern. Ich sehe mich nachwievor als Musiker und weniger als Entertainer. Wir bekommen auch so unser Publikum in Stimmung, und auch unsere Tanzfläche ist immer voll.