Review: Aquila Ambra 900 Nylgut Saiten - Drehen wir die Zeit mal ein paar hundert Jahre zurück (Klassische Gitarre)

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Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert gab es weder Nylon noch Carbon Saiten. Gitarrensaiten waren aus Darm.
Zu unser aller Glück, müssen wir uns nicht mehr damit rumschlagen und haben die ganze Bandbreite der modernen Fabrikation zu unserer Verfügung.
Saiten über Saiten... aber was, wenn wir wissen wollen, wie diese Darm-Saiten früher geklungen haben?
Z.B., wenn wir alte Musik nachspielen wollen?
Gott sei Dank müssen wir dafür heutzutage nicht beim Metzger vorbei und uns ein paar Gedärme sichern, sondern Aquila hilft uns mit ihren Nylgut Saiten.

Vor Jahren, als ich mich in hochpreisigen Gitarrenläden rumgeschlagen habe, sind mir des öfteren bei älteren Gitarren solche sehr weißen Saiten aufgefallen, ich wusste aber nie, was es für welche sind, nun hat sich dieses Geheimnis gelüftet.
Seit Anfang des Jahres bin ich dabei meine ganzen Gitarren (wer ist eigentlich auf die Idee gekommen mehr als eine zu kaufen...?) neu zu besaiten und mal wieder ein paar neue Saitensätze auszutesten.
Aquila kannte ich bisher mehr von der Ukulele, nun aber hier die Ambra 900 Nylgut Saiten für die Gitarre.


Aufgezogen hab ich die Saiten auf meine Hanika 58. Das war meine erste eigene Gitarre ever. Vorher hatte ich ~10 Jahre auf der Gitarre meiner Mutter gespielt und dann mit 15 Jahren durfte ich mir im Laden eine etwas bessere aussuchen.
Dei Gitarre hat eine Zederdecke und Palisanderkorpus.
Der erste Eindruck nach dem Aufziehen war eher gemischt, nicht sonderlich stimmstabil die Saiten und eine eher ungewohnte "Konsistenz". Also die Härte und Widerstand beim Zupfen.
Aber viele Saiten brauchen auch ein bisschen.
Jetzt nach etwa einer Woche Nachstimmen, Spielen und gut Zureden bin ich aber tatsächlich positiv überrascht:
Die Saiten sind immer noch relativ hart, insbesondere die Treble-Saiten, aber der Klang gefällt mir wirklich gut. Er ist aber ganz anders, als alle Saiten, die ich bisher so gespielt hab:
Relativ hell, viele Obertöne, aber vergleichsweise wenig Sustain. Laut Aquilas Website ist letzteres typisch für Darmsaiten.. kann ich nicht mitreden, die haben bestimmt getestet ;-)
Aber auch die Bässe summen schön. Insgesamt ein recht eigenständiger Klang.
Ungewohnt ist die sehr raue Oberfläche der Trebles. Das erzeugt beim Spielen relativ viele Nebengeräusche (ich könnte auch ohne leben..), spielt sich aber tatsächlich sehr kontrolliert und weniger "stumpf" als anfangs erwartet.

Ich hab die Gitarre jetzt einen Halbton tiefer gestimmt, um ein wenig die Härte rauszunehmen und weil es meiner persönlichen Vorstellung von altem Klang näher kommt (Wurde doch damals im Orchester auch eher auf 432Hz gestimmt, statt 440) und mag den Klang jetzt so wirklich gern. Er ist sehr eigenständig und wenn ich nur eine Gitarre hätte würde ich das vmtl nicht machen. Aber als Zweit-, Dritt-- *hust* Gitarre ist das eine coole Option.
Seit ich meine Meistergitarre habe, hab ich die Hanika tatsächlich eher wenig gespielt und mehr für Experimente genutzt. (Thomastik-Stahlsaiten für Klassik.. fand ich richtig schlimm..)
Aber so, werde ich die Hanika vermutlich wieder öfter spielen.
Ich glaube aber, dass die Saiten nicht umbedingt zu jeder Gitarre passen. Auf meine Meistergitarre ziehe ich die nicht, das würde der Idee von viel Sustain total entgegenwirken.
Ich glaube auch, dass die Kombination mit der Zederdecke eher günstig ist, aber da fehlt mir die Erfahrung.

Insgesamt kann ich aber empfehlen die Saiten mal auszutesten, wenn man einen neuen Sound sucht und nicht so viel Wert auf ewiges Sustain legt. Also nicht, dass sie gar kein Sustain haben, aber es ist schon merkbar weniger als Nylons oder Carbons.
Von mir aber ein Thumbs Up!
 
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Ich habe sie auch auf eine Teller 7/A, Fichte/Ahorn, aus den 1960ern aufgezogen. Haben mir dort auch gut gefallen. (Aktuell habe ich da Aquila Sugar drauf, auch gut, aber wieder ganz anders.) Auf einer Zedergitarre habe ich die noch nicht ausprobiert, kommt auch bald mal.
 

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