Also, da ist kein eigener Ton bei ca. 170 Hz. Was Du heraushörst, scheint eher ein Artefakt des Frequenzgangs Deines Systems zu sein.
Der Reihe nach.
(1) Aufbau: Deine 2. Aufnahme, Audio-Track in Studio-One, Endlosschleife, Analyzer dran (FFT, Spektrum)
(2) Beobachtung: Mit Deinen Spielen läuft ein recht komplexes Spektrum durch, d.h. von tief nach hoch gespielt ergibt einen "Lauf" von links nach rechts auf dem FFT-Schirm. Dort ist nichts wirklich Auffälliges, insb. KEIN steter Ton (Peak) bei ca. 170 Hz. Das bestätigt auch ein Abhören mit einem scharfen EQ Filter, der möglichst viel jenseits der 200-300 Hz unterdrückt.
(3) Trick: Setze Hold-Zeit auf unendlich, dh es bleibt eine weiße Treppenkurve, die über Deine gesamte Audioaufnahme hinweg die jeweiligen Maxima angibt (~ Maximalamplitude je Frequenzbereich(Balken)). Das ist näherungsweise ...
... der Frequenzgang Deines Gesamsystems (Korpus+Saiten (mech. Schwingen), Pickup, Pre/Amps/Pedale, ADC (elektr. Schwingen))
Für die Puristen: Wir tasten hier durch das Spielen mit nichtidealen diracartigen Pulsen variabler Amplitude ab (s.u.), was nicht ganz so weit weg ist vom Beaufschlagen mit weißem Rauschen. Das ergibt bekanntlich ... den Frequenzgang.
Zu erkennen:
- Hochpass
- Tiefpass
- HP und TP lösen sich bei ca, 123 Hz ab, 3dB-Bandbreite ca. 98 Hz - 157 Hz
- Resonanz bei ca. 1.7 kHz
(4) Nachrichtentechnische Deutung: Würde man dieses System mit einem Dirac-Impuls anregen (unendlich stark, "unendlich" kurz), reagierte das System mit seinen Eigenschwingungen, i.W.:
(5) Zeitliche Schnappschüsse: Kanns hier leider nicht als Filmchen zeigen. Man kann Folgendes sehen:
- der gespielte Grundton liegt an den richtigen Stellen (s. Tabelle weiter oben)
- wandert durch
- zeigt wunderbar Deine Saite mit Obertönen n * f (n=1,2,3, ...)
- man sieht gelegentlich im linken niederfrequenten Teil einen Grummelhubbel
- der in der Gestalt ungefähr der weißen Hüllkurve folgt
(6) Vermutungen: Denken wir wieder in stoßartigen Anregungen, siehe (4), wie sie etwa entstehen beim:
- beklopfen von Korpus und/oder Hals (mechanische Anregung)
- Fingerrutschen entlang der Saiten (ebenso)
Wie ein beklopfter Koprus oder Hals klingt, wissen wir ja: das klingt ähnlich dumpf, wie die vermuteten 170 Hz, siehe linken Peak im ersten Bild.
(7) Verifikation: Was fehlt, ist eine Tonaufnahme, die:
- KEINE Saiten spielt
- Korpus, Hals, beide durch scharfes Klopfen (Dirac !) anregt
- Saitenrutscher möglichst OHNE Anregung von Korpus und Hals
- Saitenrutscher MIT gleichzeitiger Anregung von Korpus und Hals
- ebenso das Anschnippsen des Floyd Hebels (das schwingt ja per Aufbau mechanisch)
Erwartung:
- ähnliches Frequenzbild
- klarere Trennung der Effekte (Korpus, Hals, Saitenrutscher, Floyd Hebel)
(8) Anmerkung: Aufgrund unserer Alltagserfahrung neigen wir zu stereotypen Deutungen wie etwa:
- Saiten schwingen (sollen sie ja)
- Holz ist hart (meist)
- Beton ist unverrückbar (schwer anzuheben)
ABER: Aus Sicht der Physik schwingt einfach immer alles ...
Schönen Sonntag