gitarrero!
Mod Emeritus
Hallo zusammen, mein Ibanez-Kuriositätenkabinett hat wieder mal Zuwachs bekommen. Aus diesem Anlass habe ich mich ein bisschen durch die Suchmaschinen gebuddelt und die Ergebnisse möchte ich mit Euch teilen.
So sieht der Neuzugang aus:
Weitere Bilder hier: https://www.musiker-board.de/threads/ibanez-userthread.190547/post-9631371
Womit haben wir es hier zu tun? Es ist eine Roadstar Pro 540S "Saber" mit einer Seriennummer, die aufs Baujahr 1989 verweist, Herkunft Fujigen Gakki. Die Anordnung von Potis und Schalter (in Klingenvariante) passt zu diesem Jahrgang, hier zum Vergleich die Jahrgänge 1987, 1988 und 1989.
Die Besonderheit ist das Paisley Finish. Bei Wikipedia wird Paisley (der Name einer Stadt in Schottland in der Nähe von Glasgow mit einer großen Historie in Handel und Verarbeitung von Stoffen) so definiert:
In den späten 1960er Jahren hatte die Firma Fender die Idee, Gitarren mit Paisley-Motiven zu dekorieren. Hierzu gibt es einen Artikel von Franz Holtmann auf der Seite von Gitarre&Bass zur Pink Paisley Telecaster: https://www.gitarrebass.de/equipment/vintage-guitar-stories-1968-fender-pink-paisley-telecaster/
Bei der 1968er Pink Paisley Telecaster von Fender war es eine bedruckte Folie unter einem Klarlack. Die Fujigen Gakki Fabrik in Japan brachte Mitte der 1980er Jahre eine fortgeschrittene Fertigungstechnik an den Start, mit der ein Stück echte Textilbahn auf einen Gitarrenkorpus gespannt werden konnte. Dieser durfte im Gegensatz zu einer Telecaster sogar Wölbungen und Shapings haben, da der Stoff mit Hilfe einer Vakuummembran vollflächig angepresst wurde. Darüber wurde ein farbig getönter oder klarer Decklack aufgebracht. Fender beauftragte Fujigen mit einer Reissue der Paisley Telecaster und es gesellten sich auch Stratocaster- und Bass-Modelle dazu.
Auf einmal waren dadurch auch dem Ibanez-Eigner Hoshino, einem der wichtigsten Auftraggeber von Fujigen, Tür und Tor für mannigfaltige Textildesigns geöffnet, allen voran die Floral Pattern Motive auf der Steve Vai Signature JEM77FP (erstmals 1988, der Stoff entsprach angeblich Steves Wohnzimmergardinen) und später JEM77BFP.
Außerdem gab es ab ca. 1988/1989 die Ibanez USA Custom Metaldesign Reihe (UCMD). Es waren "Golden Feline", "Grey Snake", "Jungle Cat", "Lizard", "Metal Leopard", "Reptilian", "Silver Peacock", "Silver Rain", "Silver Snake" und "The Serpent" erhältlich. Bei den meisten dieser Designs wurden die Schnittkanten der aufgeklebten Stoffe durch deckende Burst-Effekt-Ränder kaschiert.
Hier ein paar Beispiele:
Im Stil der UCMD entstanden auch verschiedene Kleinserien bzw. Spot Production Runs der RG760 mit Schlangenhaut- und Leopardenfellmustern. Da diese in keinem offiziellen Katalog auftauchen, kommt es bei der Identifizierung immer wieder zu Verwirrung und Rätselraten.
Jetzt kommen wir aber zum Paisley-Motiv. Dies ist unter Ibanez-Fans eigentlich nur auf RG760BK-P Black Paisley (1989), RG770CP-P Crystal Pearl Paisley (1990) und 540P-IIGP Green Paisley (1990) bekannt, alles gesuchte Japan-exklusive Modelle.
Ganz aktuell sei noch das 2023 erschienene, limitierte Joe Satriani Signature Modell JS1BKP erwähnt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieselbe Technik der Stoffbespannung zum Einsatz kommt oder ein Druck.
Auf Saber-Modellen ist hingegen keinerlei Paisley dokumentiert. Zwar heißt es im Ibanez Wiki, dass es ein Finish namens "Crystal Pearl (Paisley)" geben soll, dazu konnte ich leider kein Bildmaterial ergoogeln - vielleicht ist es auch nur ein Copy/Paste-Fehler. Stattdessen ist mir bei meiner Recherche eine winzige Handvoll weiterer Paisley Sabers begegnet. Eine davon ist die direkte Schwestergitarre zu meiner! Die Pickups sind IBZ USA mit grauen Bobbins, wie ich sie bei meiner auch anstelle der Seymour Duncans erwartet hätte, sie ist blau, und sie hat fast identische Anweisungen am Halsfuß.
Diese hier ist eine HSH-Variante in pink. Die Potiknöpfe und der Schalterknopf scheinen ausgetauscht worden zu sein.
Über diese Gitarre wurde vor mehreren Jahren im Jemsite Forum diskutiert - es ist schon länger her, deswegen sind die Bilder auch aus dem Photobucket-Hosting herausgefallen, was den störenden Schriftzug erklärt - und Rich Lasner schrieb dazu:
Hier noch zwei HSH-Exemplare in grün, eine mit 1989er- und eine mit 1990er-Seriennummer, die Specs sind gleich.
Dass beim Ibanez-Über-Sammler Kosaku Nakamura auch eine ist, war nicht weiter verwunderlich. Pickups und Potiknöpfe sind aber gewiss nicht mehr original.
Und bei dieser hier hat sich der ursprüngliche Eigentümer mit einer kleinen Gravur auf der Halsplatte verewigt. Die Garantiekarte in der Bildercollage muss aus meiner Sicht übrigens von einer völlig anderen und jüngeren Gitarre stammen.
Anhand der gefundenen Bilder wage ich mal zu behaupten, dass die grüne HSH-Variante 1989/1990 als Kleinserie aufgelegt wurde, während es die anderen - insbesondere 1989er HSS blau und rot - nicht über den Status "Production Sample" hinaus geschafft haben.
Danke fürs virtuelle Zuhören, ich freue mich auf Eure Rückmeldung und weitere Beiträge zu diesem Thema!
So sieht der Neuzugang aus:
Weitere Bilder hier: https://www.musiker-board.de/threads/ibanez-userthread.190547/post-9631371
Womit haben wir es hier zu tun? Es ist eine Roadstar Pro 540S "Saber" mit einer Seriennummer, die aufs Baujahr 1989 verweist, Herkunft Fujigen Gakki. Die Anordnung von Potis und Schalter (in Klingenvariante) passt zu diesem Jahrgang, hier zum Vergleich die Jahrgänge 1987, 1988 und 1989.
Die Besonderheit ist das Paisley Finish. Bei Wikipedia wird Paisley (der Name einer Stadt in Schottland in der Nähe von Glasgow mit einer großen Historie in Handel und Verarbeitung von Stoffen) so definiert:
Paisley oder Paisleymuster ist die Bezeichnung für ein abstraktes, dekoratives Stoffmuster, welches das persische Boteh-Muster (persisch بته و فرش) (auch Mir-e butha oder Mir-i-bota) darstellt. In seiner Grundform stellt es ein Blatt mit einem spitz zulaufenden, gebogenen Ende in der Art eines großen Kommas dar[1][2] und erinnert an das Fischblasen-Ornament der Gotik. [...]
In den späten 1960er Jahren hatte die Firma Fender die Idee, Gitarren mit Paisley-Motiven zu dekorieren. Hierzu gibt es einen Artikel von Franz Holtmann auf der Seite von Gitarre&Bass zur Pink Paisley Telecaster: https://www.gitarrebass.de/equipment/vintage-guitar-stories-1968-fender-pink-paisley-telecaster/
Bei der 1968er Pink Paisley Telecaster von Fender war es eine bedruckte Folie unter einem Klarlack. Die Fujigen Gakki Fabrik in Japan brachte Mitte der 1980er Jahre eine fortgeschrittene Fertigungstechnik an den Start, mit der ein Stück echte Textilbahn auf einen Gitarrenkorpus gespannt werden konnte. Dieser durfte im Gegensatz zu einer Telecaster sogar Wölbungen und Shapings haben, da der Stoff mit Hilfe einer Vakuummembran vollflächig angepresst wurde. Darüber wurde ein farbig getönter oder klarer Decklack aufgebracht. Fender beauftragte Fujigen mit einer Reissue der Paisley Telecaster und es gesellten sich auch Stratocaster- und Bass-Modelle dazu.
Auf einmal waren dadurch auch dem Ibanez-Eigner Hoshino, einem der wichtigsten Auftraggeber von Fujigen, Tür und Tor für mannigfaltige Textildesigns geöffnet, allen voran die Floral Pattern Motive auf der Steve Vai Signature JEM77FP (erstmals 1988, der Stoff entsprach angeblich Steves Wohnzimmergardinen) und später JEM77BFP.
Außerdem gab es ab ca. 1988/1989 die Ibanez USA Custom Metaldesign Reihe (UCMD). Es waren "Golden Feline", "Grey Snake", "Jungle Cat", "Lizard", "Metal Leopard", "Reptilian", "Silver Peacock", "Silver Rain", "Silver Snake" und "The Serpent" erhältlich. Bei den meisten dieser Designs wurden die Schnittkanten der aufgeklebten Stoffe durch deckende Burst-Effekt-Ränder kaschiert.
Hier ein paar Beispiele:
Im Stil der UCMD entstanden auch verschiedene Kleinserien bzw. Spot Production Runs der RG760 mit Schlangenhaut- und Leopardenfellmustern. Da diese in keinem offiziellen Katalog auftauchen, kommt es bei der Identifizierung immer wieder zu Verwirrung und Rätselraten.
Jetzt kommen wir aber zum Paisley-Motiv. Dies ist unter Ibanez-Fans eigentlich nur auf RG760BK-P Black Paisley (1989), RG770CP-P Crystal Pearl Paisley (1990) und 540P-IIGP Green Paisley (1990) bekannt, alles gesuchte Japan-exklusive Modelle.
Ganz aktuell sei noch das 2023 erschienene, limitierte Joe Satriani Signature Modell JS1BKP erwähnt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieselbe Technik der Stoffbespannung zum Einsatz kommt oder ein Druck.
Auf Saber-Modellen ist hingegen keinerlei Paisley dokumentiert. Zwar heißt es im Ibanez Wiki, dass es ein Finish namens "Crystal Pearl (Paisley)" geben soll, dazu konnte ich leider kein Bildmaterial ergoogeln - vielleicht ist es auch nur ein Copy/Paste-Fehler. Stattdessen ist mir bei meiner Recherche eine winzige Handvoll weiterer Paisley Sabers begegnet. Eine davon ist die direkte Schwestergitarre zu meiner! Die Pickups sind IBZ USA mit grauen Bobbins, wie ich sie bei meiner auch anstelle der Seymour Duncans erwartet hätte, sie ist blau, und sie hat fast identische Anweisungen am Halsfuß.
Diese hier ist eine HSH-Variante in pink. Die Potiknöpfe und der Schalterknopf scheinen ausgetauscht worden zu sein.
Über diese Gitarre wurde vor mehreren Jahren im Jemsite Forum diskutiert - es ist schon länger her, deswegen sind die Bilder auch aus dem Photobucket-Hosting herausgefallen, was den störenden Schriftzug erklärt - und Rich Lasner schrieb dazu:
A factory-made 540S with a fabric paisley covering. Same process used for the Jem guitars with the fabric covering. Made at Fujigen using a pneumatic bladder press to flatten the material with the burst covering where the fabric ends on the top. Cool look! [...] most probably a Japanese domestic market special model. There are some experimental fabric-covered Ibanez guitars from this period that got out to the public after being made to test reaction to them. Though the material is different from the Fender paisley Teles (and some Strats too) that were made at Fujigen around the same time, the Pepto Bismal pink looks the same.
Hier noch zwei HSH-Exemplare in grün, eine mit 1989er- und eine mit 1990er-Seriennummer, die Specs sind gleich.
Dass beim Ibanez-Über-Sammler Kosaku Nakamura auch eine ist, war nicht weiter verwunderlich. Pickups und Potiknöpfe sind aber gewiss nicht mehr original.
Und bei dieser hier hat sich der ursprüngliche Eigentümer mit einer kleinen Gravur auf der Halsplatte verewigt. Die Garantiekarte in der Bildercollage muss aus meiner Sicht übrigens von einer völlig anderen und jüngeren Gitarre stammen.
Anhand der gefundenen Bilder wage ich mal zu behaupten, dass die grüne HSH-Variante 1989/1990 als Kleinserie aufgelegt wurde, während es die anderen - insbesondere 1989er HSS blau und rot - nicht über den Status "Production Sample" hinaus geschafft haben.
Danke fürs virtuelle Zuhören, ich freue mich auf Eure Rückmeldung und weitere Beiträge zu diesem Thema!
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