Deutscher Akzent oder falsche Aussprache?

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Das Englische wird als Weltsprache von sehr vielen verschiedenen Menschen benutzt. Neben Amerikanern und Engländern sind es ja auch Schotten, Inder, Australier, Nigerianer, Südafrikaner, neben den Unterakzenten etwa von hispanolisch geprägten Einwanderern etc, die alle eine eigene Art haben, englisch zu sprechen. Darüber hinaus ist Englisch auch als Zweitsprache sehr populär. Ich habe mittlerweile englische Bücher von Nicht-Muttersprachlern gelesen, und find diese deutlich besser verständlich als Bücher von Muttersprachlern, weil die Nicht-Muttersprachler eine einfachere Sprache benutzen.
Wenn ich das alles zusammen nehme, dann kann es für mich keine "richtige" Aussprache geben, allenfalls eine folgerichtige. Ähnliches gilt auch für die Grammatik: Kaum eine Wendung, die nicht in irgendeinem Zusammenhang so auch benutzt werden kann. "I am good" geht mittlerweile als Antwort auf "How are you". Das mögen Englisch Puristen bedauern, aber das Englische verschenkt sich an die Welt und wird von ihr geprägt.

Wenn ich als Deutscher Englisch spreche, versuche ich nicht mehr, meinen Akzent zu verbergen. Ich spreche, wie mir der Schnabel gewachsen ist, authentisch und so flüssig, wie ich es eben vermag. Wenn ich verstanden werde, habe ich alles richtig gemacht. Sehr inspirierend fand ich in dem Zusammenhang das Englisch von Alexander Dreymon in The Last Kingdom: Auch er versteckt seinen Akzent nicht, sondern benutzt ihn als Distinktionsmerkmal, als aristokratische Marotte, sozusagen.
Immerhin ist das Englische als solches ja eine germanische Sprache, die auch eng verwandt mit dem Deutschen ist. Als Norddeutscher hat man noch die Möglichkeit, über das Plattdeutsche das Englische sozusagen heimzuholen, und dann macht es keinen Unterschied, ob ich sage, dat is ein schietwetter, oder that is a shitty weather (das "that" wird ja durchaus auch von manchem Nativespeaker als "dat" interpretiert). Die Sprache ist im Kern die gleiche, nur die Sprachgewohnheiten sind unterschiedlich. Warum sollte ich also mein deutsches Englisch nicht selbstbewusst benutzen, ohne nach jedem Satz ängstlich zu fragen: Habe ich das jetzt richtig gemacht? Anything goes und falsch ist nur das verschämte Schweigen, sowie fehlerhafte Lehnwörter. Ich sag nur "Handy". Das ist peinlich, nicht eine kreative Aussprache von Iron.
 
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Wie auch immer, benutzen wir unser easy english, denn es gibt mehr fremdsprachliche Englischsprechende als muttersprachliche, trauen wir uns doch, Englisch angstfrei zu benutzen.
Genau so. Just tell it like it is, dont care for grammatics and shit ...
 
Ach, eines noch: "Iron" wird genauso ausgesprochen wie "Eisen", nur daß das s verschluckt wird. Kein Wunder, handelt es sich doch um dasselbe Wort.
 
Ach, eines noch: "Iron" wird genauso ausgesprochen
Solche Aussagen sind in ihrer Pauschalität schlicht und ergreifend nicht zutreffend!

Es muss klargestellt werden, welches standardisierte Englisch gemeint ist: RP, General American, Standard Scottish, General Australian u.v.a m. Innerhalb einzelner Länder gibt es oft auch noch umfassend beschriebene geographische Varietäten, die zwar nicht "Standard" sind, aber mehr Sprecher haben als das jeweilige Standardenglisch. (RP, das "Queen's English", wird nur von 3% aller Native Speakers als Muttersprache gesprochen, wobei die Queen selbst oft eher Estuary Englisch sprach.)

Verschiedene Standard Englishes sehen verschiedene Aussprachen vor. Hinzu kommt noch, dass die allerwenigsten Muttersprachler tatsächlich ein Standardenglisch sprechen, wie eben auch die allerwenigsten deutschen Muttersprachler Hochdeutsch sprechen: die Standards sind immer nur idealisierte Modelle, die als Vorbild dienen, aber höchst selten realisiert werden. Von daher ist es bestenfalls sinnvoll zu beobachten, wie eine randomisierte Stichprobe von Muttersprachlern aus einer Region das aussprechen, um dann feststellen zu können, welche Aussprache in dieser Region dominant ist.
 
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Und da letzteres keiner im Alltag macht, kann ich iron mit oder ohne hörbares r sprechen. Welche Freiheit, sein eigener Standard zu sein :)
 
Welche Freiheit, sein eigener Standard zu sein

Du kannst natürlich guten Willen zeigen und dich an einem bestimmten Standard orientieren. Wenn /aɪrn/, dann auch vermutlich auch truck statt lorry, hood statt bonnet und pants statt trousers.

Oder du kümmerst dich nicht um konsequenten Ausdruck und denkst: "Hauptsache, ick wer' vaschtan'n".
 
dont care for grammatics and shit ...
I beg to differ, because ...

Bildschirmfoto 2023-12-13 um 08.46.21.png


Vor knapp 10 Jahren ist ein sehr wertgeschätztes (von vielen seiner Mitbürger verhasstes) Mitglied des ursprünglichen US-Kramer-Forums viel zu früh an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben. Der Mann war nicht nur ein begnadeter Musiker. Er war im Hauptberuf College-Professor für Englisch (im Hauptfach). Er war nur "einfaches" Mitglied zwischen uns allen. Aber in den ersten 10 Jahren (nach der Umstellung von EZ-Board) war dies das wohl best kuratierte Gitarrenforum der Welt. Wie gesagt, viele der "g'schlamperten" native speaker haben ihn gehasst wie die Pest, weil er es einfach nicht ertragen konnte, wie im Internet seine Muttersprache pervertiert wird. Aber jeder hat sich mehr angestrengt und alle haben viel gelernt - nicht nur über Gitarren. Ich habe den Mann innerlich abgefeiert, weil es mir den Magen umdreht, wann immer ich im JCF, TDPRI, The Gear Page oder sonstigen unterwegs bin und mich frage "was will uns der Verfasser damit sagen".

Der obige Sticker war die Signatur des Professors. Find ich gut. Wir sind schließlich keine Barbaren. Grammatik schützt uns alle.
 
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Von daher ist es bestenfalls sinnvoll zu beobachten, wie eine randomisierte Stichprobe von Muttersprachlern aus einer Region das aussprechen, um dann feststellen zu können, welche Aussprache in dieser Region dominant ist
Ich wollte damit sagen dass man nicht vor jeder Aussprache obiges macht.

Und ja, für den Fall, dass man nicht verstanden wird, gibt es Feedback.

Sture Leute wollen gar nicht verstehen. Ein Viertel berlinert noch in Berlin.

Wenn ich in Berlin beim Bäcker um ein Brötchen bitte, muss keiner so tun, als wisse er nicht, was ich meine. Ich bin nicht der erste, der so bestellt. Da muss man nicht auf Schrippe bestehen. Ja, ich weiß, es gibt da noch die Kaiserbrötchen. (und der Bäcker von dem ich da spreche ist eine 100 Prozent- Edeka-Tochter, das hat auch nichts mit Ur-Berliner zu tun.


In Hamburg beim Bäcker gab es Berliner, ich aß einen.
Das wurde tatsächlich abfällig kommentiert: "In Hamburg einen Berliner essen, ts, ts ts."

Ich antwortete freundlich: "In Berlin heißen die übrigens Pfannkuchen."

Dann kam zurück: "Na, wenn's schmeckt."

Also wenn das Beharren auf einer bestimmten Bezeichnung nur dazu dient, seine regionale Schrulligkeit zu zeigen, kann ich drauf verzichten.

Ich werd mir auch nicht merken, dass bei manchen Bäckern die normalen Brötchen "Herzis" heißen oder "Löwis" (wegen Löwenbäcker).
 
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Es gibt offiziell kein "Österreichisch".
Ganz so ist es nicht. Es gibt ein österreichisches Wörterbuch, das vor allem in Schulen verwendet wird:


Darin sind vor allem die Besonderheiten des österreichischen Hochdeutsch enthalten. Zum Beispiel auch "der Polster", "das Jogurt", "die Semmel" usw. Außerhalb der Hochsprache hat jedes Bundesland seinen eigenen Dialekt (Mundart). Mit Ausnahme des Vorarlbergischen unterscheiden sich die anderen Dialekte weniger in den Wörtern als in der Aussprache.

Im Unterschied zum Duden, schafft das österreichische Wörterbuch das generische Maskulinum nicht ab: https://www.derstandard.at/story/2000124706827/woerterbuch-herausgeberin-eine-feigenblattdiskussion
 
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Anhang anzeigen 920457

Vor knapp 10 Jahren ist ein sehr wertgeschätztes (von vielen seiner Mitbürger verhasstes) Mitglied des ursprünglichen US-Kramer-Forums viel zu früh an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben. Der Mann war nicht nur ein begnadeter Musiker. Er war im Hauptberuf College-Professor für Englisch (im Hauptfach). Er war nur "einfaches" Mitglied zwischen uns allen. Aber in den ersten 10 Jahren (nach der Umstellung von EZ-Board) war dies das wohl best kuratierte Gitarrenforum der Welt. Wie gesagt, viele der "g'schlamperten" native speaker haben ihn gehasst wie die Pest, weil er es einfach nicht ertragen konnte, wie im Internet seine Muttersprache pervertiert wird. Aber jeder hat sich mehr angestrengt und alle haben viel gelernt - nicht nur über Gitarren. Ich habe den Mann innerlich abgefeiert, weil es mir den Magen umdreht, wann immer ich im JCF, TDPRI, The Gear Page oder sonstigen unterwegs bin und mich frage "was will uns der Verfasser damit sagen".

Der obige Sticker war die Signatur des Professors. Find ich gut. Wir sind schließlich keine Barbaren. Grammatik schützt uns alle.
Meine Frau konnte auch immer sehr gut die englische Grammatik. Jedesmal, wenn wir im Ausland waren, habe ich dann die englische Konversation übernommen, und hinterher hatte sie mir meine Grammatikfehler aufgelistet. Ich sagte nur, fang du erst mal an zu sprechen, die Grammatik kommt später. Grammatik ist für Muttersprachler und Profis, die anderen wollen nur verstanden werden können, Nach meinen Erfahrungen gibt es allerdings nur sehr wenige absolute Fehler im Englischen, da fast alles, was gesagt werden kann, in dem einen oder anderen der Idiome auch so benutzt wird. Was war ich erstaunt, als ich Jane Austen las, und dort mir immer wieder typisch deutsche Satzstellungen begegneten, die mir jeder Englischlehrer wegkorrigiert hätte!

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Grammatik ist für Muttersprachler

Wie gesagt, viele der "g'schlamperten" native speaker haben ihn gehasst wie die Pest

Was soll ich sagen, ... genau um die ging es mir. Es ist eine Sache, wenn ein Deutscher sich durch ein englischsprachiges Forum radebrecht (oder vice versa). Wenn der durchschnittliche US-amerikanische Muttersprachler seine Schriftsprache kaum beherrscht und über den aktiven Wortschatz eines Zweitklässlers verfügt, darf man sich schon mal wundern.
 
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Wenn ich als Deutscher Englisch spreche, versuche ich nicht mehr, meinen Akzent zu verbergen. Ich spreche, wie mir der Schnabel gewachsen ist, authentisch und so flüssig, wie ich es eben vermag. Wenn ich verstanden werde, habe ich alles richtig gemacht.
Das ist ja auch kein Problem: Selbst starker deutscher Akzent mag zwar lustig klingen, ist aber dennoch ziemlich gut verständlich (mit etwas gutem WIllen). Da ist ein starker französischer Akzent schon schwieriger.

Aber: Natürlich kommt es in erster Linie darauf an, sich verständigen zu können. Wenn man jedoch (zurück zur Musik) Texte in einer Sprache verfasst, die man nicht ansatzweise beherrscht, wird's irgendwann blöd.

Wenn man englische Lieder nur nachsingt, wird man allerdings keine der hier beschreibenen Grammatikfehler machen (der Text ist ja vorgegeben).
Deutscher Akzent wirkt nicht unbedingt attraktiv, franzsösischer oder italienischer Akzent wird hingegen eher als charmant eingestuft.

Rudi Carrell hat bewusst seinen niederländischen Akzent als Markenzeichen genutzt, obwohl er auch hätte "besser" sprechen können. Wenn Gilbert Bécaud auf Deutsch sang, wäre es ohne französischen Einschlag nur halb so schön gewesen.

Selbst in der eigenen Sprache hört man in der Regel, dass ein Schotte ein Schotte ist oder ein Bayer ein Bayer. Aber das ist doch völlig normal und in Ordnung.

Viele Grüße
Torsten
 
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Okay liebe Threadbeteiligte, mal davon abgesehen, dass der Thread von Anfang an eher fraglich was mit Gesangstheorie zu tun hatte, tun sich offenbar die meisten schwer auch nur irgendwie den Bezug zu Gesang hinzubekommen, ja nicht mal zum Thema Aussprache. Und manche nehmen den Thread zum Anlass ihre gesellschaftspolitischen Einstellungen zum Thema Sprache kundzutun und zu diskutieren, obwohl seit Jahren bekannt ist, dass diese Art von Diskussion im Musiker-Board nicht mehr erlaubt ist.
Und zu dem Thema mit Gesangsbezug wurde auch bereits genug geschrieben.

Daher Danke, reicht jetzt, sorry, aber Thema ist hiermit geschlossen!
 
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