omnimusicus
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Der Hotone Britwind ist ein kleiner kompletter Amp in Pedalgröße. Dieses kleine Amp-Format hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, da gibt es ja inzwischen eine gute Auswahl.
Der Britwind ist Teil einer "Legacy"-Serie von kleinen analogen Transistor-Amps, die jeweils einen speziellen Amp imitieren und ursprünglich nur eine kleine Endstufe mit 5 Watt enthalten. Der Britwind ist eine zweikanalige Version davon, der im ersten Kanal einen AC30, im zweiten Kanal einen Marshall Plexi imitiert und zusätzlich auch gleich eine Endstufe mit 75 Watt und ein Hallgerät eingebaut hat.
Also eine "ausgewachsene" Version der kleinen Übungsamps.
Das Gehäuse ist aus Metall und alles ist recht stabil und robust aufgebaut.
Man sieht die Regler und im Inneren fünf kleine rote LEDs, die glühende Röhren optisch nachempfinden sollen. Diese inneren LEDs gehen sogar erst mit einer kurzen Verzögerung langsam an. Da hat jemand viel Spaß am Detail gehabt ...
Ich war auf der Suche nach einem Bodentreter, der einen Sound grob in der Richtung AC30 hinbekommt, der mit wenig Gain schön perlig und sehr haptisch klingt. Etwas bildhaft muß das für mich klingen wie ein frischer Apfel, der beim Reinbeißen knackt.
Ich hatte selbst einen alten Vox AC30 und gefallen hatte mir das dynamische Ansprechen. Nur durch den reinen Anschlag geht es durchgängig von clean bis zerrig.
Viele digitale Modeller bieten zwar ein AC30-Modell, die haben mich aber selten überzeugt. Entweder klingt's mir zu schrill oder zu sehr zugedeckt.
Testaufnahmen von Hotone hatten mich sensibilisiert und ich hatte schon auf die kleine 5-Watt-Version geschielt, als ich dann von der größeren Version erfuhr, die ich viel praxisnaher fand. Zufällig kam ich an einen B-Stock und den habe ich nun hier.
Auf eine Bühne hat es der Britwind bei mir aber noch nicht geschafft. Dafür hat er dann doch ein paar für mich relevante Einschränkungen.
Insgesamt schwanke ich bei diesem Gerät zwischen "Wunderkiste" und "vertaner Chance".
Gekauft habe ich den "Britwind" schon vor ein paar Jahren. Aktuell scheint er nicht mehr hergestellt zu werden. Es gibt derzeit noch die Version "Mojo Attack" , die einen Fender Amp und einen Rectifier vereint. Hotone hat sich mehr auf die Digitalmodeller konzentriert (Ampero).
Der Sound
Kanal A, der AC30-Kanal, hat mich tatsächlich überzeugt und habe ihn schon öfters im Proberaum und in kleinen Studios eingesetzt. Ob er jetzt nach einem AC30 klingt, ist mir gar nicht mal wichtig. Hautsächlich klingt er einfach gut.
Am besten hören wir mal an, was da so rauskommt.
Ich habe hier ein Soundbeispiel mit Kanal A eingespielt. Eine Gibson Les Paul Studio mit zwei P90, direkt in eine 2x12-Box, mit Mikrophon abgenommen. Der eingebaute Hall ist eingeschaltet.
Aufgenommen habe ich ganz simpel mit Audacity, ohne jegliche klangliche Nachbearbeitung. Bei diesem Sample ist die Gitarre absichtlich recht hell und die (Spiel-)Nebengeräusche deutlich. So macht's mir beim Spielen Spaß. Zuerst etwas Gedudel, alleine. Dann hole ich mir eine Band dazu (Rest einer alten Band-Demo. Was da manchmal klappert ist der Kontrabass).
Ich denke, man kann die dynamische Ansprache des Amps gut hören. Übrigens entstand die Aufnahme im Wohnzimmer bei sehr moderater Zimmerlautstärke. Wäre ich beim Spielen herumgelaufen, könnte man meine Schritte hören.
Parallel zum Mikrophon habe ich auch gleich den symmetrischen DI-Ausgang aufgenommen, ohne Speakersimulation. Zum Vergleich hier ein Teil des ersten Tracks.
Es gibt einen Unterschied zur Aufnahme mit Mikrophon. Das Mikrophon macht den Ton eleganter, aber nutzbar ist das DI-Signal auf jeden Fall.
Der Plexi-Kanal B macht mir persönlich weniger Freude. Er ist mir zu komprimiert und mir fehlt die Frische. Mangels echtem Plexi kann ich aber nicht gut vergleichen. Es ist ok, aber recht warm werde ich nicht damit. Es klingt mir etwas "over the top", mit viel Gain schon geradezu als wär's kaputt. Für manche Stoner-Mucke könnte das vielleicht gut sein. Mit viel Gain wird der Ton gerne etwas schwammig. Für manche Mucke gut, für schnelle Sechzehntel eher weniger.
Hier habe ich etwas mit dem Kanal B aufgenommen, diesmal mit einer Siebensaitigen, aus dem DI-Ausgang.
Zuerst ein paar Takte direkt aus dem Britwind direkt, dann schalte ich dessen Speakersimulation an, danach wieder aus und dafür eine bessere Simulation aus einem Modeller (Mooer GE200) an. Da klingt's dann ganz ordentlich. Ich denke, es wird schnell klar, wo die Umschaltstellen sind - und was von der eingebauten Simulation im Britwind zu halten ist.
Da bei verzerrter Gitarre der Bandkontext wichtig ist, kommt am Ende wieder kurz meine alte Band-Demo zum Einsatz. (Mein Schlagzeuger hatte beim Tempo gewackelt, das hat mich beim Einspielen etwas stolpern lassen)
Bei viel Verzerrung spielt nach meiner Erfahrung der Lautsprecher, oder eben auch eine Simulation, eine größere Rolle als bei cleanem Sound. Das paßt zum Ergebnis hier. Der leichte, kurze Raumhall der Gitarre stammt auch aus dem Mooer GE200. Sonst ist es so trocken.
Handling
Der Britwind ist gutmütig einzustellen und hat sich als problemloser Begleiter erwiesen, um den ich mir keine Sorgen machen muß.
Positive Punkte:
Der Reiz des Britwind ist natürlich, schnell mal einen kompletten Amp im Gigbag mitnehmen zu können. Wenn irgendwo eine Box steht, kann ich mindestens eine Probe gut mitmachen. Und so hat er sich auch schon gut geschlagen. Ich habe auch schon kleine PA-Boxen angeschlossen, wenn nichts anderes da war und das Ergebnis war gut, auch dank der sehr stark greifenden Klangregelung.
Mit mehr Geräten drumherum könnte ich noch mehr rausholen, aber dann nehme ich lieber gleich einen digitalen Modeller mit. Für mich ist gerade die all-in-one Lösung interessant.
Mit Wissen um die Einschränkungen ist der Britwind für mich eine Bereicherung. Mit ein paar kleineren Änderungen wäre er sogar ein Gig-Kandidat.
Mehr Solo-Boost und kürzerer Hall wären meine Hauptpunkte für Änderungen. Jetzt ist es halt ein guter Amp zum proben und für schnelle Aufnahmen zuhause.
Ich habe hier nicht alle Eigenschaften beschrieben. Den Einschleifweg habe ich z.B. nicht beschrieben.
Es gibt in Youtube ein paar Aufnahmen mit dem Britwind, für weitere Details, wer mehr wissen will. Ich nehme aber auch gerne Fragen entgegen
Der Britwind ist Teil einer "Legacy"-Serie von kleinen analogen Transistor-Amps, die jeweils einen speziellen Amp imitieren und ursprünglich nur eine kleine Endstufe mit 5 Watt enthalten. Der Britwind ist eine zweikanalige Version davon, der im ersten Kanal einen AC30, im zweiten Kanal einen Marshall Plexi imitiert und zusätzlich auch gleich eine Endstufe mit 75 Watt und ein Hallgerät eingebaut hat.
Also eine "ausgewachsene" Version der kleinen Übungsamps.
Das Gehäuse ist aus Metall und alles ist recht stabil und robust aufgebaut.
Man sieht die Regler und im Inneren fünf kleine rote LEDs, die glühende Röhren optisch nachempfinden sollen. Diese inneren LEDs gehen sogar erst mit einer kurzen Verzögerung langsam an. Da hat jemand viel Spaß am Detail gehabt ...
Ich war auf der Suche nach einem Bodentreter, der einen Sound grob in der Richtung AC30 hinbekommt, der mit wenig Gain schön perlig und sehr haptisch klingt. Etwas bildhaft muß das für mich klingen wie ein frischer Apfel, der beim Reinbeißen knackt.
Ich hatte selbst einen alten Vox AC30 und gefallen hatte mir das dynamische Ansprechen. Nur durch den reinen Anschlag geht es durchgängig von clean bis zerrig.
Viele digitale Modeller bieten zwar ein AC30-Modell, die haben mich aber selten überzeugt. Entweder klingt's mir zu schrill oder zu sehr zugedeckt.
Testaufnahmen von Hotone hatten mich sensibilisiert und ich hatte schon auf die kleine 5-Watt-Version geschielt, als ich dann von der größeren Version erfuhr, die ich viel praxisnaher fand. Zufällig kam ich an einen B-Stock und den habe ich nun hier.
Auf eine Bühne hat es der Britwind bei mir aber noch nicht geschafft. Dafür hat er dann doch ein paar für mich relevante Einschränkungen.
Insgesamt schwanke ich bei diesem Gerät zwischen "Wunderkiste" und "vertaner Chance".
Gekauft habe ich den "Britwind" schon vor ein paar Jahren. Aktuell scheint er nicht mehr hergestellt zu werden. Es gibt derzeit noch die Version "Mojo Attack" , die einen Fender Amp und einen Rectifier vereint. Hotone hat sich mehr auf die Digitalmodeller konzentriert (Ampero).
Der Sound
Kanal A, der AC30-Kanal, hat mich tatsächlich überzeugt und habe ihn schon öfters im Proberaum und in kleinen Studios eingesetzt. Ob er jetzt nach einem AC30 klingt, ist mir gar nicht mal wichtig. Hautsächlich klingt er einfach gut.
Am besten hören wir mal an, was da so rauskommt.
Ich habe hier ein Soundbeispiel mit Kanal A eingespielt. Eine Gibson Les Paul Studio mit zwei P90, direkt in eine 2x12-Box, mit Mikrophon abgenommen. Der eingebaute Hall ist eingeschaltet.
Aufgenommen habe ich ganz simpel mit Audacity, ohne jegliche klangliche Nachbearbeitung. Bei diesem Sample ist die Gitarre absichtlich recht hell und die (Spiel-)Nebengeräusche deutlich. So macht's mir beim Spielen Spaß. Zuerst etwas Gedudel, alleine. Dann hole ich mir eine Band dazu (Rest einer alten Band-Demo. Was da manchmal klappert ist der Kontrabass).
Ich denke, man kann die dynamische Ansprache des Amps gut hören. Übrigens entstand die Aufnahme im Wohnzimmer bei sehr moderater Zimmerlautstärke. Wäre ich beim Spielen herumgelaufen, könnte man meine Schritte hören.
Parallel zum Mikrophon habe ich auch gleich den symmetrischen DI-Ausgang aufgenommen, ohne Speakersimulation. Zum Vergleich hier ein Teil des ersten Tracks.
Es gibt einen Unterschied zur Aufnahme mit Mikrophon. Das Mikrophon macht den Ton eleganter, aber nutzbar ist das DI-Signal auf jeden Fall.
Der Plexi-Kanal B macht mir persönlich weniger Freude. Er ist mir zu komprimiert und mir fehlt die Frische. Mangels echtem Plexi kann ich aber nicht gut vergleichen. Es ist ok, aber recht warm werde ich nicht damit. Es klingt mir etwas "over the top", mit viel Gain schon geradezu als wär's kaputt. Für manche Stoner-Mucke könnte das vielleicht gut sein. Mit viel Gain wird der Ton gerne etwas schwammig. Für manche Mucke gut, für schnelle Sechzehntel eher weniger.
Hier habe ich etwas mit dem Kanal B aufgenommen, diesmal mit einer Siebensaitigen, aus dem DI-Ausgang.
Zuerst ein paar Takte direkt aus dem Britwind direkt, dann schalte ich dessen Speakersimulation an, danach wieder aus und dafür eine bessere Simulation aus einem Modeller (Mooer GE200) an. Da klingt's dann ganz ordentlich. Ich denke, es wird schnell klar, wo die Umschaltstellen sind - und was von der eingebauten Simulation im Britwind zu halten ist.
Da bei verzerrter Gitarre der Bandkontext wichtig ist, kommt am Ende wieder kurz meine alte Band-Demo zum Einsatz. (Mein Schlagzeuger hatte beim Tempo gewackelt, das hat mich beim Einspielen etwas stolpern lassen)
Bei viel Verzerrung spielt nach meiner Erfahrung der Lautsprecher, oder eben auch eine Simulation, eine größere Rolle als bei cleanem Sound. Das paßt zum Ergebnis hier. Der leichte, kurze Raumhall der Gitarre stammt auch aus dem Mooer GE200. Sonst ist es so trocken.
Handling
Der Britwind ist gutmütig einzustellen und hat sich als problemloser Begleiter erwiesen, um den ich mir keine Sorgen machen muß.
Positive Punkte:
- kleine all-in-one-Lösung
- leicht, paßt in ein Gigbag
- Boxenausgang + Lineout
- Klangregelung sehr effektiv
- Hallgerät eingebaut
- Boost ist nur ein Gain-Boost und reicht als Solo-Boost für mich nicht aus
- die beiden Kanäle liegen klanglich recht weit auseinander
- Speakersimulation für mich unbrauchbar
- Hall hat eine sehr lange Hallfahne und ist nur sehr leise nutzbar
- Brauche ich einen Solo-Boost, fand ich den Boost beim Britwind nicht deutlich genug. Ich brauche hierfür eher einen Volume-Boost. Das ist natürlich immer Geschmackssache und hängt auch von der jeweiligen Musik ab.
Die beiden Kanäle haben klanglich einen recht unterschiedlichen Charakter, das Umschalten zwischen den Kanälen in einem Song gefällt mir nicht. Als Solo-Boost geht das für mich also auch nicht so recht. - Der Hall hat eine so lange Fahne und ist so laut, daß ich ihn immer ganz, ganz leise einstelle, am aller-untersten Teil des Reglerwegs. Immerhin ist ein Hall eingebaut und ich muß nicht nochmal extra ein weiteres Gerät mitnehmen. Nutzbarer wäre für mich allerdings ein deutlich kürzerer Hall.
- Die Endstufe ist mit 75 Watt angegeben, die habe ich aber nie erreichen können. Ich probe mit mittellauten Schlagzeugern, da kam ich mit dem Britwind schnell an die Grenze. Ich habe nicht nachgemessen, gehe aber davon aus, daß diese Endstufe mit normalen Einstellungen einfach nicht ausgereizt wird. Möglicherweise kann man mit einem Hardware-Booster im Effektweg mehr rausholen, das habe ich aber nie ausprobiert.
- Die Speakersimulation ist für mich schon eher als "frech" einzustufen. Das ist einfach ein Filter, der das Signal halt irgendwie mittiger und quäkiger macht. Ein Lautsprecher macht etwas anderes. Ich komme jedenfalls komplett ohne diese Simulation aus. Zum Glück ist die Klangregelung gut.
Interessehalber habe ich rosa Rauschen durch den Britwind geschickt und mit einem Real Time Analyzer angeschaut, wie sich das Rauschen (hellblau) mit der Speakersimulation ändert (rote Farbe). Viel Mühe habe ich mir nicht gegeben, aber man kann auf dem Bild recht klar einen steilen High-cut bei ca. 4 kHz und einen etwas flacheren Low-cut bei 100 Hz sehen. Die leichte rote Überhöhung bei ca. 200 - 300 Hz ist ein Meßfehler, ich wollte aber nicht noch einmal messen
Der Reiz des Britwind ist natürlich, schnell mal einen kompletten Amp im Gigbag mitnehmen zu können. Wenn irgendwo eine Box steht, kann ich mindestens eine Probe gut mitmachen. Und so hat er sich auch schon gut geschlagen. Ich habe auch schon kleine PA-Boxen angeschlossen, wenn nichts anderes da war und das Ergebnis war gut, auch dank der sehr stark greifenden Klangregelung.
Mit mehr Geräten drumherum könnte ich noch mehr rausholen, aber dann nehme ich lieber gleich einen digitalen Modeller mit. Für mich ist gerade die all-in-one Lösung interessant.
Mit Wissen um die Einschränkungen ist der Britwind für mich eine Bereicherung. Mit ein paar kleineren Änderungen wäre er sogar ein Gig-Kandidat.
Mehr Solo-Boost und kürzerer Hall wären meine Hauptpunkte für Änderungen. Jetzt ist es halt ein guter Amp zum proben und für schnelle Aufnahmen zuhause.
Ich habe hier nicht alle Eigenschaften beschrieben. Den Einschleifweg habe ich z.B. nicht beschrieben.
Es gibt in Youtube ein paar Aufnahmen mit dem Britwind, für weitere Details, wer mehr wissen will. Ich nehme aber auch gerne Fragen entgegen
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