Wil_Riker
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Einleitung
Vor etwa einem halben Jahr durfte ich die neueste Auflage von Mackies bekannter Thump Serie unter die Lupe nehmen. Mit der ThumpXT bietet der US-Hersteller eine erweiterte Variante an, die neben einem Bluetooth-Modul zum Audio Streaming und zur App-Steuerung auch die Möglichkeit besitzt, den Gesamtklang via Voicing Modes zu variieren. Die 12" Variante Thump212XT kostet mit knapp unter 500 € (Straßenpreis Stand September 2023) etwa 50 € mehr als die Basisausführung. Lohnt sich der Aufpreis? Da nach meinem Review zur ursprünglichen Thump212 ein befreundeter Verein, bei dem ich die Box während der Testphase eingesetzt habe, diese aufgrund der positiven Eindrücke tatsächlich angeschafft hat, konnte ich hier einen direkten Vergleich ziehen ...Mackie Thump 212XT
Anm.: Die als Thumbnails eingebundenen Fotos öffnen sich durch Anklicken in Vollansicht.
Lieferumfang, technische Daten
Der Karton der Thump212XT enthält neben der Box selbst einen Quick Start Guide sowie das benötigte 1,80 Meter lange Netzkabel. Der martialisch anmutende Panzer steht hierbei für "Built Like A Tank", also Mackies Versprechen bezüglich robuster Verarbeitung.Thump212 und Thump212XT gleichen sich auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen - dies ist nicht weiter verwunderlich, denn die Serie nutzt das gleiche Gehäuse, die gleichen Chassis/Treiber und das gleiche Amp-Modul, so dass auch die Abmessungen 620 x 356 x 356 mm identisch sind. Interessanterweise scheinen die Bluetooth- und DSP-Funktionalitäten auch das Gewicht von jeweils 12,5 kg nicht zu erhöhen . Die integrierte Class-D-Endstufe liefert 1400 Watt Leitung und sorgt für 128 dB von 47 - 20.000 Hz bei einer Schallverteilung von 90° x 60°. Hier zunächst ein Vergleichsfoto der Vorderseiten (mit unterschiedlichen Aufklebern, aber gleichermaßem drehbaren Running Man ).
Die Gehäuseeigenschaften und das Handling unterschieden sich weder in positiver noch in negativer Hinsicht (Stichwort zu letzterer: Fehlende Gummierung an Griffen und Standflächen), deshalb verzichte ich hier auf Fotos und Beschreibung und verweise auf das oben verlinkte Review. Allerdings gibt es eine einzige und wichtige Ausnahme: Die XT ist im Gegensatz zu ihrer Serienschwester (vertikal!) flugtauglich; sie besitzt daher auf der Oberseite zwei passende M10-Flugpunkte zur Aufnahme entsprechender Ringösen - ein dritter Flugpunkt sitzt auf der Gehäuserückseite (Bild siehe weiter unten). Alle Flugpunkte sind ab Werk mit selbstklebenden dünnen Kunststoffplättchen bedeckt, die man erst mit einem Messer o. ä. herauspulen muss (im Bild rechts unten) .
Kommen wir also direkt zum interessanten Part, der Mixersektion mit den Zusatzfunktionen der XT-Version.
Die Mixersektion umfasst die beiden Eingangskanäle, die als XLR-Klinken-Kombination ausgeführt sind - CH1 ist per Taster zwischen Line- und Mikrofonpegel umschaltbar, CH2 ist ein reiner Line In mit parallel nutzbarem Stereoeingang (Miniklinkenbuchse). Und auch der via Bluetooth zugespielte Signal liegt hier parallel an, was zunächst etwas verwirrend erscheinen mag, da Kanal 2 dann dreifach genutzt wird und die Lautstärkeverhältnisse an den Zuspielgeräten selbst eingestellt werden müssen. Immerhin besitzt die Thump212XT somit aber bis zu vier Signaleingänge .
Die Gain Regler sind griffig und besitzen einen Rastpunkt an der 12-Uhr-Position. Oberhalb des Potis für die Gesamtlautstärke signalisiert eine rote LED "Overload", d. h. hier greift dann der integrierte Limited ein, um Signalübersteuerungen einzudämmen (zusätzlich besitzt die XT zum Eigenschutz auch noch einen Subsonic Filter sowie eine Thermosicherung). Unterhalb des Reglers befindet sich der Thru-Ausgang zum Weiterschleifen des Summensignals an eine weitere Box.
Ebenfalls von Serienschwester geerbt hat die XT das Music Ducking und den Feedback Eliminator. Ersteres senkt den Pegel von CH2 ab, wenn ein Mikrofonsignal an CH1 anliegt, und letzteres verhindert durch intelligentes und automatisches Setzen von bis zu 6 Notch-EQs, dass unschöne Rückkopplungen entstehen (dies funktioniert auch recht wirkungsvoll - siehe das vorherige Review).
Neu sind hingegen der Outdoor Mode, der den Frequenzgang der Box bei Einsätzen im Freien modifiziert (wie genau, darüber schweigt sich Mackie leider aus), sowie die Möglichkeit, die Front LED zu deaktivieren. Das jeweils aktivierte Feature wird übrigens durch die grüne Beleuchtung des entsprechenden Tastschalters visualisiert.
Die generelle Klangcharakteristik, also der Master EQ, lässt sich über die Funktion Voicing Modes einstellen. Der ausgewählte Punkt wird über die entsprechende LED angezeigt, und der zugehörige Frequenzgang ist auf der Rückseite der Box unter der Mixersektion aufgedruckt:
- Music: Lt. Handbuch am besten für eine ausgewogene Wiedergabe geeignet, auch bei hohen Lautstärken. Eine leichte "Badewannen-Loudness-Kurve" ist vorhanden - dies entspricht dem typischen modernen "Mackie-Klang".
- Live: Lt. Diagramm die linearste Einstellung, allerdings bei reduzierter Basswiedergabe. Mackie empfiehlt sie für Singer/Songwriter-Einsätze.
- Club: Im Vergleich zu Music noch stärker betonte Bässe und Höhen, quasi "DJ-Modus".
- Mon: Zum Einsatz der Thump212XT als Bodenmonitor/Wedge prädestiniert: Rumpelfrequenzen und Bässe werden reduziert (Stichwort: Bodenkopplung).
Sollte sich die Thump212XT einmal "verschluckt" haben, gibt es durch gleichzeitiges Drücken und Halten der Tasten Voicing Modes und Outdoor Mode die Möglichkeit, einen Hard Reset auszulösen.
Traditionell werden im Handbuch auch wieder ein paar spezielle Features beschrieben - siehe Seite 13 im Handbuch (Fan Control etc. ).
Thump Connect 2
Bevor wir zur App kommen, schauen wir uns doch erstmal die generelle Bluetooth-Funktionalität an, denn auch ohne App kann man Musik zu einer oder zwei Mackie Thump XT(s) streamen. Zum erstmaligen Einleiten der Verbindung ("Pairing") mit einem Gerät drückt und hält man die Pair-Taste für 3 Sekunden. Die zugehörige blaue LED fängt dann an zu blinken, und die Box kann auf dem Mobilgerät ausgewählt werden. Ist die Herstellung der Verbindung erfolgt, leuchtet die LED dauerhaft. Bekannte Geräte werden automatisch verbunden (wenn man das nicht in der App deaktiviert, s. u.).Mit Hilfe der Link-Funktion lassen sich zwei Thump XT Boxen zu einem Stereo- oder Zonensystem verbinden, in dem man bei der ersten Box die entsprechende Taste drückt und hält, bis sie blinkt, und dann bei der zweiten Box kurz drückt. Ohne App sind beide Boxen dann im Stereobetrieb verbunden; zu beachten ist, dass hier nur das per Bluetooth zugespielte Signal auch auf der zweiten Box wiedergegeben wird, nicht aber per Kabel angeschlossene Mikrofone, Instrumente o. ä.
Für die weitergehende Steuerung/Konfiguration hat Mackie der ursprünglich für die Thump GO entwickelten App auch die Funktionalität der Bedienung der Thump XT-Serie spendiert. Generell gibt es tatsächlich zu jeder Mackie Box eine separate App und keine universelle Mackie App, was Vor- und Nachteile hat, auch wenn die Bedienung der unterschiedlichen Lautsprecher im wesentlichen identisch funktioniert. Thump Connect 2 ist ab iOS 12.0 bzw. Android 6.0 lauffähig und damit auch kompatibel zu vielen älteren Smartphones und Tablets :
https://apps.apple.com/us/app/mackie-thump-connect-2/id1585895425#?platform=iphone
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mackie.mackiethumpconnect2&hl=de_DE&gl=DE
Nach dem Start der App, der übrigens auch im Demo-Modus ohne vorhandene Thump gelingt , wird der Mixer mit den beiden Inputs und dem Output angezeigt. Achtung, die App ist auf Hochformat ausgelegt, d. h. die Anzeige dreht sich nicht automatisch beim Drehen des Smartdevices mit.
Anliegender Pegel wird angezeigt, und die Fader der Kanalzüge lassen sich anfassen und auf die gewünschte Position ziehen. Mit Hilfe der Mute-Buttons lassen sich alle Kanäle durch einen einzigen Tipp stummschalten. Direkt erreichbar sind auch die Auswahl des Speaker Voicings sowie das Schalten des Outdoor Modes.
Ein Klick auf Advanced öffnet das Fenster mit den erweiterten Einstellungen:
- Auto-Connect: Automatisches Verbinden mit einer bereits bekannten Bluetooth-Quelle
- Auto-Link: Automatisches Verbinden mit einer bekannten zweiten Thump XT
- Front LED: siehe oben
- Feedback Eliminator: siehe oben
- Music Ducking: siehe oben
- Custom EQ: Einstellen eines rudimentären 2-Band-Master-EQs (80 Hz und 6,5 kHz) zur zusätzlichen Veränderung der Klangcharakteristik
- Load Snapshot: Laden/Speichern bestimmter Setups
- About: Links zum Online-Angebot von Mackie bzw. Versionsinformationen zum verbundenen Gerät
Über Speaker Link lassen sich zwei Thump XTs koppeln, und hier ist auch anders, als über das Bedienelement an der Box selbst, möglich zu bestimmen, ob die beiden Thumps das zugespielte Bluetooth-Signal in Stereo-Konfiguration (L/R) wiedergeben, oder ob das Signal zu einer Monosumme zusammengefasst und gleichermaßen über beide Boxen abgespielt wird (Zone Mode). Für ersteres kann man über Switch L/R linke und rechte Seite mit einem einfachen Klick tauschen.
Nun aber genug der Theorie, lassen wir die Thump212XT für sich selbst sprechen!
Praxistest, Fazit
Netzkabel angeschlossen und Schalter umgelegt, zunächst ohne angeschlossene Signalquelle: Nach etwa x Sekunden und einem leichten Knacksen hört man ein leichtes Rauschen des Hochtöners, und die Thump212XT ist betriebsbereit. Danach stöpsele ich mein MacBookPro via Miniklinkenkabel an CH2 an und schleife das Signal über die Thru-Buchse an die Nicht-XT-Variante weiter: Im Basis-Setup Music kann ich keine Klangunterschiede feststellen, also bestätigt sich der gute Eindruck, den ich bereits im vorherigen Review gewonnen hatte .Beim Durchschalten der weitern Voicing Modes zeigt sich, dass diese praxistauglich die Klangcharakteristik der XT beeinflussen, wobei mir für das Live-Setup eine weitere Anwendung in den Sinn kommt, nämlich den Anschluss eines Subwoofers - mangels passenden Exemplars (meine beiden Seeburg G Sub 1201 dp+ passen da nicht wirklich ).
Club klingt mir übrigens fast schon zu wuchtig, wobei ich es erstaunlich finde, was man mittels DSP aus einem 12"-Tieftöner herausholen kann . Allerdings setzt der Limiter dem Kitzeln in der Magengrube dann zum Schutz der Box doch recht bald ein Ende.
Als Bodenmonitor macht die Thump im Setup Mon eine recht gute Figur - davon überzeuge ich mich sowohl mit Akkordeon und Steirischer Harmonika, die beide direkt an CH2 angeschlossen werden (ersteres mit dem Rumberger TA3000X, letztere mit 2x AKG C416 plus B29 L Speiseadapter). Trotz jeweils kräftiger Helikonbässe rumpelt hier nichts, d. h. die Absenkungen, die Mackie getroffen hat, sind absolut praxisgerecht .
Music Ducking und Feedback Eliminator hatte ich schon näher im Review zur ursprünglichen Thump beleuchtet und lasse ich deshalb hier direkt aus, nicht aber das interessante zusätzliche Feature: Das Bluetooth Pairing ist einfach eingeleitet, und das Herstellen der Verbindung dauert mit meinem iPhone SE 2022 nur wenige Sekunden. Die Zuspielung des Signals erfolgt zuverlässig und in guter Audioqualität; bei freier Sichtverbindung bricht das Signal erst nach 15 Metern ab, was für die üblichen Einsatzzwecke vermutlich ausreichen sollte. Die Bedienung über Thump Connect 2 funktioniert ebenso problemlos und "smooth"; erfahrungsgemäß werden auch Firmware-Updates hierüber eingespielt, sofern verfügbar.
Ein interessanter Praxistest ergab sich für den Outdoor Mode, da ich bei einer Veranstaltung eine Moderationsstelle für einen Festzug zu bestücken hatte und hierbei einfaches Plug and Play gefordert war, da ich währenddessen nicht persönlich vor Ort sein konnte: Die Box wurde auf Live und Outdoor voreingestellt, der Feedback Eliminator aktiviert sowie an CH1 ein Beyerdynamic TG-X58 angeschlossen - so konnte eine gute Sprachverständlichkeit im geforderten Bereich rund um den Standort erreicht werden .
Die Mackie Thump212XT bestätigt die guten Eindrücke der Nicht-XT-Variante; ich würde sogar einen Schritt weitergehen: Durch die Zusatzfunktionen, die lediglich einen geringen Aufpreis im Vergleich zur Basisversion kosten, gibt es keinen Grund, hier nicht direkt die XT zu wählen. Vergleicht man die Thumps, die Mackie (anfangs noch als Tapco) über all die Jahre vorgestellt hat, ist die aktuelle Serie meiner Meinung nach klanglich und ausstattungstechnisch deutlich der Anfängerserie entwachsen und durch die universelle Praxistauglichkeit längst kein Geheimtipp mehr - gleichzeitig aber bei einem Preis, der speziell Einsteiger nicht abschrecken dürfte. Ein Pärchen für knapp unter 1000 € dürfte für Proberaum und kleine Gigs erschwinglich sein, und wenn eine einzelne Box als Edel-Ghettoblaster oder Verstärker für Solokünstler reicht, erhält man für weniger als 500 € einen nicht minder attraktiven Gegenwert.