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Vorbemerkung: es gibt hier bereits ein 40th Anniversary Jazzmaster Review, allerdings bezieht sich dieses auf die „Gold Edition“, meines auf die „Vintage Edition“. Diese unterscheidet sich außer optisch vor allem durch das Ahorngriffbrett mit Doteinlagen.
Eigentlich brauche ich keine Gitarre, ich bin inzwischen gut ausgestattet. Aber dann fällt im Urlaub mein Blick auf die Squier 40th Anniversary Jazzmaster – nachdem das Jubiläumsjahr vorbei ist, wird sie bei Thomann um knapp unter € 300,- verschleudert. Der Listenpreis lag ursprünglich bei über € 500,-, wenn ich mich recht erinnere, Ladenpreis bei mindestens € 400,-
Ich kann mich nicht zurückhalten und schlage zu. Nach drei Tagen halte ich sie in meinen Händen.
Kurz die Specs: Pappelkorpus, Ahornhals- und Griffbrett, Knochensattel, geagte Hardware, eloxiertes Aluschlagbrett, Fender designed Pus, non locking Trem.
Die Verarbeitung ist bei meiner wirklich makellos. Kein Lackfehler, keine Bearbeitungsspuren. Das Design ist eigenwillig: der Korpus in mattem Surf Green lackiert, dazu das eloxierte goldene Aluschlagbrett und die durch eigenwilliges Aging mattgraue Hardware (Das Trem sieht aus, als wäre man mit einer groben Drahtbürste drübergegangen – ich hab noch nie gesehen, dass Chrom so altert). Überraschenderweise gefällt mir diese Kombination trotzdem ziemlich gut. Kurz zum Korpusholz: Pappel wird von einigen sehr abgelehnt. Ich hatte in der Vergangenheit schon zwei Fender Strats aus Pappel, eine war furchtbar, die andere ziemlich gut. Nach meinem Eindruck hatte das vor allem mit Hardware und Pickups zu tun und weniger mit dem Holz. Es schreckte mich also nicht ab
Die Saiten sind schon rostig und die Halseinstellung so, dass alles scheppert und serienweise Deadspots auf der hohen e Saite auftreten. Die Gitarre wurde zwar laut beiliegendem Kärtchen angeblich durchgecheckt und eingestellt, lag allerdings jetzt auch gute eineinhalb Jahre im Karton.
Die Rostsaiten müssen sowieso runter, dabei konnte ich die mir noch unbekannte rustikale Jazzmaster Brückenkonstruktion kennenlernen. Die Bridge steht lose in den Hülsen, um mit dem Trem mitgehen zu können, kann in der Höhe aber nur verstellt werden, wenn man sie abnimmt und von unten die Beinchen länger schraubt. Das gibt ein ziemliches hin und her, weil man ja immer wenigstens eine Saite wieder spannen muss, um zu testen. Durch zusätzliches Nachstellen des Halses schlussendlich eine gute Saitenlage erreicht, jetzt hat die Gitarre auch ein gewisses Sustain. Die Brücke rappelt auch nicht während des Spielens. Den langen Tremoloarm einzustecken erfordert einiges an Kraftaufwand, dann sitzt er aber wirklich gut und fest. Durch seine Länge kann man ihn im Sitzen nicht wie gewohnt nach unten wegdrehen. Das Trem kann man nicht wie beim Original feststellen – das wäre ein schönes Extra gewesen.
Der Pickup Wahlschalter hatte bereits nach drei Tagen einen lästigen Wackelkontakt. Die Abnahme des Schlagbrettes ist auf Grund der komplexen Verdrahtung mit den zwei Schaltkreisen etwas heikel und prompt hat sich ein Kontakt gelöst. Der PU Schalter war schnell „repariert“, da musste ich nur die Schleifblättchen ein wenig hinbiegen, beim losen Kabel mußte ich mir erst einen Schaltplan besorgen, um zu sehen, wo ich ihn wieder anlöten muss. Auch das war bald erledigt, aber da merkt man doch, dass es wir hier schon noch unterhalb der Mittelklasse unterwegs sind. Bei der Gelegenheit auch gesehen, dass es sich um die Squier-üblichen kleinen Pots und günstigen Kabel handelt. Eine Neuverdrahtung mit guten Bestandteilen würde hier sicher eine Menge bringen, allerdings wäre das doch eine recht aufwendige Aufgabe – vielleicht in Zukunft irgendwann einmal.
Der Hals ist nur dünn lackiert, liegt sehr gut in der Hand und läßt sich super bespielen (ich liebe Ahorngriffbretter). Die Bünde sind nicht poliert aber gut abgerichtet, keine scharfen Bundenden und jetzt auch keine Deadspots mehr. Das eigentlich sehr simpel aufgebaute Trem arbeitet überraschend gut und verstimmt sich bei moderatem Gebrauch nicht (jedenfalls nicht gleich). Die Kluson-artigen Tuner laufen gut und gleichmäßig und halten die Stimmung recht gut. Der Knochensattel ist gut gekerbt, allerdings passt ein Satz 9er Saiten so gerade noch hinein. Von den Hybridsaiten, die ich auf Lager habe, werden da möglicherweise die tieferen schon ein wenig klemmen.
Sound: Sie klingt wirklich eigenwillig. Schon typisch Fender, aber hier kommen durch die konstruktionsbedingt leicht mitschwingenden langen Saitenenden zwischen Brücke und Tremoloaufhängung zusätzliche Frequenzen dazu. Am ehesten erinnert der Bridge PU ein wenig an eine Telecaster, die anderen Stellungen bieten ganz eigenständige Klänge. Der Hals PU hat zu den weiter vorhandenen Mitten und Höhen ein gutes Bassfundament, die Zwischenstellung klingt großartig. Im Rhythmus Modus mit seinem eigenen Schaltkreis verschwinden einige Mitten, hier ist erkennbar, wie Leo Fender die Jazzgitarristen (vergeblich) ansprechen wollte. Mit der eigenen Tonblende geht es auch in sehr dumpfe Gefilde. Insgesamt tatsächlich sehr gut für dezente Rythmusgitarre geeignet, während die Lead Sounds in allen drei Schalterstellungen sehr durchsetzungsfähige Solosounds anbieten.
Höhenverstellung der Pickups verändert den Klang deutlich, hier zahlt sich Experimentieren aus
Grundsätzlich liegen ihre Stärken in meinen Ohren im Bereich Clean bis dezentem Overdrive. Das Attack ist beeindruckend, die JM hält beim Twang mit allen Telecasters, die ich bisher in der Hand hatte, mit. Sustain .. ist vorhanden, aber hier muss sie sich hinter Strat und Tele anstellen.
Man muss schon wirklich ein wenig um den guten Ton kämpfen und sie ist gnadenlos bei Fehlern, es zahlt sich aber aus.
Bei stärkerer Verzerrung treten die Obertöne der samt Trem mitschwingenden Saitenenden hinter der Bridge für mich zu stark hervor, das ergibt ein etwas chaotisches Klangbild. J.Mascis mag das z.B., ich persönlich nicht so.
Direktvergleich mit Stratocaster (Am Pro II): die Strat kling deutlich moderner, „kultivierter“ und differenzierter, aber die eigenwilligen JM Sounds haben auch etwas. Jedenfalls ist die Jazzmaster höhenlastiger und direkter, klingt im Vergleich bodenständig und sehr vintagemäßig – verdient also ihren Namen
Direktvergleich mit Baja Telecaster: die Baja ist auf Grund der overwound PUs nicht das größte Twangmonster, bietet aber doch einiges davon, mit der Jazzmaster kann sie da aber nicht mit. Am Steg kommen sich die beiden einigermaßen nahe, in den anderen Stellungen unterscheiden sie sich sehr. Die Tele ist runder, wärmer und auch etwas differenzierter.
Sowohl Strat wie auch Tele verfügen über ein deutlich breiteres und differenzierteres Klangspektrum und verzeihen Spielfehler auch im Cleanbereich etwas mehr als die Jazzmaster. Dafür bietet die Jazzmaster absolut eigenwillige Klänge, die mir sehr gut gefallen, vor allem in Hals- und Mittelstellung.
Fazit: Diese Jazzmaster bietet eigenständige Sounds und verlangt präzises und gut temperiertes Spielen. Ich glaube, ich werde davon auch auf meinen anderen Gitarren profitieren, es ist sicher meine herausforderndste Gitarre – was nicht an der Verarbeitung liegt. Diese ist nämlich wirklich gut – dem ursprünglichen Listenpreis durchaus angemessen. Für unter € 300,- ist sie wirklich ein Schnäppchen. Auch optisch präsentiert sie sich sehr eigenwillig, aber durchaus attraktiv.
Trotz einiger Schwächen vor allem in der Elektrik eine schöne Ergänzung in meinem Fuhrpark. Die bleibt einmal.
Leider hab ich keine sinnvolle Möglichkeit für Aufnahmen, aber im Netz gibts ausreichend Soundbeispiele
Eigentlich brauche ich keine Gitarre, ich bin inzwischen gut ausgestattet. Aber dann fällt im Urlaub mein Blick auf die Squier 40th Anniversary Jazzmaster – nachdem das Jubiläumsjahr vorbei ist, wird sie bei Thomann um knapp unter € 300,- verschleudert. Der Listenpreis lag ursprünglich bei über € 500,-, wenn ich mich recht erinnere, Ladenpreis bei mindestens € 400,-
Ich kann mich nicht zurückhalten und schlage zu. Nach drei Tagen halte ich sie in meinen Händen.
Kurz die Specs: Pappelkorpus, Ahornhals- und Griffbrett, Knochensattel, geagte Hardware, eloxiertes Aluschlagbrett, Fender designed Pus, non locking Trem.
Die Verarbeitung ist bei meiner wirklich makellos. Kein Lackfehler, keine Bearbeitungsspuren. Das Design ist eigenwillig: der Korpus in mattem Surf Green lackiert, dazu das eloxierte goldene Aluschlagbrett und die durch eigenwilliges Aging mattgraue Hardware (Das Trem sieht aus, als wäre man mit einer groben Drahtbürste drübergegangen – ich hab noch nie gesehen, dass Chrom so altert). Überraschenderweise gefällt mir diese Kombination trotzdem ziemlich gut. Kurz zum Korpusholz: Pappel wird von einigen sehr abgelehnt. Ich hatte in der Vergangenheit schon zwei Fender Strats aus Pappel, eine war furchtbar, die andere ziemlich gut. Nach meinem Eindruck hatte das vor allem mit Hardware und Pickups zu tun und weniger mit dem Holz. Es schreckte mich also nicht ab
Die Saiten sind schon rostig und die Halseinstellung so, dass alles scheppert und serienweise Deadspots auf der hohen e Saite auftreten. Die Gitarre wurde zwar laut beiliegendem Kärtchen angeblich durchgecheckt und eingestellt, lag allerdings jetzt auch gute eineinhalb Jahre im Karton.
Die Rostsaiten müssen sowieso runter, dabei konnte ich die mir noch unbekannte rustikale Jazzmaster Brückenkonstruktion kennenlernen. Die Bridge steht lose in den Hülsen, um mit dem Trem mitgehen zu können, kann in der Höhe aber nur verstellt werden, wenn man sie abnimmt und von unten die Beinchen länger schraubt. Das gibt ein ziemliches hin und her, weil man ja immer wenigstens eine Saite wieder spannen muss, um zu testen. Durch zusätzliches Nachstellen des Halses schlussendlich eine gute Saitenlage erreicht, jetzt hat die Gitarre auch ein gewisses Sustain. Die Brücke rappelt auch nicht während des Spielens. Den langen Tremoloarm einzustecken erfordert einiges an Kraftaufwand, dann sitzt er aber wirklich gut und fest. Durch seine Länge kann man ihn im Sitzen nicht wie gewohnt nach unten wegdrehen. Das Trem kann man nicht wie beim Original feststellen – das wäre ein schönes Extra gewesen.
Der Pickup Wahlschalter hatte bereits nach drei Tagen einen lästigen Wackelkontakt. Die Abnahme des Schlagbrettes ist auf Grund der komplexen Verdrahtung mit den zwei Schaltkreisen etwas heikel und prompt hat sich ein Kontakt gelöst. Der PU Schalter war schnell „repariert“, da musste ich nur die Schleifblättchen ein wenig hinbiegen, beim losen Kabel mußte ich mir erst einen Schaltplan besorgen, um zu sehen, wo ich ihn wieder anlöten muss. Auch das war bald erledigt, aber da merkt man doch, dass es wir hier schon noch unterhalb der Mittelklasse unterwegs sind. Bei der Gelegenheit auch gesehen, dass es sich um die Squier-üblichen kleinen Pots und günstigen Kabel handelt. Eine Neuverdrahtung mit guten Bestandteilen würde hier sicher eine Menge bringen, allerdings wäre das doch eine recht aufwendige Aufgabe – vielleicht in Zukunft irgendwann einmal.
Der Hals ist nur dünn lackiert, liegt sehr gut in der Hand und läßt sich super bespielen (ich liebe Ahorngriffbretter). Die Bünde sind nicht poliert aber gut abgerichtet, keine scharfen Bundenden und jetzt auch keine Deadspots mehr. Das eigentlich sehr simpel aufgebaute Trem arbeitet überraschend gut und verstimmt sich bei moderatem Gebrauch nicht (jedenfalls nicht gleich). Die Kluson-artigen Tuner laufen gut und gleichmäßig und halten die Stimmung recht gut. Der Knochensattel ist gut gekerbt, allerdings passt ein Satz 9er Saiten so gerade noch hinein. Von den Hybridsaiten, die ich auf Lager habe, werden da möglicherweise die tieferen schon ein wenig klemmen.
Sound: Sie klingt wirklich eigenwillig. Schon typisch Fender, aber hier kommen durch die konstruktionsbedingt leicht mitschwingenden langen Saitenenden zwischen Brücke und Tremoloaufhängung zusätzliche Frequenzen dazu. Am ehesten erinnert der Bridge PU ein wenig an eine Telecaster, die anderen Stellungen bieten ganz eigenständige Klänge. Der Hals PU hat zu den weiter vorhandenen Mitten und Höhen ein gutes Bassfundament, die Zwischenstellung klingt großartig. Im Rhythmus Modus mit seinem eigenen Schaltkreis verschwinden einige Mitten, hier ist erkennbar, wie Leo Fender die Jazzgitarristen (vergeblich) ansprechen wollte. Mit der eigenen Tonblende geht es auch in sehr dumpfe Gefilde. Insgesamt tatsächlich sehr gut für dezente Rythmusgitarre geeignet, während die Lead Sounds in allen drei Schalterstellungen sehr durchsetzungsfähige Solosounds anbieten.
Höhenverstellung der Pickups verändert den Klang deutlich, hier zahlt sich Experimentieren aus
Grundsätzlich liegen ihre Stärken in meinen Ohren im Bereich Clean bis dezentem Overdrive. Das Attack ist beeindruckend, die JM hält beim Twang mit allen Telecasters, die ich bisher in der Hand hatte, mit. Sustain .. ist vorhanden, aber hier muss sie sich hinter Strat und Tele anstellen.
Man muss schon wirklich ein wenig um den guten Ton kämpfen und sie ist gnadenlos bei Fehlern, es zahlt sich aber aus.
Bei stärkerer Verzerrung treten die Obertöne der samt Trem mitschwingenden Saitenenden hinter der Bridge für mich zu stark hervor, das ergibt ein etwas chaotisches Klangbild. J.Mascis mag das z.B., ich persönlich nicht so.
Direktvergleich mit Stratocaster (Am Pro II): die Strat kling deutlich moderner, „kultivierter“ und differenzierter, aber die eigenwilligen JM Sounds haben auch etwas. Jedenfalls ist die Jazzmaster höhenlastiger und direkter, klingt im Vergleich bodenständig und sehr vintagemäßig – verdient also ihren Namen
Direktvergleich mit Baja Telecaster: die Baja ist auf Grund der overwound PUs nicht das größte Twangmonster, bietet aber doch einiges davon, mit der Jazzmaster kann sie da aber nicht mit. Am Steg kommen sich die beiden einigermaßen nahe, in den anderen Stellungen unterscheiden sie sich sehr. Die Tele ist runder, wärmer und auch etwas differenzierter.
Sowohl Strat wie auch Tele verfügen über ein deutlich breiteres und differenzierteres Klangspektrum und verzeihen Spielfehler auch im Cleanbereich etwas mehr als die Jazzmaster. Dafür bietet die Jazzmaster absolut eigenwillige Klänge, die mir sehr gut gefallen, vor allem in Hals- und Mittelstellung.
Fazit: Diese Jazzmaster bietet eigenständige Sounds und verlangt präzises und gut temperiertes Spielen. Ich glaube, ich werde davon auch auf meinen anderen Gitarren profitieren, es ist sicher meine herausforderndste Gitarre – was nicht an der Verarbeitung liegt. Diese ist nämlich wirklich gut – dem ursprünglichen Listenpreis durchaus angemessen. Für unter € 300,- ist sie wirklich ein Schnäppchen. Auch optisch präsentiert sie sich sehr eigenwillig, aber durchaus attraktiv.
Trotz einiger Schwächen vor allem in der Elektrik eine schöne Ergänzung in meinem Fuhrpark. Die bleibt einmal.
Leider hab ich keine sinnvolle Möglichkeit für Aufnahmen, aber im Netz gibts ausreichend Soundbeispiele