[Review] Yamaha V5 SC44 Violine

Theo Retisch
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Ich habe mir vor gut dreieinhalb Monaten einen lang gehegten Wunsch erfüllt und mir nach knapp zwanzig Jahren E-Gitarre eine Geige gekauft. Einfach um es mal ausprobiert zu haben und weil ich es als ein ungemein spannendes Instrument empfinde. Mir geht es dabei vor allem um den Spaß an der Freude und das autodidaktische Erkunden eines neuen Instruments. Konzertgeiger werde ich in diesem Leben ohnehin nicht mehr, aber das ist auch gar nicht der Anspruch.

Es handelt sich dabei um folgende Geige von Yamaha:


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Ich habe sie bei Thomann bestellt. Sie wurde in einem erstaunlich großen Umkarton geliefert, in dem ein weiterer kleinerer Karton steckte, in dem sich wiederum der Geigenkoffer samt Geige befand. Das Instrument war im Kofferfestgeschnallt und darüber hinaus mit Abstandhaltern aus Pappe und Kunststoff gegen Beschädigungen beim Transport gesichert. Umwickelungen aus Kunststoff schützten darüber hinaus den Steg sowie die Brücke mit den Feinstimmern. Als weitere Vorsichtsmaßnahme waren alle Saiten nur locker gespannt, allerdings ohne dabei Gefahr zu laufen, dass der Stimmstock umfällt. Alles sehr vorbildlich von dieser Seite also.

Nachdem ich jetzt etwa 45 Stunden darauf gespielt habe, wollte ich gerne meine Eindrücke dazu teilen. Natürlich bin ich kein professioneller Violinist mit jahrelanger Spielpraxis und verfüge daher auch nur über sehr begrenztes Knowhow bezüglich der Bewertung von Geigen, aber vielleicht hilft dieses kleine Review ja dem einen oder anderen Einsteiger bei der Wahl des Instruments weiter. Quasi von Anfänger zu Anfänger.

Nachdem ich ein wenig auf eigene Faustdarauf gespielt hatte, bin ich mit dem Instrument, quasi als erweiterte Entscheidungshilfe, ob ich es behalte oder nicht, zu einem Geigenbauer gegangen, um eine professionelle Meinung darüber einzuholen. Seine Beurteilung werde ich im Review einfließen lassen.

Datenblatt


Größe: 4/4
Massive Hölzer (handgeschnitzte Fichtendecke und Ahornboden sowie Griffbrett, Stimmwirbel und Kinnhalter aus Ebenholz)
Wittner Feinstimm-Saitenhalter
Werkssaiten: Daddario Prelude
mit Pinsel aufgetragene Öl-Lackierung
inkl. Koffer, Kolophonium und Bogen
Made in China

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Verarbeitung und Bespielbarkeit

Ich hatte mich für eine Geige von Yamaha entschieden, weil meine erste E-Gitarre damals ebenfalls eine Yamaha war und ich an der Verarbeitung nichts auszusetzen hatte. Hinzu kamen die nahezu durchgehend positiven Bewertungen bei Thomann.

Mein Erwartungen wurden dann auch vollumfänglich bestätigt, denn auch wenn es sich um „eine relativ simpel gebaute China-Geige“ handelt (Zitat des Geigenbauers), gibt es handwerklich nichts daran auszusetzen. Der Steg ist ab Werk korrekt positioniert und sauber verarbeitet, die Saitenlage ist gut und der Abstand am Sattel ist ebenfalls einwandfrei (ebenfalls Aussagen des Geigenbauers). Die Lackierung tendiert etwas mehr mehr ins Rötliche als auf den Produktbildern von Thomann, sieht aber trotzdem sehr gut aus und weist keinerlei Mängel auf. Die Maserung des Holzes schimmert geschmackvoll durch. Einzig die Innenseiten der F-Löcher sind etwas nachlässig lackiert worden, aber ich verstehe, dass für den günstigen Preis irgendwo gespart werden musste.

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Die Stimmmechaniken, das Griffbrett und der Kinnhalter sind aus Ebenholz gefertigt, was ebenfalls gut aussieht. Allerdings habe ich den Verdacht, dass es nachträglich dunkel eingefärbt wurde, um eine gleichmäßige Färbung zu erzielen. Wenn man mit einem Tuch und leichtem Druckdarüber wischt, bleibt ein Schatten auf dem Stoff zurück. Beim Spielen hatte ich jedoch nie irgendwelche Rückstände an den Fingern oder am Kinn. Insofern muss man sich da keine Sorgen machen. Mir hätte es auch vollkommen gereicht, wenn das Holz seine natürliche Farbe behalten hätte, aber ich kann verstehen, dass der Hersteller sich damit den Sehgewohnheiten der Kundschaft anpasst. Eine vergleichbare Praxis kenne ich auch schon von günstigeren E-Gitarren mit Ebenholzgriffbrett.

Die Stimmmechaniken musste ich erst mit Wirbelseife bearbeiten, damit sie der Saitenspannung standhalten. Ansonsten wickeln sie sich sofort von alleine ab. Ich würde also dringend empfehlen, Wirbelseife direkt mit zu bestellen – das kostet auch nicht die Welt. Anschließend ließ sich die Geige jedoch problemlos grob in Stimmung bringen. Das genaue Tuning geht mithilfe der Feinstimmer problemlos, zumal das Instrument ziemlich stimmstabil ist. Ich spiele nur zu Hause, insofern kann ich nicht beurteilen, inwiefern sich die Geige in wechselndem Raumklimaverhält.

Der Bogen wurde vom Geigenbauer begutachtet. Sein Urteil: „Lässt sich gut an- und entspannen und federt.“ Das entspricht auch meinem Eindruck. Erliegt gut in der Hand, hat ein angenehmes Gewicht und wirkt allgemein sehr solide. Für mich als Anfänger reicht das allemal. Lediglich eine ganz leichte Verkrümmung ist mir aufgefallen, allerdings ist das nichts, was beim Spielen auffällt oder irgendeinen spürbaren Nachteil nach sich zieht. Hier auf dem Bild erkennt man vielleicht was ich meine. Die Haare werden am Frosch vollständig vom Bogen verdeckt und drehen sich zur Spitze hin leicht zur Seite raus.

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Das mitgelieferte Kolophonium musste ich erst einmal mit Schleifpapier anrauen, damit sich überhaupt etwas davon auf den Bogen übertragen lässt. Seitdem habe ich jedoch keine weiteren Probleme damit gehabt.

Der Koffer ist ebenfalls sehr ordentlich verarbeitet und bietet ausreichend Platz für zwei Bögen sowie eine Menge Kleinkram. Lediglich die Schulterstütze (nicht im Lieferumfang enthalten!) passt nicht mit hinein. Er macht einen relativ stabilen Eindruck, wobei ich von Gitarrenkoffern eine robustere Konstruktion gewohnt bin. Wer damit etwas anfangen kann: Ich würde den Geigenkoffer irgendwo zwischen Gitarrentasche und Gitarrenkoffer ansiedeln, was die Stabilität betrifft. Für den Transport zur Musikschule reicht der aber allemal aus. Für mich als Wohnzimmerspieler spielt er eh nur eine untergeordnete Rolle.

Klang

Hier wird es mit der Beurteilung natürlich schwierig, da mir die Erfahrung und entsprechende Vergleichswerte fehlen. Abgesehen davon, dass die Bewertung des Klangs eines Instruments immer eine subjektive Sache ist.

Ich sage es mal so: Für mich persönlich klingt diese Geige gut. Das Instrument spricht gut an, erreicht eine ordentliche Lautstärke und lässt sich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, durchaus dynamisch spielen. Dass sie im Vergleich zu deutlich teureren Geigen vielleicht ein paar Einschränkungen aufweist, versteht sich von selbst. Trotzdem würde ich sagen, dass sie unter Berücksichtigung des Preises einen absolut brauchbaren Ton produziert. Mir macht es jeden Tag aufs Neue Freude, sie in die Hand zu nehmen, und meine Fortschritte zu hören. Da ein Klangbeispiel aber ohnehin mehr sagt als tausend Worte, hier mal ein kurzes Demo:


View: https://soundcloud.com/rudi-mentaire/yamaha-v5-sc44-soundsample?si=0a04f77cbe7e4a2fa22f4eb2f7a343c3&utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing

Ist jetzt natürlich nichts Überragendes. Wer hören möchte, wie die Geige klingt, wenn sie von jemandem mit mehr Erfahrung gespielt wird, findet auf der Webseite von Thomann weitere Klangbeispiele ;)

Abschließend sei gesagt, dass mir die Werkssaiten zu Beginn etwas Kopfzerbrechen bereitet haben (das war übrigens einer der Gründe, weshalb ich damit zum Geigenbauer gegangen bin). Insbesondere die e-Saite klang in meinen Ohren dermaßen harsch, dass ich sie nach kurzer Zeit durch eine Thomastik Dominant Alu Soft ersetzt habe. Diese ist auch auf der Aufnahme zu hören. Damit ließ sich das Problem in den Griffbekommen. Danke nochmal an das Musiker-Board, das sofort mit hilfreichen Tipps bezüglich dieser Problematik zur Stelle war!

Fazit

Für 429€ (Stand September 2023) bin ich vollauf zufrieden mit der Geige. Die Verarbeitung weist keine Mängel auf, die Bespielbarkeit steht dem Spielspaß ebenfalls nicht im Weg und der Klang ist gut. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war ich schnell vertraut mit dem Instrument und nehme sie seitdem jeden Tag gerne in die Hand. Als Einstiegsgeige für jemanden, der nicht gleich einen vierstelligen Betrag ausgeben möchte, kann ich sie absolut empfehlen! Ich habe es nicht bereut, sie blind bestellt zu haben, denn bei Yamaha kann man sich auf ein ordentliches Qualitätsniveau verlassen.

Der Geigenbauer, dem ich sie vorgelegt hatte, war zwar sichtlich nicht gerade euphorisch angesichts des Instruments (er ist natürlich andere Kalibergewohnt), kam aber auch zu dem Fazit, dass sie für den Anfang taugen wird. Dies deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung ein paar Monate später. Mag sein, dass jemand mit ambitionierteren Zielen als ich entsprechend höhere Ansprüche an seine erste Geige stellt, aber für mich reicht das allemal.
 

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Finde ich voll toll, dass du dich als "Streicheinsteiger" an ein Review machst, ist auch fein geworden. Saiten und Kinnhalter sind üblicherweise die ersten Baustellen zur Anpassung an die eigenen Ergonomie, und das mit Hilfe eines Geigenbauers: alles richtig gemacht.

Was den Bogen angeht: das Ding ist schief. Damit kannst Du nicht gerade streichen.

Unterschätze die Bedeutung des Bogens nicht, der Strich macht den Klang, Geigen werden von Rechtshändern mit dem Bogen rechts gespielt, weil der viel schwerer zu bedienen ist als das Griffbrett links. Tu Dir selbst den Gefallen, und denk mal über ein Upgrade nach, üblicherweise investieren Streicher zwischen 20% und 40% des Geigenpreises auch für den Bogen (davon ausgehend, dass Instrumentenpreis und Klang zueinander passen).
 
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Danke! Über einen besseren Bogen habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht, weil es der naheliegendste Ansatzpunkt für ein Upgrade wäre.
 
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