Metal-Bands live ohne Keyboard, dafuer mit Backing Track

Ernsthaft?
Weil es ganz einfach undenkbar ist, dass der Dirigent ans Pult tritt und sagt "Hey Leute, die Hörner waren zu teuer, deshalb kommen die aus der Dose".
Meine Frage ist eben genau die, WARUM ist das dort "undenkbar", bei einem Rock-Konzert hingegen kein Problem?

Nach meinem Empfinden besteht eigentlich auch gerade bei einer Band, vor allem einer Rock- oder Metal-Band, im Normalfall die Erwartung, dass wenn man ein Konzert von denen besucht, sie dort live auftreten und ihre Instrumente auch live spielen. Genauso wie bei einem Orchester. Die Musik an sich, ob vom Band oder live, ist ja die selbe, also könnte man doch beim Orchester genauso sagen, wozu live spielen, kann man doch (teilweise) vom Band laufen lassen.

Mir geht es um diesen Unterschied - wo genau (und warum) wird hier die Linie gezogen?

Und um mal das Publikum und dessen Erwartungen außen vor zu lassen: Was ich mich auch frage, ist, warum eine Band, die eigene Lieder schreibt, und einen eigenen Sound kreiert, verkörpert, etc, nicht auch gleichzeitig den Anspruch hat, die tragenden Instrumente auch live darzubieten. Also wenn ich mich jetzt z.B. in einen Bandgründer hineinversetze, der Songs schreibt, in denen neben der E-Gitarre auch eine Geige oder ein Cello eine absolut tragende Rolle spielt (nicht nur Hintergrund, sondern Lead-Parts in jedem Song), dann würde ich das eigentlich auch von mir selbst aus auf der Bühne gerne live darbieten und diese tragenden Teile nicht vom Band kommen lassen. Klar gibt es immer auch Gründe, warum man auf sowas verzichten muss, davon kann man hier im Thread auch schon einige lesen, z.B. findet man den Musiker nicht, oder kommt mit ihm nicht klar, oder hat kein Geld oder keine Logistik für eine weitere Person usw, aber wenn wir jetzt von Bands wie "Beast in Black" (meiner Meinung nach ein extrem gutes Beispiel) reden, die ja nicht gerade zu den kleinen Amateur-Bands gehören, bei denen man selbstverständlich auch mal ein bis zwei Augen zudrückt, wenn sie in der Kneipe um die Ecke spielen, dann frage ich mich halt, warum da 2 Gitarristen auf der Bühne sein müssen, aber die tragenden Keyboard-Parts, die den Song ausmachen, aus der Konserve dudeln müssen. Hat der Bandgründer oder -leader da denn nicht selbst den Wunsch, dieses Hauptinstrument auch live auf der Bühne stehen zu haben? Das ist es eben, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Genauso gut könnte man wie gesagt auch jeden anderen Musiker weglassen, aber das würde wohl jeder komisch finden.
 
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Siehst du, das sehe ich z.B. genau anderes. Warum sollte ich mich bei Konzerten nur mit den halben Songs zufrieden geben?
Find ich interessant, dass du das so siehst und ist auch ein total valider Standpunkt.
Ich find es z.B. auch cooler, wenn Cover-Bands den Songs ihren eigenen "touch" geben und nicht versuchen ihn 1:1 zu kopieren. Andere sagen, die hohe Kunst des Coverns besteht darin möglichst nah ans original zu kommen.
Für mich zählt Live eher das, was in dem Moment passiert und nicht so sehr, dass es genau das ist, was ich erwarte.
Aber wie ich schon sagte, das ist ja für jeden eine ganz persönliche Sache und da will ich mir gar nicht anmaßen zu sagen eines sei objektiv besser als das andere oder das die einen Musiker schlechter sind als die anderen. Für mich ist das Erlebnis um so schöner um so mehr Live gemacht wird und ob das 1:1 wie eine Aufnahme klingt, ist mir total egal :)
 
Meine Frage ist eben genau die, WARUM ist das dort "undenkbar", bei einem Rock-Konzert hingegen kein Problem?

[...]

Mir geht es um diesen Unterschied - wo genau (und warum) wird hier die Linie gezogen?

Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber für mich ist der Unterschied, dass ein Orchester von sich aus eine Haufen von Berufsmusikern ist, die dafür zusammengebucht werden Musik zu spielen, die jemand anders geschrieben hat, wohingegen eine Band eine feste Gruppe ist, die sich zusammengeschlossen hat um um eine gemeinsame Künstlerische Vision umzusetzen.

Im Falle des "zusammengebuchten Haufens" würde ich es seltsam finden, wenn man eine ganze Instrumenten-Gruppe einfach weglässt. Bei einer Band finde ich es unnötig sich krampfhaft zusätzliche Mitglieder zu suchen (was ja nicht heißt, dass es man es nicht machen kann, wenn jemanden findet mit dem es menschlich und musikalisch passt) oder gar Musiker für seine Auftritte zu buchen, nur damit man auch die Musik schreiben und performen "darf", die man gerne möchte. Ist es nicht gerade eine tolle Sache, dass der Zugang zu virtuellen Instrumenten heute so einfach ist, dass wirklich jeder seine künstlerischen Ideen uneingeschränkt umsetzen kann ohne dafür auf eine bestimmte Menge an zusätzlichen Leuten angewiesen zu sein? Man denke nur an Bands wie Shadow of Intent oder Lorna Shore, die ansonsten zu ihren Gigs immer ein komplettes Orchester plus Chor mitschleppen müssten! :D

Anderes schönes Beispiel ist für mich Skynd. Die Band besteht halt nur aus zwei Leuten, die ihre Songs im Studio komplett selbst einspielen/programieren. Auf der Bühne stehen dann halt die Sängerin, der Typ der entweder Bass oder Synthi spielt und ein zugebuchter Drummer. Der Rest der Mucke kommt vom Band, juckt mich aber nicht, weil ich eben weiß, dass die Band nur aus zwei Leuten besteht und sie nun mal unmöglich alle Instrumente gleichzeitig spielen können.

(warum sie übrigens ausgerechnet beim Drummer entschieden haben, dass es ein zugebuchter Musiker sein soll, weiß ich nicht; für mich würde es aber auch absolut keinen Unterschied machen, ob da ein echter Drummer sitzt, der mit der Band eigentlich gar nichts zu tun hat oder ob die Drums auch vom Band kommen würden.)
 
Du hast recht, dass es Musik gibt wo es einfach nicht praktikabel ist, alles live zu spielen. Bei der elektronischen Musik sowieso und die Übergänge zwischen elektronisch und „handgemacht“ sind ja fließend heutzutage. Die Musik die ich am liebsten live höre ist da halt einfach „altmodischer“ - von daher kann man meine Sicht sicherlich nicht auf alle Bands anwenden.
 
Hab mal Cradle of Filth gesehen (oft, war eigentlich immer geil) und da haben die in nem Club die Keys auch irgendwie seltsam eingespielt und bei jedem Wechsel, egal ob einfach Parts oder Tempo, war ein Schlag frei. Dachte erst, dass mir irgendwas zu hart schallert, aber das war für alle komplett irritierend. Die hatten gerade nen neuen Drummer damals, vielleicht liegt es daran? Klick, Keys als Konserve und zwischen allen Parts ein Schlag nix, bis alle wieder auf Klick gekommen sind. Ziemlich verstörend.
Ansonsten waren die immer auf den Punkt. Komisch.
 
Im Liveequipment dieser Bands steckt so viel Elektronik und dann dürfen sie es nicht nutzen?
Das empfinde ich als irgendwie komisches Argument. Weil so viel Technik da ist, soll man sie auch nutzen und nicht mehr live spielen?
Wenn man in die Richtung geht, würde ich eher andersrum argumentieren: Warum schleppt man so viel Technik mit rum? Lautsprecher und CD-Spieler (oder Alternative) reichen doch aus. Beim Licht genauso. Videowände oder Beamer sind heute fast Standard, also kann man sich die zig Pars, Scanner, Moving Heads, Blinder und das ganze Zeug sparen und als Video zeigen.
Ich will damit deine Meinung nicht angreifen. Für mich fühlt sich diese Denkweise nur so komisch an, wenn mal sie ein bisschen weiterspinnt.

Aber jetzt versuche ich mal zu akzeptieren, dass andere das anders sehen, und mich zurückzuhalten. ;)
Bei Shows wie einem Rockkonzert ist das etwas anderes. Da gehen die Leute hin, weil sie das Cool finden, es ist Teil des persönlichen Lifestyles.
Das ist ein interessanter Aspekt. Ich komme aus der aus der Progressive-Metal-Ecke mit einem Klassikhintergrund. Da geht es tatsächlich um die Musikalität und Virtuosität. Da gehen 'die Leute' hin, um die Musiker live beim 'Erzeugen' dieser Musik zu hören. (Vgl. Liquid Tension Experiment: Die 'Show' sind vier Musiker und ein farblich angestrahler Hintergrund.) Vielleicht ist es mir deshalb wichtig, dass das auch Live gezeigt wird.
Für jemanden, der nur betrunken mitgröhlen möchte [bisschen polemisch, aber nicht abwertend gemeint], ist es dagegen vielleicht tatsächlich eher nicht wichtig, dass die Musik auch live gespielt wird. Da geht es halt mehr um die Party, weniger um die Musik.

Ich höre (und sehe auf Youtube) auch hin und wieder mal irgendwas aus der Pop-Dance-Richtung (ich weiß nicht, wie man das Genre nennt). Da ist die meiste Zeit auch nur der Sänger auf der Bühne und der Rest wird abgespielt. Da stört es mich tatsächlich auch nicht, wahrscheinlich weil ich schon mit der Einstellung 'Konservenmusik' da rangehe.
Da finde ich es dann wiederrum blöd, dass der große Star anscheinend (ganz sicher bin ich mir nicht) Playback singt, also nichts macht, außer auf der Bühne rumzulaufen, während die unbekannten Tänzer eine super Show abziehen.
 
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Was soll denn das überhaupt für eine Musik sein *ohne Keyboard*? Habt ihr euch das schon einmal überlegt?
;-)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

@Zeugschläger: ja eh
 
Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber für mich ist der Unterschied, dass ein Orchester von sich aus eine Haufen von Berufsmusikern ist, die dafür zusammengebucht werden Musik zu spielen, die jemand anders geschrieben hat, wohingegen eine Band eine feste Gruppe ist, die sich zusammengeschlossen hat um um eine gemeinsame Künstlerische Vision umzusetzen.

Im Falle des "zusammengebuchten Haufens" würde ich es seltsam finden, wenn man eine ganze Instrumenten-Gruppe einfach weglässt. Bei einer Band finde ich es unnötig sich krampfhaft zusätzliche Mitglieder zu suchen (was ja nicht heißt, dass es man es nicht machen kann, wenn jemanden findet mit dem es menschlich und musikalisch passt) oder gar Musiker für seine Auftritte zu buchen, nur damit man auch die Musik schreiben und performen "darf", die man gerne möchte. Ist es nicht gerade eine tolle Sache, dass der Zugang zu virtuellen Instrumenten heute so einfach ist, dass wirklich jeder seine künstlerischen Ideen uneingeschränkt umsetzen kann ohne dafür auf eine bestimmte Menge an zusätzlichen Leuten angewiesen zu sein? Man denke nur an Bands wie Shadow of Intent oder Lorna Shore, die ansonsten zu ihren Gigs immer ein komplettes Orchester plus Chor mitschleppen müssten! :D
Naja diese Unterscheidung kann ich zwar aus Deiner Sicht nachvollziehen, für mich persönlich aber nicht ganz teilen, denn ein Orchester muss nicht aus Berufsmusikern bestehen, das kann genausogut ein (Amateur-)Verein sein, und umgekehrt kann eine Band auch durchaus aus (u.a. angeheuerten) Berufsmusikern bestehen. Ich denke halt, wenn eine professionelle Band ihren Sound durch entsprechende Instrumente definiert, dann gehören die auch auf die Bühne. Nehmen wir eine Band wie Rammstein, da war das Keyboard von Anfang an dabei, gehörte also fest zum Sound der Band. Für mich ganz klar, dass derjenige, der den Sound macht, auch auf der Bühne steht. Bei Symphonic Metal mit echtem Orchester kann ich es natürlich eher verstehen, das kann man nicht immer komplett mitschleppen, aber ganz persönlich gesagt fände ich es hier sogar klanglich reizvoller, wenn ein Keyboarder live die 1-2 Haupt-Parts übernimmt. Aber ich verstehe natürlich auch wenn eine Band hier unbedingt den vollen Orchester-Sound haben möchte.

Anderes schönes Beispiel ist für mich Skynd. Die Band besteht halt nur aus zwei Leuten, die ihre Songs im Studio komplett selbst einspielen/programieren. Auf der Bühne stehen dann halt die Sängerin, der Typ der entweder Bass oder Synthi spielt und ein zugebuchter Drummer. Der Rest der Mucke kommt vom Band, juckt mich aber nicht, weil ich eben weiß, dass die Band nur aus zwei Leuten besteht und sie nun mal unmöglich alle Instrumente gleichzeitig spielen können.

(warum sie übrigens ausgerechnet beim Drummer entschieden haben, dass es ein zugebuchter Musiker sein soll, weiß ich nicht; für mich würde es aber auch absolut keinen Unterschied machen, ob da ein echter Drummer sitzt, der mit der Band eigentlich gar nichts zu tun hat oder ob die Drums auch vom Band kommen würden.)
Ja, das mit dem Drummer finde ich an dieser Stelle auch befremdlich, ich kenne die Band zwar nicht, aber so wie Du die beschrieben hast würde mir hier sogar das Duo reichen bzw. fände ich dann sogar stimmiger.

Generell finde ich es bei einer Mini-Besetzung wie bei einem Duo auch völlig legitim, mit Backing Tracks zu arbeiten, weil hier auch einfach keine andere Erwartung geschürt wird. Ein anderer Fall, bei dem ich es verstehen kann, ist, wenn z.B. sehr viel Wert auf Theatralik oder Kostümierung gelegt wird, und dies somit einen wesentlichen Teil der Show ausmacht. Hier kann es dann sein, dass bestimmte Dinge vom Band kommen "müssen", weil sie live nicht umsetzbar sind (z.B. Background-Gesang nicht möglich, weil die Musiker maskiert sind, so wie z.B. bei Ghost). Das ist dann aber auch mehr als nur eine rein musikalische Performance.
 
@Zeugschläger ich finde du bringst das gut auf dem Punkt. Es gibt ein Spektrum zwischen Show und Konzert und ganz viel dazwischen. Das hat auch alles seine Daseinsberechtigung und man kann sich aussuchen was man gerade möchte. Manchmal werden dann Erwartungen enttäuscht, weil es zu wenig oder zu viel von dem einen oder anderen ist und man gerne mehr Konzert oder mehr Show gehabt hätte. Kann halt passieren. (Oder es geht halt wirklich handwerklich was in die Hose wie im Beispiel von @Der gute Fee, das ist dann immer enttäuschend)

Im englischen werden Klassik Darbietungen ja auch öfter als "Recital" bezeichnet und wenn jemand zu Taylor Swift und Konsorten geht dann wird das auch oft eher als "Show" bezeichnet und weniger als "Concert". Da sind diese Unterscheidungen im Sprachgebrauch etwas stärker vorhanden während wir eher dazu neigen alle Veranstaltungen mit Musikdarbietungen "Konzert" zu nennen.

Von einem "Melodic-Metal-Recital" hab' ich aber auch noch nichts gehört. Wäre aber eigentlich eine witzige Idee. "Recital" impliziert aber, soweit ich weiß auch immer, dass Musik eines Komponisten von einem Interpreten "rezitiert/Aufgeführt wird.
 

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