So, kurz meine Eindrücke zum Wavestate. Ich war erst einmal geschockt! Irgendwie hatte ich immer im Hinterkopf, dass der Wavestate all die nostalgischen Presets der Wavestation enthält und oben drauf noch viel mehr. Konkret enthält der Wavestate aber alle SAMPLES der original Wavestation, kleiner Unterschied... Also zunächst mit dem Gerät vertraut gemacht und die Bedienung ist zwar schlüssig, aber die ersten 2 Stunden war ich nur am Lesen und Suchen wo ich welche Funktion finde. Das änderte sich sehr schnell mit der Installation des wavestate Editor / Librarian, dieses Programm ist Gold wert! Natürlich findet man alle Parameter auch am Gerät selber, aber mit dem Editor - ein Traum! Sehr übersichtlich und wunderbar integriert, alle Änderungen werden direkt ins Gerät übernommen und umgekehrt auch in den Editor. Es fühlt sich an wie ein zweiter großer Bildschirm des Wavestate.
Nach dem Durchhören der Presets habe ich mich allerdings gefragt, ob der Wavestate nicht mehr kann als nebelige Klangwolken ala Pads abzuspielen. Ich weiß, es ist nicht seine Baustelle aber mir fehlen z.B. generelle Brot & Butter Sounds. Ein Piano. Orgel. Die Samples sind alle da, aber es gibt keine oder kaum Presets dafür. Einzelne Programme spielen geht auch nicht, es gibt immer 4 zusammen im Layer als Performance. Also habe ich mich hingesetzt und als erstes Projekt einen Pianosound gebastelt. Mit dem M1 Sample als Grundlage geht das vielleicht nicht als Steinway durch, aber der kultige Charakter war definitiv da.
Als nächstes kam mir die Idee, ähnlich wie beim guten alten Micron / Miniak, etwas in Richtung Begleitautomatik zu basteln. Das heißt Drums, transponierbarer Bass und noch was als Lead. Nach einer ganzen Weile habe ich auch alles hinbekommen, langsam macht die Kiste Spaß. An dieser Stelle machen sich die 4 Parts oder "Layer" - wie es der Wavestate nennt - schnell bemerkbar. Durch das Wavesequenzing lässt sich natürlich sehr viel in der zeitlichen Komponente machen, also vieles sequenziell abfeuern, aber parallel wird es schnell eng. Das ist bei 64 Stimmen Polyphonie (zwar nur im Sample modus, aber immerhin noch 32 sobald Wavesequenzing aktiviert wird) etwas schade. Links Drums, Bass, ein Pad und rechts Lead und alle Layer sind weg. Ist wie gesagt nicht seine eigentliche Baustelle, aber trotzdem etwas schade.
Soweit mein erster Eindruck, Klang ist sehr angenehm, die Filtermodelle und klassichen Samples bringen schön Wärme in das Gerät. Mit dem Sample Builder habe ich noch nichts gemacht. Ein schöneres Piano Sample steht definitiv auf dem Plan. Noch ein paar allgemeine Infos, das Gerät fährt hoch UND runter. Intern bootet es ein kleines Linux vom Raspberry Pi (hier die Konfiguration
https://github.com/korginc/wavestate_OSS ) und das merkt man. Er fährt zwar schneller runter als hoch, aber dass man beim Ausschalten warten muss, hat mich überrascht. Die Klaviatur ist für einen Synth ok, nicht zu leichtgänig aber auch nichts außergewöhnliches. Aftertouch hätte ich gern, aber der 61er Wavestate SE ist mir dann einfach doch wieder zu groß. Ich finde allgemein den Formfaktor sehr schön und die Verarbeitung hochwertig. Alle Potis und Taster fühlen sich gut an. Auch das (OLED?) Display ist wirklich sehr angenehm und gut ablesbar. Seit dem 2.0er Update lassen sich mit den 16 beleuchteten Sequenzer Tasten auch die Kategorien direkt anwählen und eine Performance in 2 Kategorien gleichzeitig einsortieren, das erleichtert vieles.
Zum Ursprünglichen Preis von ~800 Euro allerdings eine Hausnummer. Mittlerweile ist er für knapp 500 Euro definitiv einen Blick wert, besonders wenn man sich etwas tiefer mit der Materie beschäftigt.