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HCA PA-Technik
Im Zuge des Tests der Walrus Audio Fundamental Pedale (Review) konnte ich auch den ACS1 Amp & Cab Simulator testen.
Grundsätzliches
Der ACS1 ist ein Vertreter der Verstärker- und Lautsprechersimulatoren für das Pedalboard. Die Idee ist, dass man damit den Verstärker und die Lautsprecherbox ersetzt und direkt vom Pedalboard in ein Mischpult oder Interface für Auftritt oder Aufnahmen gehen kann. Bekannte Konkurrenzprodukte sind das Strymon Iridium, die Humboldt Simplifier, Pedale von UA oder TC und viele andere. Der ACS1 gehört zur Mako-Serie von Walrus Audio. Der Formfaktor geht noch als kompakt durch. Das Gehäuse ist massiv und sauber verarbeitet.
Der ACS1 bietet sowohl Stereo-Ein, als auch Ausgänge auf jeweils separaten Buchsen links und rechts am Gehäuse. Somit handelt es sich im Grunde um 2 Verstärkersimulatoren in einem. Man kann ihn als Mono-In -> Mono-Out, Mono-In -> Stereo Out oder Stereo-In -> Stereo-Out betreiben. Die Ausgänge sind nicht symmetrisch ausgeführt. Das heißt, will man damit über längere Kabelwege in ein Mischpult etc. gehen, so empfiehlt es sich, das Signal erst über eine zusätzliche DI-Box zu symmetrieren. Diese Design-Entscheidung kann ich nicht so ganz nachvollziehen, da gerade dies die übliche Anwendung sein sollte.
Zusätzlich zu den Stereo-Ausgängen gibt es noch eine 3.5 mm Mini-TRS-Klinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers auf der linken Seite. Ebenso befinden sich hier ein Micro-USB-Buchse und der DC-Anschluss. Der ACS1 genehmigt sich laut Angabe bis zu 300 mA. Das ist aus meiner Sicht nicht übermäßig viel für die Funktionalität und sollte kein vernünftiges Netzteil vor Probleme stellen. Die Spannung entspricht mit 9 V ebenfalls dem üblichen Standard. Auf der Stirnseite befinden sich die MIDI-Anschlüsse in der Form von traditionellen DIN-Buchsen.
Bedienung
Auf den ersten Blick ist das Bedienkonzept an herkömmliche Verstärker angelegt, simpel und einleuchtend, im Detail wird es etwas komplexer. Daher fällt dieser Abschnitt auch etwas länger aus.
Die oberen 3 Potis bilden den üblichen 3-Band-EQ ab. Darunter befinden sich die Potis für Volume, Gain und eine Raum-Simulation.
Eine Ebene tiefer finden wir 3 Toggle-Schalter. Da es sich wie erwähnt um 2 Amp-Simulatoren in einem handelt, es aber nur ein Set von Bedienelementen gibt, kommt dem mittleren Toggle eine besondere Bedeutung zu. Über diesen wählt man aus, ob die gerade getätigten Einstellungen für die linke, beide oder die rechte Seite gelten.
Mit dem rechten Toggle wählt man den gewünschten Verstärkertyp aus, der simuliert werden soll. Geboten werden hier Interpretationen der zu erwartenden Klassiker in Form eines Fender Deluxe Reverb (Fullerton), Marshall Bluesbreaker (London) und Vox AC30 (Dartford).
Mit dem linken Toggle stellt man die Lautsprechersimulation bzw. die Impulsantwort ein. Auf den ersten Blick gibt es hier 3 IRs zur Auswahl, auf weitere 3 IRs lässt sich in Kombination mit dem Bypass-Taster zugreifen. Wir bekommen hier ab Werk wenig überraschend IRs passend zu den Verstärker-Simulatoren. Für die genauen Modelle sei hier auf das Manual verweisen. Wobei ich sowieso empfehle, sich nicht zu sehr von Namen bei der Auswahl von IRs leiten zu lassen, sondern vom persönlichen Klangempfinden.
Die letzten Bedienelement sind die 2 Fußtaster. Der linke ist in erster Linie für die Aktivierung zuständig. Zu bemerken ist, dass die Aktivierung erst mit dem Loslassen des Tasters geschieht, nicht schon beim Herunterdrücken. Die Aktivierung wird über die über dem Taster gelegene LED in cyan angezeigt. Über die primären Funktion hinaus wird der Bypass-Taster für einige Zusatzfunktionen verwendet. Die Auswahl der 2. Ebene an IRs habe ich bereits erwähnt. Der rechte Taster ist in erster Linie für die Anwahl des Boost zuständig. Dessen Aktivierung wird über die rechte LED in hellblau signalisiert.
Betätigt man beide Taster simultan, so schaltet man durch die 3 vorhandenen Presets. Jedes Preset wird durch eine eigene Farbe der rechten LED signalisiert (rot -> 1, grün -> 2, blau -> 3). Ein Preset beinhaltet alle Einstellungen beider Verstärkerseiten. Hat man alles nach dem persönlichen Geschmack eingestellt, drückt man beide Taster herunter, bis beide LEDs aufblinken und hat damit das Preset gespeichert. Dann muss man sich nur noch merken, welchen Sound man auf welchem Preset gespeichert hat.
Wie schon erwähnt, gibt es noch ein paar versteckte Zusatzfunktionen. Hält man den Bypass-Taster gedrückt, kann man mit den Bass und Treble-Potis einen Hoch- bzw. Tiefpass verstellen, welche den Lautsprechersimulationen nachgeschaltet sind. Macht man gleiches mit dem Middle-Poti, so kann man durch ein Drehen nach links die Lautsprechersimulation deaktivieren, falls man beispielsweise in der DAW eine andere Lautsprechersimulation nutzen will oder den ACS1 als Preamp in einem herkömmlichen Setup mit Gitarrenbox nutzen will.
Eine wichtige Funktion der rechten LED sei noch erwähnt. Sie signalisiert in magenta, wenn die aktuellen Einstellungen der Potis und Schalter nicht mit denen übereinstimmen, die im Preset abgespeichert sind. Das erklärt sich am besten anhand eines praktischen Beispiels. Als ich den ACS1 bekommen habe, habe ich ihn als erstes auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. Dann habe ich das rote Preset ausgewählt. In diesem Moment entsprechen die wirksamen Einstellungen den abgespeicherten Poti- und Schalterstellungen und nicht zwingenden denen, die man gerade am Gerät eingestellt hat. Um das Preset an meinen Geschmack anzupassen, stelle ich erst alle Potis so ein, dass sie dem Preset entsprechen. Sobald ich ein Poti bewege, geht die rechte LED auf magenta, weil die Einstellungen nicht mit dem Preset übereinstimmt. Ich bewege es solange, bis die LED wieder auf rot geht, was dann passiert, wenn aktuelle und gespeicherte Einstellung übereinstimmen. Das mache ich nacheinander mit allen Potis und Schaltern, bis alles bewegt wurde und die rechte LED wieder auf rot steht. Schwierig wird es, wenn man ein Poti anfasst, es nicht bis "rot" dreht und dann das nächste verändert. Dann wird man es kaum schaffen, die Einstellungen auf die gespeicherten Werte zu bekommen, weil das erste Poti ja "falsch" steht und die LED erst auf rot gehen wird, wenn beide Potis stimmen. So kann man aber die korrekte Einstellung von Poti 2 nicht über die LED finden. Das mag etwas verwirrend klingen, entspricht aber leider der Realität.
Die Komplexität erhöht sich, wenn man links und rechts unterschiedliche Einstellungen verwenden will. Zu beachten ist, dass die Raumsimulation global, also auf beide Seiten wirkt.
Ich bin grundsätzlich kein Fan dieser Art von Bedienkonzepten. Mir widerstrebt es, wenn die tatsächliche Einstellung nicht der optisch zu erkennenden entspricht. Aus meiner Sicht gibt es nur 2 akzeptable Lösungen für so ein Konzept: Motorpotis oder Endlosencoder mit digitaler Anzeige. Ersteres ist technisch sehr aufwändig, letzteres lässt sich nur schwer mit einer traditionellen Optik vereinen. Die Mehrfachbelegung einiger Potis erhöht die Komplexität noch weiter. Da eine Übersicht über alle Einstellungen prinzipiell nicht möglich ist, kann man durchaus mit unbrauchbaren Einstellungen enden, ohne, dass die Ursache dafür auf einen Blick ersichtlich ist.
Es gibt keine Software zur alternativen Bedienung des ACS1. Allerdings kann man über die USB-Schnittstelle und einen Browser auf das Gerät zugreifen. Damit lassen sich Firmware-Updates durchführen. Ebenso lassen sich die Werks-IRs gegen andere tauschen. Leider funktioniert das nicht mit Firefox. Walrus Audio empfiehlt Chrome, ich war an der Stelle nicht bereit, nur für den Test einen anderen Browser zu installieren. Das Konzept empfinde ich als Einschränkung. Aus meiner Sicht bietet eine proprietäre Software, die zumindest die Anzeige aller Einstellungen bereit hält, für ein derartiges Pedal einen großen Mehrwert.
Zusammengefasst ist die Bedienung zwar zunächst einfach und folgt bekannten Mustern, ist aber bei Nutzung aller Features deutlich limitiert und kompromisbehaftet.
Was auf die Ohren
Die Bedienung ist das eine, aber man kann über vieles hinwegsehen, wenn der Sound stimmt.
Versorgt man den ACS1 mit Strom, so erzeugt er leider erst einmal einen unerwünschten Sound in Form eines Einschalt-Plops. Ich halte das für ein Gerät, das potentiell mit Kopfhörern verwendet wird, für nicht akzeptabel.
Aber wenden wir uns den erwünschten Sounds zu.
Für die folgenden Beispiele habe ich den ACS1 im Test-Board verwendet. Zusätzlich habe ich einen PodGo mit vorgeschaltetem Buffer als Looper für für zusätzliche Effekte davor genutzt. Von den Ausgänge des ACS1 ging es direkt in ein RME Babyface Pro FS und dann in Reaper. Die Gitarre ist meine Squier Paranormal Offset Tele.
Beginnen wir mit der Fender-Simulation. Im Folgenden hört ihr ein kurzes Beispiel mit der Mittelstellung der Tonabnehmer und den Default-Einstellungen des Werks-Presets "rot". Bei den Werks-Presets steht im Grunde alles auf 12 Uhr. Während des Loops drehe ich jeden EQ-Regler auf Minimum, auf Maximum und dann wieder zurück zur Mitte.
Im nächsten Beispiel probiere ich die ersten 3 Cab-Simulationen nacheinander durch.
Danach ist der Gain-Regler dran.
Hier hört ihr, welchen Einstellbereich der Room bietet.
Ausgehend vom Preset habe ich die Einstellungen nach meinem Geschmack optimiert. So sehen diese aus:
Das höhrt sich dann so an:
Der EQ ist durchaus wirksam und kann den Klang ordentlich verbiegen. Allerdings bleibt es ein Fix-Frequenz und Fix-Q EQ, der keine Bearbeitung im Detail ermöglicht.
Die Lautsprecher-Simulationen nehmen wie erwartet einen großen Einfluss auf den Klang.
Der Gain ermöglich zumindest mit dieser Gitarre keine nennenswerten Verzerrungen. Den Boost habe ich nicht aufgezeichnet. Er ermöglicht eine abweichende Einstellung von Volume und Gain. Mehr Verzerrung ist damit aber nicht zu erreichen.
Der Room ist ganz nett, ich bevorzuge aber richtige Hall-Simulationen. In Summe ist das ein brauchbarer Clean-Sound, der mich aber nicht vollständig begeistert.
Gehen wir zum Marshall. EQ und Cabs habe ich mir hier gespart. Zu hören sind erst die Default-Einstellungen, dann der Sweep über den Gain und zum Abschluss diese optimierten Einstellungen:
Etwas überraschend entpuppt sich auch die Marshall-Simulation primär als Clean-Amp. Es gibt einen Hauch von Verzerrungen, die für mich aber etwas ungewohnt klingen. Irgendwie wirkt es mehr wie parallel dazu gemischte Verzerrungen. Es limitiert, aber verzerrt wenig. Ich konnte mit diesem Modell am wenigsten anfangen.
Das Vorgehen mit der Vox-Simulation ist analog zum vorherigen. Am Ende bin ich auf diese Einstellungen gekommen:
Dieser Sound passt mir vor allen 3 Amps am besten. Mehr als ein bisschen Anzerren ist hier aber auch nicht drin.
Dann habe ich mir noch ein Setup mit 2 Amps gebastelt. Dabei verwende ich den Fender auf der linken und den Vox auf der rechten Seite. Dieses Setup hört sich mit dem bekannten Loop so an:
Clean alleine ist ja ganz nett, aber auf Dauer auch etwas langweilig. So hört sich das Ganze dann mit etwas Hall vom Walrus Audio Reverb gespielt auf dem Halstonabnehmer an:
Für etwas Verzerrung schalte ich den Walrus Audio Drive in der Einstellung Crunch davor. Hier kommt der Stegtonabnehmer zum Einsatz:
Im Pod nutze ich für mehr Verzerrung gerne das Compulsion Drive (aka OCD).
Eine andere Art von Verzerrung bietet das Big Horn Fuzz (aka Big Muff) aus dem Pod. Zusätzlich sind hier noch das Walrus Audio Delay und am Ende das Tremolo aktiv.
Zum Abschluss gibt es nochmal ein Clean-Beispiel mit der Mittelstellung, dem Trinity-Chorus aus dem Pod, Delay und Plate von Walrus Audio.
Zusammenfassend liegen für mich die klanglichen Stärken des ACS1 eindeutig im Clean. Verzerrung kann es von sich selbst aus kaum erzeugen. Und auch mit vorgeschalteten Verzerrern habe ich mich schwer getan, meine gewohnten Sounds zu erzielen. Irgendwie verhält sich das Pedal nicht so, wie ich es erwarte. Es lassen sich mit etwas Einstellarbeit durchaus brauchbare Sounds erzielen, aber nichts, was mich direkt inspiriert oder vollends überzeugt.
Ich habe auch die Kopfhörer-Schnittstelle mit einem Shure SRH440 ausprobiert. Grundsätzlich funktioniert diese problemlos. Ich empfand die erzielbaren Pegel mehr als ausreichend. Allerdings wird inbesondere in dieser Nutzung ein konzeptioneller Nachteil des ACS1 deutlich: Es gibt keinen von der Programmierung unabhängigen Master-Volume-Regler. Wenn man mit verschiedenen Presets oder mit unterschiedlichen Einstellungen für links und rechts arbeitet, ist das besonders kritisch. Hier kann es zu unerwünschten und unerwarteten Pegelsprüngen kommen. Und man muss unter Umständen mehr als einen Regler zurückdrehen. Aus meiner Sicht fehlt ein Master-Volume.
Zusammenfassung
Der ACS1 lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die mechanische Qualität ist ohne Tadel. Das Bedienkonzept wirkt erst einfach und schlüssig. Im Detail kann man jedoch schnell die Übersicht verlieren. Die Soundvariation ist nicht so groß, wie man anhand der Daten erst vermuten könnte. Es werden im Grunde nur Clean-Sounds geboten. Das Verhalten mit vorgeschalteten Verzerrern hat mich nicht komplett überzeugt. Clean dagegen mit Hall, Delay und Modulation konnte ich für mich sehr ansprechende Sounds erzeugen. Dinge wie die Bindung an einen Browsertyp, die unsymmetrischen Ausgänge, der Einschalt-Plop und das fehlende Master-Volume wären für mich aber Ausschlusskriterien. MIDI ist für mich nicht relevant, aber ich sehe bei diesem Pedal auch den Mehrwert nicht. Die Soundvariationen sind nicht so groß, als dass sich eine umfangreiche Umschalterei lohnt. Vermutlich ist MIDI enthalten, weil es zur Platform der Mako-Serie gehört.
Ich gehe davon aus, dass man mit mehr Zeit und etwa anderen IRs bessere Sounds erzielen kann, als ich es in der Lage war. Wie immer hängt die Beurteilung sehr von den individuellen Umgebungsparametern (Gitarre, Pedale, Abhöre, Spielvermögen, Vorlieben usw.) ab. Meine Wahl für einen Verstärker- und Lautsprechersimulator fällt in der Regel auf Geräte, die mehr Funktionalität und ein dementsprechendes Bedienkonzept bietet, also Modeller im allgemeinen Sinne. Anderen passt das reduzierte Bedieninterface vielleicht viel besser. Schlussendlich ist der ACS1 eine von zahlreichen Möglichkeiten, in einem verstärkerlosen Setup einen E-Gitarrensound zu erzeugen. Wie sehr der einem taugt, muss jeder und jede selbst herausfinden und entscheiden.
Grundsätzliches
Der ACS1 ist ein Vertreter der Verstärker- und Lautsprechersimulatoren für das Pedalboard. Die Idee ist, dass man damit den Verstärker und die Lautsprecherbox ersetzt und direkt vom Pedalboard in ein Mischpult oder Interface für Auftritt oder Aufnahmen gehen kann. Bekannte Konkurrenzprodukte sind das Strymon Iridium, die Humboldt Simplifier, Pedale von UA oder TC und viele andere. Der ACS1 gehört zur Mako-Serie von Walrus Audio. Der Formfaktor geht noch als kompakt durch. Das Gehäuse ist massiv und sauber verarbeitet.
Der ACS1 bietet sowohl Stereo-Ein, als auch Ausgänge auf jeweils separaten Buchsen links und rechts am Gehäuse. Somit handelt es sich im Grunde um 2 Verstärkersimulatoren in einem. Man kann ihn als Mono-In -> Mono-Out, Mono-In -> Stereo Out oder Stereo-In -> Stereo-Out betreiben. Die Ausgänge sind nicht symmetrisch ausgeführt. Das heißt, will man damit über längere Kabelwege in ein Mischpult etc. gehen, so empfiehlt es sich, das Signal erst über eine zusätzliche DI-Box zu symmetrieren. Diese Design-Entscheidung kann ich nicht so ganz nachvollziehen, da gerade dies die übliche Anwendung sein sollte.
Zusätzlich zu den Stereo-Ausgängen gibt es noch eine 3.5 mm Mini-TRS-Klinkenbuchse für den Anschluss eines Kopfhörers auf der linken Seite. Ebenso befinden sich hier ein Micro-USB-Buchse und der DC-Anschluss. Der ACS1 genehmigt sich laut Angabe bis zu 300 mA. Das ist aus meiner Sicht nicht übermäßig viel für die Funktionalität und sollte kein vernünftiges Netzteil vor Probleme stellen. Die Spannung entspricht mit 9 V ebenfalls dem üblichen Standard. Auf der Stirnseite befinden sich die MIDI-Anschlüsse in der Form von traditionellen DIN-Buchsen.
Bedienung
Auf den ersten Blick ist das Bedienkonzept an herkömmliche Verstärker angelegt, simpel und einleuchtend, im Detail wird es etwas komplexer. Daher fällt dieser Abschnitt auch etwas länger aus.
Die oberen 3 Potis bilden den üblichen 3-Band-EQ ab. Darunter befinden sich die Potis für Volume, Gain und eine Raum-Simulation.
Eine Ebene tiefer finden wir 3 Toggle-Schalter. Da es sich wie erwähnt um 2 Amp-Simulatoren in einem handelt, es aber nur ein Set von Bedienelementen gibt, kommt dem mittleren Toggle eine besondere Bedeutung zu. Über diesen wählt man aus, ob die gerade getätigten Einstellungen für die linke, beide oder die rechte Seite gelten.
Mit dem rechten Toggle wählt man den gewünschten Verstärkertyp aus, der simuliert werden soll. Geboten werden hier Interpretationen der zu erwartenden Klassiker in Form eines Fender Deluxe Reverb (Fullerton), Marshall Bluesbreaker (London) und Vox AC30 (Dartford).
Mit dem linken Toggle stellt man die Lautsprechersimulation bzw. die Impulsantwort ein. Auf den ersten Blick gibt es hier 3 IRs zur Auswahl, auf weitere 3 IRs lässt sich in Kombination mit dem Bypass-Taster zugreifen. Wir bekommen hier ab Werk wenig überraschend IRs passend zu den Verstärker-Simulatoren. Für die genauen Modelle sei hier auf das Manual verweisen. Wobei ich sowieso empfehle, sich nicht zu sehr von Namen bei der Auswahl von IRs leiten zu lassen, sondern vom persönlichen Klangempfinden.
Die letzten Bedienelement sind die 2 Fußtaster. Der linke ist in erster Linie für die Aktivierung zuständig. Zu bemerken ist, dass die Aktivierung erst mit dem Loslassen des Tasters geschieht, nicht schon beim Herunterdrücken. Die Aktivierung wird über die über dem Taster gelegene LED in cyan angezeigt. Über die primären Funktion hinaus wird der Bypass-Taster für einige Zusatzfunktionen verwendet. Die Auswahl der 2. Ebene an IRs habe ich bereits erwähnt. Der rechte Taster ist in erster Linie für die Anwahl des Boost zuständig. Dessen Aktivierung wird über die rechte LED in hellblau signalisiert.
Betätigt man beide Taster simultan, so schaltet man durch die 3 vorhandenen Presets. Jedes Preset wird durch eine eigene Farbe der rechten LED signalisiert (rot -> 1, grün -> 2, blau -> 3). Ein Preset beinhaltet alle Einstellungen beider Verstärkerseiten. Hat man alles nach dem persönlichen Geschmack eingestellt, drückt man beide Taster herunter, bis beide LEDs aufblinken und hat damit das Preset gespeichert. Dann muss man sich nur noch merken, welchen Sound man auf welchem Preset gespeichert hat.
Wie schon erwähnt, gibt es noch ein paar versteckte Zusatzfunktionen. Hält man den Bypass-Taster gedrückt, kann man mit den Bass und Treble-Potis einen Hoch- bzw. Tiefpass verstellen, welche den Lautsprechersimulationen nachgeschaltet sind. Macht man gleiches mit dem Middle-Poti, so kann man durch ein Drehen nach links die Lautsprechersimulation deaktivieren, falls man beispielsweise in der DAW eine andere Lautsprechersimulation nutzen will oder den ACS1 als Preamp in einem herkömmlichen Setup mit Gitarrenbox nutzen will.
Eine wichtige Funktion der rechten LED sei noch erwähnt. Sie signalisiert in magenta, wenn die aktuellen Einstellungen der Potis und Schalter nicht mit denen übereinstimmen, die im Preset abgespeichert sind. Das erklärt sich am besten anhand eines praktischen Beispiels. Als ich den ACS1 bekommen habe, habe ich ihn als erstes auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. Dann habe ich das rote Preset ausgewählt. In diesem Moment entsprechen die wirksamen Einstellungen den abgespeicherten Poti- und Schalterstellungen und nicht zwingenden denen, die man gerade am Gerät eingestellt hat. Um das Preset an meinen Geschmack anzupassen, stelle ich erst alle Potis so ein, dass sie dem Preset entsprechen. Sobald ich ein Poti bewege, geht die rechte LED auf magenta, weil die Einstellungen nicht mit dem Preset übereinstimmt. Ich bewege es solange, bis die LED wieder auf rot geht, was dann passiert, wenn aktuelle und gespeicherte Einstellung übereinstimmen. Das mache ich nacheinander mit allen Potis und Schaltern, bis alles bewegt wurde und die rechte LED wieder auf rot steht. Schwierig wird es, wenn man ein Poti anfasst, es nicht bis "rot" dreht und dann das nächste verändert. Dann wird man es kaum schaffen, die Einstellungen auf die gespeicherten Werte zu bekommen, weil das erste Poti ja "falsch" steht und die LED erst auf rot gehen wird, wenn beide Potis stimmen. So kann man aber die korrekte Einstellung von Poti 2 nicht über die LED finden. Das mag etwas verwirrend klingen, entspricht aber leider der Realität.
Die Komplexität erhöht sich, wenn man links und rechts unterschiedliche Einstellungen verwenden will. Zu beachten ist, dass die Raumsimulation global, also auf beide Seiten wirkt.
Ich bin grundsätzlich kein Fan dieser Art von Bedienkonzepten. Mir widerstrebt es, wenn die tatsächliche Einstellung nicht der optisch zu erkennenden entspricht. Aus meiner Sicht gibt es nur 2 akzeptable Lösungen für so ein Konzept: Motorpotis oder Endlosencoder mit digitaler Anzeige. Ersteres ist technisch sehr aufwändig, letzteres lässt sich nur schwer mit einer traditionellen Optik vereinen. Die Mehrfachbelegung einiger Potis erhöht die Komplexität noch weiter. Da eine Übersicht über alle Einstellungen prinzipiell nicht möglich ist, kann man durchaus mit unbrauchbaren Einstellungen enden, ohne, dass die Ursache dafür auf einen Blick ersichtlich ist.
Es gibt keine Software zur alternativen Bedienung des ACS1. Allerdings kann man über die USB-Schnittstelle und einen Browser auf das Gerät zugreifen. Damit lassen sich Firmware-Updates durchführen. Ebenso lassen sich die Werks-IRs gegen andere tauschen. Leider funktioniert das nicht mit Firefox. Walrus Audio empfiehlt Chrome, ich war an der Stelle nicht bereit, nur für den Test einen anderen Browser zu installieren. Das Konzept empfinde ich als Einschränkung. Aus meiner Sicht bietet eine proprietäre Software, die zumindest die Anzeige aller Einstellungen bereit hält, für ein derartiges Pedal einen großen Mehrwert.
Zusammengefasst ist die Bedienung zwar zunächst einfach und folgt bekannten Mustern, ist aber bei Nutzung aller Features deutlich limitiert und kompromisbehaftet.
Was auf die Ohren
Die Bedienung ist das eine, aber man kann über vieles hinwegsehen, wenn der Sound stimmt.
Versorgt man den ACS1 mit Strom, so erzeugt er leider erst einmal einen unerwünschten Sound in Form eines Einschalt-Plops. Ich halte das für ein Gerät, das potentiell mit Kopfhörern verwendet wird, für nicht akzeptabel.
Aber wenden wir uns den erwünschten Sounds zu.
Für die folgenden Beispiele habe ich den ACS1 im Test-Board verwendet. Zusätzlich habe ich einen PodGo mit vorgeschaltetem Buffer als Looper für für zusätzliche Effekte davor genutzt. Von den Ausgänge des ACS1 ging es direkt in ein RME Babyface Pro FS und dann in Reaper. Die Gitarre ist meine Squier Paranormal Offset Tele.
Beginnen wir mit der Fender-Simulation. Im Folgenden hört ihr ein kurzes Beispiel mit der Mittelstellung der Tonabnehmer und den Default-Einstellungen des Werks-Presets "rot". Bei den Werks-Presets steht im Grunde alles auf 12 Uhr. Während des Loops drehe ich jeden EQ-Regler auf Minimum, auf Maximum und dann wieder zurück zur Mitte.
Im nächsten Beispiel probiere ich die ersten 3 Cab-Simulationen nacheinander durch.
Danach ist der Gain-Regler dran.
Hier hört ihr, welchen Einstellbereich der Room bietet.
Ausgehend vom Preset habe ich die Einstellungen nach meinem Geschmack optimiert. So sehen diese aus:
Das höhrt sich dann so an:
Der EQ ist durchaus wirksam und kann den Klang ordentlich verbiegen. Allerdings bleibt es ein Fix-Frequenz und Fix-Q EQ, der keine Bearbeitung im Detail ermöglicht.
Die Lautsprecher-Simulationen nehmen wie erwartet einen großen Einfluss auf den Klang.
Der Gain ermöglich zumindest mit dieser Gitarre keine nennenswerten Verzerrungen. Den Boost habe ich nicht aufgezeichnet. Er ermöglicht eine abweichende Einstellung von Volume und Gain. Mehr Verzerrung ist damit aber nicht zu erreichen.
Der Room ist ganz nett, ich bevorzuge aber richtige Hall-Simulationen. In Summe ist das ein brauchbarer Clean-Sound, der mich aber nicht vollständig begeistert.
Gehen wir zum Marshall. EQ und Cabs habe ich mir hier gespart. Zu hören sind erst die Default-Einstellungen, dann der Sweep über den Gain und zum Abschluss diese optimierten Einstellungen:
Etwas überraschend entpuppt sich auch die Marshall-Simulation primär als Clean-Amp. Es gibt einen Hauch von Verzerrungen, die für mich aber etwas ungewohnt klingen. Irgendwie wirkt es mehr wie parallel dazu gemischte Verzerrungen. Es limitiert, aber verzerrt wenig. Ich konnte mit diesem Modell am wenigsten anfangen.
Das Vorgehen mit der Vox-Simulation ist analog zum vorherigen. Am Ende bin ich auf diese Einstellungen gekommen:
Dieser Sound passt mir vor allen 3 Amps am besten. Mehr als ein bisschen Anzerren ist hier aber auch nicht drin.
Dann habe ich mir noch ein Setup mit 2 Amps gebastelt. Dabei verwende ich den Fender auf der linken und den Vox auf der rechten Seite. Dieses Setup hört sich mit dem bekannten Loop so an:
Clean alleine ist ja ganz nett, aber auf Dauer auch etwas langweilig. So hört sich das Ganze dann mit etwas Hall vom Walrus Audio Reverb gespielt auf dem Halstonabnehmer an:
Für etwas Verzerrung schalte ich den Walrus Audio Drive in der Einstellung Crunch davor. Hier kommt der Stegtonabnehmer zum Einsatz:
Im Pod nutze ich für mehr Verzerrung gerne das Compulsion Drive (aka OCD).
Eine andere Art von Verzerrung bietet das Big Horn Fuzz (aka Big Muff) aus dem Pod. Zusätzlich sind hier noch das Walrus Audio Delay und am Ende das Tremolo aktiv.
Zum Abschluss gibt es nochmal ein Clean-Beispiel mit der Mittelstellung, dem Trinity-Chorus aus dem Pod, Delay und Plate von Walrus Audio.
Zusammenfassend liegen für mich die klanglichen Stärken des ACS1 eindeutig im Clean. Verzerrung kann es von sich selbst aus kaum erzeugen. Und auch mit vorgeschalteten Verzerrern habe ich mich schwer getan, meine gewohnten Sounds zu erzielen. Irgendwie verhält sich das Pedal nicht so, wie ich es erwarte. Es lassen sich mit etwas Einstellarbeit durchaus brauchbare Sounds erzielen, aber nichts, was mich direkt inspiriert oder vollends überzeugt.
Ich habe auch die Kopfhörer-Schnittstelle mit einem Shure SRH440 ausprobiert. Grundsätzlich funktioniert diese problemlos. Ich empfand die erzielbaren Pegel mehr als ausreichend. Allerdings wird inbesondere in dieser Nutzung ein konzeptioneller Nachteil des ACS1 deutlich: Es gibt keinen von der Programmierung unabhängigen Master-Volume-Regler. Wenn man mit verschiedenen Presets oder mit unterschiedlichen Einstellungen für links und rechts arbeitet, ist das besonders kritisch. Hier kann es zu unerwünschten und unerwarteten Pegelsprüngen kommen. Und man muss unter Umständen mehr als einen Regler zurückdrehen. Aus meiner Sicht fehlt ein Master-Volume.
Zusammenfassung
Der ACS1 lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die mechanische Qualität ist ohne Tadel. Das Bedienkonzept wirkt erst einfach und schlüssig. Im Detail kann man jedoch schnell die Übersicht verlieren. Die Soundvariation ist nicht so groß, wie man anhand der Daten erst vermuten könnte. Es werden im Grunde nur Clean-Sounds geboten. Das Verhalten mit vorgeschalteten Verzerrern hat mich nicht komplett überzeugt. Clean dagegen mit Hall, Delay und Modulation konnte ich für mich sehr ansprechende Sounds erzeugen. Dinge wie die Bindung an einen Browsertyp, die unsymmetrischen Ausgänge, der Einschalt-Plop und das fehlende Master-Volume wären für mich aber Ausschlusskriterien. MIDI ist für mich nicht relevant, aber ich sehe bei diesem Pedal auch den Mehrwert nicht. Die Soundvariationen sind nicht so groß, als dass sich eine umfangreiche Umschalterei lohnt. Vermutlich ist MIDI enthalten, weil es zur Platform der Mako-Serie gehört.
Ich gehe davon aus, dass man mit mehr Zeit und etwa anderen IRs bessere Sounds erzielen kann, als ich es in der Lage war. Wie immer hängt die Beurteilung sehr von den individuellen Umgebungsparametern (Gitarre, Pedale, Abhöre, Spielvermögen, Vorlieben usw.) ab. Meine Wahl für einen Verstärker- und Lautsprechersimulator fällt in der Regel auf Geräte, die mehr Funktionalität und ein dementsprechendes Bedienkonzept bietet, also Modeller im allgemeinen Sinne. Anderen passt das reduzierte Bedieninterface vielleicht viel besser. Schlussendlich ist der ACS1 eine von zahlreichen Möglichkeiten, in einem verstärkerlosen Setup einen E-Gitarrensound zu erzeugen. Wie sehr der einem taugt, muss jeder und jede selbst herausfinden und entscheiden.