[Effekt] Old Blood Noise Endeavors (OBNE) - BL-44 Reverse

escarbian
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Old Blood Noise Endeavors (OBNE) - BL-44 Reverse


Vorgeschichte und interessante Infos:

Old Blood Noise Endeavors, oder kurz OBNE, ist von Beginn an für ungewöhnliche und innovative Pedal-Kreationen bekannt. Gegründet wurde OBNE 2014 in Norman/Oklahoma von Brady Smith und Seth McCarroll.
Brady begann seine Pedalbauer-Laufbahn bei Keeley Electronics und Walrus Audio. Das erste OBNE-Pedal war das Black Fountain Oil Can Delay.
OBNE ist auch für seine unkonventionellen und sehr sehenswerten Demo-Videos bekannt.

Ein YouTube-Video von Josh Smith zu OBNE mit Demos von diversen Pedalen ist sehr sehenswert:



View: https://youtu.be/0cAvUDuiYn4




Mein erstes Kennenlernen von OBNE kam vor einigen Jahren über das Dark Star Pad Reverb zustande.
Das Dark Star ist inzwischen das älteste Pedal auf meinem Board und es ist prädestiniert für Flächensounds (Pads), insbesondere der düsteren Art (wobei auch Shimmer geht).

Im Herbst 2022 kam OBNE mit einem neuen, sehr innovativen Konzept auf den Markt: das BL-44 Reverse, als erstem Pedal der neuen BL-Serie.
Der Slider auf dem Pedal ist nicht neu, aber daß man damit die Clock des Sound-Prozessors stufenlos regeln kann schon irgendwie.

Inzwischen gibt es zwei weitere Pedale in der kompakten BL-Serie: das BL-82 Chorus und das für mich äußerst spannende BL-37 Reverb.



Details und Ausstattung:

Das BL-44 Reverse kommt sicher verpackt in einem großzügig bemessenen und farbig bedruckten Karton. Als Gimmicks sind Logo-Sticker, Logo-Button und Plektrum beigelegt.
Die Bedienelemente sind mit drei Dreh-Reglern und einem Schiebe-Regler sowie dem On/Off-Softclick-Schalter sehr übersichtlich angelegt.
Die Abmessungen der BL-Serie sind etwas kleiner als die der üblichen Pedale von OBNE.
Das Alu-Guss-Gehäuse ist cremefarben lackiert und mit einem fantasievollen Artwork der Künstlerin Brandy M. Patterson aus Manchester, New Hampshire bedruckt.
Die Verarbeitung ist tadellos und das Pedal vemittelt einen soliden Eindruck.
Die Buchsen für Input, Output und 9V-Stromanschluß befinden sich auf den Seiten des Pedals.
Das kurz gehaltene Manual ist auf einer beigelegten Karte vorhanden. Einen Download-Link gibt es -> hier.

Größe: 66 x 120 x 58 mm (B x T x H)
Gewicht: 300 g
Stromversorgung: 9V DC 110 mA (center negative); kein Batteriebetrieb



Bilder:


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Bedienung und Klang:

Das BL-44 Reverse ist ein Pedal mit wirklich "einfachem" Bedienungs-Konzept.
Mix und Volume sind selbsterklärend. Der Mix-Regler hat dabei eine Bandbreite von 100 % Dry bis 100 % Wet.
Mit Volume läßt sich der Output je nach Stellung des Clock-Schiebereglers an die individuellen Bedürfnisse (inkl. Boost-Effekt) anpassen.

Der Speed-Regler bestimmt die Reverse Wiedergabe-Geschwindigkeit und ermöglicht damit Pitch-Shifting-Effekte in musikalischen Intervallen.
Diese reichen im Uhrzeigersinn von -1 Oktave, -1 Quinte, und -1 Quarte über normale Geschwindigkeit (12.00 Uhr-Stellung) bis zu +1 Quarte, +1 Quinte und +1 Octave.

Neben dem Speed-Regler ist das besonders spannende am BL-44 Reverse der Clock-Speed Schieberegler.
Dieser verändert die Taktfrequenz des Digital Sound Prozessors (DSP). Der Sound ändert sich dabei von Hi- zu Lo-Fi Sounds mit zunehmender Signaldegeneration und Noise.
Gleichzeitig ändert sich auch die Buffer-Kapazität (Speicher) des Reverse-Effektes von kurz (Hi-Fi) bis lang (Lo-Fi).
Dies erinnert mich auch etwas an die Clock-Regler mancher Pedale von Pladask Elektrisk (zum Beispiel Draume oder Baklengs).
Schade, daß das BL-44 Reverse keinen Eingang zur Regelung der Clock per Expression-Pedal hat, so wie die Pladask-Pedale.

Der Fußschalter ist angenehm leichtgängig (soft-click) zu bedienen.

Wenn es um Reverse geht, findet man ja üblicherweise Delay Pedale, die einen Reverse-Algorithmus haben. Beim BL-44 handelt es sich um einen "true reverse" Effekt.
Das Pedal nimmt also das Eingangs-Signal auf, und spielt es rückwärts wieder ab. Dabei hängt die Länge des Aufgenommenen von der Clock-Frequenz des DSP ab.
Je höher die Frequenz und damit die Qualität des Audio-Signals, desto kürzer der Reverse-Effekt. Und umgekehrt, je geringer die Arbeitsfrequenz des DSP, desto länger ist der Reverse-Effekt bei abnehmender Sound-Qualität.

Die Kangvielfalt, die man mit den wenigen Reglern aus dieser kleinen Kiste zaubern kann ist schon überraschend. Das BL-44 ist natürlich vor allem für Musiker interessant, die das Pedal real-time "spielen" wollen.
Also Musiker, welche die unmittelbare Interaktivität, insbesondere des Clock-Reglers in der Performance nutzen wollen. Damit wird es in erster Linie für experimentelle Sounds und Improvisationen interessant.
Die Beeinflussung der Clock-Frequenz und damit der Länge des Reverse-Effekts und der Klangqualität bis zu verfremdenden Lo-Fi-Sounds ist sehr inspirierend und motiviert zum eher intuitiven Spiel.
Für Gitarristen wäre es natürlich schön, wenn der Clock-Slider über ein Expression-Pedal zu regeln wäre, um die Hände frei zu halten. Aber das wäre wohl in dem kleinen Gehäuse nicht mehr unterzubringen gewesen.
Vielleicht kommt dieses Feature ja aber mal in einer Neuauflage.
Durch den Speed-Regeler lassen sich sehr schöne Pitch-Shifting-Effekte erzielen.

Aber nun endlich zu den interessanten Sound-Demos des BL-44, aus deren Vielzahl ich hier meine vier Favoriten ausgewählt habe .. ..



Soundbeispiele auf YouTube:



Old Blood Noise Endeavors




View: https://youtu.be/U04yNx758wY




Old Blood Noise Endeavors / Dan Explains It All



View: https://youtu.be/GXILVvb_K7M




Aaron Rush



View: https://youtu.be/fvDDimBiATc




The Pedal Zone / Stefan Fast



View: https://youtu.be/olBSCGRnBa4?si=rURAVzKiEZWJqjGr





Fazit:

Das Old Blood Noise Endeavors (OBNE) BL-44 Reverse ist ein faszinierendes Sound-Werkzeug, insbesondere für den experimentellen Musiker.
Mit dezenten Einstellungen kann es aber durchaus auch im Bandkontext spannende Klänge zum Mix beitragen.
Der Slider zur Kontrolle der Clock (Takt-/Arbeits-Frequenz) des Digital-Sound-Prozessors macht das BL-44 Reverse zu einem auf dem Markt recht einzigartigen Pedal.
On Top gibt es Pitch-Shifting-Intervalle von plus/minus einer Oktave. Man könnte es also als einen Reverse-Lo-Fi-Pitch-Shifter bezeichnen.
Dabei hat es ein kompaktes Format und überzeugt mit einfacher Bedienung. Ein Expression-Input wäre für eine eventuelle zweite Auflage wünschenswert.


Pro:
  • "true-reverse" Sound
  • einzigartige Soundmöglichkeiten
  • einfache Bedienung
  • kompaktes Format
  • sehr gute Fertigungsqualität
  • gute Verfügbarkeit
Contra:
  • (allenfalls: fehlender Expression-Pedal-Eingang)


Preis: (Stand 08/2023)

209,00 Euro (in deutschen/europäischen Shops)
179,00 US$ bei OBNE (Versandkosten und Einfuhrabgaben beachten!)



Link zur Hersteller-Webseite und weitere Infos:



Alternativen:


Conflicts of Interest: keine (ich habe das Pedal selbst gekauft und keinerlei Vergünstigungen oder Zuwendungen für dieses Review erhalten)


Vielen Dank für's Lesen.
Fragen und Anmerkungen sind gerne willkommen.
Gruß, Helmut
🤘
 
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Ich hab das Teil auch auf dem Board und mag es sehr. Es kann Ambient-Flächen bedeutend aufwerten. Besonders gefallen mir dabei schnelle, aber kurze Bewegung des Clock-Sliders.
Und ja, 'ne Buchse für ein Expression-Pedal wär genial....
 
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