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HCA Mikrofone/Recording/Mixing
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Liebe Mikrofonfreunde,
aufgrund einiger guten Erfahrungen von Musikschaffenden im Internet bzgl. Lewitt Mikrofonen wollte ich ein Lewitt-Mikrofon auf Herz und Nieren bei mir im Studio testen.
Insbesondere auf Signale, die sehr oft aufgenommen werden, Gesang, akustische Gitarre und Percussion.
Es sollte ein Röhrenmikrofon von Lewitt sein, da gerade bei Gesang Röhrenmikrofone in der Regel noch das gewisse Etwas in der Stimme unterstützen.
Lewitt hat in Sachen Röhrenmikrofone eine gewisse Erfahrung, im Portfolio sind LCT840, LCT940 schon etwas länger, und das in der oberen Preisregion befindliche LCT1040.
Gesagt, getan von Lewitt wurde mir das neue Pure Tube zur Ausleihe zur Verfügung gestellt inkl. Detailinformationen.
Das ist das jüngste Mitglied in der Lewitt Röhrenfamilie.
Es wird besonders für Vocals empfohlen, wobei es natürlich für alle anderen Signale auch einsetzbar ist, ausgenommen Signale mit heftigen Bassimpulsen wie Bassdrum.
Da sollte man die üblichen Verdächtigen verwenden.
Das Pure Tube hat einen max. SPL von 132 dBSPL, also an sehr lauten Signalen (Kick, Snare, extrem laute Gitarrenverstärker, laute Blasinstrumente, etc.) sollte man andere Mikrofone verwenden.
An dieser Stelle geht ein herzliches Danke schön für die Leihstellung an das Lewitt Team Artist Relations in Wien
Look
Im Betriebszustand an.
Wie üblich bei Lewitt Röhrenmikros ist die Röhre hinter einer durchsichtigen Verglasung sichtbar, und „glüht“ deutlich im dunklen Aufnahmeraum.
Das Glühen kommt nicht von der Röhre (das ist deutlich schwacher) sondern die Röhre wird von hinten angestrahlt.
Da scheiden sich die Geister, ob schön und stylisch oder unnötig.
Einen Vorteil im Umgang mit dem Mikrofon hat es, leuchtet es, ist es an, leuchtet es nicht, ist das Mikrofon aus
Im Betriebszustand aus.
Ausstattung
In der Studio Set Variante: 1249€ (Straßenpreis Aug. 2023)
Netzteil für die Speisung des Röhrenmikros, Mikrofonspinne, magnetischer Popfilter, 7-poliges XLR-Kabel 5 m und Mil-Spec Transportkoffer.
In der Essential Set Variante: 979€ (Straßenpreis Aug 2023)
Netzteil, einfache Mikrofonhalterung, 7-poliges XLR-Kabel 5 m und Transporttasche
Da die Ausstattung an einigen Stellen überraschendes bietet, ein paar Worte hierzu:
Verarbeitung
Alle Einzelteile des Studiosets vom Mikrofon bis zum Popfilter sind von sehr guter Qualität und sehr guter Verarbeitung.
Da gibt’s nichts zu kritisieren, nur zu loben.
Verwendete Audiogeräte für die nachfolgenden Tests
Preamp:
Telefunken v672a (zwei Preamp-Karten in einem 19 Zoll Gehäuse)
Mikrofonreferenzen:
Microtechgefell UM92.1s (mein Referenz-Röhrenmikrofon),
Vanguard V13 (Röhrenmikrofon in der gleichen Preisliga wie das Pure Tube) und
Microtechgefell M930 (meine Referenz bei TLMs).
Popfilter: P110 von Hakan.
Interface: mit Wandler RME ADI-2 an RME Fireface UC
Kopfhörer: Sennheiser HD380 Pro, Neuman ND-20
Abhöre: K+H O110 und Subwoofer Presonus Temblor T10
Testszenario
Es standen Aufnahmen zu einem neuen Song (Link weiter unten) an, und so hat sich das angeboten, das Pure Tube dafür zu verwenden!
Im Song wurden für die Lead Vocals (durchgehend gedoppelt) und für einen dunkel-klingenden Shaker das Pure Tube verwendet.
Backing Vocals: UM92.1s und Pure Tube
Bei den akust. Gitarren das Vanguard V13 und bei dem Großteil der Percussion wie Schellenkranz und große Maracas das UM92.1s.
Bei den eGitarren AT4047MP und AT4081 am Celestion Gold Bulldog in der SG Grossmannbox, Amp: VOX AC30H2.
Zu Klangvergleichszwecken wurde für Vocals und akust. Gitarre das UM92.1s, BSA M250, Vanguard V13 und das M930 verwendet.
Eigenschaften
Das Lewitt Pure Tube ist ein Röhren-Großmembran-Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Niere.
Das Mikrofon ist extrem rauscharm, es wird mit 7dB (A) Eigenrauschen angegeben, entspricht Geräuschpegelabstand von ca. 87dB angegeben.
Diese Werte erreichen in der Regel nur TL-Mikrofone wie das M930, was auch bei 7 dB (A) liegt.
Dieser Wert wird tatsächlich erreicht, da es nicht lauter rauscht als das M930.
Für ein Röhrenmikrofon ist das hervorragend, übliche Topröhrenmikros haben Werte zwischen 77dB und 82dB.
Praktisch gehört (unter Kopfhörer in einem sehr ruhigen Raum), sind alle genannten Mikros rauschunauffällig bei typischen Aufnahmen wie Vocals, akust. Gitarre Picking oder Strumming und Co.
Das Pure Tube ist zu dem ein recht empfindliches Mikrofon sprich „lautes“ Mikrofon.
Dies sind 28,2 mV/PA, entspricht in etwa dem Gefell M990.
Frequenzgang und Dynamik
Das Pure Tube verfügt über einen recht neutralen Frequenzgang bei üblichem Abstand von 25cm vor dem Mikrofon.
Im Bereich von 3khz bis 5khz gibt es eine leichte breitbandige Anhebung um die 1dB, zwischen 9khz bis 17khz eine Anhebung von ca. max. 2,5dB.
Das sind die üblichen Anhebungen bei GMKs.
Interessanter ist der Bassbereich und Tiefmittenbereich, der ist auch bei 25cm Abstand zum Mikro neutral, es gibt keine nennenswerte Anhebung.
Das ist dem „transformer-based filter“ geschuldet, der tatsächlich in der Praxis den Nahbesprechungseffekt nicht nur tight und straff klingen lässt, sondern auch nicht stark ausgeprägt ist wie bei vielen anderen Mikrofonen.
Ich erwarte somit ein ausgeglichenes und luftig-klingendes Klangbild.
Die Auflösung des Pure Tube ist sehr gut, kommt aber nicht ganz an das Gefell M930 ran, was aber in dieser Eigenschaft mit dem M990, AT5045/5040 und AT5047 die Referenz darstellt.
Das dynamische Verhalten des Pure Tube’s ist sehr gut, es folgt dem dynamischen Verlauf der Stimme akkurat.
Klang
Lead Vocals
Das Pure Tube mit dem Preamp Telefunken V672a verkabelt, Kopfhörer (Sennheiser HD 280 Pro) auf und los geht es mit Lead Vocals im Song „Magic Band“.
Erste Reaktion unter dem Kopfhörer im Vocal Aufnahmeraum:
Kein Rauschen, Stimme klingt straff, frisch, griffig und leicht reibig in den Höhen, und hat einen hellen Charakter!
Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gedacht ,das wäre ein TL-Mikrofon, also ein Transformer–Loses- Mikrofon, ohne Übertrager.
Es klang erstmal nicht wie ein Röhrenmikrofon!
Mir fehlte die typische Fülle in den unteren Frequenzen eines Röhrenmikros, und die Smoothnesseines Röhrenmikrofons in den Mitten wie Höhen.
Soweit mein erster Höreindruck.
Das Einsingen des Songs hat problemlos funktioniert, nichts hat mich irgendwie genervt, die
Präsenz des Gesanges beim Einsingen war für mich gut vorhanden.
Das Pure Tube brauchte bei meinen Lead Vocals und bei den Backing Vocals keine nennenswerte EQ-Bearbeitung, der leicht reibige Höhenbereich bleibt durch EQ-Anhebung im Höhenbereich reibig. Eine Höhenanhebung ist je nach Signal, wie bei meiner Stimme, für meinen Geschmack mit Vorsicht zu genießen.
Dafür klingen die Frikative trotz hellen Klanges des Mikros immer sauber und nicht nervig, das gelingt TL-Mikros nicht immer.
Das Pure Tube und das M930 sind sich tonal recht ähnlich.
Das M930 löst noch etwas feiner auf, klingt etwas weicher im Hochmittenfeld, Frikativlaute sind extrem sauber, aber auch etwas lauter als beim Pure Tube.
Das Pure Tube klingt bei Frikativen gutmütiger bzw. gefälliger
Nach ein paar weiteren Takes fiel mir schon auf das es kein TL-Mikro ist, Tiefmitten haben bei Gesang etwas mehr „roundness“ als bei TL-Mikros, und es klingt nicht so „trocken“ bzw. direkt.
Yin und Yang (Pure Tube und Vanguard V13)
Das Pure Tube ist ein modern klingendes Röhrenmikrofon allerdings ohne smoothe bzw. wohlige Färbung wie man es von anderen guten Röhrenmikrofonen kennt.
Diese sind bis auf ein Röhrenmikrofon, allerdings auch in einer höheren Preisklasse (UM92.1s, BSA M250, Neumann M147, FLEA 12, FLEA 47 und Co.) angesiedelt.
In der gleichen Preis- wie Güteklasse wie das Pure Tube gibt es m.M. nach nur das Vanguard V13, was auch sehr gut ist, aber eben diesen smoothen, sehr runden Klang liefert.
Das Vanguard V13 klingt auf Vocals smoother und „wohlgefälliger“.
Das Pure Tube lässt Stimmen griffiger und „schlanker“ im Tiefenbereich erklingen
Yin und Yang eben ;-)
Abgrenzung zu Röhrenmikrofonen der höheren Preisklasse
Stimmen sitzen bspw. UM92.1s durch seine M7 Kapsel unschlagbar gut leicht vor dem Mix, und es klingt sehr klar.
Es klingt runder und wohlgefälliger bei ähnlicher „Schlankheit“ in den Tiefen.
BSA M250 und FLEA 47, FLEA 49 und FLEA 12 klingen im unteren Bereich noch fülliger, sodass hohe Stimmen von der Fülle profitieren.
Akustische Gitarre
Bei Tests an akustischer Gitarre hat sich das gleiche Bild wie bei den Vocals gezeigt.
Klarer und frischer Klang. Bei guter Positionierung sind kaum EQ-Bearbeitungen notwendig.
Percussion
Das Pure Tube klingt auch bei Percussion sauber und wie gewohnt frisch und sauber.
Wie sitzt das Mikro im Mix und wie macht sich das Pure Tube auf Vocals?
Interessant wird das Ganze vor allem im Mix, wie behauptet sich da das Pure Tube?
Viele andere Mikros die Solo gehört super klingen, fallen im Mix zusammen, Stimme dringt bei dichten Arrangement nicht durch.
Das Pure Tube sitzt gut im Mix, die Gefells sitzen etwas mehr vorne im Mix.
Besonders gut macht dass das UM92.1s, weil die Stimme durch die leichte breite Mittenanhebung, automatisch gut leicht vor dem Mix sitzt.
Pure Tube und Vanguard V13 sind hier auf gleichem Niveau
Hier der Song „Magic Band“ im finalen Mix
Wie beschrieben, Lead Vocals, Teile der Backing Vocals und dunkel klingender Shaker wurden mit dem Pure Tube aufgenommen.
https://app.box.com/s/awdbqgnu8hwjw8b9cnoecsdvy2lnmgja
Bei den Lead Vocals wurden für den Mix leichte dyn. EQ-Bearbeitungen in den Tiefen durchgeführt, die üblichen Dynamikbearbeitungen (1176 und LA-2a), sehr wenig HiShelf und Tapesättigung.
Delay und Room/Reverb fertig.
Die Lead Vocals klingen klar und frisch, und setzen sich gut durch.
Auch die unterschiedlich verwendeten Röhrenmikros bei den anderen Instrumenten sorgen für eine gute Mischung unterschiedlicher Klangspezifikationen der Mikrofone.
Im Vergleich zu anderen typischen Röhrenmikros wie BSA M250, UM92.1s und Vanguard V13 fehlt etwas Tiefe, „Körperlichkeit“, Wärme und smoothness.
Das Pure Tube könnte ich mir für Vocals gut an einen cremig und voll-klingenden Preamp alà Electrodyne 501 oder UAD 610 solo vorstellen.
Das könnte das frisch klingende Pure Tube etwas runder klingen lassen.
Fazit
Das Pure Tube Studio Set ist für 1298€ (Straßenpreis Aug. 2023) ein sehr gutes Mikrofon und für viele Signale wie Vocals, akustische Gitarre, Percussion, Holzblasintrumente etc. geeignet.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist bei dieser guten und pfiffigen Ausstattung sehr gut.
Es ist zudem top verarbeitet.
Pro:
Testing
Tests sind, auch wenn sie wie in meinem Falle über mehrere Wochen durchgeführt wurden, nicht auf alle Anwendungen bzw. Nutzer eindeutig übertragbar.
Der Test dient dazu, das Mikrofon mit seinen Eigenschaften umfangreich und detailliert zu präsentieren.
D.h., man muss Mikros in seiner Umgebung, mit seiner Musik, mit seiner Stimme, mit seinem Instrument testen, um entscheiden zu können, ob es passt!
Ich rate jedem bei Kaufinteresse sich die Favoriten-Mikros nach Hause zu holen, und selbst Tests durchzuführen!
Nur Mut zum eigenen Testen!
Ganz zum Schluss, ein bildlicher Auszug der verwendeten Mikros im Vergleich
Gefell UM92.1s, Vanguard V13 und Pure Tube - ohne Popfilter
Gefell UM92.1s, Vanguard V13 und Pure Tube - mit Popfilter
Gefell UM92.1s, Pure Tube und Gefell M930 – ohne Popfilter
aufgrund einiger guten Erfahrungen von Musikschaffenden im Internet bzgl. Lewitt Mikrofonen wollte ich ein Lewitt-Mikrofon auf Herz und Nieren bei mir im Studio testen.
Insbesondere auf Signale, die sehr oft aufgenommen werden, Gesang, akustische Gitarre und Percussion.
Es sollte ein Röhrenmikrofon von Lewitt sein, da gerade bei Gesang Röhrenmikrofone in der Regel noch das gewisse Etwas in der Stimme unterstützen.
Lewitt hat in Sachen Röhrenmikrofone eine gewisse Erfahrung, im Portfolio sind LCT840, LCT940 schon etwas länger, und das in der oberen Preisregion befindliche LCT1040.
Gesagt, getan von Lewitt wurde mir das neue Pure Tube zur Ausleihe zur Verfügung gestellt inkl. Detailinformationen.
Das ist das jüngste Mitglied in der Lewitt Röhrenfamilie.
Es wird besonders für Vocals empfohlen, wobei es natürlich für alle anderen Signale auch einsetzbar ist, ausgenommen Signale mit heftigen Bassimpulsen wie Bassdrum.
Da sollte man die üblichen Verdächtigen verwenden.
Das Pure Tube hat einen max. SPL von 132 dBSPL, also an sehr lauten Signalen (Kick, Snare, extrem laute Gitarrenverstärker, laute Blasinstrumente, etc.) sollte man andere Mikrofone verwenden.
An dieser Stelle geht ein herzliches Danke schön für die Leihstellung an das Lewitt Team Artist Relations in Wien
Look
Im Betriebszustand an.
Wie üblich bei Lewitt Röhrenmikros ist die Röhre hinter einer durchsichtigen Verglasung sichtbar, und „glüht“ deutlich im dunklen Aufnahmeraum.
Das Glühen kommt nicht von der Röhre (das ist deutlich schwacher) sondern die Röhre wird von hinten angestrahlt.
Da scheiden sich die Geister, ob schön und stylisch oder unnötig.
Einen Vorteil im Umgang mit dem Mikrofon hat es, leuchtet es, ist es an, leuchtet es nicht, ist das Mikrofon aus
Im Betriebszustand aus.
Ausstattung
In der Studio Set Variante: 1249€ (Straßenpreis Aug. 2023)
Netzteil für die Speisung des Röhrenmikros, Mikrofonspinne, magnetischer Popfilter, 7-poliges XLR-Kabel 5 m und Mil-Spec Transportkoffer.
In der Essential Set Variante: 979€ (Straßenpreis Aug 2023)
Netzteil, einfache Mikrofonhalterung, 7-poliges XLR-Kabel 5 m und Transporttasche
Da die Ausstattung an einigen Stellen überraschendes bietet, ein paar Worte hierzu:
- Netzteil
Das Netzteil ist im Vergleich zu üblichen Röhrenmikrofon-Netzteilen richtig klein, wirkt sehr stabil und wertig und ist für die Größe erstaunlich schwer:
Das Netzteil wiegt: 911 Gramm!
Hier ein Vergleichsbild zum Netzteil des Vanguard V13 (rechts)
- Mikrofonspinne
Die Mikrofonspinne ist sehr groß und in der Breite ausladend
Hier ein Vergleich mit einer FLEA U47 Mikrofonspinne (rechts)
- Arretierung des Mikrofons und der Mikrofonspinne
Zum Arretieren des Mikrofons in der Spinne wie das Arretieren der Spinne am Mikrofongalgen verwendet Lewitt einen pfiffigen wie sehr handlichen Klemmmechanismus (siehe Bilder rote Umrandung), bei dem das Mikrofon in der Mikrofonspinne perfekt und sicher sitzt, und die Mikrofonspinne am Mikrofongalgen sicher und perfekt angebracht ist. Top!
Einziger Wermutstropfen, die Mikrofonspinne ist schon sehr groß und manchmal bei engen Platzverhältnissen bzw. vor gewissen Instrumenten etwas schwer auszurichten.
Auch bei Vergleichen zwischen Mikrofonen lässt die Spinne seinen Mitbewerbern wenig Platz.
- Magnetischer Popfilter
Der Popfilter ist zweilagig und hält Popgeräusche weitgehend von der Kapsel fern.
Zudem wird der Popfilter einfach vor dem Mikro auf Kapselhöhe gehalten, und „schwupps“ hält der Popfilter magnetisch am Mikrofon. Ausgefuchst und von der Handhabung kinderleicht. Top!
- 7-poliges XLR-Kabel 5 m
Das Kabel und die Steckverbindungen sind stabil, einzig die Länge von 5m halte ich für etwas zu kurz, 7m bzw. 10m Kabellänge wären ideal.
- Mil-Spec (military specification) Transportkoffer
Alle hier vorgestellten Austattungsteile des Mikros inkl. Mikrofon finden in dem äußerst stabilen und schweren Koffer sicheren „gewahrsam“.
Auf dem Transportweg kann somit nichts schief gehen.
Verarbeitung
Alle Einzelteile des Studiosets vom Mikrofon bis zum Popfilter sind von sehr guter Qualität und sehr guter Verarbeitung.
Da gibt’s nichts zu kritisieren, nur zu loben.
Verwendete Audiogeräte für die nachfolgenden Tests
Preamp:
Telefunken v672a (zwei Preamp-Karten in einem 19 Zoll Gehäuse)
Mikrofonreferenzen:
Microtechgefell UM92.1s (mein Referenz-Röhrenmikrofon),
Vanguard V13 (Röhrenmikrofon in der gleichen Preisliga wie das Pure Tube) und
Microtechgefell M930 (meine Referenz bei TLMs).
Popfilter: P110 von Hakan.
Interface: mit Wandler RME ADI-2 an RME Fireface UC
Kopfhörer: Sennheiser HD380 Pro, Neuman ND-20
Abhöre: K+H O110 und Subwoofer Presonus Temblor T10
Testszenario
Es standen Aufnahmen zu einem neuen Song (Link weiter unten) an, und so hat sich das angeboten, das Pure Tube dafür zu verwenden!
Im Song wurden für die Lead Vocals (durchgehend gedoppelt) und für einen dunkel-klingenden Shaker das Pure Tube verwendet.
Backing Vocals: UM92.1s und Pure Tube
Bei den akust. Gitarren das Vanguard V13 und bei dem Großteil der Percussion wie Schellenkranz und große Maracas das UM92.1s.
Bei den eGitarren AT4047MP und AT4081 am Celestion Gold Bulldog in der SG Grossmannbox, Amp: VOX AC30H2.
Zu Klangvergleichszwecken wurde für Vocals und akust. Gitarre das UM92.1s, BSA M250, Vanguard V13 und das M930 verwendet.
Eigenschaften
Das Lewitt Pure Tube ist ein Röhren-Großmembran-Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Niere.
Das Mikrofon ist extrem rauscharm, es wird mit 7dB (A) Eigenrauschen angegeben, entspricht Geräuschpegelabstand von ca. 87dB angegeben.
Diese Werte erreichen in der Regel nur TL-Mikrofone wie das M930, was auch bei 7 dB (A) liegt.
Dieser Wert wird tatsächlich erreicht, da es nicht lauter rauscht als das M930.
Für ein Röhrenmikrofon ist das hervorragend, übliche Topröhrenmikros haben Werte zwischen 77dB und 82dB.
Praktisch gehört (unter Kopfhörer in einem sehr ruhigen Raum), sind alle genannten Mikros rauschunauffällig bei typischen Aufnahmen wie Vocals, akust. Gitarre Picking oder Strumming und Co.
Das Pure Tube ist zu dem ein recht empfindliches Mikrofon sprich „lautes“ Mikrofon.
Dies sind 28,2 mV/PA, entspricht in etwa dem Gefell M990.
Frequenzgang und Dynamik
Das Pure Tube verfügt über einen recht neutralen Frequenzgang bei üblichem Abstand von 25cm vor dem Mikrofon.
Im Bereich von 3khz bis 5khz gibt es eine leichte breitbandige Anhebung um die 1dB, zwischen 9khz bis 17khz eine Anhebung von ca. max. 2,5dB.
Das sind die üblichen Anhebungen bei GMKs.
Interessanter ist der Bassbereich und Tiefmittenbereich, der ist auch bei 25cm Abstand zum Mikro neutral, es gibt keine nennenswerte Anhebung.
Das ist dem „transformer-based filter“ geschuldet, der tatsächlich in der Praxis den Nahbesprechungseffekt nicht nur tight und straff klingen lässt, sondern auch nicht stark ausgeprägt ist wie bei vielen anderen Mikrofonen.
Ich erwarte somit ein ausgeglichenes und luftig-klingendes Klangbild.
Die Auflösung des Pure Tube ist sehr gut, kommt aber nicht ganz an das Gefell M930 ran, was aber in dieser Eigenschaft mit dem M990, AT5045/5040 und AT5047 die Referenz darstellt.
Das dynamische Verhalten des Pure Tube’s ist sehr gut, es folgt dem dynamischen Verlauf der Stimme akkurat.
Klang
Lead Vocals
Das Pure Tube mit dem Preamp Telefunken V672a verkabelt, Kopfhörer (Sennheiser HD 280 Pro) auf und los geht es mit Lead Vocals im Song „Magic Band“.
Erste Reaktion unter dem Kopfhörer im Vocal Aufnahmeraum:
Kein Rauschen, Stimme klingt straff, frisch, griffig und leicht reibig in den Höhen, und hat einen hellen Charakter!
Wüsste ich es nicht besser, hätte ich gedacht ,das wäre ein TL-Mikrofon, also ein Transformer–Loses- Mikrofon, ohne Übertrager.
Es klang erstmal nicht wie ein Röhrenmikrofon!
Mir fehlte die typische Fülle in den unteren Frequenzen eines Röhrenmikros, und die Smoothnesseines Röhrenmikrofons in den Mitten wie Höhen.
Soweit mein erster Höreindruck.
Das Einsingen des Songs hat problemlos funktioniert, nichts hat mich irgendwie genervt, die
Präsenz des Gesanges beim Einsingen war für mich gut vorhanden.
Das Pure Tube brauchte bei meinen Lead Vocals und bei den Backing Vocals keine nennenswerte EQ-Bearbeitung, der leicht reibige Höhenbereich bleibt durch EQ-Anhebung im Höhenbereich reibig. Eine Höhenanhebung ist je nach Signal, wie bei meiner Stimme, für meinen Geschmack mit Vorsicht zu genießen.
Dafür klingen die Frikative trotz hellen Klanges des Mikros immer sauber und nicht nervig, das gelingt TL-Mikros nicht immer.
Das Pure Tube und das M930 sind sich tonal recht ähnlich.
Das M930 löst noch etwas feiner auf, klingt etwas weicher im Hochmittenfeld, Frikativlaute sind extrem sauber, aber auch etwas lauter als beim Pure Tube.
Das Pure Tube klingt bei Frikativen gutmütiger bzw. gefälliger
Nach ein paar weiteren Takes fiel mir schon auf das es kein TL-Mikro ist, Tiefmitten haben bei Gesang etwas mehr „roundness“ als bei TL-Mikros, und es klingt nicht so „trocken“ bzw. direkt.
Yin und Yang (Pure Tube und Vanguard V13)
Das Pure Tube ist ein modern klingendes Röhrenmikrofon allerdings ohne smoothe bzw. wohlige Färbung wie man es von anderen guten Röhrenmikrofonen kennt.
Diese sind bis auf ein Röhrenmikrofon, allerdings auch in einer höheren Preisklasse (UM92.1s, BSA M250, Neumann M147, FLEA 12, FLEA 47 und Co.) angesiedelt.
In der gleichen Preis- wie Güteklasse wie das Pure Tube gibt es m.M. nach nur das Vanguard V13, was auch sehr gut ist, aber eben diesen smoothen, sehr runden Klang liefert.
Das Vanguard V13 klingt auf Vocals smoother und „wohlgefälliger“.
Das Pure Tube lässt Stimmen griffiger und „schlanker“ im Tiefenbereich erklingen
Yin und Yang eben ;-)
Abgrenzung zu Röhrenmikrofonen der höheren Preisklasse
Stimmen sitzen bspw. UM92.1s durch seine M7 Kapsel unschlagbar gut leicht vor dem Mix, und es klingt sehr klar.
Es klingt runder und wohlgefälliger bei ähnlicher „Schlankheit“ in den Tiefen.
BSA M250 und FLEA 47, FLEA 49 und FLEA 12 klingen im unteren Bereich noch fülliger, sodass hohe Stimmen von der Fülle profitieren.
Akustische Gitarre
Bei Tests an akustischer Gitarre hat sich das gleiche Bild wie bei den Vocals gezeigt.
Klarer und frischer Klang. Bei guter Positionierung sind kaum EQ-Bearbeitungen notwendig.
Percussion
Das Pure Tube klingt auch bei Percussion sauber und wie gewohnt frisch und sauber.
Wie sitzt das Mikro im Mix und wie macht sich das Pure Tube auf Vocals?
Interessant wird das Ganze vor allem im Mix, wie behauptet sich da das Pure Tube?
Viele andere Mikros die Solo gehört super klingen, fallen im Mix zusammen, Stimme dringt bei dichten Arrangement nicht durch.
Das Pure Tube sitzt gut im Mix, die Gefells sitzen etwas mehr vorne im Mix.
Besonders gut macht dass das UM92.1s, weil die Stimme durch die leichte breite Mittenanhebung, automatisch gut leicht vor dem Mix sitzt.
Pure Tube und Vanguard V13 sind hier auf gleichem Niveau
Hier der Song „Magic Band“ im finalen Mix
Wie beschrieben, Lead Vocals, Teile der Backing Vocals und dunkel klingender Shaker wurden mit dem Pure Tube aufgenommen.
https://app.box.com/s/awdbqgnu8hwjw8b9cnoecsdvy2lnmgja
Bei den Lead Vocals wurden für den Mix leichte dyn. EQ-Bearbeitungen in den Tiefen durchgeführt, die üblichen Dynamikbearbeitungen (1176 und LA-2a), sehr wenig HiShelf und Tapesättigung.
Delay und Room/Reverb fertig.
Die Lead Vocals klingen klar und frisch, und setzen sich gut durch.
Auch die unterschiedlich verwendeten Röhrenmikros bei den anderen Instrumenten sorgen für eine gute Mischung unterschiedlicher Klangspezifikationen der Mikrofone.
Im Vergleich zu anderen typischen Röhrenmikros wie BSA M250, UM92.1s und Vanguard V13 fehlt etwas Tiefe, „Körperlichkeit“, Wärme und smoothness.
Das Pure Tube könnte ich mir für Vocals gut an einen cremig und voll-klingenden Preamp alà Electrodyne 501 oder UAD 610 solo vorstellen.
Das könnte das frisch klingende Pure Tube etwas runder klingen lassen.
Fazit
Das Pure Tube Studio Set ist für 1298€ (Straßenpreis Aug. 2023) ein sehr gutes Mikrofon und für viele Signale wie Vocals, akustische Gitarre, Percussion, Holzblasintrumente etc. geeignet.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist bei dieser guten und pfiffigen Ausstattung sehr gut.
Es ist zudem top verarbeitet.
Pro:
- Klarer, frischer, griffiger und tendenziell hell-klingender Klang
- Kaum EQ-Bearbeitung notwendig
- Für Männerstimmen sehr gut geeignet, vor allem solche die von Griffigkeit profitieren würden
- Frikativlaute werden sauber und angenehm wiedergegeben, nicht zu laut und nicht zu spitz
- Für viele Signale gut geeignet (außer sehr lauten Signalen wie Snare und Kick u.ä.)
- Extrem niedriges Eigenrauschen
- Sehr gute Ausstattung in der Studio Set Variante
- Sehr gute verbaute Qualität aller Bestandteile des Studio Sets
- Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
- Für ein Röhrenmikrofon wenig „Röhrenmojo“ (nicht so rund, voll und smooth klingend wie das von der Preisklasse vergleichbare Vanguard V13 bzw. Röhrenmikrofone höherer Preisklassen)
- Stimmen/Vocals: Neigung zum reibigen Höhenbild bei Höhenanhebungen
- beleuchtete Röhre von hinten, muss man mögen, mich stört es nicht
- Mikrofonkabel mit 5m für manche Anwendungen zu kurz
- Für helle, resonante oder metallische Stimmen eher weniger geeignet
- Größe der Mikrofonspinne für manche Positionierungen etwas zu „mächtig“
Testing
Tests sind, auch wenn sie wie in meinem Falle über mehrere Wochen durchgeführt wurden, nicht auf alle Anwendungen bzw. Nutzer eindeutig übertragbar.
Der Test dient dazu, das Mikrofon mit seinen Eigenschaften umfangreich und detailliert zu präsentieren.
D.h., man muss Mikros in seiner Umgebung, mit seiner Musik, mit seiner Stimme, mit seinem Instrument testen, um entscheiden zu können, ob es passt!
Ich rate jedem bei Kaufinteresse sich die Favoriten-Mikros nach Hause zu holen, und selbst Tests durchzuführen!
Nur Mut zum eigenen Testen!
Ganz zum Schluss, ein bildlicher Auszug der verwendeten Mikros im Vergleich
Gefell UM92.1s, Vanguard V13 und Pure Tube - ohne Popfilter
Gefell UM92.1s, Vanguard V13 und Pure Tube - mit Popfilter
Gefell UM92.1s, Pure Tube und Gefell M930 – ohne Popfilter
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