Zu kurze Mensur bei Gibson LP Classic 90er

Nun hat mein Gitarrenbauer des Vertrauens eher zufällig festgestellt, dass die Mensur 4mm zu kurz ist, also 624mm statt der üblichen 628mm bei Les Pauls.
Wenn du bei anderen Les Pauls nachmisst, wirst Du nichts anderes feststellen.

Die Ursache liegt schlicht darin, dass Gibson die Mensur anders definiert. Die allermeisten Gitarrenbauer und Hersteller definieren die Mensur sozusagen theoretisch, weil sie so am genauesten (und nach dem Bau nicht mehr variabel) festzustellen ist: Sie messen vom Sattel bis zur Mitte des 12. Bundes und verdoppeln den Wert. Das ist letztlich die Länge, die die schwingende Saite hätte - wenn man denn keine Oktaveinstellung bräuchte. Und die ist immer eine Verlängerung der theoretischen Mensur, selbst bei der dünnen e-Saite.

Gibson dagegen benutzt anders als die meisten in den offiziellen Angaben - sprich der Werbung - schon immer eine Messung, die in etwa der mittleren realen Saitenlänge einer Les Paul entspricht, so zwischen D- und g-Saite. Ich vermute mal, dass man das einfach deshalb gemacht hat, damit die Kunden sich nicht beschweren. In den 50ern konnte man schließlich nicht einfach googeln, wie Gitarrenbauer eine Mensur definieren. Also hat man sich wohl gedacht, die sollen den Wert aus der Werbung bestätigt sehen, falls sie mal die Saitenlänge nachmessen. Meine Strat hätte nach Gibson-Standard übrigens 652 mm...

Tatsächlich haben wohl etliche andere Hersteller, die LP-ähnliche Gitarren bauen, nicht nachgemessen, sondern den Wert aus der Gibson-Werbung für bare Münze genommen. Deshalb gibts durchaus viele davon, die tatsächlich eine etwas längere Mensur haben als eine Gibson, bei gleicher Angabe. PRS hat die McCarty 594 übrigens laut Werbung deshalb so genannt, weil er alte Vintage Les Pauls nachgemessen hätte und sie die "originale Mensur" (US-Maß 24,594" statt 24 3/4") bekommen hat - nur dass die sich seither gar nicht verändert hat ;).

Nach meinem Eindruck hat es sich allerdings eingebürgert, dass Gitarren mit langer Mensur in Werbung und Gitarrentests (!) entsprechend der gitarrentechnisch üblichen Messung angegeben werden, Gibson-ähnliche dagegen nach Gibson-Messweise. Kurioserweise sogar beim gleichen Hersteller, wenn der beides produziert.

Gruß, bagotrix
 
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@KickstartMyHeart Ja, bei der hohen e-Saite ist lediglich die Intonationskompensation am geringsten.

Sollte bei dem Circle Fretting System auch nicht groß anders sein. Ist aus meiner Sicht ein Marketing-Trick der den Leuten suggerieren soll sie bekämen was besseres als bei der Konkurenz.

Was macht man denn bei einer bundlosen Gitarre? ;-)

Man misst die gesamte schwingende Saitenlänge und hat schon die Mensur. Intonationsprobleme sind dann einzig dem Musiker geschuldet.

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Man misst die gesamte schwingende Saitenlänge und hat schon die Mensur. Intonationsprobleme sind dann einzig dem Musiker geschuldet.
Das ist ein interessanter Aspekt - ein klein wenig off-topic, aber dennoch: bei Fretless-Instrumenten kann man dann ja auch beliebig den Steg versetzen und somit eine beliebige Mensur erreichen. Man muss nur damit klar kommen, wie man dann greifen muss, um immer noch die richtigen Töne zu produzieren. ;)
 

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