[Review] Røde NT1 5th Generation: XLR-/USB-Großmembran-Kondensatormikrofon

  • Ersteller Wil_Riker
  • Erstellt am
Wil_Riker
Wil_Riker
Helpful & Friendly Akkordeon-Moderator
Moderator
HFU
Zuletzt hier
04.11.24
Registriert
04.11.06
Beiträge
33.459
Kekse
179.551

Einleitung

Auf die Produktempfehlung Røde NT1 als preiswertes (Einsteiger-) Großmembran-Studiomikrofon stößt man an vielen Stellen im Internet, nicht zuletzt auch hier im Musiker-Board :cool:. Nachdem die erste Generation bereits im Jahr 1991 auf den Markt kam, hat der australische Mikrofonhersteller nun mit der 5. Auflage ein interessantes Feature ergänzt: Neben dem üblichen XLR-Anschluss bietet das NT1 eine USB-Schnittstelle und damit eine Möglichkeit, es ohne zusätzliches Interface an einen Computer o. ä. anzuschließen. Dank einer sechswöchigen Teststellung des Deutschlandvertriebs konnte ich die schwarze Ausführung des Mikrofons auf Herz und Nieren testen :hail:.

Rode NT1 5th Generation Black


Anm.: Zur Vollansicht der eingebundenen Bilder genügt ein Klick darauf...


Lieferumfang, technische Daten

Auf der chicen Verkaufsverpackung des NT5 dominiert die Farbe Weiß. Der Schuber gibt bereits ausführlich Auskunft über die zahlreichen Besonderheiten und Einsatzmöglichkeiten. Leicht zu übersehen ist allerdings der seitlich angebrachte QR-Code, der zur Herstellerseite im Internet führt, wo man sich u. a. das (nicht in Papierform beiliegende Handbuch) herunterladen kann. Ebenfalls sind auf Etiketten die Seriennummer sowie der Lieferumfang vermerkt - letzterer verteilt sich auf drei kleine Kartons, die sich innerhalb der Außenverpackung befinden:
  • Das NT1 Mikrofon selbst mit Staubschutzhaube
  • Die Spinne SM6 mit Poppfilter
  • Ein 6 Meter langes XLR-Kabel in Rot mit zwei Klettkabelbindern und ein 3 Meter langes USB-C-Kabel (SC29)
  • Der Blue Ring zur Fixierung wackliger XLR-Kabel bzw. zum Ground Lift
  • Sicherheitshinweise und Konformitätserklärung



Werfen wir doch zunächst mal einen Blick auf das Zubehör: Die Spinne SM6 ist ein relativ großes und mit 682 Gramm schweres Teil, nicht nur wegen der zusätzlichen Montagemöglichkeit für den Poppfilter - dies ist bei der Wahl des Stativs/Tischarms zu berücksichtigen. Zum Aufschrauben auf den Ständer besitzt es einen kombiniertes Gewinde, das sowohl 3/8" als auch 5/8" Gegenstücke aufnimmt :great:. Die Neigung lässt sich mit Hilfe eines griffigen Knebels gut fixieren. Ein ebensolcher Knebel befindet sich auf der Gegenseite der Spinne, um den Poppfilter flexibel platzieren zu können. Daran befestigt ist die Gewindeaufnahme (5/8") für den Filter selbst: Er besteht aus einem 55 mm langem Stahlrohr, an dessen oberen Ende sich wiederum ein Knebel zur Einstellung der Neigung befindet. Durch Variieren der beiden Neigungswinkel lässt sich der Abstand zwischen Filter und Mikrofon bestimmen. Im runden Stahlrahmen (Durchmesser 13 cm) ist eine doppelte Lage Filterstoff eingespannt, auf dem beidseitig das Firmenlogo in Weiß aufgedruckt ist. Der Rahmen lässt sich am Neigungsgelenk um 360° drehen. Das Mikrofon selbst wird nicht nur einfach in die Spinne eingesteckt, sondern eingeschraubt - herausfallen kann es also in keiner Position :great:.





Im Vergleich zur Spinne wirkt das NT1 5th Generation angesichts seiner Baugröße wie ein Leichtgewicht - es bringt lediglich 308 Gramm auf die Waage und reiht sich optisch nahtlos in Rødes Familienstammbaum ein (Durchmesser 52 mm, Höhe 190 mm). Neben der mir vorliegenden Ausführung in Mattschwarz mit silbernem Aufdruck gibt es das Studiomikrofon übrigens auch in umgekehrter Farbgebung. Zu beachten ist, dass es sich bei der Seite mit Aufdruck nicht um die Einsprechrichtung, sondern um die Rückseite handelt. Die Seite, die in Richtung Sprecher/Sänger/Instrument zeigen muss, ist mit einem goldfarbenen Metallpunkt markiert.



Die goldbedampfte 1" Membran wird wirkungsvoll durch ein stabiles mattsilbernes doppeltes Metallgewebe geschützt.



Die Befestigung in der Spinne erfolgt wie bereits erwähnt per Gewinde, das am unteren Ende des Schafts sauber eingearbeitet ist. Hier findet man auch die Besonderheit/Neuheit der fünften Generation: Den kombinieren XLR-/USB-Anschluss :hail:. Die Bauform hat Røde clever gelöst, denn die USB-C-Buchse sitzt mittig etwas oberhalb der XLR-Pins 1 und 2. Das mitgelieferte USB-C-Kabel passt selbstverständlich problemlos - sollte man allerdings ein anderes Kabel (Wunschlänge oder spezieller Adapter) verwenden wollen, darf der Stecker nicht zu dick/groß sein, sonst wird es beim Einstecken eng. XLR-Pin 1 ist Røde-typisch deutlich (!) vorauseilend (d. h. ragt sichtbar weiter aus dem Gehäuse heraus als die anderen Pins) sowie durch eine zusätzliche Metalllasche so ausgeführt, dass die Signalmasse mit dem Gehäuse des angeschlossenen XLR-Steckers kurzgeschlossen wird. Möchte man dies nicht (Vermeidung einer Masseschleife), sorgt der mitgelieferte Blue Ring simpel und wirkungsvoll für einen Ground Lift.





Die mitgelieferte Staubschutzhaube Røde-Schriftzug besitzt eine Zugschnur und lässt sich im (Heim-) Studio über das NT1 stülpen, um es gegen Schmutz zu schützen.



Dankenswerterweise liefert Røde wie bereits erwähnt direkt die passenden Anschlusskabel mit, d. h. man kann direkt mit der Aufnahme loslegen :hail:. Beide Strippen machen einen robusten Eindruck, und für das XLR-Kabel sind sogar passende Kabelkletts (mit Aufdruck) im Lieferumfang enthalten.



Bevor es thematisch etwas praxisbezogner wird, hier noch ein paar technische Daten: Selbstredend benötigt das NT1 zum Betrieb Phantomspeisung (+48 Volt), um die Kondensatorkapsel in Nierencharakteristik (Impedanz 100 Ohm) versorgen zu können. Auf ein Frequenzdiagramm verzichtet Røde leider, was die Angabe von 20 - 20.000 Hz für den Frequenzbereich eher aussagelos macht. Es können Schalldrücke bis 142 dB verarbeitet werden, und das Rauschen hält sich mit 4 dBA in Grenzen :).
Registriert man das Mikrofon über die Website des Herstellers, erhält man 10 Jahre Garantie.


Praxistest, Fazit

Für die USB-Funktionalität bietet Røde drei Programme an, um in Verbindung mit einem Computer weitergehende Einstellungen vornehmen zu können: Røde Central, Røde Connect und Unify. Da ich als Mac-User leider verhältnismäßig alte Rechner verwende (mein neuestes Betriebssystem ist macOS High Sierra 10.13.6), schaue ich diesbezüglich leider in die Röhre, denn alle drei Programme benötigen mindestens macOS Catalina (10.15) :(. Allerdings wird das NT1 trotzdem problemlos im Audio-MIDI-Setup erkannt und funktioniert (dazu später mehr).

full
full


Tatsächlich konnte ich dann aber noch einen PC mit Windows 11 auftreiben, um zumindest die Möglichkeiten der Programme dokumentieren zu können:

Røde Central ist die obligatorische App, die jeder Anwender IMHO installieren sollte. Sie bietet Zugriff auf das "APHEX® Audio Processing", die Steuerung des Eingangspegels und Firmware-Updates:



Røde Connect richtet sich mit zusätzlichen Funktionen wie zuspielbare Audiosamples sowie der Möglichkeit, bis zu vier NT1 anzuschließen, abzumischen und aufzunehmen zu können, an die "Content Creator":



Unify ist für alle Streamer interessant, die intuitiv unterschiedliche Audioquellen mixen, mehrspurig aufnehmen und an OBS senden möchten:



Dann schließen wir das Røde NT1 doch mal an: Zunächst einmal verwende ich eine XLR-Verbindung, um das Mikro an einen Eingangskanal meines Allen&Heath Qu-16 anzuschließen, und zwar im Standalonebetrieb (auch wenn es momentan neben meinem Büro-/Studiorechner, einem alten Mac mini 3.1 aus 2009, steht).



Die Audiodatei ist eine Aufnahme direkt auf den eingesteckten USB-Stick, lediglich per Audacity auf -3 dB normalisiert und in MP3 umgewandelt, um sie hier ins Board laden zu können:


Der Sound ist angenehm neutral, und obwohl ich das NT1 auf einem Tischstativ montiert habe (aufgrund der schweren Spinne kurz vor der Kippgrenze :engel:), gibt es auch beim Klopfen auf den Tisch kaum Nebengeräusche. Plosivlaute werden wirkungsvoll durch den Poppschutz abgefangen, der ansonsten den Klang nicht negativ beeinflusst.

Wie klingt das NT1 über USB bzw. im Vergleich zum analogen XLR-Anschluss? Dazu muss ich mir erst einmal ein passendes Kabel von USB-C auf USB-A heraussuchen, weil meine Macs leider noch älteren Datum sind :redface:. Außerdem ziehe ich mit dem Mikro an mein MacBook Pro 8.2 (2011) um, um für die XLR-Verbindung mein UA Apollo Twin Duo nutzen zu können :cool:. Bei Nutzung des USB-Anschlusses verspricht Røde übersteuerungsfreies Aufnahmen dank 32-Bit Float Digital Output. Dazu muss ich nicht nur im Audio-MIDI-Setup von macOS die entsprechende Option auswählen, sondern auch die Audiosoftware entsprechend konfigurieren; für die gängigen DAWs, aber auch für GarageBand und Audacity sind entsprechende Anleitungen im Online-Handbuch (s. o.) vorhanden :hail:.
Für den Test habe ich mich entschieden, zur Steirischen Harmonika zu greifen und das NT1 etwa 15 cm mittig vor dem Balg zu platzieren. Wer hört einen Unterschied zwischen XLR und USB? Und welche Verbindung nutze ich für welche der beiden Einspielungen (nacheinander gespielt zu einer Audiodatei zusammengefügt)?


1. USB 2. XLR

Die 32-Bit-Aufnahmemöglichkeit ist der Clou: Entstehen hier trotz der Pegelfestigkeit des Mikros und korrekter Aussteuerung am Rechner doch Übersteuerungen, schaltet man nach der Aufnahme zurück auf 24 Bit, und schon ist alles im grünen Bereich :great:.

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass das NT1 auch an einem Smartphone oder Tablet funktioniert. Dies ist leider nicht der Fall - zumindest verschweigt Røde dies im Handbuch und auch meine Tests am iPhone SE 2022 waren nicht von Erfolg gekrönt.

Insgesamt ist Røde mit der fünften Generation des NT1 IMHO ein großer Wurf gelungen. Verarbeitung und Klang sind tadellos, Lieferumfang und Preis versprechen echtes Plug and Play auch für budgetbewusste Anwender, und die Möglichkeit, das Mikro sowohl konventionell via XLR als ohne Interface per USB verwenden zu können, ist das Tüpfelchen auf dem i. Konsequent weitergedacht hätte Røde noch eine Klinkenbuchse zum direkten Anschluss eines Kopfhörers für latenzfreies Monitoring spendieren können ;)... Momentan bin ich für Aufnahmen im Heimstudio mit meinem Lewitt LCT 440 PURE und diversen Kleinmembranern ausreichend ausgestattet - für eine nächste Anschaffung stünde das Røde NT1 5th Generation dann ganz oben auf meiner Einkaufsliste. Vielen Dank an Hyperactive für die Teststellung und @hack_meck für die Koordination :hail:.
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 13 Benutzer
Wie würdest du das NT1 im Vergleich zum LCT440 pure einstufen? (Das hätte ich als Referenz)
 
Beide Mikrofone spielen nicht nur preislich in der selben Liga - klanglich trennen sich auch nur Nuancen. Hier fand ich das NT1 etwas ausgewogener mit leicht besserer Aufnahme in den Tiefmitten/Bässen. Dafür mag ich die etwas brillanteren Höhen des LCT 440 pure speziell am Diskant von Akkordeon und Steirischer Harmonika. Poppschutz und Spinne des NT1 sind etwas gelungener, dafür aber auch sperriger/schwerer - das Lewitt passt inkl. Zubehör mit ins Transportköfferchen, das ich für mein UA Apollo Twin Duo angeschafft habe. Das KO-Kriterium ist IMHO die zusätzliche USB-Schnittstelle des Røde. Trotzdem fällt es mir schwer, hier einen klaren „Sieger“ auszumachen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Toll, wieviel Mikrofon man heutzutage für kleines Geld bekommt!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Bei mir ist auch das RØDE eingezogen und ich hatte überlegt einen Review zu schreiben - ich habe @Wil_Riker aber eigentlich nichts wesentliches hinzuzufügen. Die USB Schnittstelle ist einfach extrem praktisch und bedeutet einen großen Zugewinn an flexibilität wenn man das Mikro auch mal Mobil oder an anderen Computern einsetzen möchte ohne viel Verkabelung zu verändern...
Im Januar gibt es bei Thomann übrigens noch eine Melodyne 5 Essential Lizenz dazu...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das Mikro funktioniert über USB-C Schnittstelle übrigens auch tadellos an einem iPad Air 4th Gen (getested in Garage-Band), was natürlkich nochmal Mega-Flexibilität bzgl. spontaner Aufnahmeszenarien bedeutet. RØDE ist da auf ihrer Website etwas zurückhaltend, was die offizielle Unterstützung von Mobilen Geräten angeht, wahrscheinlich weil da nicht immer genügend Power für die Stromversorgung zur Verfügung steht, aber es scheint sich zu lohnen, es jedenfalls mit moderneren Geräten mal zu versuchen...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben