Stratspieler
Helpful & Friendly User
Meine (sperriger Name auf dem Typenschild) Ibanez AF85-VLS-12-01 bekam vor einem halben Jahr eine Schwester, die auf den (ebenso sperrigen Namen auf ihrem Typenschild) Ibanez AS93-VLS-12-05 hört.
Hier habe ich beide Gitarren nebeneinander gesetzt, links die "Neue":
Ich will versuchen, das Review zu dieser Gitarre mit ähnlichen Fotos bei ähnlichen Aufnahmebedingungen zu gestalten, wie ich es bei der AF85 getan habe.
Zur Vereinfachung: Da es sich bei allen Gitarren, die ich im folgenden Text nenne, um ihre Ausführung in Violin Sunburst handelt, lasse ich das "-VLS" im Namen weg, sofern ich nicht ihren vollständigen Namen nenne.
Wen die Historie alleine nur zur AS93 in ihrer ganzen Vielfalt sowohl mit verschiedenen Hölzern, verschiedener HW und insbesondere auch mit verschiedenen Pickups (!) interessiert (die AS93 gibt es seit 2007), dem sei wärmsten das Ibanez-Wiki ans Herz gelegt. Nach diesem Review werde ich separat etwas zur aktuellen AS93FM schreiben. Diese Gitarre hatte ich kurze Zeit, testete sie ausgiebig und verkaufte sie nach Recherchen dann bald wieder. Im Ergebnis lief mir diese optisch zu meiner AF85 passende AS93 über den Weg, die ich jetzt vorstellen möchte.
Warum?
Die Suche nach einem adäquaten Ersatz für meine damaligen Epiphone ES-335 ließ mich nicht los und die Recherchen verdichteteten sich im Ergebnis, sich so eine Ibanez zuzulegen. Wie eben geschrieben, hinsichtlich der Auswahl einer AS93 habe ich mich aus Unwissenheit zunächst vertan, nicht sauber recherchiert. Denn zunächst legte ich mir die eben genannte AS93FM zu, die überragend war. Als diese ältere AS93-VLS-12-05 mitsamt Koffer in den Kleinanzeigen auftauchte und ich ihr Holz des Bodys mit dem meiner AF85 verglich, da wusste ich, dass es nur diese Gitarre sein sollte.
Gefertigt wurde diese Gitarre lt. Seriennummer 2017 in China. Das passt auch zur Aussage im Ibanez-Wiki.
Specs
Offiziell besteht dieser Body aus flamed maple. Sicher bin ich mir nicht, ob hier noch ein übrig gebliebener Ausrutscher aus "Sycamore" verarbeitet wurde, oder ob dieses flamend maple einfach nur dem Sycamore der AF85 optisch sehr ähnlich sieht. Egal, der ausschlaggebende Kaufgrund war diese Optik, die mir so gefällt.
Hier ein paar Bilder mit den obligatorischen Spiegelungen:
Holz ist Holz ist Holz und um so mehr freue ich mich über die markierte Unregelmäßigkeit...
...hier nochmal vergrößert:
Die Rückseite:
Die Gitarre ist gebraucht gekauft. Der nette Vorbesitzer hat sie pfleglich behandelt. Ein paar Kratzer sind auf der Korpusrückseite nur bei genauem Hinschauen zu sehen, alles nicht der Rede wert. Die Bünde sind einwandfrei. Risse und Blessuren sucht man vergebens. Die Anpassung des Halses an den Body ist makellos und hinsichtlich der Bindings ähnlich meiner Ibanez AGS73FM und der AF85:
Vermutlich wird auch an dieser Gitarre die Kopfplatte angeschäftet sein. Die Abdeckung des Halsstabes ist die überaus praktische, wie man sie auch an meiner AGS73FM findet:
Und auch hier: Schön, dass auf der Kopfoberseite rückseitig über den Mechaniken noch nicht diese selten dämlichen Entsorgungshinweise stehen, die aus meiner Sicht nichts, aber auch gar nichts auf einem Instrument zu suchen haben.
Und wie es sich für eine ordentliche Gitarre gehört, findet man auch an dieser Ibanez die obligatorische Volute:
Und auch dieser (über der Volute staubige) Neck besteht aus Mahagony mit einer Ahorn-Einlage:
Der Neck der AS93FM, die ich davor hatte, das sei an dieser Stelle schon mal verraten, soll angeblich auch dreiteilig sein. Sehen konnte ich das allerdings nicht. Dazu später separat mehr, dann auch mit zugehörigen Bildern.
Der Neck ist sehr stabil, er verbiegt sich kaum. Ein Vibrieren im Ton ist nur schwer möglich.
Die goldfarbenen Ibanez die-cast-Mechaniken sind gut. Will sagen, sie liegen hinsichtlich ihrer Stimmstabilität zwischen den hervorragenden der AF85 und den nicht so dollen der AGS73FM. Allerdings musste ich auch hier erst einmal ihre Schräubchen oben auf den Griffstücken nachziehen. Jetzt funktionieren die Mechaniken gut.
Das Griffbrett besteht aus Rosewood und ist mit Acrylic Blockeinlagen versehen:
Sie sind nicht ganz weiß, sondern haben einen leicht perlmuttartigen Touch.
Etwas weniger schön: Das Griffbrett miefte anfangss ziemlich - nach Fisch. Keine Ahnung, was der Vorbesitzer da draufgeschmiert hatte. Es dauerte lange, bis dieser Geruch weg war. Abhilfe schaffte ich durch mehrmaliges Abreiben mit Alkohol. Nach dem Verdunsten und Trocknen habe ich ein Pflegeöl einmassiert, dessen Zitronennamen ich hier keinesfalls nennen werde, denn sonst sind mir fliegende Steine sicher, da ich "Jehova" gesagt habe...
Ebenfalls hier nur kurz angedeutet: Das Griffbrett der AS93FM war hingegen pechschwarz. Angeblich besteht es aus Macassar ebony.
Wie schon geschrieben: Die Bundabrichtung ist einwandfrei trotz Nutzung durch den Vorbesitzer.
Ja, sie ist nicht nur einwandfrei, sondern ich konnte, nachdem ich zunächst meine Gewohnheitssaiten aufgezogen hatte, eine absolut flache Briefmarkeinsaitenlage einstellen, die mich nicht nur angesichts des Gebrauchtpreises und -zustandes dieser Gitarre fassungslos macht. Die vorherige AS93FM konnte das sogar noch toppen. Hier legt der chinesische Hersteller und jetzt mit der AS93FM der indonesische Hersteller eine Meßlatte vor, die in dieser Preisklasse womöglich ihresgleichen sucht. Eine traumhaft leichte Bespielbarkeit ohne Schnarren und Scheppern ist gegeben. Chapeau! In den Punkten Verarbeitung und Bespielbarkeit schlägt sie jedenfalls meine Ibanez AGS73FM um Längen.
Fahre ich mit der Kamera den Body von unten nach oben hoch...
..so sieht man die ART-1-Bridge zusammen mit ihrem Quick-Change-III-Tailpiece. Das Goldene - es kommt auf den Bildern nicht so gut rüber: Der Goldton ist auf dieser Gitarre ins Bernsteinfarbene gehend. Ich könnte auch "ins Rotgoldfarbene gehend" schreiben. Ob es daran liegt, dass der Farbton altert oder von vornherein so ist, weiß ich nicht. Er passt jedenfalls sehr gut zum Holzfarbton (der möglicherweise den Goldton farblich beeinflusst?); besser, als der "hell- oder gelbgoldene" Farbton der AS93FM, der mir diese Gitarre dadurch etwas zu schwülstig macht.
Das Pickguard ist ein übliches aus sogenanntem "Black bakelite", ein üblicher Standard, der mir augenscheinlich völlig genügt und überdies zu meinen zwei anderen "Ibanezzen" passt. Ich greife wieder vor: Das Pickguard der AS93FM besteht aus sogenanntem "Tortoise shell on bakelite" mit eigenem Binding. Macht was her, passt zu dem (mir zu) edel anmutendem Charme dieser Gitarre. Manche würden auch das möglicherweise als zu schwülstig empfinden.
An Neck und Bridge schaffen zwei Pickups namens Ibanez Super-58.
Klang
Die Ibanez Super-58...
Es sind wohl nicht mehr die alten Super 58, die einst in derartigen Gitarren verbaut waren. Das Web schwärmt - wie immer - von der Vergangenheit und dem "sagenhaften Tone" und man muss für angeblich "die Echten" schon ganz schöne Sümmchen hinblättern. Nun ja. Ich weiß nicht, wie diese alten Pickups klingen, sondern widme mich den in der Gitarre jetzt verbauten Pickups.
An meinen Blues DeVille und noch mehr an meinem Fender Bassmann '59 Ltd entfaltet sich der Klang unglaublich gut. Will schreiben, nuanciert, klar, mit Höhenschmatz, sehr anschlagsdynamisch. Die Pickups kommen überdeutlich, hell rüber mit moderatem Output. Keine Dumpfness, nichts. Mir gefällt dieser cleane Ton (und mehr suche ich nicht) so gut, d.h. die Gitarre singt oder vibriert so gut, dass man gar nicht geneigt ist, einen Hall am Amp zu suchen. Man muss am Amp auch erst einmal nicht nach dem Höhenregler suchen, um die ansonsten oft (einem Stratspieler) fehlenden Höhen vielleicht etwas aufdrehen zu wollen. Die Höhen sind bereits mehr als da und das mit einer verblüffenden Klarheit.
Alles gut? Alles bestens? Je nach Sichtweise. Ein halbvolles Glas ist auch immer ein halbleeres.
Am Neck-Pickup gefällt bereits ein jazziger Ton. Für die einen ist er akzentuiert und sehr deutlich klar. Wie ich oben schrieb. Für die anderen kommt er allerdings "man 'n büsch'n dünne", um nicht zu schreiben: plärrig. Das setzt sich beim Steg-Pickup fort. Der kommt noch dünner. Und was mir auffällt: So höhenklar diese Pickups kommen (ich jedenfalls bin begeistert), so bassarm sind sie in ihrer Wiedergabe. OK, kann man alles nachregeln am Amp und man findet - so man will - seinen Tone des Gefallens, wenn denn der Amp das alles mitmacht.
Hm, ist so eine Gitarre, ist diese Gitarre mit diesen Pickups gar nicht so für Jazz vorgesehen? Soll sie eher ein Allrounder sein? Vermutlich ja!
Vergleichsweise dazu sind die ACH1 und ACH2 in meiner AF85 dumpf und schwer im Ton, aber irgendwie "amtlicher" im Jazz verortet. Der eine liebt den knackigen Ton dieser modernen Super 58, der andere findet ihn eher zu plärrig. Dünnere Saiten als 010er Roundwound sollte man diesen Gitarren keineswegs gönnen. Ich habe inzwischen 011er Daddario Roundwounds in Verwendung, sowohl auf meiner AF85 als auch auf meiner AGS73FM und wage hier mal einen sehr subjektiven Vergleich des cleanen Tones
- an ein und demselben Amp
- mit denselben Einstellungen am Amp
- mit sehr ähnliche Höhenjustagen der Pickups und ihrer Pole an den Gitarren (wobei die Justage an der AF85 IST höher, d.h. ihre Pickups liegen dichter an den Saiten)
- mit Daddario EXL111 Roundwound:
- am Steg ist gezerrt klassisches Rockbrett mit Obertönen möglich, klingt sozusagen einfach richtig "amtlich". Erinnert mich irgendwie an die Gibson 57' Classic, die ich mal in einer meiner beiden Epiphones drin hatte
- Mittelstellung mit beiden Pickups klingt ebenfalls "amtlich".
Die AGS73FM kann man aufgrund ihres vollen Tones u.U. schneller in den Bereich Jazz verorten als es bei der AS93 oder AS93FM der Fall ist. Das demonstriert eindrucksvoll Simon Peter King mit seiner AGS73FM.
- gefällt, weil ein klanglich guter Kompromiss zwischen einer elektroakustischen und ebendieser Gitarre
- "amtlicher, smoother Jazzton" wohl eher nur mit Thomastik oder anderen, dicken Flatwounds. Mittelstellung mit beiden Pickups klingt gut und geht in die Richtung "amtlich".
Spätestens jetzt werden sich wohl die echten Jazzer mit Grausen von mir Kunstbanausen abwenden. Aber ich werde Jazz "mangels Hirnwindungen" wohl nie begreifen und mit den Roundwounds klingt es für mich wirklich angenehm. Vor allem, weil ich noch den Ton etwas ziehen kann; ich kann es eben nicht lassen.
Der Klang geht mit den Roundwounds tatsächlich in diese Richtung.
- mehr Output als die ACH-1 und ACH-2, kommt aber nicht an den Output der Classic Elites ran
- Mittelstellung mit beiden Pickups geht noch in Ordnung.
Mit entsprechenden Einstellungen am Amp (!) weiß der Neck-Pickup zu gefallen. Der Steg-Pickup fällt hingegen klanglich ab, er wirkt dünn und irgendwie leblos ohne eigenen Charakter.
Schade? Für mich nicht, denn ich suche keinen gezerrten Ton mit dieser Gitarre. Und will ich es schnell noch etwas smoother, ohne am Höhenregler dunkler zu regeln, so drehe ich einfach das Plektrum so um, dass nicht mehr dessen Spitze, sondern dessen Rundung die Saiten trifft. Die Pickups reagieren sofort darauf.
Sehr überzeugend wird der Klang der AS93 (hier die exakt ebenso klingende AS93FM) in diesem Video rübergebracht.
Und unbestritten: In den Händen eines Könners kann diese Gitarre auch Rock oder zumindest äußerst gepflegten Blues. Zumindest ahnt man das, wenn Jack Fossett diese Gitarre am Ende seines Videos klanglich ankitzelt.
Fazit und Ausblick
Die unglaublich gut verarbeitete und bundabgerichtete und somit hervorragend justierbare, daher vorzüglich leicht und flüssig bespielbare AS93-VLS-12-05 mit ihren Super-58-Pickups klingt klasse, wenn man einen Amp hat, der einen guten Mitten- und Bassbereich mit sich bringt. Sie liefert einen luftigen, höhenreichen, klaren und akzentuiert spielbaren Tone am Neck ab. Spielt man den Steck-Pickup allein, so will der irgendwie nicht so recht überzeugen. In der Mittenposition gespielt, geht ihr Tone noch in Ordnung, allerdings je nach Wohlwollen und Klangvorstellungen.
Vielleicht ist der moderne Super-58 am Steg einer der Gründe, dass man die AS93 und ihre Nachfolgerin, die AS93FM so oft in den Kleinanzeigen sieht. Ich weiß es nicht. Fest steht jedoch für mich, dass diese AS93 bei mir bleiben wird.
Hier habe ich beide Gitarren nebeneinander gesetzt, links die "Neue":
Ich will versuchen, das Review zu dieser Gitarre mit ähnlichen Fotos bei ähnlichen Aufnahmebedingungen zu gestalten, wie ich es bei der AF85 getan habe.
Zur Vereinfachung: Da es sich bei allen Gitarren, die ich im folgenden Text nenne, um ihre Ausführung in Violin Sunburst handelt, lasse ich das "-VLS" im Namen weg, sofern ich nicht ihren vollständigen Namen nenne.
Wen die Historie alleine nur zur AS93 in ihrer ganzen Vielfalt sowohl mit verschiedenen Hölzern, verschiedener HW und insbesondere auch mit verschiedenen Pickups (!) interessiert (die AS93 gibt es seit 2007), dem sei wärmsten das Ibanez-Wiki ans Herz gelegt. Nach diesem Review werde ich separat etwas zur aktuellen AS93FM schreiben. Diese Gitarre hatte ich kurze Zeit, testete sie ausgiebig und verkaufte sie nach Recherchen dann bald wieder. Im Ergebnis lief mir diese optisch zu meiner AF85 passende AS93 über den Weg, die ich jetzt vorstellen möchte.
Warum?
Die Suche nach einem adäquaten Ersatz für meine damaligen Epiphone ES-335 ließ mich nicht los und die Recherchen verdichteteten sich im Ergebnis, sich so eine Ibanez zuzulegen. Wie eben geschrieben, hinsichtlich der Auswahl einer AS93 habe ich mich aus Unwissenheit zunächst vertan, nicht sauber recherchiert. Denn zunächst legte ich mir die eben genannte AS93FM zu, die überragend war. Als diese ältere AS93-VLS-12-05 mitsamt Koffer in den Kleinanzeigen auftauchte und ich ihr Holz des Bodys mit dem meiner AF85 verglich, da wusste ich, dass es nur diese Gitarre sein sollte.
Gefertigt wurde diese Gitarre lt. Seriennummer 2017 in China. Das passt auch zur Aussage im Ibanez-Wiki.
Specs
Offiziell besteht dieser Body aus flamed maple. Sicher bin ich mir nicht, ob hier noch ein übrig gebliebener Ausrutscher aus "Sycamore" verarbeitet wurde, oder ob dieses flamend maple einfach nur dem Sycamore der AF85 optisch sehr ähnlich sieht. Egal, der ausschlaggebende Kaufgrund war diese Optik, die mir so gefällt.
Hier ein paar Bilder mit den obligatorischen Spiegelungen:
Holz ist Holz ist Holz und um so mehr freue ich mich über die markierte Unregelmäßigkeit...
...hier nochmal vergrößert:
Die Rückseite:
Die Gitarre ist gebraucht gekauft. Der nette Vorbesitzer hat sie pfleglich behandelt. Ein paar Kratzer sind auf der Korpusrückseite nur bei genauem Hinschauen zu sehen, alles nicht der Rede wert. Die Bünde sind einwandfrei. Risse und Blessuren sucht man vergebens. Die Anpassung des Halses an den Body ist makellos und hinsichtlich der Bindings ähnlich meiner Ibanez AGS73FM und der AF85:
Vermutlich wird auch an dieser Gitarre die Kopfplatte angeschäftet sein. Die Abdeckung des Halsstabes ist die überaus praktische, wie man sie auch an meiner AGS73FM findet:
Und auch hier: Schön, dass auf der Kopfoberseite rückseitig über den Mechaniken noch nicht diese selten dämlichen Entsorgungshinweise stehen, die aus meiner Sicht nichts, aber auch gar nichts auf einem Instrument zu suchen haben.
Und wie es sich für eine ordentliche Gitarre gehört, findet man auch an dieser Ibanez die obligatorische Volute:
Und auch dieser (über der Volute staubige) Neck besteht aus Mahagony mit einer Ahorn-Einlage:
Der Neck der AS93FM, die ich davor hatte, das sei an dieser Stelle schon mal verraten, soll angeblich auch dreiteilig sein. Sehen konnte ich das allerdings nicht. Dazu später separat mehr, dann auch mit zugehörigen Bildern.
Der Neck ist sehr stabil, er verbiegt sich kaum. Ein Vibrieren im Ton ist nur schwer möglich.
Die goldfarbenen Ibanez die-cast-Mechaniken sind gut. Will sagen, sie liegen hinsichtlich ihrer Stimmstabilität zwischen den hervorragenden der AF85 und den nicht so dollen der AGS73FM. Allerdings musste ich auch hier erst einmal ihre Schräubchen oben auf den Griffstücken nachziehen. Jetzt funktionieren die Mechaniken gut.
Das Griffbrett besteht aus Rosewood und ist mit Acrylic Blockeinlagen versehen:
Sie sind nicht ganz weiß, sondern haben einen leicht perlmuttartigen Touch.
Etwas weniger schön: Das Griffbrett miefte anfangss ziemlich - nach Fisch. Keine Ahnung, was der Vorbesitzer da draufgeschmiert hatte. Es dauerte lange, bis dieser Geruch weg war. Abhilfe schaffte ich durch mehrmaliges Abreiben mit Alkohol. Nach dem Verdunsten und Trocknen habe ich ein Pflegeöl einmassiert, dessen Zitronennamen ich hier keinesfalls nennen werde, denn sonst sind mir fliegende Steine sicher, da ich "Jehova" gesagt habe...
Ebenfalls hier nur kurz angedeutet: Das Griffbrett der AS93FM war hingegen pechschwarz. Angeblich besteht es aus Macassar ebony.
Wie schon geschrieben: Die Bundabrichtung ist einwandfrei trotz Nutzung durch den Vorbesitzer.
Ja, sie ist nicht nur einwandfrei, sondern ich konnte, nachdem ich zunächst meine Gewohnheitssaiten aufgezogen hatte, eine absolut flache Briefmarkeinsaitenlage einstellen, die mich nicht nur angesichts des Gebrauchtpreises und -zustandes dieser Gitarre fassungslos macht. Die vorherige AS93FM konnte das sogar noch toppen. Hier legt der chinesische Hersteller und jetzt mit der AS93FM der indonesische Hersteller eine Meßlatte vor, die in dieser Preisklasse womöglich ihresgleichen sucht. Eine traumhaft leichte Bespielbarkeit ohne Schnarren und Scheppern ist gegeben. Chapeau! In den Punkten Verarbeitung und Bespielbarkeit schlägt sie jedenfalls meine Ibanez AGS73FM um Längen.
Fahre ich mit der Kamera den Body von unten nach oben hoch...
..so sieht man die ART-1-Bridge zusammen mit ihrem Quick-Change-III-Tailpiece. Das Goldene - es kommt auf den Bildern nicht so gut rüber: Der Goldton ist auf dieser Gitarre ins Bernsteinfarbene gehend. Ich könnte auch "ins Rotgoldfarbene gehend" schreiben. Ob es daran liegt, dass der Farbton altert oder von vornherein so ist, weiß ich nicht. Er passt jedenfalls sehr gut zum Holzfarbton (der möglicherweise den Goldton farblich beeinflusst?); besser, als der "hell- oder gelbgoldene" Farbton der AS93FM, der mir diese Gitarre dadurch etwas zu schwülstig macht.
Das Pickguard ist ein übliches aus sogenanntem "Black bakelite", ein üblicher Standard, der mir augenscheinlich völlig genügt und überdies zu meinen zwei anderen "Ibanezzen" passt. Ich greife wieder vor: Das Pickguard der AS93FM besteht aus sogenanntem "Tortoise shell on bakelite" mit eigenem Binding. Macht was her, passt zu dem (mir zu) edel anmutendem Charme dieser Gitarre. Manche würden auch das möglicherweise als zu schwülstig empfinden.
An Neck und Bridge schaffen zwei Pickups namens Ibanez Super-58.
Klang
Die Ibanez Super-58...
Es sind wohl nicht mehr die alten Super 58, die einst in derartigen Gitarren verbaut waren. Das Web schwärmt - wie immer - von der Vergangenheit und dem "sagenhaften Tone" und man muss für angeblich "die Echten" schon ganz schöne Sümmchen hinblättern. Nun ja. Ich weiß nicht, wie diese alten Pickups klingen, sondern widme mich den in der Gitarre jetzt verbauten Pickups.
An meinen Blues DeVille und noch mehr an meinem Fender Bassmann '59 Ltd entfaltet sich der Klang unglaublich gut. Will schreiben, nuanciert, klar, mit Höhenschmatz, sehr anschlagsdynamisch. Die Pickups kommen überdeutlich, hell rüber mit moderatem Output. Keine Dumpfness, nichts. Mir gefällt dieser cleane Ton (und mehr suche ich nicht) so gut, d.h. die Gitarre singt oder vibriert so gut, dass man gar nicht geneigt ist, einen Hall am Amp zu suchen. Man muss am Amp auch erst einmal nicht nach dem Höhenregler suchen, um die ansonsten oft (einem Stratspieler) fehlenden Höhen vielleicht etwas aufdrehen zu wollen. Die Höhen sind bereits mehr als da und das mit einer verblüffenden Klarheit.
Alles gut? Alles bestens? Je nach Sichtweise. Ein halbvolles Glas ist auch immer ein halbleeres.
Am Neck-Pickup gefällt bereits ein jazziger Ton. Für die einen ist er akzentuiert und sehr deutlich klar. Wie ich oben schrieb. Für die anderen kommt er allerdings "man 'n büsch'n dünne", um nicht zu schreiben: plärrig. Das setzt sich beim Steg-Pickup fort. Der kommt noch dünner. Und was mir auffällt: So höhenklar diese Pickups kommen (ich jedenfalls bin begeistert), so bassarm sind sie in ihrer Wiedergabe. OK, kann man alles nachregeln am Amp und man findet - so man will - seinen Tone des Gefallens, wenn denn der Amp das alles mitmacht.
Hm, ist so eine Gitarre, ist diese Gitarre mit diesen Pickups gar nicht so für Jazz vorgesehen? Soll sie eher ein Allrounder sein? Vermutlich ja!
Vergleichsweise dazu sind die ACH1 und ACH2 in meiner AF85 dumpf und schwer im Ton, aber irgendwie "amtlicher" im Jazz verortet. Der eine liebt den knackigen Ton dieser modernen Super 58, der andere findet ihn eher zu plärrig. Dünnere Saiten als 010er Roundwound sollte man diesen Gitarren keineswegs gönnen. Ich habe inzwischen 011er Daddario Roundwounds in Verwendung, sowohl auf meiner AF85 als auch auf meiner AGS73FM und wage hier mal einen sehr subjektiven Vergleich des cleanen Tones
- an ein und demselben Amp
- mit denselben Einstellungen am Amp
- mit sehr ähnliche Höhenjustagen der Pickups und ihrer Pole an den Gitarren (wobei die Justage an der AF85 IST höher, d.h. ihre Pickups liegen dichter an den Saiten)
- mit Daddario EXL111 Roundwound:
- AGS73FM mit Classic Elite:
- am Steg ist gezerrt klassisches Rockbrett mit Obertönen möglich, klingt sozusagen einfach richtig "amtlich". Erinnert mich irgendwie an die Gibson 57' Classic, die ich mal in einer meiner beiden Epiphones drin hatte
- Mittelstellung mit beiden Pickups klingt ebenfalls "amtlich".
Die AGS73FM kann man aufgrund ihres vollen Tones u.U. schneller in den Bereich Jazz verorten als es bei der AS93 oder AS93FM der Fall ist. Das demonstriert eindrucksvoll Simon Peter King mit seiner AGS73FM.
- AF85 mit ACH-1 und ACH-2:
- gefällt, weil ein klanglich guter Kompromiss zwischen einer elektroakustischen und ebendieser Gitarre
- "amtlicher, smoother Jazzton" wohl eher nur mit Thomastik oder anderen, dicken Flatwounds. Mittelstellung mit beiden Pickups klingt gut und geht in die Richtung "amtlich".
Spätestens jetzt werden sich wohl die echten Jazzer mit Grausen von mir Kunstbanausen abwenden. Aber ich werde Jazz "mangels Hirnwindungen" wohl nie begreifen und mit den Roundwounds klingt es für mich wirklich angenehm. Vor allem, weil ich noch den Ton etwas ziehen kann; ich kann es eben nicht lassen.
Der Klang geht mit den Roundwounds tatsächlich in diese Richtung.
- AS93 mit Super-58:
- mehr Output als die ACH-1 und ACH-2, kommt aber nicht an den Output der Classic Elites ran
- Mittelstellung mit beiden Pickups geht noch in Ordnung.
Mit entsprechenden Einstellungen am Amp (!) weiß der Neck-Pickup zu gefallen. Der Steg-Pickup fällt hingegen klanglich ab, er wirkt dünn und irgendwie leblos ohne eigenen Charakter.
Schade? Für mich nicht, denn ich suche keinen gezerrten Ton mit dieser Gitarre. Und will ich es schnell noch etwas smoother, ohne am Höhenregler dunkler zu regeln, so drehe ich einfach das Plektrum so um, dass nicht mehr dessen Spitze, sondern dessen Rundung die Saiten trifft. Die Pickups reagieren sofort darauf.
Sehr überzeugend wird der Klang der AS93 (hier die exakt ebenso klingende AS93FM) in diesem Video rübergebracht.
Und unbestritten: In den Händen eines Könners kann diese Gitarre auch Rock oder zumindest äußerst gepflegten Blues. Zumindest ahnt man das, wenn Jack Fossett diese Gitarre am Ende seines Videos klanglich ankitzelt.
Fazit und Ausblick
Die unglaublich gut verarbeitete und bundabgerichtete und somit hervorragend justierbare, daher vorzüglich leicht und flüssig bespielbare AS93-VLS-12-05 mit ihren Super-58-Pickups klingt klasse, wenn man einen Amp hat, der einen guten Mitten- und Bassbereich mit sich bringt. Sie liefert einen luftigen, höhenreichen, klaren und akzentuiert spielbaren Tone am Neck ab. Spielt man den Steck-Pickup allein, so will der irgendwie nicht so recht überzeugen. In der Mittenposition gespielt, geht ihr Tone noch in Ordnung, allerdings je nach Wohlwollen und Klangvorstellungen.
Vielleicht ist der moderne Super-58 am Steg einer der Gründe, dass man die AS93 und ihre Nachfolgerin, die AS93FM so oft in den Kleinanzeigen sieht. Ich weiß es nicht. Fest steht jedoch für mich, dass diese AS93 bei mir bleiben wird.
Zuletzt bearbeitet: