Hohner Konservatorium vor dem Aus? Trossinger Appell

  • Ersteller Wil_Riker
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WAS? Was sollte denn das? Das ist aus meiner Sicht unklug, weil schwer umkehrbar.
So siehts aus :(
Da kam einer aus dem Norden, fand das Kons im Ist- Zustand an vielen Stellen suboptimal und begann dann rasant die genannten Verschlimmbesserungen. Fatalerweise - und das konnte er ja nicht wissen - hat dann Corona sämtliche an sich durchdachten (aber trotzdem unangemessenen) Pläne komplett zerstört. Als Resultat war dann ein "Neubeginn" mit großen Opfern, der dann durch nichts aufgefüllt werden konnte. Wobei ich denke, dass Corona das kleinere Desaster war.
und jetzt ... alles wieder in traditioneller Hand ... bleibt nichts als den zurückgelassenen Scherbenhaufen (in dem ja auch weiterhin Perlen enthalten sind) wieder zusammen zu stückeln, und schon wieder neu anfangen ... Ich wünsche der ganzen Szene von Herzen, dass dies geht. Könnte teilweise heulen, andererseits ist es so wie es ist.
Mir war gar nicht bewusst, dass es in Trossingen auch ein Angebot für Senioren gab. Auch ich bin den Weg des Privatunterrichts gegangen, gottseidank mit einem hervorragenden Lehrer, der unter anderem in Dortmund und auch Paris studiert hatte. Austausch mit mehr Gleichgesinnten kommt halt zu kurz.

Ich habe das durch Zufall auf einer Geburtstagsparty erfahren, als irgendwann das Wort "Akkordeon" gefallen war und mir dann von jemand, der eine kennt, die in einem Orchester mit jemand spielt. Ich dann ... oh: Orchester klingt gut, das zwingt mich vielleicht dazu, wirklich man permanent am Ball (Instrument) zu bleiben :)
Dann im Orchester nach nem halben Jahr gaaaanz beiläufig: Du, die Spielerin X studiert ja in Trossingen ... Ich: What? ... ja und so kam es dann.
Also generell wenig Publicity irgendwie. Jeden Käse findet man im Internet ... aber das wurde ja schon angesprochen.
Ich überlege mir gerade, wie es gewesen wäre, wenn ich - nach Anraten meines Orchesterleiters - einfach nen privaten Lehrer genommen hätte statt Kons.
Und ich muss sagen, dass diese Bandbreite am diversesten Inputs, grundständiger Ausbildung quasi von der Pike an, und das ganze spezialisiert auf das Akkordeon, hätte ich nie bei einem einzelnen, noch so guten Lehrer gelernt. Das Spielen an sich ist ja nur ein Punkt neben vielen anderen.
Mich persönlich hätte maximal die Hälfte des regulären Studienangebots angesprochen - die andere Hälfte wäre mir zu altbacken bzw. "im eigenen Saft geschmort" gewesen.
Genau so geht es mir nun endgültig so im regulär vorletzten Jahr.
Ich fand es einfach total schön, viele Disziplinen kennen lernen zu dürfen und habe dabei manches entdeckt, was mir voll liegt und Spaß macht, an das ich nie vorher gedacht hatte (Musiktheorie/ Gehör, Arrangement, Komposition ganz besonders und Improvisieren, wobei letzteres immer noch große Hemmschwellen offenbart und deshalb überhaupt nicht leicht ist, im Rahmen eines allgemeinen Studiums zu vermitteln: Stichwort Repertoire, Vorspiel, andere Fächer - es fehlt schlicht die Muße und Zeit für die sukzessive praktische Umsetzung) Von der Akkordeontechnik, die ich mir größtenteils selbst beibrachte zuvor habe ich viele Meilensteine mitgenommen. ABER auch etliche für mich ziemliche uninteressante Inhalte "ausgehalten". Wobei das durch die nette Gesellschaft gar nicht schlimm war :)

Ich habe für mich persönlich entschieden, da ich ja nie wegen Abschlüssen ans Kons gegangen bin - vielmehr hätte ich versucht, so lange wie möglich zu diesen Konditionen dort sein zu können - nach fast 5 Jahren einfach abzubrechen. Einerseits sind Fächer, die mich sehr interessierten für mich leider bereits "abgeschlossen" (Zwischenprüfung und fertig), andererseits bin ich für meine Begriffe, mit dem (meinem) Studienziel einfach durch. Ich will nach wie vor frei Musizieren und ertappte mich immer öfter dabei, mich im Genießen der Musik zu verlieren und so wertvolle Zeit für "Pflichtaufgaben" nicht genügend zu haben. Und die Situation hat mich auf Dauer so demotiviert, dass ich, bevor ich so etwas wie überdrüssig werde, lieber noch gezielt weiter zu lernen, dort, wo es mich hinzieht. Das ganze ist aber kein AdHoc- Beschluss, sondern entwickelte sich im Lauf des letzten Jahres bei mir so nach vielem emotionalen Hin und Her.
Andere aber wollen/ brauchen aber unbedingt diesen Abschluss aus beruflichen Gründen. Das ist eine ganz andere Nummer. Jene fühlen sich u.U. recht aufgeschmissen. Und das ist dann nicht einfach Überdruss sondern auch sicherlich frustrierend. Wobei die jetzigen Studenten natürlich noch durchgezogen werden. Bloß das kann es ja auch nicht sein :(

Was für viele interessant sein kann:
Mir wurde gesagt, dass (wenn es denn überhaupt weitergeht) wieder wie früher auch Gasthörerschaft möglich ist: Man pickt sich eben genau das heraus, was interessiert und darf dann mit den normalen Studierenden gemeinsam ganz normal lernen, als wäre man regulär eingeschrieben.
Gerade für regional eher Ansässige, die nicht wegen 2-3 Fächern lange fahren oder zwingend übernachten müssen, eine geniale Option in meinen Augen.

Lach :) Wobei das Übernachten schon eine Option wäre, WENN denn wieder die Abendliche Action da wäre, wie vor vier Jahren :D
 
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Mir war gar nicht bewusst, dass es in Trossingen auch ein Angebot für Senioren gab.
Tja. Ich hab mich im Internet mal umgesehen und nach "Seniorenstudium " und "Musik" den Gockel gefragt. Soviel kommt da nicht. Von mir ist Mannheim der nächste Studienort. Aber da sitzt niemand, der Akkordeon unterrichtet... Scheint schwierig zu werden ohne Kons. Oder weiß jemand mehr über Seniorenstudiengänge an Musik-Hochschulen?
 
Update:

Das Kons hat offensichtlich gewonnen. Die Mehrheit der Gesellschafter sind FÜR einen Weiterbetrieb :)

Das bedeutet: Es sind Neueinschreibungen für Vollzeit und berufsbegleitende Studenten möglich. :)

Was sich für die berufsbegleitenden extrem verbessert hat: Die Studientage sind nun SA + SO einmal monatlich (und nicht mehr wie früher FR+SA)
Das dürfte einen großen Pluspunkt für diejenigen geben die berufstätig sind, insbesondere, wenn eine weite Anreise nötig wäre, weil dann selbst der Donnerstag schon viel Anreisezeit beanspruchte. Das ist nun viel besser.

Ich mache mal ein kurzes Resumee aus meiner Zeit dort:

  • Ich habe eine tolle familiäre Gemeinschaft erlebt, bei der generationenübergreifend das Akkordeon im Mittelpunkt war.

  • Ich habe bei erstklassigen Lehrern praxisnah die Akkordeonmusik aus ganz interner Sicht erleben und erlernen dürfen. Dabei lernte ich sowohl wesentliche Spieltechniken als auch den adäquaten Einsatz des Akkordeons in verschiedenen Kontexten.

  • Ich habe sowohl mein Gehör als auch meine theoretischen Kenntnisse über Tonsatz, Harmonielehre und Rhythmik schulen dürfen und dies sofrt praktisch auf das Akkordeon umgesetzt.

  • Ich habe sehr interessante und für mich wertvolle Einblicke in die Psychologie, Didaktik und Pädagogik des Akkordeonsspiels erfahren.

  • Ich habe viel über Improvisation gelernt.

  • Ich habe gelernt, nach Gehör zu arrangieren und zu komponieren und dabei Grundsätze der Instrumentieren innerhalb aber auch außerhalb des Akkordeons angewendet. Dabei wurde auch intensiv die Bedienung entsprechender Software geschult.

  • Ich konnte meine musikalische Ausrichtung völlig frei wählen und habe gleichzeitig eine Fülle von Stilen und Musikrichtung kennen und mögen gelernt, die mir bis dato nicht oder kaum bekannt waren.

  • Ich habe einen geschichtlichen Überblick über die (europäische) Musik erhalten und mich entsprechend für einige Themen besonders eingesetzt in Form von Referaten, die sogar Spaß machten.

  • Ich habe die Welt der Akustik kennengelernt und damit die Entstehung von Klängen und deren Wahrnehmung erfahren.

  • ich habe den Aufbau des Akkordeons und anderen Instrumenten kennen gelernt.

  • Ich habe die Grundsätze der Orchesterleitung gelernt, was sowohl das Dirigieren als auch die Stimmbesetzung betrifft.

  • Ich habe gelernt, wie man sich auf ein Vorspiel vorbereitet, wie man professionell klingt und welche Übetechniken zu welchem Zweck hilfreich sind.

  • Ich habe grundständigen Gesangsunterricht bei einer sehr eloquenten Lehrerin und die dazugehörigen Atemtechniken gelernt, die im Übrigen auch außerhalb der Musik sehr praktisch sind.

  • In der elementaren Musikpädagogik habe ich gelernt, wie Musik und Kunst zusammenhängen und dadurch meinen eigenen musikalischen Horizont und meine Kreativität erheblich erweitert.

  • Ich habe auch noch viel mehr dort erlebt und gelernt , tolle Konzerte, tolle Gespräche und tolle neue Freunde gefunden.

Also, falls wer mit dem Gedanken spielt, sich das doch mal anzusehen: Es sind Hospitationen möglich und auch wieder Gasthörer willkommen.

Bei Fragen stelle ich mich als Ansprechpartner zur Verfügung.

Ansosten: einfach Homepage suchen und eine Mail absenden und einfach fragen.

Grüßle :)
 
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Update:

Aufgrund des immensen Widerstands aus der internationalen Akkordeonszene hat die Stadt Trossingen nun nachgegeben. Das war bisher nicht ganz abschließend geklärt.

Das Kons kann wieder neue Studenten aufnehmen und startet das nächste Schuljahr mit 16 Neuanmeldungen.

Strike! :)
 
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